Indianer in Amerika - Völkermord oder blosse Verdrängung?

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Re: Indianer in Amerika - Völkermord oder blosse Verdrängung

von Orianne » 02.12.2014, 12:21

Lia hat geschrieben: Viel schlimmer waren so manche Western in der einseitigen Darstellung der Indianer.
Stimmt, da wurde oft gesündigt, ich habe hier einen interessanten Link:

http://www.berliner-zeitung.de/archiv/h ... 77588.html

Dazu noch eine Anmerkung von mir:

Am Anfang der Western erschuf Hollywood den harten und gerechten Siedler, der im Kampf gegen den Roten Mann immer als Sieger hervorging, dieses Bild kam von billigen Taschenbüchern, die zum Teil immer noch verkauft werden.
Die Wirklichkeit wurde einfach weggelassen.

In der Rezession wandelte sich das Bild der Western langsam, aber erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam eine Wende mit Filmen, z.B. "Little Big Man" (1970) oder "Cheyenne" mit Karl Malden und Richard Widmark (1964) sind relativ gute Filme.

Re: Indianer in Amerika - Völkermord oder blosse Verdrängung

von Lia » 02.12.2014, 11:26

Mal ganz ehrlich:
Streitschlichtung, Gesprächsführung statt Schießen ( oder Prügelei), Kompromisse machen, wenn Gewalt unumgänglich, dann erstmal nur kampfunfähig machen, etc.etc.hat eine Karl May begeisterte Generation aus seinen Büchern ( nicht aus den Verfilmungen) gelernt, in Freiland-Wald-Spielen geübt und im normalen Alltag irgendwie gelebt.
Ganz sicher saß auch Karl may manchma auf hohem Ross, ob nun Hattatitla oder Rih, er war- wie jeder- ein Kind seiner Zeit.
Und doch, auch wenn er z.B. Farbige in ihrer Reitweise einerseits lächerlich machte, so war immer doch, auch gegenüber "Mohammedanern", ein grundsätzlicher Respekt zu erkennen. In der Argumentation Christentum-Islam hat er u.a. so einige Informationen und Denkanregungen gegeben.
Ja, es gibt in seinen Werken Anklänge von Anti-Semitismus, ihn darum und ob seiner Deutschtümelei grundsätzlich zu verdammen, ist falsch. Erklärunen wären nötig, aber wegen Karl May ist sicherlich keiner zum Anti-Semiten geworden.
Gontscharow aufnehmend:
warum sollte man denn auch von deutschsprachigen Autoren jener Epoche anderes verlangen als von englischen oder französischen?
Und Karl May sticht- im Gegensatz zu anderen Autoren -hervor, indem er nicht nur "gnädig" ist mit edlen Wilden und Beduinen, da steckt schon mehr hinter.
Viel schlimmer waren so manche Western in der einseitigen Darstellung der Indianer.

Re: Indianer in Amerika - Völkermord oder blosse Verdrängung

von dieter » 02.12.2014, 10:20

Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
Gontscharow hat geschrieben:Auch in der DDR waren die nordamerikanischen Indianer durchaus beliebt -
ich vermute, daß ähnlich wie bei den Nazis und den 68ern hier Antiamerikanismus
eine wichtige Rolle spielte.
Im übrigen war Karl May ein ausgesprochen chauvinistischer Autor, daß "edle Wilde" wie
Indianer oder Araber manchmal Gnade bei ihm fanden, ändert daran nichts.
Die deutsch-nationalistischen Töne bei Karl May sind - aus heutiger Perspektive - geradezu widerlich.
Fairerweise sollte man aber auch erwähnen, daß im 19.Jh. , als Mays Romane entstanden, andere Autoren
und andere Länder keinen Deut weniger chauvinistischer waren.Das war seinerzeit der übliche Tonfall.

