Türken-Demo in Köln 31.7.2016

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Re: Türken-Demo in Köln 31.7.2016

von Ruaidhri » 06.08.2016, 17:53

Paul hat geschrieben:Am besten bekommen solche Einwanderer Kontakte, wenn sie in einen Sportverein gehen
Nettes Patentrezept. Schonmal darüber nachgedacht, ob alle sportbegeistert sind? Sind das alle Deutschen? Schonmal überlegt, dass gerade die gebildeteren Flüchtlinge liebend gern viel mehr Kontakte zu einem Dietrich, Dir, Barbarossa, mir haben würden? Klar gibt es immer noch die Helferkreise, nur sind viele inzwischen schon darüber hinaus,  von Muttis betüddelt zu werden. Sorry, aber das passt schon auf manche Leutz in meinem Kurs. Wenn sie tatsächlich im Wintersemester an dieFH gehen, wird es hoffentlich leichter, deren sprachlichen und kulturellen Wissensdurst zu stillen. Das web it gut- live ist besser.

Re: Türken-Demo in Köln 31.7.2016

von Paul » 06.08.2016, 04:37

Ruaidhri hat geschrieben:Frau Merkels " Wir schaffen das" halte ich immer noch für etwas blauäugig, schon rein von Organisation und Logistik her, aber vieles ist mit vielen zu schaffen, wenn möglichst viele, ob in den Kursen oder durch private Kontakte bei der sprachlichen wie sozialen Integration helfen.
Viele der jungen Syrer, Iraker, Afghanen, Somalis und Eriträer wünschen sich mehr Kontakte zu Deutschen, um besser zu verstehen- in jeder Bedeutung des Wortes.
Am besten bekommen solche Einwanderer Kontakte, wenn sie in einen Sportverein gehen und später natürlich auch zu Arbeitskollegen und Nachbarn.
In meiner Wasserballmannschaft haben wir sehr viele Einwanderer, die auch schon in ihrer Heimat Wasserball gespielt hatten. Neben Aussiedlern einen Ukrainer und einen Araber aus Algerien. Der hat allerdings auch eine deutsche Frau geheiratet. Das ist natürlich die intensivste Integration, wenn sogar die eignen Kinder als Deutsche aufwachsen.

Re: Türken-Demo in Köln 31.7.2016

von Ruaidhri » 05.08.2016, 16:24

Dietrich hat geschrieben:@ Ruaidhri

Besten Dank für diese informative und ausführliche Auskunft.

