Gedanken zur Deutschen Einheit - warum so, wie sie war

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Re: Gedanken zur Deutschen Einheit - warum so, wie sie war

von Lia » 19.11.2014, 10:40

Barbarossa hat geschrieben:Zu diesem Zweck wurden die KSZE-Verträge unterschrieben oder bspw. vor dem Treffen Honeckers mit Kohl 1987 die Todesstrafe abgeschafft. Mit der selben Absicht ist auch die weitgehende Respektierung der Religionsfreiheit zu sehen.
Das System hatte sich sozusagen selbst zumindest eine Longe angelegt, indem es internationale Abkommen unterzeichnte, die ihm umgekehrt wieder die Anerkennung als Staat bringen sollte. Gebremst, aber an die Kandare hattten sich Partei-Diktaturen nicht legen lassen.
Das heißt, dass man- die Stasi- auf einzelne Mitglieder keinen Druck ausübte und Schikanen einbaute, die oft alle Familienmitglieder trafen, gleich ob Katholik oder Protestant. Das weiß ich sicher und zuverlässig aus dem Freundeskreis von Diakonen und jemandem,der eigentlich katholische Theologie studieren wollte.
Dieter hat geschrieben:Lieber Barbarossa,
so hatten die KSZE-Verträge auch ihr Gutes.
Wieder so ein Satz, über dessen Sinn ich rätsele. Auch ihr Gutes? Kleine, aber ganz und gar nicht unbedeutende Schritte in Zeiten und in in einem Europa, das durch den eisernen Vorhang geteilt war und von vielen kriegerischen Auseinandersetzungen über Jahrhunderte gezeichnet war.

Re: Gedanken zur Deutschen Einheit - warum so, wie sie war

von dieter » 19.11.2014, 10:19

Lieber Barbarossa,
so hatten die KSZE-Verträge auch ihr Gutes. :D

Re: Gedanken zur Deutschen Einheit - warum so, wie sie war

von Barbarossa » 18.11.2014, 23:54

Orianne hat geschrieben:Was ich mich frage, die Stasi hatte doch überall ihre Spitzel, warum sind die Kirchen nicht aufgeflogen?
Es ist richtig, dass die Kirchen und auch die kirchlichen Arbeitsgruppen mit Spitzeln der Stasi nur so gespickt waren. So war es wohl auch kein "dummer Zufall", dass die ersten Vorsitzenden der SDP und der Bürgerrechtsbewegung "Demokratischer Aufbruch" jeweils Spitzel der Stasi waren.
Dennoch waren die Bürgerrechtler in den Kirchen relativ sicher, bzw. der Staat tat sich schwer, gegen sie vorzugehen. Hintergrund dafür war die Religionsfreiheit, die in der DDR respektiert wurde - zumindest in den Kirchen selbst (*. Hier spielten die seit 1982 insbesondere in Dresden und Leipzig wöchentlich stattgefundenen Montagsgebete eine Schüsselrolle. Diese "Gebete" hatten oft politische Inhalte, fielen aber dennoch unter die Religionsausübung, wogegen die Staatsorgane wenig Handhabe hatten. Im Laufe der Zeit gab es allerdings im Anschluss an diese Gebete auch kleine öffentliche Kundgebungen - hier schlug der Staat dann allerdings häufig um so härter zu. Dennoch fanden diese Montagsgebete im Laufe der Jahre immer mehr Zulauf und die Teilnahme ging Ende der 80er Jahre schießlich in die Tausende. Auch immer mehr Nichtgläubige nahmen daran teil.
So gingen aus der evangelischen Tradition der Montagsgebete schließlich die Montagsdemonstrationen der friedlichen Revolution in der DDR hervor. Nur unter dem Dach der Kirche war es möglich, dass eine solche Bewegung entstehen konnte.

Es gab auch einen Versuch, eine Bürgerrechtsgruppe außerhalb der Kirche zu gründen - das war die "Initiative für Frieden und Menschenrechte", die Mitte der 80er Jahre gegründet wurde. Hier griff die Stasi sofort zu mit Verhaftungen und auch Ausweisungen in den Westen und die (ohnehin illegale) Oppositionsarbeit kam bis 1989 fast zum Erliegen.

