Situation und Leben im Protektorat Böhmen und Mähren

Der zerstörerische Krieg von Hitler und seinen Schergen gegen Europa

Moderator: Barbarossa

Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15516
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

dieter hat geschrieben:...
das waren alles sicherlich unrealistische Pläne, wie auch die Hauptstadt Germania, auch sollten nach einem Endsieg alle dunkelhaarigen Deutschen sterilisiert werden, so dass die Deutschen in einer Generation nur noch blond gewesen wären. Aktion Lebensborn.:wink: :mrgreen: Alles unrealistische und fantastische Pläne. Selbst Hitler, Goebbels und Himmler waren nicht blond. Das sind für mich Pläne von Verrückten. Hier geht es aber darum, was tatsächlich auch passiert ist.
Du kannst dich darauf verlassen, dass die Nazis diese Pläne auch umgesetzt hätten, wenn sie den Krieg gewonnen hätten - auch bezüglich der Tschechen.
Ihrem Plan, das Judentum in Europa auszurotten, kamen sie bereits ziemlich nahe.
Und nein, sie waren nicht verrückt - fanatisch, ja. Überzeugungstäter eben.
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Lia

Lebensborn gab es. Meine Mutter hätten sie gern gehabt. Die entzog sich dem aber durch Heirat.
Eintrag im Familienbuch:
Mutter: Dem germanischen Erscheinungsbild vollständig entsprechend.
Vater: Rassisches Erscheinungsbild unklar.
Du kannst dich darauf verlassen, dass die Nazis diese Pläne auch umgesetzt hätten, wenn sie den Krieg gewonnen hätten - auch bezüglich der Tschechen.
Sie hätten nach bestimmten phänotypischen Merkmalen selektiert, die angeblich bestimmten Rassen zuzuordnen sind.
Die Typisierung findet sich z.B. in Schulbüchern jener Zeit.
__
Allein schon damit zu leben, als Untermensch gesehen und behandelt zu werden, seine Rechte entzogen zu bekommen, allgemein entwürdigt zu sein und ich Angst zu leben, ist schon genug des Übels.
Abgesehen von anderen, sehr konkreten Bedrohungen.
Mal abgesehen von den tschechischen Juden, die nach Theresienstadt deportiert wurden- und von dort z.T. weiter in die Vernichtungslager. Theresienstadt war auch nicht das Paradies, sondern ein Tor zur Hölle.
Abgesehen von den politischen Häftlingen tschechischer Nation. Ne, alles nicht so schlimm, war ja nicht das Warschauer Ghetto oder Auschwitz, oder wie soll man verstehen, dass es einer unterdrückten Bevölkerung vergleichsweise gut ging?
Red Scorpion hat geschrieben:Aber: Seid's sicher, dass das in D, wo man wesentlich mehr auf dem Kerbholz hat, immer gelungen ist?

Da würd' ich auf die Titelstory des dieswöchigen Spiegel verweisen ....
Da bin ich mir mehr als sicher, ohne den Spiegel schon gelesen zu haben, dass wesentlich mehr verhindert als gefördert wurde- oder Ignorieren der intensiv braunen Verganenheit geduldet wurde. Da brauche ich mich nur im eigenen Bundesland stellvertretend für Republik mal umzusehen.
Nochmal: Der detaillierten historischen Analyse, warum es so geschah wie es geschah, nutzt der erhobene Zeigefinger und die Relativierung nicht. Beiden Seiten nicht, wobei es schon erschreckend ist, wie das Leid und die Angst der Bevölkerung in den besetzten Staaten, hier Tschechien, von einigen zur eigenen Entschuldigung heruntergespielt wird.
Benutzeravatar
Marek1964
Mitglied
Beiträge: 1474
Registriert: 30.11.2013, 12:53

dieter hat geschrieben: Lieber Marek,
da Heydrich ja ein Nazi war, wird er schon etwas auf dem Kerpbolz gehabt haben. Mit Heydrich haben die Tschechen den Mann getötet, der eine Zusammenarbeit wenn auch aus rein egoistischen Gründen bewerkstellen wollte. :wink:
Also Dieter, dieser Satz ist wieder sowas von daneben. Zusammenarbeit. Klingt ja wie Lina Heydrich. Kannst Du nicht anfangen Deine Worte angemessen auswählen? Zusammenarbeit ist partnerschaftlich. Hier ging es darum, den tschechischen Wirtschaftsraum auszubeuten - für den Vernichtungs- und Versklavungskrieg. Wer allerdings gut arbeiten soll, muss "zu fressen" kriegen. So Heydrich wörtlich. Dass nenne ich Haltung von Arbeits- oder Schlachttieren. Nicht Zusammenarbeit. So wars auch gedacht.

Wie schon gesagt, Heydrich hatte den klaren Plan, Arbeiter und Landwirte gut zu stellen, denn diese waren für die Kriegserfolg wichtig. Umgekehrt war vor allem die ehemaligen Eliten die Zielgruppe, die es zu unterdrücken galt, ebenso Angehörige derjenigen, die nach England geflohen waren. Seine Politik wird von deutschen Historikern als "Zuckerbrot und Peitsche" genannt, was eine Verniedlichung ist. Richtig wäre Kraftnahrung und Erschiessungskommando/ Folterkeller.

Den Entscheid, das Attentat durchzuführen, fällte Beneš zusammen mit Moravec unter dem Eindruck, dass die Briten den Tschechen Vorhaltungen machten, es würde zu wenig Widerstand geleistet. Ja, die Briten hatten eine unselige Rangliste, in der sie die Tschechoslowakei an letzter Stelle hatte der Länder setzten, die Beiträge zum Kampf gegen Nazitum und Faschismus leisteten.

Diese Rangliste war insofern ungerecht, als dass sie unvergleichbares verglich. Wie soll ein besetztes Land, dass weder über weite Wälder (wie Polen, Weissrussland, Ukraine) oder Gebirge und Fjorde (Jugoslawien, Griechenland, Norwegen), dazu noch weit von allen Versorgungslinien (sowohl von Grossbritannien als auch von der Sowjetunion, keine Seeanbindung), und mit einem hohen Durchdringungsgrad von Besatzung, ihren Organen wie von vielen Deutschen Einwohnern, die gerne auch als Spitzel und Denunzianten wirkten, ohne Zugang zu Waffen Widerstand leisten? Unfair auch deshalb, da die tschechische Bevölkerung im Herbst 1938 sehr wohl bereit gewesen wäre, in den Krieg zu ziehen, aber damals dies von allem an britischer Politik scheiterte. An der Luftschlacht um England stellten die tschechischen Piloten gemessen an der Grösse ihrer Nation das grösste Kontingent ausserhalb des Commonwelaths dar. Nun war aber Ende 1941 und im Protektorat herrschte Ruhe, die Alliierten waren sowohl in Afrika als auch vor Moskau unter Druck - die erste Wende des Krieges vor Moskau und in der Cyreneika stand erst bevor.