Danach scheint es, als ob zumindest die besser Gebildeten aus Nah- und Mittelost unsere westlichen Gesellschaftsformen begreifen und willens sind, sie zu akzeptieren. Mehr kann man eigentlich nicht verlangen. Gerade für einen Muslim sind aufgrund der Gebote des Korans einige unserer westlichen Verhaltensnormen sicher nicht immer leicht zu akzeptieren. Es verlangt ja auch niemand von ihnen, so zu leben, aber es ist schon viel gewonnen, wenn sich Toleranz gegenüber unserer Lebensart erreichen lässt.
ich denke, wir haben oft ein falsches Bild von Syrien, vom Irak und sogar vom Iran im Kopf. viele sind gebildet, sind Muslime, aber mit duchaus westlich geprägtem Lebensstil. Und den wollen sie, und nicht das, was sie Dank IS, al Nusra, Taliban und al qaidi so verdammt hautnah, dass man die Narben noch sieht, erlebt haben.
aber was immer Assad, Ghaddafi und Saddam verbrochen haben: religiösen Fanatismus haben sie in ihren Staaten nicht gefördert. Das m Einheits-Bild vom Muslim, der sich schwer tut, unsere Normen zu akzeptieren, ist gerade was junge Syrer und Iraker betrifft, falsch. Die sind "aufgeklärter" als manche einheimische Dumpfbacke, was unsere Werte betrifft.
Dietrich hat geschrieben:Wie das allerdings bei den Hunderttausenden weniger Gebildeten und Analphabeten aussieht, ist schon schwerer zu beurteilen. Da werden wir hinsichtlich der Toleranz gegenüber westlichen Lebensformen noch große Probleme bekommen. Und diese integrationsunwilligen Muslime bilden dann den Bodensatz für Islamisten und Salafisten - um nicht zu sagen "Terroristen".
Erstens ist das nicht nur vom Bildungsstand abhängig, ob sie hier zurechtkommen oder nicht, zweitens gilt auch für diese Menschen, dass sie zum größten Teil vor dem Terror geflohen sind- und noch vor Merkels: " Lasst sie alle rein!"
Ganz so finster sehe ich das nicht mit der Integrationsunwilligekeit, was aber daran liegt, dass ich diesen Menschen direkt begegne und mir ein Bild machen kann. Oder unterschiedliche Bilder. Inzwischen haben wire auch andere Möglichkeiten zu sanktionieren, und mein Ausbruch: " Das hier ist mein Land, und Sie haben sich nach uns zu richten!" muss Eindruck hinterlassen haben. ( Ging an zwei TN eines anderen Kurses, und im doppelten Sinne standen "meine" hinter mir und wirkten als Multiplikatoren. Den Bodensatz werden wir haben- wobei da eher Frust als Religion treibende Kraft ist. Wie schon daheim, die extremistischen Terrororganisationen nutzen das aus.
Ein wenig hat auch das ominöse Merkel'sche  "Wir" es in der Hand, wieviel Integration wie schnell und wie nachhaltig möglich ist. Das Argument Muslim = nicht kompatibel= nicht integrierbar ist nunmal wenig gescheit und zutreffend.
Erstmal sind es Menschen, die zum Teil Furchtbares erlebt und erlitten haben. Dann Menschen, die durchaus in der Mehrheit willig sind,sich hier einzufügen,  die aber jenseits der Kurse viel mehr Kontakte zu Deutschen brauchen würden, um das ( gegenseitige) Verstehen und die Integration zu beschleunigen. An vielen meiner Leute hätten doch einige hier im Forum richtig Freude- und interessante Gesprächsanlässe gibt es oft.

Re: Türken-Demo in Köln 31.7.2016

von Dietrich » 05.08.2016, 14:22

@ Ruaidhri

Besten Dank für diese informative und ausführliche Auskunft.

Danach scheint es, als ob zumindest die besser Gebildeten aus Nah- und Mittelost unsere westlichen Gesellschaftsformen begreifen und willens sind, sie zu akzeptieren. Mehr kann man eigentlich nicht verlangen. Gerade für einen Muslim sind aufgrund der Gebote des Korans einige unserer westlichen Verhaltensnormen sicher nicht immer leicht zu akzeptieren. Es verlangt ja auch niemand von ihnen, so zu leben, aber es ist schon viel gewonnen, wenn sich Toleranz gegenüber unserer Lebensart erreichen lässt.

Wie das allerdings bei den Hunderttausenden weniger Gebildeten und Analphabeten aussieht, ist schon schwerer zu beurteilen. Da werden wir hinsichtlich der Toleranz gegenüber westlichen Lebensformen noch große Probleme bekommen. Und diese integrationsunwilligen Muslime bilden dann den Bodensatz für Islamisten und Salafisten - um nicht zu sagen "Terroristen".