Mein Fazit: Es war kein Versäumnis von Systemkritikern, dass es solange keine organisierte Opposition gab, sondern der Stasi gelang es, die Bildung von außerkirchlicher Opposition schon im Ansatz zu unterbinden.

(* Edit:
Der Grund war natürlich nicht, dass die Menschenrechte besonders wichtig genommen wurden, sondern das internationale Ansehen. Honecker wollte die DDR als einen international anerkannten Staat etablieren. Zu diesem Zweck wurden die KSZE-Verträge unterschrieben oder bspw. vor dem Treffen Honeckers mit Kohl 1987 die Todesstrafe abgeschafft. Mit der selben Absicht ist auch die weitgehende Respektierung der Religionsfreiheit zu sehen.

Re: Gedanken zur Deutschen Einheit - warum so, wie sie war

von Lia » 18.11.2014, 20:29

Dieter hat geschrieben:das war eben festes Christentum.
Das bestreiten sogar meine Freunde aus der ex-DDR, allesamt SED- Opfer.
Man hatte seitens des Regimes nicht damit gerechnet, dass es so schnell so so viele werden sollten, die unter dem Dach der Kirche ihren Unmut äußerten.
Mit einzelnen oder kleineren Gruppen konnte man noch fertig werden, mit den Massen nicht mehr, zumal ja auch die westliche Presse zunehmend berichtete.
Bei der wirtschaftlichen Lage wurde es schwierig, die Welle noch zu brechen, ohne sich Sanktionen einzuhandeln.
Die Rolle, wie die katholische Kirche in Polen (samt Papst) spielte, die tägliche Anwesenheit im Leben hatte sie in der DDDR wohl für die meisten so wenig wie im Westen.
Dass Kirche nur ein Feigenblatt- oder Schutzschild war, sie aber nach der Wende wieder unpopulär wurde, sieht man an Mitgliederzahlen der evangelischen Kirche in den fünf ostdeutschen Ländern.

Re: Gedanken zur Deutschen Einheit - warum so, wie sie war

von dieter » 18.11.2014, 14:38

Orianne hat geschrieben:Was ich mich frage, die Stasi hatte doch überall ihre Spitzel, warum sind die Kirchen nicht aufgeflogen?
Liebe Orianne,
natürlich waren auch Stasispitzel in der Ev. Kirche. Der erste MP von Brandenburg soll Spitzel gewesen sein.
Da der Protestantismus in Ostdeutschland maßgebend war, außer Berlin haben alle ostdeutsche Bundesländer den Reformationstag als Feiertag. Vielleicht wollten die Kommunisten für die Bevölkerung ein Ventil haben. :wink:

Re: Gedanken zur Deutschen Einheit - warum so, wie sie war

von Orianne » 18.11.2014, 14:20

Was ich mich frage, die Stasi hatte doch überall ihre Spitzel, warum sind die Kirchen nicht aufgeflogen?

Re: Gedanken zur Deutschen Einheit - warum so, wie sie war

von dieter » 18.11.2014, 14:17

Orianne hat geschrieben:
Nemeth hat geschrieben:
Ein Zitat von Stasi-Mielke ."Auf Alles waren wir vorbereitet, doch auf Gebete und Kerzen nicht"
Das ist interessant, es würde eine Theorie von mir erklären.
Liebe Orianne,
das war eben festes Christentum. Die Ev. Kirche hat ein gerüttelt Maß zu dem Gelingen der Friedlichen Revolution beigetragen, indem sie Stützpunkt der Bürgerrechtler war. Ich erinnere nur an die Nikolaikirche und zwei weiteren ev. Kirchen, von dem die Montagsdemonstrationen in Leipzig ausgegangen sind. :wink:

Re: Gedanken zur Deutschen Einheit - warum so, wie sie war

von Lia » 18.11.2014, 13:50

Nemeth hat geschrieben:Ein Zitat von Stasi-Mielke ."Auf Alles waren wir vorbereitet, doch auf Gebete und Kerzen nicht"
Böse Ironie:
Waren wir Westdeutschen auch nicht. Ich glaube, Euer Mut brachte uns so ziemlich ins Wanken, man rieb sich die Augen. Wagte an mögliche Folgen nicht zu denken. Und an eine nicht zu glauben.
Alle, auch diejenigen, die Demos im freiheitlichen Westen immer noch mehr als Störung der öffentlichen Ordnung ansahen denn als demokratisches Grundrecht, waren ziemlich überrascht.
Der Blick, das Miterleben von außen, aus Frankreich, brachte für mich persönlich noch eine andere Note hinein. Die gar nicht mal so abwegige Frage aus französischer Sicht, warum denn in Deutschland West nicht soldidarisch mit demonstriert wurde.
Anderen war vielleicht klar, welches Risiko Ihr eingegangen seid, Brokdorf und der Hamburger Kessel waren im Gedächtnis.
( Wobei ich die Anti-AKW Demos in Brokdorf 1981 und Kalkar dazu durchaus differenziert sehe, das wäre mal ein anderer Aspekt der West-Republik).

Re: Gedanken zur Deutschen Einheit - warum so, wie sie war

von Orianne » 18.11.2014, 13:30

Nemeth hat geschrieben:
Ein Zitat von Stasi-Mielke ."Auf Alles waren wir vorbereitet, doch auf Gebete und Kerzen nicht"
Das ist interessant, es würde eine Theorie von mir erklären.

Re: Gedanken zur Deutschen Einheit - warum so, wie sie war

von Nemeth » 18.11.2014, 13:21

--------------warum so, wie sie war ....?
Das gesamte Ausmass wird wohl niemand, der heute Lebenden Deutschen , je verstehen können.
Ein System, das sich so in Beton und Stacheldraht eingeigelt hat, zum Wanken zu bringen, ist eine Sache, die man kaum in Worte fassen kann.
War es, wie unser User Dieter schreibt sinngemäß: Höhere Gewalt, Gottes Fügung oder wen hatte er auserkoren seinen Willen auszuführen. War es Gorbatschow, der Papst, Lech Walesa, die Charta 77, die Botschaftsbesetzer, die "Wahlfälscher" und....
Wir werden es wohl nie erfahren.
Denken wir auch daran, daß unter dem Dach der Kirchen, die Opposition Schutz fand.

Ein Zitat von Stasi-Mielke ."Auf Alles waren wir vorbereitet, doch auf Gebete und Kerzen nicht"

Re: Gedanken zur Deutschen Einheit - warum so, wie sie war

von dieter » 16.11.2014, 14:34

Orianne hat geschrieben:....Aber immerhin blieb doch das Sandmännchen :)
Liebe Orianne,
habe ich auch gesehen, als ich noch in Kassel wohnte, wir konnten dort das DDR-Fernsehen verfolgen, fand ich immer niedlich. Auch Montags die Filme waren gut. :)