Wahr ist, dass vor Heydrichs Antritt in Prag im Herbst 1941 es recht viele Sabotageakte gab, die Produktivität unbefriedigend. Die gingen tatsächlich unter dem Eindruck von Heydrichs repressiven wie korrumpierenden Massnahmen zurück währenddem die Produktivität stieg.

Beneš und František Moravec sahen sich unter Zugzwang und wählten das Attentat auf Heydrich als Massnahme, die jemanden treffen sollte, der viele hervorragende tschechische Persönlichkeiten hat ermorden lassen (was ja jeweils auch stolz auf Plakaten verkündet wurde) und darüberhinaus eine bedeutende Figur der Naziherrschaft in ganz Europa war - sein arisches Äusseres war dazu sicher auch noch zuträglich, dass die Tat Symbolcharakter bekommen sollte. Auch sollte es ein Signal zum Aufflammen des Widerstands sein.

Es wurden in Grossbritannien ledige Männer der tschechoslowakischen Exilarmee ausgebildet. Sie wurden beauftragt, das Attentat durchzuführen, was aber sehr schwer war - die Männer der Operation waren weitgehend auf sich gestellt, ausgestattet mit ein paar Kontaktadressen sowie Waffen wurden sie mit Fallschirmen abgesetzt. Die Mission gestaltete sich im besetzten Land äusserst schwierig. Gerne weist das Sudetenpack darauf hin, dass das Attentat aus England vorbereitet wurde - um so den Wert des Widerstands im Inland herabzusetzen. Dabei übersehen sie, dass diese Leute auf ein Netz von Untersützern zurückgreifen konnte (und musste), das zwar immer wieder durch die Gestapo dezimiert worden ist, aber immer wieder sich auch erholen konnte.

Einige Monate nach Absetzung der Männer gelang das Attentat, mit einigem Glück, die Maschinenpistole des einen versagte, aber die Handgranate des anderen riss ein Loch in das Auto, die Verletzungen von Heydrich erwiesen sich ein paar Tage später als tödlich. Heydrich selbst sorgte mit seiner Überheblichkeit dafür, dass das Attentat ein Erfolg wurde: Er fuhr im offenen Wagen und ohne Begleitschutz (Hitler wies in der Folge an, dass alle hochgestellten Persönlichkeiten des NS Staates mit Begleitschutz fahren sollten) - "seine Tschechen" würden doch nichts wagen.

Die Suche nach den Attentätern war zunächst erfolglos, obwohl den Nazis klar war, woher der Angriff kam. Der Ausnahmezustand wurde verhängt, es wurde angeordnet, wer die Attentäter irgendwie begünstigt hatte, sei es auch nur durch ein verbales Billigen, sollte nun erschossen werden mitsamt seiner Familie - zum ersten Mal tauchte diese fürchterliche Formel auf, die ebenfalls publik gemacht wurde. Doch zunächst half es nichts.

So wurde das Dorf Lidice mit all seinen Männnern erschossen und dem Erdboden gleich gemacht. Dies wurde verkündet um so die abschreckende Wirkung zu erzielen, hatte aber auch zur Folge, dass es international bekannt wurde und eine grosse Welle der Solidarität bewegte. Die schon angesprochene "Rangliste" der Länder gegen Nazi und Faschismus wurde nun plötzlich von der Tschechoslowakei angeführt.

Die mit der Untersuchung beauftragten SS Generäle um Kurt Daluege und dem Sudetendeutschen Karl Herrmann Frank tappten aber im Dunkeln. So wurde von Hitler angewiesen, zehntausend Prager Tschechen zu erschiessen, falls die Attentäter nicht gefasst würden.

Gleichzeitig wurde eine Belohnung von 10 Mio Kronen (500 000 RM) ausgesetzt für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen sollte. Es wurden viele Tschechen erschossen, aber von den Attentätern fehlte immer noch jede Spur. Schliesslich verlor einer der früher abgesetzten "Paraschutisten" wie man ihnen auch heute noch sagt, die Nerven und meldete sich bei der Gestapo. Die Attentäter wurde in der Krypta einer Kirche gestellt, konnten sich aber lange verteidigen, töteten einige SS Männer. Schliesslich wurde die Kripta geflutet, die letzten Patronen hatten diese Männer für sich aufgespart.

Später wurden noch eine weitere Helfer aufgespürt, nicht alle hielten sich an die Anweisung, sich vor der Verhaftung zu vergiften und unter Folter konnte die Gestapo weitere Widerstandskämpfer fassen.

Für Beneš und František Moravec war die Aktion ein Erfolg, das Ansehen der Exiliregierung stieg. In der Folge widerrief die Britische Regierung das Münchner Abkommen - für Beneš ein wichtiger Etappenerfolg.

Für den heimischen Widerstand bedeutete das Heydrich Attentat einen Aderlass. Der Terror schlug zu, traf vielfach auch unbeiteiligte, aber das war nicht so wichtig.

Schliesslich wurde nach einer Kundgebung, an der 200 000 Prager dem Reich "die Treue schworen", das Standrecht wieder augehoben. In gewisser Weise wurde so vielen das Rückgrat gebrochen - der Hass war dafür umso grösser und explodierte im Mai 1945. Bis dahin lief aber die Produktion so weit so gut.
Benutzeravatar
Marek1964
Mitglied
Beiträge: 1474
Registriert: 30.11.2013, 12:53

Wieder jede Menge sudetendeutscher Phrasen, Floskeln und Halbwahrheiten, Vorurteilen oder Erfindungen.

Eigentlich off-topic, aber so einen Schman kann ich nicht stehen lassen.
dieter hat geschrieben:Das Tschechen in ihrer Geschichte auch keine Kinder von Traurigkeit waren, beweisen die Hussitenkrieg, der Prager Fenstersturz, der den 30jährigen Krieg auslöste,
350-700 Jahre alte Kisten. Aber ein Hinweis auf die Philosophie des Sudetenpacks: Worüber in tschechischer Geschichte gelästert werden kann, soll gelästert werden - selbst zum Preis vor Verdrehungen. Die hussitischen Kriege löste die Katholische Kirche aus. Jan Hus wurde entgegen freiem Geleit verbrannt, Sigmund war dafür verantwortlich und deshalb aus dem Fenster geworfen. Gut so. Der dreissig Jährige Krieg hatte zur Folge, dass es keinen tschechischen Adel mehr gab - für immer. Da waren wir dann schon 300 Jahre Kinder von Traurigkeit.
dieter hat geschrieben:Einsetzen des Militärs 1918 gegen die Abstimmungen der Sudetendeutschen für Deutschland oder Österreich.
Die Gebiete brauchte der tschechoslowakische Staat - und wurden ja auch von Tschechen bewohnt, wenn auch minderheitlich. Wer einen Krieg anfängt und verliert darf sich nicht beschweren. Selbstbestimmungsrecht galt zu Recht erst für die bis dahin unterdrückten Völker und erst in zweiter Linie für die kriegstreibenden. Schon Recht so. [/quote]
dieter hat geschrieben:Auch wollten Tscheche Politiker schon 1919 die Vertreibung der Sudetendeutschen.
Sudetistischer Mythos. Was aber ohnehin wirklich zählt sind die Fakten: Vertrieben wurde erst 1938 jemand: nämlich Tschechen aus dem Grenzgebiet von Böhmen und Mähren.
dieter hat geschrieben:Die Vertreibung 1946 und die Ermordung von 30.000 - 220.000 Sudetendeutschen.
Die deutsch-tschechische Historikerkommission von 1997 rief ausdrücklich dazu auf, die Zahl von 220 000 Opfern der Umsiedlung/Vertreibung nicht mehr zu nennen. Die seriösen Schätzungen gehen von 15 000- 30 000 aus.
dieter hat geschrieben:Ich erwarte, dass die noch lebenden Mörder vor Gericht gestellt werden
Schon erwähnt: Dieses ist seit bald 50 Jahren verjährt - auch Deutschland hatte früher 20 Jahre Verjährung für Mord - erst auf internationalen Druck wurde es erst auf 40 Jahre angehoben und dann auf unverjährbarkeit angehoben.