Re: Türken-Demo in Köln 31.7.2016

von Ruaidhri » 04.08.2016, 19:46

Fange ich mit d an:
Sie haben ebensolche Abscheu und Angst  und sie trauern wie wir- deutlichst zu spüren und auch vom Kurssprecher thematisiert.
 - " Es war ein Syrer!" ganz traurig und beschämt.
- " Soll ich jetzt Angst vor Ihnen haben, ob Syrer, Iraker oder Iraner, Afghane oder Eritreer??"- etwas ironische Gegenfrage meinerseits, mit einem freundlichen Lächeln begleitet.
- " Vielleicht haben wir mehr Angst als Sie, denn wir haben über Jahre erlebt, wie der Islamismus unser Land zerstört hat und Menschen ermordet wurden. Wir haben nichts mit denen zu tun, wir wollen nur Frieden mit allen Menschen!"
- Zustimmung aller vertretenen Nationen, Tunesien, Irak, Iran, Afghanistan, Somalia, Eritrea.
Sunniten, Schiiten, Christen im Kurs- geht doch.
c. Kein Problem, mit dem ich bislang  konfrontiert wurde. Zumal ich statt doofer Hör- CD mal eine Geschichtsstunde zum Hörverständnis eingelegt habe. Geschichte gehört eigentlich ins Modul Orientierungskurs, die meisten wussten es sowieso wenigstens im Ansatz, was einst in Deutschland den Juden widerfuhr. Und den Muslimen, die hier im Rahmen unseres GG und unseres Gesellschaftsverständnisses leben, hoffentlich erspart bleibt.
Syrien und der Irak waren mal, was Religion betrifft, ziemlich tolerante Staatsgebilde, aus dem Iran mögen böseTöne gegen Israel kommen -oder gekommen sein- das bezieht sich aber auf den Staat Israel, nicht auf die Religion oder gar Rasse.
Vielleicht denken oder empfinen viele der Flüchtlinge auch anders als wir es so oft lesen oder auch nur meinen, weil sie wissen, was Verfolgung,  Terror, Bomben, Angst, Feindschaft bedeuten. Und das es immer wieder Menschen gibt, die man eigentlich "hassen" müsste, ginge es nach den Islamisten, überhaupt Extremisten, die aber in der Not helfen und überhaupt erstmal Menschen sind, die man viel besser mögen als hassen sollte.
b. Für alle kann ich nicht sprechen, aber zumindest bei dem Elite-Kurs ist die Toleranz nicht kleiner als bei Dumm-Deutschen, die ja auch noch ganz übel übel über Schwule und Lesben ablästern. 
Auch das Thema hatten wir rein zufällig, wenn das Vokabular zum Wetter dran ist, muss man schon bei bestimmten Wetterlagen das u und ü auseinander halten.Und genau das ist eine der phonetischen Schwierigkeiten, die Umlaute überhaupt.
Schwül und schwul also- irgendwelche abfälligen Kommentare gab es nicht, aber großes Bemühen um deutliche Aussprache bei der Feststellung, dass es an dem Tag tatsächlich schwül und drückend war. :wink:
So ganz fürchterlich tolerant ist ja auch die AfD nicht, was Geschlechterrollen und "Normalität" betrifft.
Damit sind wir bei Punkt
a: Theorie und Praxis klaffen ja auch unter uns Einheimischen ziemlich auseinander. Und es ist mal nicht so sehr lange her, dass erstmal grundsätzlich Frauen gleichbrechtigt wurden- einzelne Durchführungen dauerten bis in die 70er Jahre.
https://de.wikipedia.org/wiki/Erstes_Ge ... lienrechts
Man darf die Rolle- oder die Macht der Frauen in arabischen muslimischen Familien nicht unterschätzen,  unter der Burka haben sie oft" die Hosen an" und die Hand auf dem Portemonnaie.
Erklärten mir lachend die Damen im Kurs. Dazu kommt, dass im Iran, im Irak und in Syrien, auch im Libanon, in Tunesien und Marokko und Algerien,  Berufstätigkeit der Frauen durchaus üblich war/ ist.
  Wie die Arbeitsteilung bei der Kindererziehung und bei der Hausarbeit geregelt wird, - na, auch hier sind noch längst nicht alle Männer am Wickeltisch und am  Bügelbrett emanzipiert.
Es ist ganz sicher oft schwierig, mit der Freiheit der Frauen hier richtig umzugehen, richtig einzuschätzen, was das bedeutet. Grundsätzlich in Frage gestellt wird das aber in diesem Kurs nicht. Vorfälle wie in Köln: " Unsere Mütter würden sich schämen und uns sehr böse mit uns sein!"
Nochmal: Ich habe gerade einen Elite-Kurs,  die sind schon ein bisschen anders geprägt und ziemlich problemlos integrierbar.
Vieles muss tatsächlich erklärt werden, dann aber ist es in Ordnung und es wird angenommen.
Nächste Woche ist Wechsel, ich mache Vertretung in einem anderen Kurs, da wird  es meinem Eindruck nach etwas anders aussehen. Doch  immer gilt bei mir:
Mitnehmen, erklären, auch mal ein Ohr für Probleme und Sorgen haben, erklären, absolut aus deutscher Perspektive, warum einiges unendlich dauert, was man von ihnen erwartet, was geht und was nicht. Im Zweifelsfall muss sanktioniert werden, wenn etwas nicht geht- und dass ich mich durchsetzen kann, mal mit Humor, mal aber auch mit Härte, das hat sich herumgesprochen.

