von Stephan » 09.10.2014, 23:37
Lia hat geschrieben:Kohl politische Aussagen gefielen mir nie, der Erfolgskanzler ist er nur auf wenigen Feldern, wenn überhaupt. Deutsche Einheit? Da hat er, zugegeben, die Gunst der Stunde geschickt genutzt, aber sein Werk ist sie nicht. Die Nach-Wende-Politik halte ich für eine ziemliche Katastrophe.
Eitelkeit muss sich nicht allen auf Äußeres beziehen. Schwierige Themen, die ihm und seinem Nimbus geschadet hätten, ginger gar nichterst an, sondern ließ- wenn überhaupt- die Drecksarbeit andere tun.
Aus vielen seiner Aussagen spricht doch gerade die Eitelkeit und Arroganz.
Das sind aber überwiegend gefühlte oder gewünschte Eindrücke. Anzulasten ist ihm allerdings, dass er 1982/83 zwar von einer moralisch geistigen Erneuerung gesprochen, diese aber nie in Angriff genommen hat, bspw. bei der Staatsverschuldung.
Werke von Politikern? Hier liegt wohl eine Verwechselung mit Künstlern oder Produzenten vor. Politiker haben zu managen und Rahmenbedingungen zu schaffen. Und in den entscheidenden Punkten wie Nachrüstung und Wiedervereinigung hat er richtig entschieden und gehandelt.
Lia hat geschrieben:Stephan hat geschrieben:Machtbewusst muss man als Politiker schon sein, sonst hat man den falschen Beruf gewählt.
Sicherlich muss man das sein, Helmut Schmid hat es vorgemacht, doch nicht, wie Kohl, mit schon fast absolutistischen Zügen.
Ganz schlechtes Beispiel. Schmidt-Schnauze und Weltökonom (
Schmidt über Schmidt) sind nicht Synonyme für Konsens, Einsichtfähigkeit oder Sachverstand.
- Er fand Inflation besser als Arbeitslosikeit - am Ende hatte er beides, naja sein Feld war ja auch die Welt.
- Im Dezember 1979 marschierte die Sowjetunion in Afghanistan ein - der Stratege Schmidt musste seine Neujahrsansprache umschreiben. Von Weitsicht keine Spur.
- Auf internationalem Parkett gab er gerne den >>Oberlehrer<< und schaffte es sogar
Jimmy Carter gegen sich einzunehmen.
Schließlich scheiterte er an der eigenen Hybris.
Lia hat geschrieben:An Biedenkopf und Weizsäcker kam er, wenn er nicht seine Position riskieren wollte, nicht vorbei, weil beide auch außerhalb des eigenen politischen Lagers viel Ansehen und Respekt genossen und so für die CDU= Kohl Punkte sammeln konnten.
Das sollte sich dann ja an Hand von Wahlergebnissen in NRW belegen lassen:
1975 erhielt die CDU noch 47,1 % der Stimmen, und lag damit zwei Prozentpunkte vor der SPD
1977 wurde Biedenkopf Vorsitzender der CDU in Westfalen-Lippe
1980 zog er als Spitzenkandidat in die Landtagswahl und erzielte: 43,2 %, die SPD erhielt 48,4 %
1985 trat er wieder an: CDU 36,5 %, das bis dahin schlechteste Ergebnis der CDU in NRW, SPD 52,1 %
Also ich würde sagen: Mythos zerstört!
Lia hat geschrieben:Triton hat geschrieben:Kohls echter Charakterschwachpunkt ist, dass er beharrlich die Spendernamen der CDU (so es sie gibt) seit 15 Jahren verschweigt. Er bricht damit ein Gesetz, das während seiner Amtszeit beschlossen wurde. Für einen Bundeskanzler eines Rechtsstaats ein völlig indiskutables Verhalten.