So oder so - wenn Du schon obige Ausführungen zum Heydrich Attentat liest, siehst Du, woher diese Leute gelernt haben, einfach mal drauf los zu morden! Wir Untermenschen haben halt von Euch Herrenmenschen gelernt, wie man sich als Herrenmensch benimmt.
dieter hat geschrieben:und den Sudetendeutschen und ihren Nachkommen ein Rückkehrrecht eingeräumt wird.
Ist heute alles EU. Seit 10 Jahren, Jeder kann herkommen.
dieter hat geschrieben:Lieber Marek es wird keiner kommen, da die Gebiete wo Sudetendeutsche wohnten heruntergekommen sind und keiner nochmal von vorne anfangen will, :roll: und in Tschechien zur deutschen Grenze hin Damen auf den Strich gehen. :wink: :mrgreen: (Vorsicht, Ironie)
Ja, und die Kunden sind deutsche Sextouristen.
dieter hat geschrieben:Die Tschechen kamen ja auch nicht mit ihren slawischen Brüdern den Slowaken zurecht, deswegen trennte sich die Slowakei von der Tschechischen Republik.
Einmal mehr zeigst Du, wie uninformiert Du bist. Warum legst Du Dich mit jemandem an, der sich in einer Materie einfach besser auskennt als Du?

Die Slowaken stellten 1992 viele Forderungen, auf die Klaus, aber auch die Mehrheit der Tschechen, nicht mehr eingehen wollte. Da sagte man einfach, dann machen wir doch beide unsere eigenen Staaten. Habe ich Dir aber schon einmal erklärt. Heute fragen mich Belgier, wie eine so friedliche Trennung vor sich geht - man habe evtl. sowas auch vor sich. Heute sind die Beziehungen zwischen der ČR und SR so gut wie noch nie.
dieter hat geschrieben:In Eurer Republik soll es eine Ortschaft gegeben haben, wo wegen den Roma eine Mauer mitten auf der Straße errichtet wurde, um sich so von den Roma zu trennen. :wink: :mrgreen:
15 Jahre her. Wie würdest Du es lösen wollen, wenn regelmässig bei Dir eingebrochen wird, Du auf der Strasse belästigst wirst? Ja, die Roma sind zu einem grossen Teil Problem. Die Sozialwohnung wurden dort mittlerweile abgerissen. Gebaut haben die Mauer Eigentümer der Einfamilienhäuser gegenüber.

Aber Abschlussfrage: Macht es Sinn, als Nachkomme der Nation, die zwei Weltkriege ausgelöst hat, die Gaskammern erfunden hat, und zuvor schon eine Menge bewaffnete Konflikte hatte, ob Religionskriege, Erbfolgekriege, Kabinettskriege angezettelt hat, die sich in der Entwicklung der Demokratie bis 1949 nicht gerade hervorgetan hat, einer anderen kleineren Nation, alles mögliche kleinliche vorzuwerfen - Ob Fensterwürfe, Reformatoren, Prostituierte, verzweifelte Massnahmen einzelner Bürger gegen asoziale Gruppen, suboptimale Demokratie zwischen 1918-1938 (wo aber die Minderheitenrechte mehr geachtet wurden als in allen anderen mitteleuropäischen Ländern damals), friedliche Trennung vom ähnlichem aber halt doch nicht gleichem Brudervolk?

Ich denke nein. Zumal es off topic ist. Aber so einen Käse kann ich nicht unkommentiert stehen lassen.
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15516
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Ja, aber nun schlage ich vor, beruhigen sich alle und belassen es dabei.
Einverstanden?
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Benutzeravatar
Marek1964
Mitglied
Beiträge: 1474
Registriert: 30.11.2013, 12:53

Einverstanden. Ruhe ist die erste Bürgerpflicht.

Ich meine, ein seriöses Forum für Geschichte muss sich klar von Statements wie, dass es irgendeinem okkupierten Volk im Zweiten Weltkrieg "gut ging", und das auch nur vergleichsweise, zu distanzieren wissen. Im mindesten Fall muss jemand, der ein solches Statement verfasst, mit rasantem Widerspruch rechnen, vor allem wenn er es wiederholt anwendet, und ohne auf die bereits entgegengebrachten Argumente der Familienmorde, der Zwangsarbeit und der Hinrichtungen nationaler Eliten einzugehen. Dieser Thread hatte gerade das Ziel, auf die Zustände im Protektorat hinzuweisen, in der Hoffnung, dass jemand, der Werte der Familie hochhält, erschreckt sein muss vor der Formulierung "wird erschossen mitsamt seiner Familie", sodass eine These, "denen ging es ja vergleichsweise gut" eigentlich sofort zurückgenommen gehört, genauso wie es unerhört ist, dass ein Kriegs- und Menschlichkeitsverbrecher erster Ordnung wie Heydrich nicht als Förderer einer "Zusammenarbeit" zwischen Völkern dargestellt wird, und das auch nur andeutungsweise.

Es sind dies problematische Aussagen, die auch meist ebenso problematisch gemeint sind. Wie es Lia formuliert hat - als Entschuldigung für die eigene Verstrickung in den Naziterror und die Begründung von Entschädigungsforderungen, welcher Art auch immer. Das dann aber auch noch die Geschichte einer Nation insgesamt ins Lächerliche gezogen wird, vom Mittelalter bis zur Gegenwart, ist Stammtischniveau, dass eigentlich auch nicht toleriert werden sollte.

Die über nun schon drei Generationen dauernde Verbreitung vieler diese Mythen der Sudetendeutschen Landsmannschaften und ihr nahestehender Kreise hat dazu geführt, dass diese Meinungen weit verbreitet sind und als Fakten behandelt werden.