May war halt Patriot, wüßte nicht, was daran widerlich sein soll.
Im Gegenteil, er vertrat in vielen Bereichen, gerade was außereuropäische Ethnien anlangt geradezu progressive Gedanken.
Nota bene: wir sprechen vom 19. Jh. :!:

Das einzige, was man ihm imho ex post vorhalten kann, ist ein latenter Antisemitismus.
Lieber Titus,
ich habe als Kind fast alle Karl May-Bände gelesen. Sein latenter Antisemitismus kam aber nur sehr verdeckt zum Vorschein. Wenn ich mir den Film Winnetou I anschaue und die Blutsbrüderschaft zwischen Old Shatterhand und ihm, so ist das ein Zeichen der Völkerverständigung, die auch heute nicht nur gegenüber den Indianern notwendig ist. :wink: Vor allem da Old Shatterhand von einem amerikanischen Schauspieler und Winnetou von einem franz. Schauspieler gespielt wurde. :wink: :mrgreen:

Re: Indianer in Amerika - Völkermord oder blosse Verdrängung

von Titus Feuerfuchs » 02.12.2014, 01:08

Gontscharow hat geschrieben:Auch in der DDR waren die nordamerikanischen Indianer durchaus beliebt -
ich vermute, daß ähnlich wie bei den Nazis und den 68ern hier Antiamerikanismus
eine wichtige Rolle spielte.
Im übrigen war Karl May ein ausgesprochen chauvinistischer Autor, daß "edle Wilde" wie
Indianer oder Araber manchmal Gnade bei ihm fanden, ändert daran nichts.
Die deutsch-nationalistischen Töne bei Karl May sind - aus heutiger Perspektive - geradezu widerlich.
Fairerweise sollte man aber auch erwähnen, daß im 19.Jh. , als Mays Romane entstanden, andere Autoren
und andere Länder keinen Deut weniger chauvinistischer waren.Das war seinerzeit der übliche Tonfall.

May war halt Patriot, wüßte nicht, was daran widerlich sein soll.
Im Gegenteil, er vertrat in vielen Bereichen, gerade was außereuropäische Ethnien anlangt geradezu progressive Gedanken.
Nota bene: wir sprechen vom 19. Jh. :!:

Das einzige, was man ihm imho ex post vorhalten kann, ist ein latenter Antisemitismus.

Re: Indianer in Amerika - Völkermord oder blosse Verdrängung

von dieter » 01.12.2014, 14:47

Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:ja es ist schwer einem Jägervolk auf einmal die Landwirtschaft nahe bringen zu wollen. :roll:
Nur wenige Indianer waren reine Jägervölker. sogar bei den Prärieindianern gab es zumindest zeitweisen Ackerbau zur Ergänzung der Jagd.

Ergänzend wäre zu sagen, dass auch die Prärieindianer erst seit relativ kurzer Zeit Jägervölker waren. Zuvor siedelten sie am Boeren See und waren fast reine Ackerbauern. Erst mit dem Pferd änderte sich das, das Wissen um den Ackerbau war aber nie ganz verschwunden.

Krass wird´s dann, wenn wie im Fall der "Fünf Nationen" eindeutig ackerbauende, in städtischen Siedlungen wohnende Menschen in ein Halbwüstengebiet geschickt werden, zu Fuß über tausende Kilometer, und denen dann gesagt wird, sie sollten jetzt mal Ackerbau machen.
Die hätten schon gewusst, was sie machen sollten, aber in Oklahoma ist schlicht kein Ackerbau möglich (außer mit heutigen technischen Möglichkeiten...).
"Zynisch" ist noch der harmloseste Begriff, der mir für diese Vorgehensweise einfällt.

Und mit Ausnahme der ganz frühen Siedler sind die weißen Amerikaner eigentlich immer mit einer Riesenportion Rassismus mit den Indianern umgegangen (die ihrerseits auch nicht gerade Waisenkinder in der Hinsicht waren, auch wenn´s um "innerindianische" Umgangsweisen ging...das macht den Genozid an ihnen aber nicht besser). Präsident Jackson mit seinem "nur ein toter Indianer..." ist zwar nicht ganz vollständig wiedergegeben, aber er steht da für eine bei den Amerikaner generell lange verbreitete Ansicht...