Re: Türken-Demo in Köln 31.7.2016

von Dietrich » 04.08.2016, 15:42

Ruaidhri hat geschrieben:Ich lasse es öffentlich, denn nicht nur hier, sondern auch in anderen Foren wurde ich ob dieses Jobs angepöbelt-
Das ist ja völlig inakzeptabel und dazu außerordentlich dumm. Lass dir dein Engagement nicht vermiesen!
Aber vielleicht kannst du mal was zu wenigen zentralen Fragen sagen: Was debken deine Migrantenschützlinge
a) über die freie und gleichberechtigte Stellung der Frauen hier im Westen
b) über abweichende sexuelle Präferenzen (z.B. Homosexuelle)
c) über Juden 
d) über Islamismus und Salafisten

Re: Türken-Demo in Köln 31.7.2016

von Ruaidhri » 03.08.2016, 17:52

Dietrich hat geschrieben:
Ruaidhri hat geschrieben:...  und ja, auch ich habe  viel dazu gelernt, was Flüchtlinge betrifft- in ziemlicher Bandbreite und mancher Überraschung. Was das Nutzen der Chancen betrifft: Mehrheitlich sind sie sehr bemüht.Zu Pauschalurteilen neige ich nicht, aber viele aus o.g. Herkunftsländern ticken anders als viele Jungtürken.
Bemühter als viele biodeutsche Schüler_innen sind sie, ganz nebenbei.
Seeehr interessante Erfahrungen - und dazu aus unmittelbarem Kontakt.
Kannst du gelegentlich mal darüber berichten?  
Ich würde vielleicht gern mehr darüber schreiben- wenn auch nicht nur rosarot, schon, um dem ein oder anderen vielleicht doch Mut zu machen, denjenigen bei der Integration und dem Spracherwerb zu helfen, die deutlichst signalisieren, dass sie wollen- und die wissen, was sie wollen. Teilweise bin ich sehr beeindruckt , wie energisch und zielstrebig vor allem die Jüngeren sind. Ich würde gern darüber schreiben, wo tatsächliche interkulturelle Probleme liegen, die oft genug durchaus heiter geklärt werden.
Ich lasse es öffentlich, denn nicht nur hier, sondern auch in anderen Foren wurde ich ob dieses Jobs angepöbelt- und Freunde sind keine mehr, weil ich ihn angenommen habe.
Frau Merkels " Wir schaffen das" halte ich immer noch für etwas blauäugig, schon rein von Organisation und Logistik her, aber vieles ist mit vielen zu schaffen, wenn möglichst viele, ob in den Kursen oder durch private Kontakte bei der sprachlichen wie sozialen Integration helfen.
Viele der jungen Syrer, Iraker, Afghanen, Somalis und Eriträer wünschen sich mehr Kontakte zu Deutschen, um besser zu verstehen- in jeder Bedeutung des Wortes.

Re: Türken-Demo in Köln 31.7.2016

von Dietrich » 03.08.2016, 16:05

Ruaidhri hat geschrieben:...  und ja, auch ich habe  viel dazu gelernt, was Flüchtlinge betrifft- in ziemlicher Bandbreite und mancher Überraschung. Was das Nutzen der Chancen betrifft: Mehrheitlich sind sie sehr bemüht.Zu Pauschalurteilen neige ich nicht, aber viele aus o.g. Herkunftsländern ticken anders als viele Jungtürken.
Bemühter als viele biodeutsche Schüler_innen sind sie, ganz nebenbei.
Seeehr interessante Erfahrungen - und dazu aus unmittelbarem Kontakt.
Kannst du gelegentlich mal darüber berichten?  

