Luther hielt an der Erbsünde fest - sein größter Fehler?

Reformation, Luther, 30jähriger Krieg, Katholische Kirche, Evangelische Kirche, Thomas Münzer

Moderator: Barbarossa

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Balduin
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Friedrich Christian Delius hat eine kleine Streitschrift verfasst: "Warum Luther die Reformation versemmelt hat". Das kleine Büchlein ist sehr witzig und ironisch in Form eines Gesprächs zwischen dem Autor und Luther geschrieben - oder vielmehr erschöpft sich das Gespräch in der Anklage des Autors, dass Luther es versäumt hat, auch die christliche Erbsünde zu reformieren.

Die Erbsünde ist ein theologischer Begriff und beschreibt den Zustand, dass durch den Sündenfalls Adam und Evas seither jeder Mensch als Nachkomme dieser Ureltern am Unheilszustand teilnehme.

Es ist auch durchaus richtig, dass Luther dieses Dogma nicht anrührte - er war vielmehr selbst von seiner eigenen Sündhaftigkeit besessen.

Stimmt ihr dem Autor zu, der eben diese Übernahme der Erbsünde als größtes Versäumnis Luthers bezeichnet? Hätte sich die europäische Gesellschaft anders entwickelt, wenn sich die Menschheit nicht als von Geburt an sündhaft und verfehlt angesehen hätte? Hätte dies die Macht der Kirche begrenzt?

Ich bin auf Eure Meinungen gespannt!

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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Barbarossa
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Das Thema ist bei den vielen aktuell-politischen Themen etwas untergegangen. Aber, obwohl ich das als Atheist nur als quasi Außenstehender betrachten kann, will ich mal eine Antwort versuchen. 
Religiöse Aspekte spielten noch zu Luthers Zeit eine ungleich größere Rolle, als heute. Man darf nicht vergessen, der Höhepunkt der Inquisition und der Hexenverbrennungen begann etwa zu dieser Zeit erst richtig. Luther wollte ja vor allem gegen Ablasshandel und gegen andere Gepflogenheiten der Kirche vorgehen (das Priester-Zöllibat z. B.), die mit der Bibel nichts zu tun hatten. Er wollte sozusagen eine bibeltreue Kirche. Wenn Luther die theologische Erbsünde beibehielt, dann interpretierte er diese dem zur Folge als durch die Bibel belegt. Insofern weiß ich nicht, ob man ihn von daher einen Vorwurf machen kann. Die Kirche entmachten oder gar zerstören wollte er ja ohnehin nicht. Selbst die Spaltung in zwei Konfessionen hat er ja so nicht gewollt. Das passierte dann eben nur alles so.
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