Beppe
Lieber Beppe,
Jackson war doch der Präsident, der die fünf zivilisierten Völker, darunter die Cherokee, die ein eigenes Alphabet entwickelt hatten in langen Märchen hinter den Mississippi geschickt hatte. :evil: :twisted:

Re: Indianer in Amerika - Völkermord oder blosse Verdrängung

von Renegat » 01.12.2014, 13:22

Lia hat geschrieben: Es war nach den Kriterien der UN Völkermord an den Indianern. Andere Faktoren,kann man vielleicht noch unter Verdrängung einordnen, insgesamt aber sehe ich den Umgang mit den Indianern jetzt anders als in meinen ersten Posts.
Der Tatbestand des Völkermords ist erfüllt.
Ja, das war es und Punkt.
Lia hat geschrieben:Vorsicht, Renegat, wir verlassen langsam das eigentliche Thema!
Finde ich nicht, denn die Bewertung von Ereignissen hat fast immer einen Bezug zur bewertenden Epoche. Geschichtswissenschaft kann sich noch so sehr um Objektivität bemühen, was sie unbedingt bei der Darstellung der Fakten auch sollte. Trotzdem wird jede zeitgenössische Betrachtung vom jeweils aktuellen Weltbild und Wertesystem ausgehen.

Re: Indianer in Amerika - Völkermord oder blosse Verdrängung

von Lia » 01.12.2014, 13:03

Vorsicht, Renegat, wir verlassen langsam das eigentliche Thema!
Renegat hat geschrieben:Hattest du den Eindruck, das als Deutsche nicht sagen zu dürfen, Lia?
Oft nur nach vorheriger ausgiebigiger Beteuerung, dass ich dadurch keinesfalls den Holocaust relativieren wolle, sondern lediglich auf andere historische Tatsachen als solche zu verweisen gedachte, um Auslöser/ Gründe/ Ursachen im Besonderen und im Allgemeinen zu ergründen.
Nachvollziehbar in meinen Jahrgängen, aber teilweise überzogene Empfindlichkeit.
Kommt wahrscheinlich darauf an, mit wem man spricht.
Richtig, sowohl in Deutschland als auch im Ausland.
Um zur Ausgangsfrage zurückzukehren:
Es war nach den Kriterien der UN Völkermord an den Indianern. Andere Faktoren,kann man vielleicht noch unter Verdrängung einordnen, insgesamt aber sehe ich den Umgang mit den Indianern jetzt anders als in meinen ersten Posts.
Der Tatbestand des Völkermords ist erfüllt.

Re: Indianer in Amerika - Völkermord oder blosse Verdrängung

von Renegat » 01.12.2014, 11:54

Renegat hat geschrieben:Für die Generation der BRD-Geborenen mag da was dran sein. Wenn man aber eine Generation weiter zurückgeht, wird es noch komplizierter. Einige Vertreter der in der NS-Sozialisierten habe ich noch kennengelernt. Deren großes, positives Interesse für die Indianer hat mich immer gewundert. Das kann nicht nur an Karl May gelegen haben? Schon diese Generation kam nämlich mit dem Relativierungsargument, mir sind da dunkel sehr krude Verknüpfungen erinnerlich.
Kann es sein, dass schon in der Hitlerjugend die Judenvernichtung als nicht so schlimm propagiert wurde, verglichen mit der Vernichtung der getreu nach Karl May "edlen" Indianer?
Lia hat geschrieben: Karl May hatte ich auch im Hinterkopf. Ob dessen Schilderungen rassistischen- oder aus seiner Sicht unchristlichen Umgangs der weißen Eroberer mit den Indianern allerdings wesentlich zur Holocaust- Relativierung beigetragen hat, weiß ich nicht, könnte dennoch als Steinchen im Mosaik der Relativierung und Verdrängung angenommen werden.
Verdrängung in anderer Form war/ ist jedoch die Umkehrung auch. Als Deutsche(r) nicht sagen zu dürfen, dass es Genozid überall auf der Welt gab und gibt, ohne gleich in die Schublade gesteckt zu werden, in die man nun nachweislich nicht gehört.
Hattest du den Eindruck, das als Deutsche nicht sagen zu dürfen, Lia?
Kommt wahrscheinlich darauf an, mit wem man spricht. Spricht man mit einem US-Amerikaner über Rassismus, wird man sich eine Entgegnung a´la "aber die Deutschen haben die Juden vergast" gefallen lassen müssen, wenn man oberlehrerhaft über den Indianergenozid oder den aktuellen Rassismus gegen Schwarze und Latinos argumentiert.
Sprach man zu BRD-Zeiten mit einem Angehörigen der NS-Generation hat man anders argumentiert, da das Relativierungsargument, was letztlich einer Verteidigungs- und Verdrängungshaltung entsprach, vom Diskussionspartner kam. Die NS-Generation war schließlich gleichzeitig die Eltern- und Großelterngeneration der BRD-Geborenen. Da wurde manches kontrovers im Generationenkonflikt bearbeitet, der Holocaust auf jeden Fall. Anderes, die kleinen Aussagen, wurden übernommen, wie z.B. das Karl May-Weltbild.
Renegat hat geschrieben:Der Holocaust wird auch deshalb meist als Maßstab genommen, weil er der UN direkt vor Augen stand, als 1948 die Völkermordkonvention beschlossen wurde. Er war mow Anlaß dieser Übereinkunft, wurde an die Menschenrechte angehängt.
Lia hat geschrieben:Der Maßstab allerdings ist falsch, eine neuerliche Relativierung, in der Rückbetrachtung wie für Gegenwart und die Zukunft.
Wie denn bewiesen ist.
Man wird immer den zeitnahen Genozid heranziehen und ihn mit dem tagesaktuellen vergleichen. Jeder Genozid ist anders gelagert, sowohl von Ursachen, Absichten und Mitteln. Wir gucken ja gerade einem weiteren zu.

