Adolf Hitler als Soldat feige oder tapfer?

Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts

Moderator: Barbarossa

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Orianne
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Mein Urgrossvater aus Metz *1897 "durfte" im WWI für den Deutschen Kaiser in der Artillerie (Lothringisches Fussartillerie-Regiment Nr.16) dienen, sein (Urgrossvater) Leitspruch war "Wiit weg vom Gschötz git alti Chrieger"*. Wenn ich ihn als Frontschwein benennen würde, wäre es eine Lüge, er hatte schlicht weg Glück, dass er den Krieg überlebte, ich ihn aber leider nie mehr kennen lernen durfte, da er vor meiner Geburt starb.


*Weit weg vom Geschütz gibt alte Krieger


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Aus dem von mir gelesenen Buch von Thomas Weber:

......Hitler war kein "Frontschwein", sondern eher ein "Etappenhengst", ein "rear area pig", wie Weber formuliert.

In seinem Bekenntnisbuch "Mein Kampf" hatte Adolf Hitler gerade einmal 25 Zeilen über sein erstes Fronterlebnis geschrieben, bei der Einnahme des Dorfes Gheluvelt in Flandern. Während der "Feuertaufe" Ende Oktober 1914 sei das 16. Bayerische Reserve-Infanterieregiment unter Oberst Julius List mit dem Lied "Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt!" vorgestürmt, behauptete Hitler. "Nach vier Tagen kehrten wir zurück", schrieb Hitler in "Mein Kampf" wieder scheinbar bescheiden weiter: "Die Freiwilligen des Regiments List hatten vielleicht nicht recht kämpfen gelernt, allein zu sterben wussten sie wie alte Soldaten."
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Triton
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Das Buch von Herrn Weber ist eine Enttäuschung für alle, die viele Informationen zum Soldatenleben des Herrn H. aus B. erwarten. Die meiste Zeit wird auf die allgemeine Lage und die Aufgabe des Regiments List verschwendet, wahrscheinlich weil es gar keine anderen, offiziellen Quellen mehr gibt.
Die Zeugenaussagen sind dann natürlich selektiert, aber auch wieder sehr sparsam. Die Mühe, eventuell andere Quellen (Angehörige von Kameraden) aufzutun, unternahm Weber nicht.

Trotzdem nahm Hitler noch öfter an Offensiven teil, nicht oft, er war ja Meldegänger, aber doch ab und zu. Natürlich war er an vorderster Front, wenn er seine Meldungen abgab. Trotzdem war sein Leben angenehmer und sicherer als das eines Sturminfantristen, aber Artilleristen zum Beispiel dürften deutlich weiter hinten agiert haben. Mein Opa war Artillerist im 1.Weltkrieg und überlebte nur durch Glück.

Warum soll er in "Mein Kampf", ein Buch für Parteigenossen gedacht, schreiben was er während des Krieges gemacht hatte? Damals (1924) dürfte der noch frische 1.Weltkrieg kein interessantes Thema gewesen sein.
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Orianne
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Triton hat geschrieben: Trotzdem nahm Hitler noch öfter an Offensiven teil, nicht oft, er war ja Meldegänger, aber doch ab und zu. Natürlich war er an vorderster Front, wenn er seine Meldungen abgab. Trotzdem war sein Leben angenehmer und sicherer als das eines Sturminfantristen, aber Artilleristen zum Beispiel dürften deutlich weiter hinten agiert haben. Mein Opa war Artillerist im 1.Weltkrieg und überlebte nur durch Glück.

Warum soll er in "Mein Kampf", ein Buch für Parteigenossen gedacht, schreiben was er während des Krieges gemacht hatte? Damals (1924) dürfte der noch frische 1.Weltkrieg kein interessantes Thema gewesen sein.
Weber war aber im Staatsarchiv in München und hat die verbliebenen Akten studiert, aber wir werden da nie gleicher Meinung sein Triton. :)

Dein Opa und mein Uropa hatten in dem Fall das gleiche Schicksal mit der Artillerie, auch er überlebte einen grossen Einschlag unmittelbar neben "seinem" Geschütz. Die Fussartillerie wurde aber anfangs des Krieges aufgelöst, und er der eigentlichen Artillerie zugeteilt.