Ein seriöser Geschichtsportal sollte dem aber nicht gleichgültig entgegenstehen. Wir haben eine Verpflichtung unkundigen Lesern wie uns selbst gegenüber, hier grösste Sorgfalt walten zu lassen, die aber bisweilen auch Härte gegenüber populistischen Ansichten zumindest zulassen muss.

Diese Sorgfalt kann eigentlich der Deutschen Öffentlichkeit in den meisten Fällen zugebilligt werden. Immer wieder fällt es mir seit Jahr und Tag aber auf, dass gerade tschechische Geschichte hier mit einer gewissen Überheblichkeit gesehen wird. So schreibt Wolf Oschlies auf dem eigentlich angesehenen Portal shoa.de zum Heydrich Attentat:

Über dieses sind ungezählte Bücher und Artikel geschrieben, Filme gedreht worden etc., ohne das der Eindruck zu beseitigen war, daß es sich um ein bemerkens­wert schlecht geplantes und vorbereitetes Unternehmen gehandelt hat, das dennoch ein Erfolg wurde: Die Attentäter landeten am falschen Platz, hatten keine Kontaktadressen, sollten sich von heimischen Widerständlern fernhalten etc., und so dauerte es fünf Monate, bis wenigstens zwei Attentäter, Jan Kubis (1913-1942, Bild links) und Jozef Gabčík (1912-1942, Bild rechts), auch nur in die Nähe von Heydrich gelangten.

Herr Oschlies, wissen Sie, was es hiess, 1941, über den Kontinent klandestin bei Nacht zu navigieren? Es gab damals keine Towers und Fluglotsen, ausserdem herrschte Verdunkelung. Ihnen bekannt? Die Attentäter landeten 100 km weit entfernt von ihrem Bestimmungsort. Solche Fehler konnten vorkommen und waren nicht wegplanbar. Hatten keine Kontaktadressen? Hatten sie doch und sie erreichten nach einiger Zeit ihren Bestimmungsort. Ejpowitz bei Pilsen.

Aha, und fünf Monate lange, dauerte es, bis sie in Heydrichs Nähe gelangten. Naja, wirklich faule Säcke, so lange zu warten. Waren bestimmt zwischendruch auf Mallorca Urlaub machen statt gleich an die Prager Burg zu gehen, dort zu läuten und zu fragen: Ist Onkel Reinhard zu sprechen? Wir wollen nicht lange stören, aber wir kommen von Onkel Edvard aus London und wollen ihn nur mal kurz abknallen, dann gehn wir wieder.

In einem totalitär besetzten Land, wo Furcht herrscht, wo viele Kontakte abgerissen waren, musste man äusserst vorsichtig vorgehen, auch wegen Doppelagenten. Deshalb das Minimum an Kontakte. Jeder falsche Schritt konnte den Verdacht der Gestapo und ihres Denunziantennetzes erwecken. Dass man so nah an Heydrich kam, um ihm die gerechte Strafe zuteil werden zu lassen, ist an sich Erfolg genug. Die Sten gun von Gabčík, ja eine unzuverlässige Waffe, hatte in der Tat Ladehemmung, aber die Granate von Kubiš führte zum Ziel. wenn auch mit Glück.

Bemerkenswert wie gesagt die Wertung dieses Atttentats, der gleiche Autor bezeichnete, wenn mich nicht alles täuscht, dieses Attentat als ein "stümperhaft" durchgeführtes. Offenbar wurde dieser Text unterdessen abgeschwächt.

Ich habe noch nie gehört, dass Stauffenbergs Attentat wie auch die der anderen als stümperhaft bezeichnet worden wären. Dabei war Stauffenbergs Attentat von der Planung im Vergleich zum Attentat an Heydrich wirklich ein "Läuten bei Onkel Adolf" - allein, er kriegte die zweite Sprengladung nicht scharf - und wurde sich nicht bewusst, dass das gar nicht nötig gewesen wäre, sondern es gereicht hätte, sie einfach beizulegen. Ein Stümper? Nein, trotzdem ein Held.

Ich sage das nur, um darzulegen, dass mir immer wieder vorkommt, dass tschechische Geschichte ungerecht bewertet wird, auch bei gebildeten Leuten. Das Attentat an Heydrich ist zumindest aus militärischer und geheimdienstlicher Sicht eine Meisterleistung von einigen "very few" um in Churchills Worten zu bleiben.
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15516
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Ja, ich denke, du hast recht Marek. Auch mit der Bedrohung von Famlienangehörigen. Ich könnte mir allerdings vorstellen, was Dieter meinte - nämlich, dass noch weiter östlich erst gar nicht gedroht wurde, sondern gleich erschossen. Dennoch klingen solche Äußerungen natürlich zynisch.

[ Post made via Android ] Bild
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Benutzeravatar
Marek1964
Mitglied
Beiträge: 1474
Registriert: 30.11.2013, 12:53

Barbarossa hat geschrieben:Ja, ich denke, du hast recht Marek. Auch mit der Bedrohung von Famlienangehörigen. Ich könnte mir allerdings vorstellen, was Dieter meinte - nämlich, dass noch weiter östlich erst gar nicht gedroht wurde, sondern gleich erschossen. Dennoch klingen solche Äußerungen natürlich zynisch.

[ Post made via Android ] Bild
Ja, weiter östlich wurde gleich gemordet, denn dort dachten die Nazis nicht an "Zusammenarbeit", sondern, wie es Hitler gemeint hatte, an schon mal eingeleitete Schritte zur Dezimierung des Slawentums. Dabei war auch das sehr dumm, denn viele von diesen Menschen hätten sich liebend gern gegen den Bolschewismus gewandt.

Aber eben, der Ostfeldzug war nicht in erster Linie ein Kampf gegen den Bolschewismus oder Stalinismus, sondern ein Vernichtungskampf gegen das Slawentum. Was letztlich vielleicht der entscheidende Faktor für das verlieren des Krieges bedeutete.

Auch wahr, die Massaker in der Sowjetunion blieben unter dem Deckel, und ich habe so das Gefühl, dass selbst die sowjetische Geschichtsschreibung da nicht interessiert war, dieses Thema allzu sehr zu vertiefen. Aber das wäre für einen neuen Thread.
RedScorpion

Um mal beim gar nicht so schlechten Vergleich mit Stauffenberg zu bleiben: Ja, ich finde schon, dass er auch - abgesehen vom Helden - auch Stümper ist, sogar ein grosser. Und der Kappes mit der kaputten Hand ausgesuchter Schmu.

Was aber beim Attentat auf Heydrich doch erstaunt, und das meint man vllt manchmal, ist imho, dass das gesamte Empire, an welchem sich der NS die Zähne ausbiss, nicht in der Lage war, bessere Waffen zu liefern. Find' ich jetzt nicht so arrogant, das festzustellen, auch wenn es noch 'was anderes ist, das Material dann auch in besetzte Gebiete hereinzubekommen.

