Belgien und der Streit der Volksgruppen

Diskussionen über die Mitgliedsstaaten der EU

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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KRISE:
Ein Land am Abgrund
Belgien hat keine Regierung mehr, und einen Ausweg gibt es auch nicht / Jetzt droht der Zerfall

BRÜSSEL - An diesem Dienstagmorgen hat Belgien nicht nur keine Regierung mehr. Es gibt auch keinen Ausweg aus der Misere. „Land am Abgrund“ titeln die Zeitungen, wenige Stunden nach dem endgültigen Rücktritt des „Pannen-Ministerpräsidenten“ Yves Leterme (49) von den flämischen Christdemokraten. Es ist seine fünfte Amtsaufgabe seit den letzten Parlamentswahlen im Juni 2007. Drei Tage hatte König Albert II. als Staatsoberhaupt gezögert, den Kündigungsbrief seines Premiers zu akzeptieren. Als am späten Montagnachmittag auch der wieder einmal als Vermittler eingesetzte liberale Finanzminister Didier Reynders ideenlos aufgeben musste, akzeptierte der Monarch die Demission der Regierung und setzte ein Not-Kabinett ein. Denn Belgien befindet sich nicht nur in einer Krise, diese ist auch tiefer als je zuvor. „Totale Paralyse“ schreibt der Leitartikler des frankophonen „le Soir“. Und er hat recht...
weiter lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... usweg.html
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Barbarossa
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BELGIEN:
Ein Land vor dem Ende
Regierungsgespräche geplatzt / Erstmals reden auch Wallonen vom Ende des Landes / König Albert II. verliert sein Reich

BRÜSSEL - „Wir müssen uns auf das Ende Belgiens vorbereiten.“ Seit vielen Jahren geistert die Spaltung des Zehn-Millionen-Einwohner-Landes durch die Köpfe. Mit Laurette Onkelinx hat jetzt erstmals ein amtierendes und noch dazu französischsprachiges Regierungsmitglied offen ausgesprochen, dass der Alptraum wahr werden könnte. „Wir steuern auf eine Trennung zu.“...
weiter lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... -Ende.html

Das ohnehin schon kleine Belgien wil sich nochmal spalten? Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das aussehen soll...
Oder wollen sich die beiden größten Volksgruppen den Niederlanden auf der einen und Frankreich auf der anderen Seite angliedern? Und was ist dann mit der deutschen Minderheit?
:shock:
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Barbarossa
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Die belgier feiern einen Rekord, mit dem sie nun sogar den Irak überholen:
249 Tage ohne Regierung
Fritten für alle: Belgier feiern Weltrekord

249 Tage ohne Regierung - damit brachen die Belgier nun den Weltrekord. Zumindest die belgischen Studenten nehmen es mit Humor und feiern den Rekord mit Flash-Mob, Musik und Frei-Fritten für alle...
weiter lesen: http://geschichte-wissen.de/go/249tageohneregierung

Interessant aber auch die Kommentare der Leser, wie u. a.:
na also geht doch.
Wer braucht schon eine beschissene korrupte Regierung von Sesselfurzern? Keiner!
toller Beweis, das ein Volk keine vollgefressenen Parasiten braucht...
Na also, es geht doch auch ohne! hehe

Ich muß sagen, vor etwa 15 Jahren habe ich noch gesagt, ich würde auch in die Politik gehen, wenn sich die Gelegenheit bieten würde. Aber wenn ich mir jetzt so die Sache mit zu Guttenberg anschaue oder diese Kommentare lese, dann muß ich leider sagen, ich würde es nicht mehr für ein anstrebenswertes Ziel halten.
:(

Das bringt mich auf die Idee für eine Umfrage: http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 18&start=0
:wink:
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Barbarossa
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BELGIEN:
Neue Regierung nach 15 Monaten möglich
Durchbruch im Sprachenstreit

BRÜSSEL - Ins Guinness-Buch der Rekorde haben es die Belgier schon geschafft: Seit 485 Tagen lebt das Land ohne Regierung. Länger als der Irak oder manch schwarzafrikanische Bananen-Republik. Doch nun gibt es Hoffnung. In der Nacht zum Donnerstag schafften die acht potenziellen Koalitionspartner endlich einen Durchbruch. Gut 15 Monate nach der letzten Wahl erscheint es tatsächlich nicht mehr ausgeschlossen, dass es ein Kabinett inklusive arbeitsfähiger Mehrheit geben wird. An deren Spitze dürfte dann Elio di Rupo stehen, der 58-jährige Chef der wallonischen Sozialdemokraten. Ihm gelang es, das Problem des Wahlbezirkes rund um die Hauptstadtregion Brüssel zu lösen.

