Deutschland-Saga/Wovon wir schwärmen

Kommunalwahlen, Meinungsumfragen, Konflikte, Religionen, Ereignisse

Moderator: Barbarossa

Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Was spricht die Deutschen besonders an :?:
In der zweiten folge der Deutschland-Saga macht sich Clark auf die Suche danach, was Deutsche zum Schwärmen bringt.
Warum haben Wälder, Ritterburgen, Märchen, Mythen und Sagen eine so große Bedeutung im Reigen der Befindlichkeiten, die man den Deutschen immer wieder zuschreibt :?: Warum nehmen Dramen wie das Nibelungenlied einen so hohen Rang in der kulturellen Selbstwahrnehmung ein :?:
Auf der Gefühlsskala rangiert der Wald ganz oben. Diese Vorliebe hat eine lange Tradition. Schon der römische Geschichtsschreiber Tacitus beschrieb "Germanien" als ein Land unendlicher Wälder. Eigenartig wirkte auf die Römer, dass es keine Tempelbauten in "Germanien" gab, vielmehr Haine und Bäume, die als Heiligtümer verehrt wurden. Tatsächlich haben dich die Deutschen ihre innige Beziehung zu den Pflanzenriesen bewahrt. So markierten Bäume über die Jahrhunderte den Gerichtsplatz und den Mittelpunkt eines Dorfes. Unter der Linde feierte man die Feste des Jahreskreises, in ihrer Rinde schnitzte man die Initialen von Liebenden. Bäume sind Symbole des Beständigen und erhaltenswerten. Vielleicht entlud sich der Zorn der Schwaben gegen das umstrittene Bauvorhaben "Stuttgart 21" gerade deshalb in dem Moment, als die Bäume des Schlossgartens gefällt werden sollten.
Quelle: www.zdf.de
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15516
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Den zweiten Teil habe ich gesehen - also mir ist er sympatisch, der Christopher Clark.

[ Post made via Android ] Bild
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Lieber Barbarossa,
mir auch. :)
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Die Welt der Märchen
Eng verbunden mit dem Wald sind viele deutsche Märchen, wie etwa Hänsel und Gretel oder Rotkäppchen und der Wolf. Sie und andere Figuren entstammen der "Kinder- und Hausmärchen" der Gebrüder Grimm, die - gleich nach der Lutherbibel - das weltweit meistverbreitete Buch der deutschen Kulturgeschichte sind. Die Welt der Märchen hat das Bild Deutschlands bis heute geprägt. Und noch 200 Jahre nach der ersten Ausgabe der Sammlung der Gebrüder Grimm wachsen Kinder - nicht nur in Deutschland - mit Dornröschen und Rapunzel auf.
Quelle: http://www.zdf.de
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Benutzeravatar
Nemeth
Mitglied
Beiträge: 302
Registriert: 30.10.2014, 15:14