Was Dieter vllt meinte, war, dass in der NS-Ideologie und Zielsetzung das Schicksal Böhmens/Tschechiens nicht an den Vernichtungskrieg im Osten herankam, und das auch durchaus in der Propaganda so herauskam. Das suggerierte einem Tschechen möglicherweise auch zu Beginn, dass es vllt dann doch nicht so schlimm kommen könnte (auch in der Ukraine, wo man die Deutschen ja noch von Brest-Litovsk kannte, und wo danach Bürgerkrieg und Holodomor gewütet hatten, hoffte man auf Besserung, nach den Erfahrungen mit Stalin). Was dies einem jedoch dann nützte, wenn dann das Regime doch direkt oder indirekt zuschlug (direkt durch Verfolgung, indirekt durch Abwesenheit des Rechts, Zwangsrekrutierung, alliierte Bombenangriffe usw. und sofort), wüsste ich allerdings auch nicht. Denn der Vergleich konnte ja schlecht sein mit dem Vernichtungskrieg in der Sowjetunion (wobei allerdings auch bei viel zu vielen tschechischen Bürgern Auschwitz als Endstation stand), sondern mit der Vorkriegs- bzw. -annexionssituation 1938, und da war die Tschechoslowakei halt einer der wenigen noch funxender Staaten, allemal funktionierender als ausgerechnet Deutschland.


LG
Benutzeravatar
Titus Feuerfuchs
Mitglied
Beiträge: 1632
Registriert: 07.05.2012, 21:42

Marek1964 hat geschrieben:350-700 Jahre alte Kisten. Aber ein Hinweis auf die Philosophie des Sudetenpacks [...]
Na bitte, endlich liegen deine Karten auf dem Tisch; deine Diktion sagt alles. Hättest gleich damit 'rausrücken können, statt herumzudrucksen und z.T. mit an den Haaren herbeigezogenen Argumenten die ethnischen Säuberungen im Sudetenland 1945 ff zu legitimieren.
Kann nur hoffen, dass deine Denkweise nicht auf die Tschechen in toto extrapoliert werden kann


PS: Was wurde eigentlich passieren, wenn man hier von "Zigeunerpack" oder "Judenpack" schreiben würde? "Sudetenpack" regt hier aber keinen auf, irgendwie symptomatisch für den öffentlichen Diskurs, leider.
Zuletzt geändert von Titus Feuerfuchs am 27.08.2014, 05:33, insgesamt 1-mal geändert.
MfG,
Titus Feuerfuchs
Benutzeravatar
Titus Feuerfuchs
Mitglied
Beiträge: 1632
Registriert: 07.05.2012, 21:42

Marek1964 hat geschrieben:[...]
Aber Abschlussfrage: Macht es Sinn, als Nachkomme der Nation, die zwei Weltkriege ausgelöst hat, die Gaskammern erfunden hat, und zuvor schon eine Menge bewaffnete Konflikte hatte, ob Religionskriege, Erbfolgekriege, Kabinettskriege angezettelt hat, die sich in der Entwicklung der Demokratie bis 1949 nicht gerade hervorgetan hat, einer anderen kleineren Nation, alles mögliche kleinliche vorzuwerfen - Ob Fensterwürfe, Reformatoren, Prostituierte, verzweifelte Massnahmen einzelner Bürger gegen asoziale Gruppen, suboptimale Demokratie zwischen 1918-1938 (wo aber die Minderheitenrechte mehr geachtet wurden als in allen anderen mitteleuropäischen Ländern damals), friedliche Trennung vom ähnlichem aber halt doch nicht gleichem Brudervolk?
[...]
Bzgl. Minderheitenrechte war Tschechien im Europa der Zwischenkriegszeit lediglich ein Einäugiger unter Blinden, es besteht also nicht der geringste Grund, sich deshalb selbstgerecht auf die Schulter zu klopfen, zumal die Minderheitenrechte überhaupt nur deshalb Thema waren, weil sich die Tschechoslowakei 1919 in Paris massenweise Gebiete unter den Nagel riss (z.T. mit Gewalt die auch einige Tote verursachte), in denen so gut wie keine Tschechen lebten. Dazu kam, dass sie die Minderheitenrechte nicht in dem Maß umsetzte, wie es Benes zuvor bei den Friedensverhandlungen versprochen hatte.
MfG,
Titus Feuerfuchs
Benutzeravatar
Titus Feuerfuchs
Mitglied
Beiträge: 1632
Registriert: 07.05.2012, 21:42

Marek1964 hat geschrieben:Wieder jede Menge sudetendeutscher Phrasen, Floskeln und Halbwahrheiten, Vorurteilen oder Erfindungen.

Eigentlich off-topic, aber so einen Schman kann ich nicht stehen lassen.
Ich auch nicht.


Marek1964 hat geschrieben: Die Gebiete brauchte der tschechoslowakische Staat - und wurden ja auch von Tschechen bewohnt, wenn auch minderheitlich.
Mit demselben verqueren Argument kann man Hitlers Feldzüge rechtfertigen.

Österreich hätte z.B. Triest wegen seines Seezuganges auch "gebraucht", und hat es zu Recht nicht bekommen - eben weil dort kaum Deutsch-Österreicher lebten.




Marek1964 hat geschrieben: Wer einen Krieg anfängt und verliert darf sich nicht beschweren.
Selbst wenn man diesem Argument folgt und der Meinung ist, ein Kriegsgewinner habe gegenüber dem Kriegsverlierer a priori Narrenfreiheit und könne das Völkerrecht mit Füßen treten, ist es in dem Fall besonders daneben, denn auf welcher Seite hatten denn die Tschechen im WW1 die längste Zeit gekämpft? :roll:

Die Tschechen waren in Wahrheit Kriegsverlierer, so wie die gesamte Monarchie, deren Teil sie gewesen waren. Sie nur profitierten davon, dass die Entente Masaryks Exilregierung anerkannte, die wenige Wochen vor Kriegsende dafür sorgte, dass die zukünftige Tschechoslowakei die Seiten wechselte und damit auf der Seite der Entente stand. Das passierte vor allem deshalb, weil das in die französische Politkräson passte, da Frankreich für seine angestrebte militärische Hgemonie möglichst starke Verbündete brauchte, was den tschechischen Nationalisten natürlich zu pass kam. Es folgte die Gründung der sog. "Kleinen Entente" (Tschechoslowakei, SHS, Rumänien).
Tschechoslowakische Stärke bedeutete deutsche Schwäche und genau das war es, was Clemenceau und Co wollten.




Marek1964 hat geschrieben: Selbstbestimmungsrecht galt zu Recht erst für die bis dahin unterdrückten Völker und erst in zweiter Linie für die kriegstreibenden. Schon Recht so.
Quelle?
Das entsprach vielleicht der Macht des Faktischen, nicht jedoch dem Ansinnen Wilsons auf dessen Basis die Kapitulation der Mittelmächte erfolgt war. Die USA waren dementsprechend auch dagegen, dass das Sudetenland -und n.b. weitere Gebiete- als ganzes der Tschechoslowakei zufiel, konnte sich aber gegen Frankreich nicht durchsetzen.