Während die französisch sprechenden Wallonen bei Wahlen nur frankophone Listen und die niederländisch sprechenden Flamen lediglich flämische Politiker wählen können, genießen die Bewohner des Hauptstadtwahlbezirks von Brüssel, Halle und Vilvoorde ein Sonderrecht: Sie können wählen, wen sie wollen...
weiter lesen: http://geschichte-wissen.de/go/regierun ... enmoeglich
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Paul
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Ich bin gespannt, ob oder wie lange Belgien noch existieren wird. Die flämischen "Nationalisten" gewinnen immer mehr Zulauf.
Sie sehen immer weniger Sinn im Weiterbestand eines Staates, mit dem sie in der Vergangenheit kulturelle Unterdrückung verbanden und jetzt wirtschaftliche Nachteile verbinden.
Als Brüssel noch Zweisprachig war, war dies immer noch ein Argument, den Staat aufrecht zu erhalten. Doch Brüssel wird immer französischer und hat jetzt letztlich auch eine Landverbindung mit französischer Mehrheit zur Wallonie.
Dementsprechend strecken wallonische Politiker auch schon die Fühler nach Frankreich aus, um sich dann anzuschließen.
In Flandern ist es nicht ganz sicher, ob die Flamen sich mit den Niederlanden vereinigen werden, wirtschaftlich sind sie stark genug für eine Selbständigkeit.
Die Politiker in Ostbelgien sind sich unschlüssig, ob sie dann eine "Rückkehr" zur Bundesrepublik o. einen Anschluß an Luxemburg favorisieren wollen/sollen. Schon 1963 hatte ja Frankreich die Rückkehr zur Bundesrepublik verhindert. Insbesondere für die Region um Eupen würde sich der Anschluß an die Bundesrepublik eher anbieten, da es ja räumlich von der Region St. Vieth und Luxemburg getrennt ist und praktisch das Umland der Region Aachen darstellt.
Es gibt eine flämische Enklave im Osten, welche an das Niederländische Limburg grenzt. Es gibt daneben 2 Nachbargemeinden zwischen diesem flämischen(Ripurarischen/südlimburgischen) Gebiet und der Region Eupen, die gehören zur Wallonie, obwohl sie eine Niederfränkisch sprechende Mehrheit haben und nur Hochdeutsche und Französische Sprachminderheiten. Das merkwürdige ist, das diese objektiven Flamen sich kulturell und politisch derzeit noch mehrheitlich zur Wallonie bekennen, anders als die Bevölkerung in den Nachbargemeinden.
Lange Zeit war ein großer Teil der Wallonie zweisprachig bzw. flämisch. Im Laufe der Zeit wurde aber die französische Sprache weitgehend so weit durchgesetzt, wie es heute mehrheitlich verbreitet ist. Im Norden der Wallonie gibt es noch einen Zweisprachigen Gebietsstreifen.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Renegat
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Der aktuelle Stand in Belgien ist mir nicht gegenwärtig. Gibt es dort wirklich Überlegungen, sich geteilt an bestehende Nationalstaaten anzuschließen? Die Lage in Belgien oder Schottland ist für mich eher ein Argument für ein Europa der Regionen.
Die sprachliche Zwei/ Dreiteilung ist mir beim Belgienbesuch zwar auch aufgefallen. Bei der langen Geschichte gibt es doch evtl. andere Gemeinsamkeiten praktischer Natur, wie z.B. Schulsystem. So einfach ist der Anschluß an einen bereits bestehenden Nationalstaat ja nicht, wie wir bei der Wiedervereinigung gesehen haben.
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Barbarossa
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Renegat hat geschrieben:...So einfach ist der Anschluß an einen bereits bestehenden Nationalstaat ja nicht, wie wir bei der Wiedervereinigung gesehen haben.
Bei der Wiedervereinigung gab es ja vor allem das Problem, daß eine heruntergewirtschaftete Staatswirtschaft völlig umorganisiert werden mußte. Das Problem hätten die 3 Teile Belgiens nicht. Hier handelt es sich um verschiedene Volksgruppen innerhalb einer Nation, die anscheinend einfach nicht mehr miteinander können.
Wenn schon für ein nationales Parlament getrennt nach Regionen abgestimmt wird und auch regionale Parteien existieren, dann ist die Spaltung des Landes schon ziemlich weit fortgeschritten.
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RedScorpion

Renegat hat geschrieben:Der aktuelle Stand in Belgien ist mir nicht gegenwärtig. Gibt es dort wirklich Überlegungen, sich geteilt an bestehende Nationalstaaten anzuschließen?
...
Imho nicht wirklich, denn, Du sagst es ja selbst:
Renegat hat geschrieben: ...
Bei der langen Geschichte gibt es doch evtl. andere Gemeinsamkeiten praktischer Natur, wie z.B. Schulsystem. So einfach ist der Anschluß an einen bereits bestehenden Nationalstaat ja nicht, wie wir bei der Wiedervereinigung gesehen haben.
Eben. Was das kosten würde ...