Das ist vollkommen richtig.
Nur ich würde nach den zwei erstgenannten Büchern noch ein drittes erwähnen.
--den Shell Autoatlas--- und dort die Seiten, wo die neuen Bundesländer kathographiert sind.
Zu dem Schluss muß unsereins kommen, wenn bei " wer wird Millionär" eine Geographiefrage gestellt wird.
Da tun sich Höhen des Nichtwissens auf.
Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Mythos Rhein
Clarks Reise führt auch am Rhein entlang. Schon zu Zeiten der Römer war dieser Fluss die große Verbindungsachse in Europa. Kaufleute, Pilger und auch Kriegsheere nutzten den prominenten Wasserweg. Doch bis jemand fragte "Warum ist es am Rhein so schön :?: ", sollte es noch eine Weile dauern. Eher lief den Rhein-reisenden ein Kalter Schauer über den Rücken, wenn am Loreley-Felsen oder am Binger Loch Gefahr durch Untiefen und Strudel drohte.
Die Romantik machte den Rhein zum Mythos. Heinrich Heines Loreley-Lied brachte es zu einer Art deutscher Hymne. Die Dichter jener Epoche schwärmten für ursprüngliche Landschaften, sahen in der beginnenden Industrialisierung und Verstädterung eine Gefahr, werfen dem modernen Zeitalter vor, die Welt allein unter dem Aspekt der Nützlichkeit und Verwertbarkeit zu betrachten. eine Denktradition, die bis Heute reicht.
Natürlich will Clark auch die Liebe der Deutschen zum Fußball ergründen, hierzulande eine beliebte Sportart. Die Fakten sprechen für sich: Sechseinhalb Millionen Menschen - das sind über 8% der Bevölkerung - sind in über 27.000 Fußballvereinen aktiv. Das zahlt sich in vielen Meistertiteln aus, und nicht nur bei den Herrn. Die deutschen Fußballerinnen haben die letzten fünf Europameisterschaften hintereinander gewonnen.
Beim Einblick in die Seele der Fußballnation entdeckt Clark noch ein weiteres Phänomen: Als Gastgeber der WM 2006 zeigten die Deutschen einen erfrischend fröhlichen Patriotismus. Danach stellte sich heraus: Die Deutschen werden anderswo viel sympathischer wahrgenommen, als sie sich selbst oft sehen.
Quelle: www.zdf.de
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Lia

Hatte den Teil gesehen- und habe so meine Zweifel, ob das nicht zuviel Klischée ist, in das Deutschland und Deutsche gesteckt werden.
Die Sache mit dem Wald ist erklärlich, stammen die Deutschen doch laut Agrippa von wilden Waldbewohnern ab. :)
Allerdings hat der Wald als Ressource wie auch alsOrt religiöser Riten, als Schutz und Grenze sehr sehr lange eine große Rolle gespielt.
Ist durchaus richtig, dass der Wald bei den Deutschen ( oder vielen) einen besonderen Stellenwert hat.
Ja, die Grimm'schen Märchen und die Märchenstraße-
Und noch 200 Jahre nach der ersten Ausgabe der Sammlung der Gebrüder Grimm wachsen Kinder - nicht nur in Deutschland - mit Dornröschen und Rapunzel auf.
Ich fürchte, zusehends geht dieses Kulturgut verloren, ist nicht mehr zeitgemäß. ( Nicht meine Meinung, dass sie ausgedient haben, aber Beobachtung in vielen Familien mit Kindern.)
Rheinreise:
Gutes Marketing. :)
Ansonsten muss ich ehrlich gestehen, dass viele im Freundes- und Bekanntenkreis doch sehr distanziert und nicht mit wohligem "wir"-Gefühl die Sendung beurteilten, ausgerechnet von einer Seite, die sehr viel "deutsch- emotionaler" ist als ich kam kurz und knapp: "Kitsch, auch wenn es ums Schwärmen geht."
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15516
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Aber in einem hat Clark doch recht - in en Wäldern zu wandern ist doch von allen in Deutschland ein verbreiteter Volkssport. Oder ist das auch nur ein Klischee?

[ Post made via Android ] Bild
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Lia

Aber in einem hat Clark doch recht - in en Wäldern zu wandern ist doch von allen in Deutschland ein verbreiteter Volkssport. Oder ist das auch nur ein Klischee?
Heute joggt oder walkt man, führt den Hund aus oder fährt Mountain-Bike, so wirklich viele "Volkssportler" wie einst sehe ich seltener als früher.
Mag man die Clark'schen Schwärmereien stehen lassen, ich vermute, dass jüngere Generationen sie nicht so teilen- oder gar nicht kennen.
So ein bisschen arg nostalgisch, wenn auch liebenswürdig, finde ich die Darstellung schon.
Dietrich
Mitglied
Beiträge: 1755
Registriert: 04.05.2012, 18:42
Wohnort: Ostfalen