Weiters stelle ich in Abrede, das alle Völker, die das Sebstbetimmungsrecht (miss-) brauchten, auch tatsächlich immer unterdrückt waren.




Marek1964 hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Auch wollten Tscheche Politiker schon 1919 die Vertreibung der Sudetendeutschen.
Sudetistischer Mythos. Was aber ohnehin wirklich zählt sind die Fakten: Vertrieben wurde erst 1938 jemand: nämlich Tschechen aus dem Grenzgebiet von Böhmen und Mähren.
Die Tschechisierung des Sudetenlandes setzte jedoch sehr wohl bereits unmittelbar nach dem WW1 ein, auch wenn diese natürlichnoch nicht mit ethnischen Säuberungen einherging.



Marek1964 hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Die Vertreibung 1946 und die Ermordung von 30.000 - 220.000 Sudetendeutschen.
Die deutsch-tschechische Historikerkommission von 1997 rief ausdrücklich dazu auf, die Zahl von 220 000 Opfern der Umsiedlung/Vertreibung nicht mehr zu nennen. Die seriösen Schätzungen gehen von 15 000- 30 000 aus.
Und die restlichen rund 250 000 vermissten Sudetendeutsche, deren Verbleib ungeklärt ist, haben sich wohl in Luft aufgelöst, was? :crazy:

[...]Die in deutschen statistischen Erhebungen angegebenen Werte streuen zwischen 220.000 und 270.000 ungeklärten Fällen, die vielfach als Todesfälle interpretiert werden, die in bisher vorliegenden Detailuntersuchungen genannte Größe liegt zwischen 15.000 und – maximal – 30.000 Todesfällen.

Die Differenz ist das Ergebnis unterschiedlicher Auffassungen über den Begriff der Vertreibungsopfer. Die Detailforschung neigt dazu, nur die Opfer von direkter Gewaltanwendung und abnormen Bedingungen zu berücksichtigen; dagegen zählt man in Statistiken vielfach alle ungeklärten Fälle zu den Vertreibungsopfern hinzu.[...]

http://de.wikipedia.org/wiki/Vertreibun ... pferzahlen
Dass die deutsch Politik in der Regel nicht die eigene Leute vertritt, sondern dabei hilft, Verbrechen an Deutschen zu marginalisieren, ist ja leider sattsam bekannt.



Marek1964 hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Ich erwarte, dass die noch lebenden Mörder vor Gericht gestellt werden

Schon erwähnt: Dieses ist seit bald 50 Jahren verjährt - auch Deutschland hatte früher 20 Jahre Verjährung für Mord - erst auf internationalen Druck wurde es erst auf 40 Jahre angehoben und dann auf unverjährbarkeit angehoben.
Imho müsste da das internationale Völkerrecht, das bei ethnischen Säuberungen bzw. Genoziden sehr eindeutig ist, stärker sein als nationales Recht.

Aber wenn man nichtsdestotrotz deiner Argumentation folgt, spricht ja nichts dagegen, zumindest diesen Paragraphen, der Benes-Dekrete zu streichen.
MfG,
Titus Feuerfuchs
Benutzeravatar
Marek1964
Mitglied
Beiträge: 1474
Registriert: 30.11.2013, 12:53

RedScorpion hat geschrieben:
Was aber beim Attentat auf Heydrich doch erstaunt, und das meint man vllt manchmal, ist imho, dass das gesamte Empire, an welchem sich der NS die Zähne ausbiss, nicht in der Lage war, bessere Waffen zu liefern. Find' ich jetzt nicht so arrogant, das festzustellen, auch wenn es noch 'was anderes ist, das Material dann auch in besetzte Gebiete hereinzubekommen.
Wolf Oschlies hat ja nicht so sehr die Waffen kritisiert, wie die gesamte Organisation. Und das wird schlicht und ergreifend der unerhörten Schwierigkeit der Aufgabe nicht gerecht - und auch dem, dass es letztlich geklappt hat. Eigentlich sonst ein guter Autor, verstehe nicht, wie man zu so einem Urteil kommen kann.

Zum anderen Punkt sprichst Du was richtiges an: Die Waffen mussten nicht nur in dieses 1000 km über feindlichem Gebiet entfernte besetzte Gebiet, gebracht werden, sondern dort auch unauffälig transportiert werden - die Sten gun war gut versteckbar unter dem Mantel. Aber in der Tat, Maschinenpistolen waren nicht die Stärke britischer Rüstungsindustrie.

Kann aber Triton, unser Waffenexperte, sicher mehr dazu sagen. Am besten hier: http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 278#p41278
Benutzeravatar
Marek1964
Mitglied
Beiträge: 1474
Registriert: 30.11.2013, 12:53

Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
Na bitte, endlich liegen deine Karten auf dem Tisch; deine Diktion sagt alles. Hättest gleich damit 'rausrücken können, statt herumzudrucksen und z.T. mit an den Haaren herbeigezogenen Argumenten die ethnischen Säuberungen im Sudetenland 1945 ff zu legitimieren.
Aha. Differenziert sich ausdrücken ist herumdrucksen, und wenn man dann mal - nach "erbärmlichen" Vergleichen (Lia) - deutlich wird - sind die "Karten auf dem Tisch: Der ethnische Säuberer".

SIcher gibt es geeignetere Ausdrücuke als "Sudetenpack" - aber für solche Leute, für solche ewiggestrige, einseitige, die heute auch keine konstruktive Funktion mehr haben (ausser vielleicht Folklore), nur die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Tschechien belasten - habe ich gar nichts übrig.

Als Václav Havel, ein grossartiger Mann, der in seinem Leben mehr Mut bewiesen hat als all diese Ewiggestrigen zusammen, hat 1989 eine grosse Geste gemacht - was war die Antwort? Forderungen. In der Höhe von Milliarden von DM. Keine Gegengeste. Das sagt eigentlich schon alles über diese Leute.

Aber man sieht in vielen deutschen Medien und erst recht in Foren deren verbreitete Meinungen kursieren - wie auch die massiv übertriebenen Opferzahlen, die undifferenzierte Verunglimpfung tschechischer Geschichte, von den Hussiten bis zur friedlichen Trennung von den Slowaken, aber als totaler Höhepunkt die Herabsetzung des tschechischen Widerstands bis zum hanebüchenen Satz "den Tschechen ging es unter Deutscher Besatzung vergleichsweise gut". Jemand, dem seine Familie erschossen werden kann, und sei es nur durch eine unberechtigte Denunziation, dem ging es also gut. Ja, klar. Er musste nicht gleich in die Gaskammer wie die Juden. Hatte ne Chance. Super. Richtig human. Aber wenn dann - einige, längst nicht alle - sich dann nach dem Krieg rächen - ja da schreit man auf, wie ungerecht diese Leute sind. Und verschweigt gerne, dass es damals schon Tschechen gab, die sich gegen diesen Racheterror gewandt haben: Zdeněk Fierlinger, Ferdinand Peroutka, Pavel Tigrid, mein Onkel, mein Vater und vor allem - der grossartige Přemysl Pitter, Träger des Bundesverdienstkreuzes wie auch Namensgeber eines Baumes im Jad Waschem Hain (http://de.wikipedia.org/wiki/P%C5%99emysl_Pitter).