Renegat hat geschrieben: ...
Die Lage in Belgien oder Schottland ist für mich eher ein Argument für ein Europa der Regionen.
...
Du sagst es.

Barbarossa hat geschrieben: ...
Wenn schon für ein nationales Parlament getrennt nach Regionen abgestimmt wird und auch regionale Parteien existieren, dann ist die Spaltung des Landes schon ziemlich weit fortgeschritten.
Ist das denn bei Europawahlen nicht auch schon immer so, auch bis vor ein paar Jahren, als Europa auch aus Sicht der Yellow Press noch "immer weiter zusammenwuchs"?

Ausserdem hat's Regionalparteien nicht nur in Belgien.

Paul hat geschrieben: ...
Sie sehen immer weniger Sinn im Weiterbestand eines Staates, mit dem sie in der Vergangenheit kulturelle Unterdrückung verbanden und jetzt wirtschaftliche Nachteile verbinden.
Als Brüssel noch Zweisprachig war, war dies immer noch ein Argument, den Staat aufrecht zu erhalten. Doch Brüssel wird immer französischer und hat jetzt letztlich auch eine Landverbindung mit französischer Mehrheit zur Wallonie.
...
Lange Zeit war ein großer Teil der Wallonie zweisprachig bzw. flämisch. Im Laufe der Zeit wurde aber die französische Sprache weitgehend so weit durchgesetzt, wie es heute mehrheitlich verbreitet ist. Im Norden der Wallonie gibt es noch einen Zweisprachigen Gebietsstreifen.
Das ist aber schon mehrere hundert Jahre her, was die Verbreitung des Niederländischen in Bxl, der Wallonie (und auch in den Dép. Nord und Pas-de-Calais) angeht, und bez. der kulturellen Unterdrückung zumindest mehrere Jahrzehnte. Es ist zwar auch noch heute so, dass man den Eindruck hat, aus Flandern kommt kulturell nicht viel, aber das liegt auch an mieser PR der Flamen und an dem jammernden Geplärre ob ihrer angeblich so geknechteten Seele (olle Kamellen, da werden z.T. hahnebüchene Stories aus dem Hut gezaubert, wie z.B., dass flämische Soldaten in WWI einen höheren Blutzoll zu zahlen hatten als die wallonischen, weil erstere die Befehle der so gut wie ausschliesslich frz.sprachigen Offiziere nicht verstanden - jaja).


Butter bei die Fische: Eine Umwandlung in einen föderalen Staat hat ihren Preis (m.E. einen zu hohen); es ist nicht so das Problem, dass "die einen mit den anderen nicht (mehr) können" (wenn ich mit jemandem Probleme habe, dann ist mir wurscht, welche Sprache er spricht und wessen Nationalität er ist), sondern, ob Institutionen kommunizieren untereinander und mit den Bürgern (sprich es ist die Frage, ob Admin funxt oder nicht). Das ist in einem föderalen Staat sehr viel prekärer als in einem zentralistischen. U.a. auch eine der Sachen, die in der Schweiz alles andere als optimal laufen, nur so nebenbei.


P.S. Bxl hatte immer schon direkten Kontakt mit der Wallonie, allein bei der Aufteilung der Provinz Brabant hat man einen ein paar hundert Meter schmalen Korridor zwischen Uccle bzw. Watermael-Boitsfort und Waterloo geschaffen, um einen Zerfall des Landes zu verhindern. Im Forêt de Soignes wohnen nämlich nur Tiere. Keine Ahnung, ob sie Flämisch oder Französisch präferieren.



LG
Paul
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Hier ist noch eine Übersicht über die fränkischen Dialekte, so auch die Niederfränkischen Dialekte zu denen neben Westniederfränkisch auch ostniederfränkisch (ripuarisch/Limburgisch) gehört, welches bis nach Nordrheinwestfalen gesprochen wird.

http://de.wikipedia.org/w/index.php?tit ... 1130142034
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Titus Feuerfuchs
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Die Diskussion zeigt einmal mehr, dass Staaten, deren Staatvolk kein Gemeinschaftsgefühl hat, des Öfteren von zentrifugalen und seperatistischen Tendenzen heimgesucht werden. Egal, ob das die KuK-Monarchie, die Sowjetunion oder eben der Kunststaat Belgien ist.
Die Zukunft Belgiens sollte durch Referenden entschieden werden.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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dieter
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Die Diskussion zeigt einmal mehr, dass Staaten, deren Staatvolk kein Gemeinschaftsgefühl hat, des Öfteren von zentrifugalen und seperatistischen Tendenzen heimgesucht werden. Egal, ob das die KuK-Monarchie, die Sowjetunion oder eben der Kunststaat Belgien ist.
Die Zukunft Belgiens sollte durch Referenden entschieden werden.
Lieber Titus,
Flandern sollte sich den Niederlanden, die Wallonie Frankreich und Eupen-Malmedy Deutschland anschliessen. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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