Re: Gedanken zur Deutschen Einheit - warum so, wie sie war

von Lia » 16.11.2014, 14:30

Der grüne Pfeil hielt sich nur in meiner Umgebung nicht lange, gab eine Bürgerbewegung dagegen.
Gontscharow hat geschrieben:Ebenfalls sehr klar habe ich Träumereien in der Phase der Wiedervereinigung, daß man die guten Seiten der DDR ins wiedervereinte D retten sollte und müßte, als solche erkannt.
Das ging uns ähnlich, Beispiel Kindertagesstätten etc. Manches, was sich als DDR-Typisch herausstellte, wollte ich denn aber doch nicht 1:1 haben. Die selbstverständliche Berufstätigkeit der Frau: Ja. Aber das extreme Macho-Gehabe der Kerls umgekehrt- Nein!
Da waren viele unsere Männer dann doch schon emanzipierter. :P
In Grenznähe bekam man sicherlich noch einiges mehr mit, was in den Jahren nach der Vereinigung durchaus mal zu bösem Blut führen konnte. Die Lübecker könnten Strophen davon singen, dass sie nicht nur vom Verschwinden der Grenze profitiert haben, dass es ab 1990 Forderungen und Anspruchsdenken von "drüben" gab, die wirklich frech waren und für Unmut sorgten
Zielich schwierig gelegentlich, Ostdeutschen klar zu machen, dass es im Westen auch nicht von heute auf morgen ging, in grauen, dreckigen Industriestädten zu sanieren und Hausfassaden zu restaurieren und zu bemalen, dass auch der Westen und mal gar das Ruhrgebiet, durch bittere Krisen gegangen war und gehen musste.
Und verdutzt waren einige dann schon sehr, wenn man erklärte, dass Teile der Freiheit auch hier erstmal erkämpft werden mussten.
Nicht so dramatisch wie drüben, aber man musste schon gelegentlich persönliche Nachteile einstecken, wenn man protestierte.
(Übrigens nicht nur von den Konservativen, auch die SPD-Anhänger, auch und gerade aus der Arbeiterschaft, waren in den 50er/60er bis in die 70er in vieler Hinsicht erzkonservative Law- and order-Spießer.)
Gontscharow hat geschrieben:sondern das Fehlen von Umgehungsstraßen.
Einkaufszentren mit Riesenparkplätzen davor,
Umgehungen brauchte man ja auch nicht dringend, was es heißt, im Westen in einem Dorf ohne verschandelnde Umgehungsstraße zu leben, weiß ich allerdings- und nicht zum Guten- auch nicht für die erhaltene Bebauung. :)
Die Landschaften allgemein, die ursprünglicher waren
Auf den ersten Blick vielleicht, was man in M-V zu LPG- Zeiten teilweise verbrochen hatte, wäre in S-H nicht schon lange nicht mehr möglich gewesen. Mal abgeshen davon, dass der Grenzraum Ost ja entsiedelt war.
Eine der ersten Touren via Mölln ins Nachbarland: Große Werbung an einem Hof: Frische Eier vom Land, man sah auch das ein oder andere Huhn herumlaufen. Aha, keine Eier aus Legebatterie!
Hätte ich nur nicht mal ums Eck geschaut- dort stand ein holländischer Eier-LKW,der gerade entladen wurde. :mrgreen:

Re: Gedanken zur Deutschen Einheit - warum so, wie sie war

von Nemeth » 16.11.2014, 11:22

und auch der grüne Pfeil (Dank seiner Herkunft )

Re: Gedanken zur Deutschen Einheit - warum so, wie sie war

von Orianne » 16.11.2014, 11:14

....Aber immerhin blieb doch das Sandmännchen :)

Re: Gedanken zur Deutschen Einheit - warum so, wie sie war

von Nemeth » 16.11.2014, 10:46

dieter hat geschrieben:Lieber Gontscharow,
dass mit den Alleen war mir bei meiner Fahrt durch Thüringen auch aufgefallen, ich fand die Straßen mit Bäumen schöner, als bei uns die ohne Bäume. Vernünftige Wegweiser zur Wartburg fehlten völlig. Es war klar, dass von der DDR nur das Ampelmännchen, der Pfeil nach rechts und das Sandmännchen übrig bleiben würde. :wink: :mrgreen:
Werter Voruser !

Widerspruch Euer Ehren!
Dem ist nicht so. An der Abschaffung dieser zwei "Relikte" wurde fleißig gearbeitet.
Der grüne Pfeil wurde in den USA erfunden, der "West"Sandmann war nicht besonders sehenswert und von den Kindern mehr als nur belächelt.
Natürlich gab es eine Fremdheit zwischen den Menschen beider Staaten.
Der Konsumterror der Marktwirtschaft war noch nicht angekommen, die gegenseitige Hilfe war noch sehr ausgeprägt. Sie war lebensnotwendig.
Jeder freute sich noch über eine größere Anschaffung des Nachbarn.
Das Wort und der Handschlag unter Freunden war ein hohes Gut.

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