Buchkritiken sind meistens unterschiedlich Triton, Du findest es scheinbar nicht so gut, ich aber schon, aber das ist ja okay, man darf ja geteilter Meinung sein. :)
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Triton
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Wir sind gar nicht anderer Meinung, das Buch zeigt viel Archivarbeit. Aber glaubst Du wirklich, in einer Militärakte wurde penibel vermerkt, was der Gefreite H. den ganzen Tag so trieb und ob er in feindlichen Feuer die Hosen gestrichen voll hatte? In Wirklichkeit wäre der Titel: "Der erste Weltkrieg unter besonderer Berücksichtigung des Regiments List" passend gewesen, aber das hätte kein Aas zum Kauf animiert.
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Orianne
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Triton hat geschrieben:Wir sind gar nicht anderer Meinung, das Buch zeigt viel Archivarbeit. Aber glaubst Du wirklich, in einer Militärakte wurde penibel vermerkt, was der Gefreite H. den ganzen Tag so trieb und ob er in feindlichen Feuer die Hosen gestrichen voll hatte? In Wirklichkeit wäre der Titel: "Der erste Weltkrieg unter besonderer Berücksichtigung des Regiments List" passend gewesen, aber das hätte kein Aas zum Kauf animiert.
Sicher war Hitler nicht erwähnenswert, es brauchte sicher mehr um im Bericht erwähnt zu werden, ich wundere mich überhaupt, dass seine Akte (AH) noch existiert, sonst liess er doch alles verschwinden - Ich berücksichtige auch die Arbeit vom Autor im Archiv, und ich bewundere seinen Fleiss, und ja, mit dem Titel das stimmt, da hast Du natürlich Recht!
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Triton
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Archivarbeit ist typisch für Akademiker, vertrautes Gelände. Wenn ich ein Buch zu dem Thema geplant hätte, hätte ich die Nachfahren seiner Kameraden interviewt. Wer 4 Jahre mit dem berühmtesten Soldaten des ersten Weltkriegs zusammen war, hat darüber bestimmt erzählt. Das muss nicht alles stimmen, aber als Stimmungsbild interessanter als seine Ausbildungsabwesenheiten oder Erholungsaufenthalte in der Etappe.
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Triton hat geschrieben:Archivarbeit ist typisch für Akademiker, vertrautes Gelände.
Das stimmt, das kann ich bestätigen :wink: Ich glaube auch, früher schrieben ja viele Leute noch Tagebücher, warum nicht auch Kameraden von Hitler, die Namen hatte er ja, und in der heutigen Zeit ist es nicht mehr so schwierig Leute zu finden die man sucht. Es gibt immer Möglichkeiten.
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Lia

Triton hat geschrieben:Archivarbeit ist typisch für Akademiker, vertrautes Gelände.
Unabdingbar- und mit der gleichen kritischen Distanz zu betreiben wie
Wenn ich ein Buch zu dem Thema geplant hätte, hätte ich die Nachfahren seiner Kameraden interviewt. Wer 4 Jahre mit dem berühmtesten Soldaten des ersten Weltkriegs zusammen war, hat darüber bestimmt erzählt. Das muss nicht alles stimmen, aber als Stimmungsbild interessanter als seine Ausbildungsabwesenheiten oder Erholungsaufenthalte in der Etappe.
solches als oral history.
Wobei ich Dir Recht gebe: Gerade Stimmungsbilder erklären manches Geschehen, machen verständlicher, warum ein Mensch- oder Menschenmassen- den Lauf der Geschichte beeinflussten.
Bei aller akademischen Trrockenheit bleibt Geschichte immer noch von Menschen gemacht, deren subjektive Befindlichkeit objektiv mit einbezogen werden muss, will man den Dingen auf den Grund gehen, Ursachen finden.
Ob es nun so besonders wichtig ist, wie Hitlers Verhalten als Meldegänger war? Ob er sich in die Hosen gesch hat wie fast alle anderen auch oder nicht?
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Triton
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Lia hat geschrieben:Ob es nun so besonders wichtig ist, wie Hitlers Verhalten als Meldegänger war? Ob er sich in die Hosen gesch hat wie fast alle anderen auch oder nicht?
Genau solche Fragen versucht der Autor anhand von Archivarbeit zu beantworten. Er versucht zu belegen, dass gerade die "Etappenschweine" statistisch eher zu Orden kamen als die Helden der Front. Da keine konkrete Begründung seiner Verdienste, die zum EKI veranlassten, vorliegt, kann natürlich beliebig interpretiert werden.

Da sich selbst Hitler nie als Superheld darstellte (aber die Übertreibungen der Propaganda duldete) sondern eher als patriotischen, gehorsamen Durchhalter, sehe ich ehrlich gesagt wenig Sinn in einer Zerstörung des "Mythos Kriegsheld Hitler".
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dieter
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Lieber Joerg,
Du hast Recht, wer schon vier Jahre im Westen durch gestanden hat, war nicht feige. Außerdem hat er ja auch einen Gasangriff überlebt. :wink: Es ist doch völlig egal, er hat seiner Wehrpflicht wie jeder Andere auch genüge getan. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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