Mag sein.Mannerheim hat geschrieben:...
Meiner Meinung nach bringt höchstens der Terminus "entscheidende Schuld" was produktives. Wer hat die entscheidenden, unumkehrbaren Schritte gemacht? Österreich mit der Annexion von Bosnien? MIt seiner Slawenpolitik? Alle mit der Rüstung? Serbien, mit der Lieferung von Pistolen an Gavrilo Princip? Deutschlands Nibelungentreue, genannt auch Blankoscheck? Österreich mit dem Ultimatum? Serbien mit der Antwort? Pointcarées Besuch in Russland? Österreich mit der Kriegserklärung? Russlands Mobilisierung? Die Kriegserklärungen der Mittelmächte an Russland und Frankreich? Die Verletzung der (auch durch GB garantierten) Neutralität Belgiens?
Man kommt nicht umhin, dass man die entscheidenden und nicht mehr rückgängig machbaren Schritte der Seite der MIttelmächte zuordnet...
Aber dazu noch ein Gedanke:
Die Schuldfrage war ja von Beginn an heftigst umstritten. Letztlich mußte Deutschland den Versailler Vertrag unterschreiben, weil man die Abgesandten dazu ultimativ erpresste. Und auch heute scheint das Thema noch eine gewisse Brisanz zu haben.
Vielleicht sollte man bei diesem Thema aber nicht ausschließlich darauf schauen, wer hat was gemacht - sondern als zusätzlichen Aspekt auch die Frage aufwerfen: Wer hat was nicht gemacht?
Und da fällt dann auch auf, daß kein einziges Land der späteren Kriegsparteien auch nur die geringsten Anstalten unternommen hat, den drohenden Krieg noch irgendwie zu verhindern - so ähnlich wird es Eingangs ja auch in den Interview geschildert. Als einziger hat sich meines Wissens der deutsche Kaiser noch an den russischen Zaren gewandt, um den Ausbruch des Krieges zu verhindern, wobei das eher auf die Wankelmütigkeit von Wilhelm II. zurückzuführen und damit nicht gut einzuordnen ist.