Das ist ein Ding, das ich bis heute als Bürgerin dieses Staates nicht verdaut habe. Übrigens vielealte und dann auch ehemalige CDU- Wähler und Parteimitglieder nicht. Mir fällt es ungeheuer schwer, diesem Mann, diesem Politiker jenen Respekt entgegenzubringen, jenes Mindestmaß, das er eigentlich immerhin noch verdient hat. Menschlich ja- alter, kranker Mann. Ansonsten sehe ich da eher einen Verräter an den Prinzipien der Demokratie- und auch als Gesetzesbrecher.
Zunächst einmal dürften die damaligen Vorgänge juristisch der Verjährung anheim gefallen sein, insofern bricht Kohl kein Recht mehr, sondern er brach es. Dafür haben er und die CDU nicht nur den politischen Preis bezahlt.
Dass Kohl zu seinem Wort stand und steht ist wohl eher ein Zeichen von Charakterstärke als von -schwäche. Das sah man damals im
Untersuchungsausschuss so, weshalb es nie zu der theoretisch möglichen Beugehaft kam und wohl auch
international.
Interessant ist die Herkunft der Gelder natürlich, aber wer würde Kohl wohl glauben, wenn er heute sagte: "Der Rudolf Augstein hat mir 500.000 DM für den Kampf gegen die Kommunisten gegeben?" Egal was er sagt, glauben wird man ihm nicht, beweisen wird er es nicht können.
Charakterschwach sind allenfalls die möglichen Spender - was hindert sie eigentlich daran, sich zu melden?
Und zum Schluss noch eine Frage:
Wer brach die Verfassung und wurde
danach Bundeskanzler?
Verfassungsrechtlich höchst verwerflich - Für die Menschen ein Segen.
[quote="Lia"]Kohl politische Aussagen gefielen mir nie, der Erfolgskanzler ist er nur auf wenigen Feldern, wenn überhaupt. Deutsche Einheit? Da hat er, zugegeben, die Gunst der Stunde geschickt genutzt, aber sein Werk ist sie nicht. Die Nach-Wende-Politik halte ich für eine ziemliche Katastrophe.
Eitelkeit muss sich nicht allen auf Äußeres beziehen. Schwierige Themen, die ihm und seinem Nimbus geschadet hätten, ginger gar nichterst an, sondern ließ- wenn überhaupt- die Drecksarbeit andere tun.
Aus vielen seiner Aussagen spricht doch gerade die Eitelkeit und Arroganz.[/quote]
Das sind aber überwiegend gefühlte oder gewünschte Eindrücke. Anzulasten ist ihm allerdings, dass er 1982/83 zwar von einer moralisch geistigen Erneuerung gesprochen, diese aber nie in Angriff genommen hat, bspw. bei der Staatsverschuldung.
Werke von Politikern? Hier liegt wohl eine Verwechselung mit Künstlern oder Produzenten vor. Politiker haben zu managen und Rahmenbedingungen zu schaffen. Und in den entscheidenden Punkten wie Nachrüstung und Wiedervereinigung hat er richtig entschieden und gehandelt.
[quote="Lia"][quote="Stephan"]Machtbewusst muss man als Politiker schon sein, sonst hat man den falschen Beruf gewählt.[/quote]
Sicherlich muss man das sein, Helmut Schmid hat es vorgemacht, doch nicht, wie Kohl, mit schon fast absolutistischen Zügen.[/quote]
Ganz schlechtes Beispiel. Schmidt-Schnauze und Weltökonom ([url=http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14023521.html]Schmidt über Schmidt[/url]) sind nicht Synonyme für Konsens, Einsichtfähigkeit oder Sachverstand.
- Er fand Inflation besser als Arbeitslosikeit - am Ende hatte er beides, naja sein Feld war ja auch die Welt.
- Im Dezember 1979 marschierte die Sowjetunion in Afghanistan ein - der Stratege Schmidt musste seine Neujahrsansprache umschreiben. Von Weitsicht keine Spur.
