von ehemaliger Autor K. » 04.07.2014, 12:58
Marek1964; Orianne:
Die Frage, warum „Amerika reich-Afrika arm“ ist sehr schwierig zu beantworten und ganze Bibliotheken sind voll mit klugen Büchern über dieses Thema.
Ganz, ganz allgemein kann man sagen: in den USA, Kanada, aber auch Australien und Neuseeland, kam es sehr schnell zu einer durchgreifenden kapitalistischen Modernisierung nach westeuropäischem Vorbild. In Lateinamerika wurde die Modernisierung von feudalen Strukturen blockiert, in Afrika überwog, teilweise auch heute, die Subsistenzwirtschaft mit marginalen Marktverbindungen. Dazwischen gibt es einige modern organisierte Rohstoff Produktionen aus der Kolonialzeit, die für fremde Märkte arbeiten und mit der restlichen Ökonomie nicht richtig verknüpft sind.
Das kann nur ein erster Einstieg sein. Es gibt unglaublich viele, weitere Gründe. Ich empfehle das Buch von „Senghaas, Von Europa lernen. Entwicklungsgeschichtliche Betrachtungen“. Frankfurt 1982. Obwohl älter, immer noch Standardwerk. Allerdings sehr anspruchsvoll, nicht für Schüler geeignet.
Vor einigen Jahren hielt ich an der Universität ein Seminar ab über ökonomische Entwicklungstheorien.
Ein Student aus Ghana hielt damals einen interessanten Vortrag. Er meinte, dass es noch zu früh ist um zu beurteilen, ob die europäische Kolonialzeit mehr positiv oder mehr negativ für Afrika gewesen ist und zog einen Vergleich mit Europa. Die Römer seien auch eine brutale Kolonialmacht gewesen, aber ohne sie wäre die europäische Geschichte gar nicht vorstellbar gewesen. Die meisten unserer Errungenschaften verdanken wir den ehemaligen römischen Kolonialherren. Und nach dem Zusammenbruch des Imperiums war Europa auch in Anarchie zerfallen, germanische Stämme bekriegten sich überall, archaische Strukturen aus vorrömischer Zeit kamen wieder an die Oberfläche, es kam zu einem gewaltigen Rückschritt in der Kultur, der erst mit der Renaissance beendet wurde.
Ähnliches passiert heute in Afrika. Doch es bestehen Chancen, dass dieser Kontinent nicht vielleicht wie die Europäer tausend Jahre benötigt, um mit dem Chaos fertig zu werden. Niemand in Afrika will die vorkoloniale Zeit zurück haben, doch die Moderne existiert bisher nur in einigen Städten und um die wenigen Einnahmequellen im Rohstoff Bereich, die den Anschluss an die neue Zeit erst ermöglichen, werden erbitterte Kriege geführt. Es wird sicherlich noch einige Generationen dauern, bis der Kontinent Anschluss findet, wir erleben derzeit vermutlich eine Übergangszeit, doch sie wird nicht ewig dauern. Die Geschichte hat einen langen Atem.
Länder wie China oder Indien konnten die Kolonialzeit besser verkraften. Diese Kulturen waren schon lange vor den Europäern hochentwickelt. Sie besaßen staatliche Strukturen, Verwaltungen, einheitliche Währungen, Städte, entwickelte Marktbeziehungen usw. All dies war in Afrika nicht vorhanden und entwickelt sich erst jetzt. Wir müssen abwarten.
[quote]Marek1964; Orianne:[/quote]
Die Frage, warum „Amerika reich-Afrika arm“ ist sehr schwierig zu beantworten und ganze Bibliotheken sind voll mit klugen Büchern über dieses Thema.
Ganz, ganz allgemein kann man sagen: in den USA, Kanada, aber auch Australien und Neuseeland, kam es sehr schnell zu einer durchgreifenden kapitalistischen Modernisierung nach westeuropäischem Vorbild. In Lateinamerika wurde die Modernisierung von feudalen Strukturen blockiert, in Afrika überwog, teilweise auch heute, die Subsistenzwirtschaft mit marginalen Marktverbindungen. Dazwischen gibt es einige modern organisierte Rohstoff Produktionen aus der Kolonialzeit, die für fremde Märkte arbeiten und mit der restlichen Ökonomie nicht richtig verknüpft sind.
Das kann nur ein erster Einstieg sein. Es gibt unglaublich viele, weitere Gründe. Ich empfehle das Buch von „Senghaas, Von Europa lernen. Entwicklungsgeschichtliche Betrachtungen“. Frankfurt 1982. Obwohl älter, immer noch Standardwerk. Allerdings sehr anspruchsvoll, nicht für Schüler geeignet.
Vor einigen Jahren hielt ich an der Universität ein Seminar ab über ökonomische Entwicklungstheorien.
Ein Student aus Ghana hielt damals einen interessanten Vortrag. Er meinte, dass es noch zu früh ist um zu beurteilen, ob die europäische Kolonialzeit mehr positiv oder mehr negativ für Afrika gewesen ist und zog einen Vergleich mit Europa. Die Römer seien auch eine brutale Kolonialmacht gewesen, aber ohne sie wäre die europäische Geschichte gar nicht vorstellbar gewesen. Die meisten unserer Errungenschaften verdanken wir den ehemaligen römischen Kolonialherren. Und nach dem Zusammenbruch des Imperiums war Europa auch in Anarchie zerfallen, germanische Stämme bekriegten sich überall, archaische Strukturen aus vorrömischer Zeit kamen wieder an die Oberfläche, es kam zu einem gewaltigen Rückschritt in der Kultur, der erst mit der Renaissance beendet wurde.
Ähnliches passiert heute in Afrika. Doch es bestehen Chancen, dass dieser Kontinent nicht vielleicht wie die Europäer tausend Jahre benötigt, um mit dem Chaos fertig zu werden. Niemand in Afrika will die vorkoloniale Zeit zurück haben, doch die Moderne existiert bisher nur in einigen Städten und um die wenigen Einnahmequellen im Rohstoff Bereich, die den Anschluss an die neue Zeit erst ermöglichen, werden erbitterte Kriege geführt. Es wird sicherlich noch einige Generationen dauern, bis der Kontinent Anschluss findet, wir erleben derzeit vermutlich eine Übergangszeit, doch sie wird nicht ewig dauern. Die Geschichte hat einen langen Atem.
Länder wie China oder Indien konnten die Kolonialzeit besser verkraften. Diese Kulturen waren schon lange vor den Europäern hochentwickelt. Sie besaßen staatliche Strukturen, Verwaltungen, einheitliche Währungen, Städte, entwickelte Marktbeziehungen usw. All dies war in Afrika nicht vorhanden und entwickelt sich erst jetzt. Wir müssen abwarten.