Wenn sich dann diese Nation aber in Ihrer klaren Mehrheit sagt, wie andere wie Polen oder Jugoslawen auch, für unsere Sicherheit brauchen wir einen verteidigbaren Lebensraum ohne diese Leute, und die Siegermächte das genauso sehen, ist das eine Folge der damaligen deutschen Politik.

Wenn dass "an solchen Argumenten "an den Haaren herbeigezogen sein soll - dann ists mir auch egal. Ausser ein paar ewiggestrigen und unbelehrbaren wird dieser Argumentation jeder folgen können - ohne dabei die humanitären Härten zu übersehen und die Exzesse rechtfertigen zu wollen.

Hier nochmal der hervorragende Artikel von Jan Pauer von der Uni Bremen zum gesamten Kontext, bereits hier angesprochen und anzitiiert: http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 120#p40767

Ebenso verfehlt ist der Termin "ethnische Säuberungen". Dieser Begriff wurde im Zusammenhang mit den Aggressionen der Serben gegen Kroaten und Bosnier in den 90er Jahren verwendet - die Serben waren die Aggressoren, sie haben das filigrane Gleichgewicht der Jugoslawischen Föderation zerstört und sind zur Gewalt übergegangen. Und haben diesen Begriff geprägt.

Das nun mit der Situation von 1945 gleichsetzen zu wollen, in dem man suggeriert, die Aussiedlungen der Deutschen aus Ost- und Mitteleuropa seien gleich zu sehen, zeigen genau die Haltung dieser ewiggestrigen Vertriebenenverbände und Landsmannschaften: Man ignoriert den unmittelbaren Zusammenhang des vorangegangenen Vernichtungs- und Versklavungskrieges. Man hat dann noch die Unverschämtheit zu sagen, die anderen hätten das doch vorher auch vor gehabt. Und setzt dem ganzen die Krone auf, indem man sagt, denen gings doch gut (was man sich im Falle der Polen dann doch nicht getraut, denn das wäre dann doch des guten zu viel).

Über die eigenen Verstrickungen mit dem Naziregime schweigt man dann aber gerne - dieses Thema ist tabu. Die Nazis, das waren vor allem Reichsdeutsche und ein paar Fanatiker. Dass man sie 1938 gewählt hatte - das war natürlich auch der Fehler der Tschechen.

Dass sich die Bundesregierungen seit 1990 sich von solchen Leuten nicht klar distanziert hat, ist eigentlich eine Schande, die grösser ist als irgendwelche tschechischen Reaktionen a la fünfte Kolonne von Zeman. Wie ich sonst, wie schon oft betont, die Deutsche Vergangenheitsbewältigung anerkenne, in diesem Punkt waren die letzten 25 Jahre suboptimal - und das sage ich bewusst, weil es nur ein Spiel ist, wegen ein paar Wählerstimmen dieser Ewiggestrigen, an eine echte Durchsetzung deren Forderungen glaubt eh niemand, gut möglich, dass man sich mit der tschechsichen Seite immer heimlich geeinigt hat, dass das ganze nur ein Schattenboxen ist, und ja, dann macht das die Gegenseite auch.

Aber die irregeleiteten Meinungen, die durch die Literatur der Sudetendeutschen Landsmannschaften verbreitet worden sind, über die tschechische Geschichte, sind leider weiterhin verbreitet, auch auf wikipedia.
Benutzeravatar
Titus Feuerfuchs
Mitglied
Beiträge: 1632
Registriert: 07.05.2012, 21:42

@ Marek:

Um es gleich vorwegzunehmen: Ich halte eine Diskussion über das Thema mit jemandem, der die Sudetendeutschen kollektiv als "Sudetenpack" beschimpft, für völlig sinnlos.

Das ist so, als würde ich mit einem ultrarechten Texaner, der Afroamerikaner als "Nigger" beschimpft, über Rassismus und Sklaverei diskutieren.

Meine Antwort gilt daher anderen Forenteilnehmern und Mitleseren, denn das von dir Geschriebene kann unmöglich so stehen gelassen werden.

Des Weiteren ist es ein Zeichen von Argumentationsschwäche, wenn du redundant immer wieder dasselbe zum Besten gibst, anstatt auf meine Argumente einzugehen.



Marek1964 hat geschrieben: Aha. Differenziert sich ausdrücken ist herumdrucksen,
Ich sehe keine Differenziertheit und nach deiner Demaskierung erst recht nicht.



Marek1964 hat geschrieben: und wenn man dann mal - nach "erbärmlichen" Vergleichen (Lia) - deutlich wird - sind die "Karten auf dem Tisch: Der ethnische Säuberer".
Und was ist daran falsch? Der Odsun erfüllt alle Kriterien einer ethnischen Säuberung.



Marek1964 hat geschrieben: SIcher gibt es geeignetere Ausdrücuke als "Sudetenpack" - aber für solche Leute, für solche ewiggestrige, einseitige, die heute auch keine konstruktive Funktion mehr haben (ausser vielleicht Folklore), nur die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Tschechien belasten - habe ich gar nichts übrig.
Die Wahrheit ist halt nicht immer angenehm, an die Schattenseiten der eigenen Geschichte erinnert zu werden auch nicht. Und wenn Tschechien sich beharrlich weigert, die Benes-Dekrete zu streichen, ist das imho für die bilateralen Beziehungen auch alles andere als förderlich....



Marek1964 hat geschrieben: Als Václav Havel, ein grossartiger Mann, der in seinem Leben mehr Mut bewiesen hat als all diese Ewiggestrigen zusammen, hat 1989 eine grosse Geste gemacht - was war die Antwort? Forderungen. In der Höhe von Milliarden von DM. Keine Gegengeste. Das sagt eigentlich schon alles über diese Leute.
Es sagt höchstens alles über EINIGE dieser Leute. Du jammerst auch, wenn man die Tschechen, inklusive deinem Vater, ungerechter Weise in einen Topf wirft, selber machst du aber genau dasselbe. :!:

Die eigenen Interessen zu vertreten erachte ich darüber hinaus als legitim an. Was erwartest du eigentlich von den Vertriebenen, sollen sie sich für den Verlust der Heimat, ihres Hab und Gutes und ihrer Angehörigen auch noch bedanken?

Marek1964 hat geschrieben: Aber man sieht in vielen deutschen Medien und erst recht in Foren deren verbreitete Meinungen kursieren - wie auch die massiv übertriebenen Opferzahlen,
Ja, alle seriösen Quellen sind Lug und Trug.... :roll:
Als ich fragte, wo die 250 000 Vermissten Vertriebenen hingekommen sind, bist du mir eine Antwort wohlweislich schuldig geblieben.