- Auf internationalem Parkett gab er gerne den >>Oberlehrer<< und schaffte es sogar [url=http://www.welt.de/print-welt/article191023/Schmidt-schrie-und-laermte-im-Streit-mit-Carter.html]Jimmy Carter[/url] gegen sich einzunehmen.
Schließlich scheiterte er an der eigenen Hybris.
[quote="Lia"]An Biedenkopf und Weizsäcker kam er, wenn er nicht seine Position riskieren wollte, nicht vorbei, weil beide auch außerhalb des eigenen politischen Lagers viel Ansehen und Respekt genossen und so für die CDU= Kohl Punkte sammeln konnten.[/quote]
Das sollte sich dann ja an Hand von Wahlergebnissen in NRW belegen lassen:
1975 erhielt die CDU noch 47,1 % der Stimmen, und lag damit zwei Prozentpunkte vor der SPD
1977 wurde Biedenkopf Vorsitzender der CDU in Westfalen-Lippe
1980 zog er als Spitzenkandidat in die Landtagswahl und erzielte: 43,2 %, die SPD erhielt 48,4 %
1985 trat er wieder an: CDU 36,5 %, das bis dahin schlechteste Ergebnis der CDU in NRW, SPD 52,1 %
Also ich würde sagen: Mythos zerstört!
[quote="Lia"][quote="Triton"]Kohls echter Charakterschwachpunkt ist, dass er beharrlich die Spendernamen der CDU (so es sie gibt) seit 15 Jahren verschweigt. Er bricht damit ein Gesetz, das während seiner Amtszeit beschlossen wurde. Für einen Bundeskanzler eines Rechtsstaats ein völlig indiskutables Verhalten.[/quote]
Das ist ein Ding, das ich bis heute als Bürgerin dieses Staates nicht verdaut habe. Übrigens vielealte und dann auch ehemalige CDU- Wähler und Parteimitglieder nicht. Mir fällt es ungeheuer schwer, diesem Mann, diesem Politiker jenen Respekt entgegenzubringen, jenes Mindestmaß, das er eigentlich immerhin noch verdient hat. Menschlich ja- alter, kranker Mann. Ansonsten sehe ich da eher einen Verräter an den Prinzipien der Demokratie- und auch als Gesetzesbrecher.[/quote]
Zunächst einmal dürften die damaligen Vorgänge juristisch der Verjährung anheim gefallen sein, insofern bricht Kohl kein Recht mehr, sondern er brach es. Dafür haben er und die CDU nicht nur den politischen Preis bezahlt.
Dass Kohl zu seinem Wort stand und steht ist wohl eher ein Zeichen von Charakterstärke als von -schwäche. Das sah man damals im [url=http://www.spiegelgruppe.de/spiegelgruppe/home.nsf/PMWeb/EBAEAD78D4C67DAAC1257B19003FF920]Untersuchungsausschuss[/url] so, weshalb es nie zu der theoretisch möglichen Beugehaft kam und wohl auch [url=http://www.dw.de/wie-kohl-und-gorbi-die-einheit-besiegelten/a-5658385]international[/url].
Interessant ist die Herkunft der Gelder natürlich, aber wer würde Kohl wohl glauben, wenn er heute sagte: "Der Rudolf Augstein hat mir 500.000 DM für den Kampf gegen die Kommunisten gegeben?" Egal was er sagt, glauben wird man ihm nicht, beweisen wird er es nicht können.
Charakterschwach sind allenfalls die möglichen Spender - was hindert sie eigentlich daran, sich zu melden?
Und zum Schluss noch eine Frage:
Wer brach die Verfassung und wurde [b]danach[/b] Bundeskanzler?
[url=http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.die-sturmflut-vor-50-jahren-der-verfassungsbruch-hat-menschenleben-gerettet.06404ae6-6790-4ee2-b698-aef267e738cd.html]Verfassungsrechtlich höchst verwerflich - Für die Menschen ein Segen[/url].