Re: Indianer in Amerika - Völkermord oder blosse Verdrängung

von Gontscharow » 01.12.2014, 11:45

Auch in der DDR waren die nordamerikanischen Indianer durchaus beliebt -
ich vermute, daß ähnlich wie bei den Nazis und den 68ern hier Antiamerikanismus
eine wichtige Rolle spielte.
Im übrigen war Karl May ein ausgesprochen chauvinistischer Autor, daß "edle Wilde" wie
Indianer oder Araber manchmal Gnade bei ihm fanden, ändert daran nichts.
Die deutsch-nationalistischen Töne bei Karl May sind - aus heutiger Perspektive - geradezu widerlich.
Fairerweise sollte man aber auch erwähnen, daß im 19.Jh. , als Mays Romane entstanden, andere Autoren
und andere Länder keinen Deut weniger chauvinistischer waren.Das war seinerzeit der übliche Tonfall.

Re: Indianer in Amerika - Völkermord oder blosse Verdrängung

von Lia » 01.12.2014, 11:23

Renegat hat geschrieben:Für die Generation der BRD-Geborenen mag da was dran sein. Wenn man aber eine Generation weiter zurückgeht, wird es noch komplizierter. Einige Vertreter der in der NS-Sozialisierten habe ich noch kennengelernt. Deren großes, positives Interesse für die Indianer hat mich immer gewundert. Das kann nicht nur an Karl May gelegen haben? Schon diese Generation kam nämlich mit dem Relativierungsargument, mir sind da dunkel sehr krude Verknüpfungen erinnerlich.
Kann es sein, dass schon in der Hitlerjugend die Judenvernichtung als nicht so schlimm propagiert wurde, verglichen mit der Vernichtung der getreu nach Karl May "edlen" Indianer?
Karl May hatte ich auch im Hinterkopf. Ob dessen Schilderungen rassistischen- oder aus seiner Sicht unchristlichen Umgangs der weißen Eroberer mit den Indianern allerdings wesentlich zur Holocaust- Relativierung beigetragen hat, weiß ich nicht, könnte dennoch als Steinchen im Mosaik der Relativierung und Verdrängung angenommen werden.
Verdrängung in anderer Form war/ ist jedoch die Umkehrung auch. Als Deutsche(r) nicht sagen zu dürfen, dass es Genozid überall auf der Welt gab und gibt, ohne gleich in die Schublade gesteckt zu werden, in die man nun nachweislich nicht gehört.
Der Holocaust wird auch deshalb meist als Maßstab genommen, weil er der UN direkt vor Augen stand, als 1948 die Völkermordkonvention beschlossen wurde. Er war mow Anlaß dieser Übereinkunft, wurde an die Menschenrechte angehängt.
Der Maßstab allerdings ist falsch, eine neuerliche Relativierung, in der Rückbetrachtung wie für Gegenwart und die Zukunft.
Wie denn bewiesen ist.