Re: Türken-Demo in Köln 31.7.2016

von Ruaidhri » 03.08.2016, 14:14

Dietrich hat geschrieben:Wir müssen uns vermutlich vom Konzept einer vollen Integration verabschieden.
Oder definieren, was wir darunter verstehen,
Dietrich hat geschrieben:.....Dennoch steht bei ihnen die Loyalität zu Amerika außer Frage und alle führen sich - gleich welch ursprünglicher Herkunft - als Amerikaner. Ich denke, so wird sich das auch bei uns entwickeln.
Loyal und vor allem die letztlich doch demokratischen Werte und die Grundwerte der Gesellschaft anerkennend und sie auch nach außen vertretend. Eine Demo pro Bestrebungen, die Demokratie auszuhöhlen, Rechte und Freiheiten einzuschränken, wie Erdogan es tut, ist nicht so fürchterlich loyal den Werten unseres Landes gegenüber- das sehe ich so wie die meisten hier. Demos kontra Erdogan,auch von Türken/ Türkischstämmigen initiiert, die wieder würden wir ohne Probleme dulden. Ist die Frage, was eine Demokratie denn zulassen kann/ sollte/ muss.

Dietrich hat geschrieben:Möglicherweise wird sich bei diesen Gruppen die Integration leichter vollziehen und das Loyalitätsgefühl zum neuen Staat Deutschland stärker ausgeprägt sein.
So fremd und gewöhnungsbedürftig, besser, erklärungsbedürftig vieles ist: Die, die hier bleiben wollen, mit allen Konsequenzen, sind sicherlich mehrheitlich anders motiviert. Schon, weil sie einen ganz anderen Lebenslauf und einen sehr harten Weg hinter sich haben, anders als die Türken, die hier aufgewachsen sind.

Doch auch die Mehrheit derer, die immer noch auf eine Rückkehr in dann befriedete Heimatländer hoffen, sind größtenteils doch sehr bemüht, eben zu lernen, wie man hier denkt, lebt, reagiert. Manches ist sicherlich Wandel durch Annäherung, oft ein sich Kennen- und Verstehen-Lernen- und ja, auch ich habe  viel dazu gelernt, was Flüchtlinge betrifft- in ziemlicher Bandbreite und mancher Überraschung. Was das Nutzen der Chancen betrifft: Mehrheitlich sind sie sehr bemüht.Zu Pauschalurteilen neige ich nicht, aber viele aus o.g. Herkunftsländern ticken anders als viele Jungtürken.
Bemühter als viele biodeutsche Schüler_innen sind sie, ganz nebenbei.

Re: Türken-Demo in Köln 31.7.2016

von Dietrich » 03.08.2016, 13:21

Ruaidhri hat geschrieben:Andererseits: Wer nicht akzeptiert wird, gleich, was er tut, um sich anzupassen, tendiert verstärkt zum Rückzug in die eigene Gruppe und sucht dort Identität. Das Problem hat nicht nur eine Ursache, sondern viele, die sich z.T wechselseitig bedingen können.
Dennoch wirken die Syrer, Iraker, Iraner, Afghanen, Somalis und Eriträer, die als anerkannte Asylbewerber in den Deutsch/ Integrationskursen meine Klientel sind, anders. Größtenteils, dass ich derzeit einen Super- Hochleistungskurs habe, der so ziemlich alle Vorurteile widerlegt, weiß ich.
Die sind anders, wollen anderes- und sie haben keine Nation, kein Staatswesen, mit dem sie sich irgendwie noch identifizieren könnten oder wollen. Dafür wollen sie unendlich viel über dieses Land wissen, was bisweilen noch gar nicht auf dem Lehrplan steht.
Heimweh? Ja. Verständlich.
Andere Kurse sind nicht leistungsmäßig nicht ganz so homogen, aber immer noch anders als türkische "Communites".
Wir müssen uns vermutlich vom Konzept einer vollen Integration verabschieden. Das Beispiel der USA zeigt, dass ethnische Gruppen noch nach Jahrzehnten (teilweise über 100 Jahren) parallele Gesellschaften bilden, deren Menschen sich eng miteinander verbunden fühlen und oft in eigenen Stadtquartieren leben. . Dennoch steht bei ihnen die Loyalität zu Amerika außer Frage und alle führen sich - gleich welch ursprünglicher Herkunft - als Amerikaner. Ich denke, so wird sich das auch bei uns entwickeln Die türkische Gemeinschaft zeigt das deutlich, wobei es mit der Verbundenheit zu Deutschland nicht weit her ist.