Lia hat geschrieben:
So ein bisschen arg nostalgisch, wenn auch liebenswürdig, finde ich die Darstellung schon.
Es ist auf jeden Fall interessant, mit welchen Augen uns ein Australier sieht, und wie er unsere verwickelte Historie interpretiert.
Spartaner
Mitglied
Beiträge: 1649
Registriert: 25.12.2013, 23:36

Barbarossa hat geschrieben:Aber in einem hat Clark doch recht - in en Wäldern zu wandern ist doch von allen in Deutschland ein verbreiteter Volkssport. Oder ist das auch nur ein Klischee?

[ Post made via Android ] Bild
Ich denke das ist kein Klischee . Das wandern wird jederzeit neu entdeckt, ob von Büro - Leuten, die gern frische Luft schöpfen und die Natur geniesen oder von Menschen, die kaum ins Ausland reisen und hierzulande etwas entdecken wollen.
Romantisch und erfahrungsreich ist jede Exkursion an sich und dabei hat man Zeit in vergangenen Zeiten einzutauchen und es stellen sich auch Fragen über die Lebensweise der damlig- lebenden Menschen und der geschichtlichen Orte, und das ist allemal spannend. Nichtzuletzt gibt es ja auch mittelalterlich Märkte, Ritterspiele auf Burgen und noch vieles andere mehr, was sich bei ganz jung bis alt nach wi evor großer Beliebtheit erfreut. Dann gibt es wieder die Geschichtinteressierten, die alles erforschen müssen und die Romantiker, die das Schöne an der damaligen Zeit hervorheben wollen. Natürlich differiert die geschichtliche Wirklichkeit manchmal.
Aber man kann ganusogut auch im Ausland wandern und Geschichte erleben. Es ist also nicht an ein Land gebunden. Die Deutschen heutzutage leben keinesfals in klaustrophaler Abgeschiedenheit.
Cherusker
Mitglied
Beiträge: 2069
Registriert: 02.04.2014, 21:51
Wohnort: Weserbergland im ehemaligen Gebiet der Cherusker

Barbarossa hat geschrieben:Aber in einem hat Clark doch recht - in en Wäldern zu wandern ist doch von allen in Deutschland ein verbreiteter Volkssport. Oder ist das auch nur ein Klischee?

[ Post made via Android ] Bild
Ich bin in den letzten Jahren tausende Kilometer durch das Weserbergland und angrenzende Berge gewandert. Mittlerweile kenne ich dort fast jeden Grashalm und die Rehe grüßen schon. :mrgreen:
Meistens dauern die Touren 2-3 Stunden. Aber es gab auch eine Zeit, dann waren in der Woche auch 5-6 Stunden Tagestouren dabei. Und wenn ich es richtig im Koppe bekam, dann auch Wanderungen über 40km bergauf und bergab. Unzählige Wanderschuhe gingen dabei drauf. :mrgreen: Meistens hielten sie nur ein 1/2 Jahr und dann war die Sohle durch. :shock:
Es gibt neben den häufig frequentierten Wegen auch kleine Pfade und "vergessene" Strecken, in denen dann auch Tiere anzutreffen sind. Kürzlich war ich mit dem Hund an einem Wochentag auf einem Kammweg unterwegs. Ich zählte 4 Autos (Forstwirtschaft, Jäger,...), 2 Mountainbiker und 3 Fußgänger. Meist sind am Wochenende die Wälder "übervölkert".