Re: Indianer in Amerika - Völkermord oder blosse Verdrängung

von Renegat » 01.12.2014, 10:42

Barbarossa hat geschrieben:Warum muss man denn unbedingt den Holocaust bzw. Shoa als Maßstab nehmen?
Der Holocaust wird auch deshalb meist als Maßstab genommen, weil er der UN direkt vor Augen stand, als 1948 die Völkermordkonvention beschlossen wurde. Er war mow Anlaß dieser Übereinkunft, wurde an die Menschenrechte angehängt.

Lia hat geschrieben:Marek wird wieder trennen wollen, :mrgreen: aber:
Vielleicht, weil ich in der Bundesrepublik meine Sozialisation im Bereich Geschichte erhielt? Erstaunliches Phänomen in meinen Jahrgängen, gerade bei denen, die sich mit der jüngeren deutschen Geschichte intensiv befassen, dass mit Genozid vorrangig die Shoa verbunden wird. Alles darunter und anderen Völkern angetan, darf möglichst nicht gedacht und erwähnt werden, will man nicht in den Verdacht der Relativierung kommen. Mal gar den transatlantischen Verbündeten des Völkermords zu beschuldigen, ging gar nicht.
Für die Generation der BRD-Geborenen mag da was dran sein. Wenn man aber eine Generation weiter zurückgeht, wird es noch komplizierter. Einige Vertreter der in der NS-Sozialisierten habe ich noch kennengelernt. Deren großes, positives Interesse für die Indianer hat mich immer gewundert. Das kann nicht nur an Karl May gelegen haben? Schon diese Generation kam nämlich mit dem Relativierungsargument, mir sind da dunkel sehr krude Verknüpfungen erinnerlich.
Kann es sein, dass schon in der Hitlerjugend die Judenvernichtung als nicht so schlimm propagiert wurde, verglichen mit der Vernichtung der getreu nach Karl May "edlen" Indianer?
Lia hat geschrieben:Eigentlich müsste ich von der wissenschaftlichen Ausbildung wie vonKenntnissen vieler Fakten her gesehen, in der Lage (gewesen) sein, die Vorgänge in Amerika als das zu bezeichnen, was sie nach UN- Konvention sind: Völkermord.
Es ist ja immer wieder Anlaß zu Diskussionen, welche geschichtlichen Vorgänge man im Nachhinein als Völkermord bezeichnen muß.
Die Türkei ringt mit dem Genozid an den Armeniern, Australien mit der Quasi-Ausrottung der Aboriginies. Die Liste ließe sich verlängern, je genauer man hinguckt und je weiter zurück.
Die UN-Konvention wollte aber in 1. Linie zukünftige Genozide verhindern, was schwierig genug war und ist, siehe Ruanda oder den derzeit stattfindenden Völkermord in Syrien und Irak.

Re: Indianer in Amerika - Völkermord oder blosse Verdrängung

von Lia » 01.12.2014, 09:54

Dieter hat geschrieben:Liebe Orianne,
ja es ist schwer einem Jägervolk auf einmal die Landwirtschaft nahe bringen zu wollen.
Erstens wolle "man" den Indianern vielleicht gar keine Landwirtschaft beibringen, denn das hätte Teilen bedeutet. Warum sollte man mit "Wilden" , die man verachtete, teilen?
Zweitens: Mit welchem Recht beraubte man ein Jägervolk seines Landes, seiner Ressoucen und seiner Identität so komplett? Warum bitte muss man einem Jägervolk Landwirtschaft beibringen wollen?
Mal ganz abgesehen von Peppones sachlicher Richtigstellung.
Nur wenige Indianer waren reine Jägervölker. sogar bei den Prärieindianern gab es zumindest zeitweisen Ackerbau zur Ergänzung der Jagd.
Ich möchte noch einmal auf Barbarossas Einwurf zurückkommen:
Barbarossa hat geschrieben:Warum muss man denn unbedingt den Holocaust bzw. Shoa als Maßstab nehmen?
Marek wird wieder trennen wollen, :mrgreen: aber:
Vielleicht, weil ich in der Bundesrepublik meine Sozialisation im Bereich Geschichte erhielt? Erstaunliches Phänomen in meinen Jahrgängen, gerade bei denen, die sich mit der jüngeren deutschen Geschichte intensiv befassen, dass mit Genozid vorrangig die Shoa verbunden wird. Alles darunter und anderen Völkern angetan, darf möglichst nicht gedacht und erwähnt werden, will man nicht in den Verdacht der Relativierung kommen. Mal gar den transatlantischen Verbündeten des Völkermords zu beschuldigen, ging gar nicht.
Eigentlich müsste ich von der wissenschaftlichen Ausbildung wie vonKenntnissen vieler Fakten her gesehen, in der Lage (gewesen) sein, die Vorgänge in Amerika als das zu bezeichnen, was sie nach UN- Konvention sind: Völkermord.

