Obama in Ägypten und Deutschland

[Barbarossa]

NAHOST:
„Wir lieben dich, Obama!“
Der US-Präsident spricht in seiner Rede vielen Ägyptern aus dem Herzen und wird dafür frenetisch gefeiert

KAIRO - Mahmoud hat sich geirrt. Barack Obama spricht nicht draußen im Freien zur muslimischen Welt, sondern in der Aula der Universität. „Die CIA hat umdisponiert“, flüstert der Torwächter. Ein Saal lässt sich besser kontrollieren. Wo noch vor wenigen Tagen der Muff in den Stühlen steckte und die roten Plüschvorhänge den Staub von Jahren in sich trugen, wirkt jetzt alles wie neu. Auch Mahmoud hat sein blaues Uniformhemd frisch gebügelt. „Die Studenten haben mir gesagt, dass der Präsident mit zweitem Namen Hussein heißt und einer von uns ist“, sagt er.

Während Obamas muslimische Wurzeln in der arabischen Welt bislang keine größere Rolle spielten, sind sie durch den Auftritt in Kairo ins Zentrum des Interesses gerückt. Obama selbst bekennt auch gleich zu Anfang seiner Rede, dass er Christ sei, aber in der Familie seines Vaters in Kenia Muslime lebten...

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[elysian]

Nach seiner Wirkung beurteilt eine zweifellos große Rede.
Mal sehen, wie weit die Wirklichkeit Schritt halten kann.
Aber für den Weltfrieden sicherlich eine gute Sache, diese Rede.

[MarcoZ]

Also wenn ich Obama immer sehe frage ich mich : Wie macht er das ?
Ich verfolge fasziniert wie viele Menschen Obama glorifizieren (ich find ihn mittlerweile auch nicht schlecht), obwohl er meist nur Frieden usw. möchte. Wollen das nicht aber die meisten, wieso ist es bei ihm so besonders?
Ich habe das auch im Politikunterricht mal ausprobiert, da ich eine recht sympatische Stimme habe usw. habe ich einfach mal Meinungen vertreten die schon recht radikal waren und unlogisch, jedoch habe ich sie gut verkauft und siehe da viele teilten meine Meinung.

[elysian]

Da gab es doch mal ein Dichterwort, das in etwa lautete:
man muss nichts Gutes sagen, man muss gut sagen
In der Tat liegt in der Rhetorik auch immer eine gewisse Gefahr, die MarcoZ Experiment schön unterstrich. Letztlich ist es genau das, was Hitler ausgemacht hatte: rhetorisches Talent. Die Leute waren von der Art und Weise seiner Vorträge mehr begeistert, als von deren Inhalten, die, von anderen Rednern wiedergegeben, nicht ansatzweise diese Begeisterung hervorrufen konnten.
Umgekehrt können gute Redner aber auch begeistern und es ist schon schade, dass sich das rhetorische Talent in Deutschland etwa verkümmert und dieser Bereich allenfalls von radikalen Demagogen vertreten wird (z.B. Lafontaine).
Ich vermute ja, dass die Politikverdrossenheit in Deutschland nicht zuletzt genau damit zusammenhängt. Die meisten Politiker vermitteln den Flair verstaubter Aktenordner aus dem Bereich der mittleren Beamtenlaufbahn oder kommen mit Bierzeltgeruch daher. Aber so emotional packt keiner seine Zuhörer. Vermutlich hätte der Typ Prediger, den Obama verkörpert, aber auch keine Chance, in unserem Parteiensystem über den Ortsverband hinaus zu kommen.

[Barbarossa]

...Vermutlich hätte der Typ Prediger, den Obama verkörpert, aber auch keine Chance, in unserem Parteiensystem über den Ortsverband hinaus zu kommen.

Warum eigentlich nicht?
Wenn er genug Anhänger hinter sich scharen kann. Ein bisschen von retorischem Talent scheint mir auch bei einem Westerwelle vorhanden zu sein - finde ich jedenfalls.