Marek1964 hat geschrieben:die undifferenzierte Verunglimpfung tschechischer Geschichte, von den Hussiten bis zur friedlichen Trennung von den Slowaken, aber als totaler Höhepunkt die Herabsetzung des tschechischen Widerstands bis zum hanebüchenen Satz "den Tschechen ging es unter Deutscher Besatzung vergleichsweise gut". Jemand, dem seine Familie erschossen werden kann, und sei es nur durch eine unberechtigte Denunziation, dem ging es also gut. Ja, klar. Er musste nicht gleich in die Gaskammer wie die Juden. Hatte ne Chance. Super. Richtig human. Aber wenn dann - einige, längst nicht alle - sich dann nach dem Krieg rächen - ja da schreit man auf, wie ungerecht diese Leute sind.
Du siehst dich hier nicht mehr raus, was?

Das hat Dieter geschrieben, nicht ich (denn ich z.B. teile Dieters Ansicht in dieser Form nicht), nicht die Landsmannschaften, nicht die Sudetendeutschen, nicht das offizielle Deutschland, nur ein (!) User, der deine diesbezüglichen "Beiträge" eben so konterte, wie er es ihm möglich war. Deine Differenziertheit hat er halt nicht....




Marek1964 hat geschrieben:Und verschweigt gerne, dass es damals schon Tschechen gab, die sich gegen diesen Racheterror gewandt haben: Zdeněk Fierlinger, Ferdinand Peroutka, Pavel Tigrid, mein Onkel, mein Vater und vor allem - der grossartige Přemysl Pitter, Träger des Bundesverdienstkreuzes wie auch Namensgeber eines Baumes im Jad Waschem Hain (http://de.wikipedia.org/wiki/P%C5%99emysl_Pitter).
Och und ich dachte schon, die Tschechen seien alle eine Reinkarnation des Leibhaftigen, so wie die schrecklichen Sudetendeutschen... :crazy:



Marek1964 hat geschrieben: Wenn sich dann diese Nation aber in Ihrer klaren Mehrheit sagt, wie andere wie Polen oder Jugoslawen auch, für unsere Sicherheit brauchen wir einen verteidigbaren Lebensraum ohne diese Leute, und die Siegermächte das genauso sehen, ist das eine Folge der damaligen deutschen Politik.

[....]
Nö, das ist eine Folge kommunistischer Propaganda, von stalinistischem Machthunger (warum wurden die Deutschen nur in der sowjetischen Einflusssphäre vertrieben :?: ) und, in diesem Fall, von altem tschechischen Nationalismus - und den gab es.
Die Westalliierten sahen das keineswegs genauso, selbst Churchill, der einen Teil der Vertreibungen billigte, meinte, die polnischen Gans bekäme bei soviel deutschem Futter Bauchweh.

Vertreibungen ganzer Völker sind ein Verbrechen, IMMER. Es gibt dafür keine Rechtfertigung.

Marek1964 hat geschrieben: Ebenso verfehlt ist der Termin "ethnische Säuberungen".
Ach ja? :problem:
Ethnische Säuberung bezeichnet das Entfernen einer ethnischen oder religiösen Gruppe aus einem bestimmten Territorium.[...][
http://de.wikipedia.org/wiki/Ethnische_S%C3%A4uberung
Und inwieweit trifft diese Definition jetzt nicht auf die Vertreibung der Deutschen zu?

Aber sorry, ich vergaß, wiki wird ja auch von den sudetendeutschen Landsmannschaften manipuliert, wie ich jüngst erfahren durfte... :crazy:

Marek1964 hat geschrieben: Dieser Begriff wurde im Zusammenhang mit den Aggressionen der Serben gegen Kroaten und Bosnier in den 90er Jahren verwendet - die Serben waren die Aggressoren, sie haben das filigrane Gleichgewicht der Jugoslawischen Föderation zerstört und sind zur Gewalt übergegangen. Und haben diesen Begriff geprägt.
Das nun mit der Situation von 1945 gleichsetzen zu wollen, in dem man suggeriert, die Aussiedlungen der Deutschen aus Ost- und Mitteleuropa seien gleich zu sehen,
Da hast du recht, das ist echt nicht zu vergleichen, weder qualitativ, noch quantitativ, da die ethnischen Säuberungen in EX-Jugoslawien nicht annähernd an das heranreichen, was 1945 ff im deutsch besiedelten Teil Osteuropas verbrochen wurde.
Bei der Vertreibung der Deutschen aus Osteuropa handelte es sich um die größte ethnische Säuberung seit dem 2. Weltkrieg.


Marek1964 hat geschrieben: zeigen genau die Haltung dieser ewiggestrigen Vertriebenenverbände und Landsmannschaften: Man ignoriert den unmittelbaren Zusammenhang des vorangegangenen Vernichtungs- und Versklavungskrieges. Man hat dann noch die Unverschämtheit zu sagen, die anderen hätten das doch vorher auch vor gehabt. Und setzt dem ganzen die Krone auf, indem man sagt, denen gings doch gut (was man sich im Falle der Polen dann doch nicht getraut, denn das wäre dann doch des guten zu viel).
Ich denke, wir haben mittlerweile alle begriffen, dass du der Meinung bist, ein Verbrechen legitimiere ein anderes und als Opfer habe man auch das Recht, sich an Dritten zu vergreifen, selbst wenn diese persönlich völlig unschuldig sind.


Marek1964 hat geschrieben: Über die eigenen Verstrickungen mit dem Naziregime schweigt man dann aber gerne - dieses Thema ist tabu. Die Nazis, das waren vor allem Reichsdeutsche und ein paar Fanatiker.
Schon ein paar mehr, schließlich hat die NSDAP nicht umsonst im böhmischen Aussig ihre Wurzeln. Aber eben nicht die Mehrheit, geschweige denn alle.



Marek1964 hat geschrieben:Dass man sie 1938 gewählt hatte - das war natürlich auch der Fehler der Tschechen.
Zu einem kleinen Teil schon, denn wenn man sich aus nationalistischen Gründen riesige Minderheiten gegen ihren erklärten Willen z.T. gewaltsam einverleibt, und diese dann auch noch benachteiligt, darf man sich nicht wundern, wenn es Stunk gibt.




Marek1964 hat geschrieben:[...]
Aber die irregeleiteten Meinungen, die durch die Literatur der Sudetendeutschen Landsmannschaften verbreitet worden sind, über die tschechische Geschichte, sind leider weiterhin verbreitet, auch auf wikipedia.

Verschwörer, wohin man blickt. Die Landsmannschaften kontrollieren das Statistische Bundesamt, die Wissenschaft (Detlef Brandes et al), die deutsche Politik, Wikipedia und andere seriöse Medien wie Welt, FAZ oder Spiegel usw.... :roll:
MfG,
Titus Feuerfuchs
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Das 3. Reich und der II. Weltkrieg“