Re: Indianer in Amerika - Völkermord oder blosse Verdrängung

von Spartaner » 30.11.2014, 21:14

Ich denke dass durch Krankheiten nicht so viel Indianer in den USA hinweggerafft wurden. Es ist nicht zu vergleichen mit den vielen Menschen die in der Karibik oder in Südamerika durch die Einwanderung der Spanier und Portugiesen umgekommen sind.
Zwar streiten sich die Historiker noch heute, wievielen Indianern die Eroberung des Westens das Leben gekostet haben könnte, aber es waren nicht so viele wie man vielleicht vermutet. Um 1800 lebten noch 600000 Indianer auf dem Gebiet der heutigen USA. 100 Jahre später waren es nur noch 250000. Ich nehme an, dass von 350000 Indianern allein 200000 durch Hunger und Kälte umgekommen sind. 80000 vl. durch Krankheiten und 70000 durch Kämpfe mit den Siedlern(Ermordung), oder der Armee und rivalisierenden anderen Indianerstämmen. Einge Indianer sind zudem ihrer Aklkoholsucht in den Reservaten zum Opfer gefallen. Sie vertrugen den Alkohol weniger als die weißen Siedler und waren auch schneller betrunken von dem Zeug .
Fast ausgerottet wurden aber die Bisons der nordamerikanischen Prärie. 1820 lebten 25 Millionen Bisons in der Prärie.
Im Jahre 1902 gab es nur noch 23 Tiere.
http://de.wikipedia.org/wiki/Amerikanis ... e_edit.jpg
http://de.wikipedia.org/wiki/Amerikanis ... Bisons.JPG
http://de.wikipedia.org/wiki/Amerikanischer_Bison

Re: Indianer in Amerika - Völkermord oder blosse Verdrängung

von Orianne » 30.11.2014, 17:09

Peppone hat geschrieben:
Orianne hat geschrieben:Du schreibst im Post sicher über die Pueblo Indianer, die waren doch als Maisbauern bekannt, über sie kann man viel schreiben. über ihre Aufstände u.s.w., leider fehlt mir die Zeit. :(
Nein, ich meinte die "fünf zivilisierten Nationen" der Cherokee, Chickasaw, Choctaw, Muskogee und Seminolen, die auf dem "Pfad der Tränen" nach Oklahoma vertrieben wurde.

Beppe
Ach ja die " "Five Civilized Tribes", ich hatte gerade vor meinem Post eine Nachricht erhalten, die meinen Kopf verwirrte, e es ist eben nicht gut zwei Dinge zur gleichen Zeit zu tun, sorry!

Re: Indianer in Amerika - Völkermord oder blosse Verdrängung

von Peppone » 30.11.2014, 16:57

Orianne hat geschrieben:Du schreibst im Post sicher über die Pueblo Indianer, die waren doch als Maisbauern bekannt, über sie kann man viel schreiben. über ihre Aufstände u.s.w., leider fehlt mir die Zeit. :(
Nein, ich meinte die "fünf zivilisierten Nationen" der Cherokee, Chickasaw, Choctaw, Muskogee und Seminolen, die auf dem "Pfad der Tränen" nach Oklahoma vertrieben wurde.

Beppe

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