Interessant ist deine Aussage zu den arabischen, iranischen und afghanischen Migranten. Möglicherweise wird sich bei diesen Gruppen die Integration leichter vollziehen und das Loyalitätsgefühl zum neuen Staat Deutschland stärker ausgeprägt sein. Auf jeden Fall gibt es erkennbare mentale Unterschiede zur türkischen Community, die sich auch in der dritten Generation als "türkisch" begreift. Und danach kommt lange Zeit gar nichts..

Re: Türken-Demo in Köln 31.7.2016

von Ruaidhri » 02.08.2016, 19:55

Dietrich hat geschrieben:Es scheint also eher an der türkischen Mentalität und am muslimischen Glauben zu liegen, wenn das gerdae bei ihnen nicht gelingt.
Wobei ich da schon eher Ursache in der türkischen Mentalität sehe, verstärkt durch den muslimischen Glauben.
Andererseits: Wer nicht akzeptiert wird, gleich, was er tut, um sich anzupassen, tendiert verstärkt zum Rückzug in die eigene Gruppe und sucht dort Identität. Das Problem hat nicht nur eine Ursache, sondern viele, die sich z.T wechselseitig bedingen können.
Dennoch wirken die Syrer, Iraker, Iraner, Afghanen, Somalis und Eriträer, die als anerkannte Asylbewerber in den Deutsch/ Integrationskursen meine Klientel sind, anders. Größtenteils, dass ich derzeit einen Super- Hochleistungskurs habe, der so ziemlich alle Vorurteile widerlegt, weiß ich.
Die sind anders, wollen anderes- und sie haben keine Nation, kein Staatswesen, mit dem sie sich irgendwie noch identifizieren könnten oder wollen. Dafür wollen sie unendlich viel über dieses Land wissen, was bisweilen noch gar nicht auf dem Lehrplan steht.
Heimweh? Ja. Verständlich.
Andere Kurse sind nicht leistungsmäßig nicht ganz so homogen, aber immer noch anders als türkische "Communites".

Re: Türken-Demo in Köln 31.7.2016

von Dietrich » 02.08.2016, 15:05

Ruaidhri hat geschrieben:Da ist viel schief gelaufen. Nicht zuletzt auf deutscher Seite. Wer hier nicht ankommen darf, wem gesagt wird, trotz aller Anpassung und Pass könne er nie echter Deutscher sein und werden, allenfalls mal die Urenkel, der sucht seine Identität woanders. Das trifft sicherlich auf viele zu, darf aber gewiss nicht als einzige Ursache gelten. Geschweige als "Entschuldigung" oder Schuldzuweisung an "die Deutschen".
Es ist bekannt, dass große Teile der türkischen Bevölkerung integrationsunwillig sind oder jeder Integration ablehnend gegenüberstehen. Die Türken sind einst als Gäste bei uns eingereist und nehmen sowohl die Freiheiten der Demokratie ind Anspruch - was sie in der türkischen Diktatur nicht dürfen - als auch unsere sozialen Sicherungssysteme. Aus diesem Grunde hat Deutschland ein Recht, von der türkischen Bevölkerung etwas zu erwarten: nämlich Loyalität und Anpassung an unsere gesellschaftlichen Normen.