Aber was mich wundert, daß manche Leute einfach in den Wäldern spazieren gehen und überhaupt keine Ahnung haben, wo sie sich gerade befinden. :crazy: Etlichen Leuten mußte ich den richtigen Weg erst wieder zeigen. :wink:
Zwei Begebenheiten sind mir in Erinnerung geblieben:
1. In der Winterzeit war ich auf einem Berg (ca.350m hoch) unterwegs. Auf einem Forstweg traf ich 2 Familen mit kleinen Kindern und sogar einem Kinderwagen. Erst dachte ich, daß sie in der Nähe auf einem Parkplatz ihre Autos stehen hätten und nur ein Stück diesen Weg langgingen. Es war schon zu einem Zeitpunkt als es recht schnell dunkel wurde. Als ich schon ein ganzes Stück weiter war, schaute ich mit dem Fernglas nochmals zurück und da sah ich, daß sie sich immer noch auf dem Weg in die "falsche" Richtung bewegten. Also kehrte ich um und fragte sie, wo sie denn eigentlich hin wollen? Sie sagten, daß sie eigentlich die gleiche Strecke laufen wollten um in den nächsten Ort zu gelangen. Da zeigte ich ihnen erstmal welche Wege herunterführten und das der von ihnen ausgesuchte Weg niemals im Dunkeln mit Kindern und einem Kinderwagen zu gehen wäre. Sie zeigten mit eine Taschenlampe für 4 Erwachsene ! :mrgreen: Daher machte ich ihnen den Vorschlag, daß ich ihnen einen Weg zeige, auf dem sie auch mit dem Kinderwagen laufen konnten. Mit Taschenlampen war ich immer ausgerüstet und ging somit voran. Ich weiß nicht, wie diese Familien alleine den richtigen Weg hätten finden wollen? :wink:

2. Nach einer Wanderung (ca. 5 Stunden im Sommer) kam ich in ein Gebiet, daß "Düsterer Keller" heißt. Fast nur Nadelhölzer und eine einsame Gegend in der man fast absolute Stille hat. So richtig unheimlich.....würde zu "Herr der Ringe" passen. :mrgreen: Ich ging auf einem Weg, der schon recht hoch mit Gras bewachsen war. Plötzlich hörte ich Schritte und um eine Ecke kam eine Blondine angejoggt. :shock: Erst dachte ich, daß ich schon zuwenig Flüssigkeit zu mir genommen hätte und ich schon Phantome sehe. :mrgreen: Aber sie grüßte und lief weiter......ich muß wohl ziemlich erstaunt geguckt haben, weil stundenlang war kein Mensch zu sehen.
Die Geschichte erzählte ich dann einigen Bekannten und die lachten sich eins. Die Strecke ging ich dann häufiger mit meinem Hund, weil er dort die Möglichkeit hat auch Wild zu sehen. Und man glaubt es kaum....ca. 4Jahre später kam wieder eine Blondine an der gleichen Stelle vorbeigejoggt. Ob es dieselbe Person war, weiß ich nicht,......aber es scheint wohl eine beliebte Blondinen-Jogging-Strecke zu sein? :mrgreen: Jetzt weiß ich auch wie die Geschichten von der "weißen Frau im Walde" entstanden sind. :mrgreen:
Lia

@ Cherusker:
Früher habe ich mehr Wanderer Deines Typs getroffen, heute:
Meist sind am Wochenende die Wälder "übervölkert".
Ja, von Kurzzeit-Spaziergängern und Sportlern, so richtige Wanderer wie Du sind selten geworden.
Man ist Hiker, das dazu, auf hiking trails unterwegs. Unter ganz anderen Ansprüchen, Denkweisen als der kniebehoste Wanderschuh-und Wanderstab- bewaffnete Deutsche, so mein Eindruck.
Spartaner hat geschrieben:Aber man kann ganusogut auch im Ausland wandern und Geschichte erleben. Es ist also nicht an ein Land gebunden. Die Deutschen heutzutage leben keinesfals in klaustrophaler Abgeschiedenheit.
Ob in Frankreich oder Dänemark: Wanderrouten und Wanderwege sind zahlreich, überall und trefflich gekennzeichnet, nicht nur für Touristen. Ist nicht ans Deutsche gebunden, diese Form der Naturentdeckung.
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Gesellschaft“