Wenn sich zahlreiche türkische Gruppen dagegen sträuben, liegt die Schuld nicht beim deutschen Staat. Wir sehen schließlich, dass sich Spanier, Portugiesen, Italiener, Griechen, Vietnamesen oder Russen still und problemlos in unsere Gesellschaft einpassen. Es scheint also eher an der türkischen Mentalität und am muslimischen Glauben zu liegen, wenn das gerdae bei ihnen nicht gelingt.

Re: Türken-Demo in Köln 31.7.2016

von Ruaidhri » 02.08.2016, 13:14

Paul hat geschrieben:aber wenn die Integration folgender Generationen nicht gelingt, dann geht etwas sehr schief. Wir haben schon früher Einwanderungen gehabt, die gut integriert wurden. Ich denke z.B. an die Hugenotten.
Mit dem ersten Satz hast Du Recht. Mit dem zweiten auch, doch wenn man etwas mehr in die Quellenarbeit einsteigt, sindEinwanderung/ Zuwanderung und Integration nie ohne Probleme und Ressentiments gelaufen, auch nicht bei den Hugenotten und der einheimischen Bevölkerung.
Dass es heute noch anders läuft,hängt mit einem veränderten Werte- und Anforderungsprofil auf beiden Seiten zusammen. Wir leben in einer (ziemlich) offenen Gesellschaft, in der Ureinwohner und Zuwanderer ganz legitim "Ansprüche" haben dürfen.

Re: Türken-Demo in Köln 31.7.2016

von Paul » 31.07.2016, 19:36

Der erste zitierte Absatz im Beitrag zuvor war von Cherusker. Manchmal werden die Zitate schlecht übernommen, wenn das vorherige Zitat dabei ist.
Man brauch die erste Einwanderergeneration nicht von ihrer Kultur entfremden, aber wenn die Integration folgender Generationen nicht gelingt, dann geht etwas sehr schief. Wir haben schon früher Einwanderungen gehabt, die gut integriert wurden. Ich denke z.B. an die Hugenotten.

Re: Türken-Demo in Köln 31.7.2016

von Ruaidhri » 31.07.2016, 19:23

Paul hat geschrieben:Was ist das denn??? :crazy: Es geht nicht darum, was es wert ist ein Deutscher zu sein, genauso viel wie es wert ist ein Franzose, Engländer, Amerikaner, Russe, usw. zu sein.
Aber wer in einem Land lebt  und sich nicht mit den Werten und der Kultur identifizieren kann, der bleibt halt ein Ausländer.
Hast mich missverstanden, Paul. Hatte mich aber auch verquast ausgedrückt. Denn eigentlich meinte ich genau das: Man muss schon etwas dafür tun, um in Deutschland oder sonstwo als gleichberechtigtes Mitglied der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Das aber wurde nie verlangt, und wer es verlangte, war denn gleich von brauner Gesinnung.
Um sich zu integrieren, muss an nun nicht seine gesamte Kultur und Identität aufgeben, aber unsere grundlegenden Werte und gesellschaftlichen Vorstellungen sind zu akzeptieren. Das geht durchaus ohne Konflikte unter Beibehaltung kultureller Eigenheiten.
Paul hat geschrieben:Es liegt nicht in unserem Interesse, das eine Ausländergruppe zu groß wird und es da Integrationsprobleme gibt. Deswegen brauchen wir ein Einwanderungsgesetz, welches unsere Interessen berücksichtigt.
Kein Widerspruch, Paul.
Cherusker hat geschrieben:Also steht dort jeder "Deutscher" ! Nicht jeder Mensch auf der Welt......wir brauchen hier keine Demos von Asiaten, Afrikanern, Amerikanern, Marisaner oder sonst welche dulden. Dafür gibt es kein Recht !!! :wink:
Doch, das GG gibt das durchaus her. Artikel 3, Artikel 5. Ganz nebenbei noch so einige Konventionen, die Deutschland unterzeichnet hat.
Konkret begeistert bin ich von der Demonstration ganz gewiss nicht, mir liegt der Gedanke durchaus nicht fern, zu raten, wer so für Erdogans Politik schwärmt, möge dann doch ins gelobte Land Türkei zurückwandern.

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