- Aufnahme vom Gaisberg
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Alt-Heidelberg, du feine,
Du Stadt an Ehren reich,
Am Neckar und am Rheine
Kein' andre kommt dir gleich.
Stadt fröhlicher Gesellen,
An Weisheit schwer und Wein,
Klar ziehn des Stromes Wellen,
Blauäuglein blitzen drein.
Und kommt aus lindem Süden
Der Frühling übers Land,
So webt er dir aus Blüten
Ein schimmernd Brautgewand.
Auch mir stehst du geschrieben
Ins Herz gleich einer Braut,
Es klingt wie junges Lieben
Dein Name mir so traut.
Und stechen mich die Dornen,
Und wird mir's drauß zu kahl,
Geb' ich dem Roß die Spornen
Und reit' ins Neckartal.
von Joseph Victor von Scheffel
Ich studiere seit 2010 in Heidelberg und schreibe hier gerne auch einige Zeilen über Heidelberg am Neckar. Die Stadt ist ja ein Touristenmagnet - vielleicht hat der ein oder andere von euch die zahlreichen Sehenswürdigkeiten hier schon bestaunt.
Frühe Geschichte und Römerzeit
Heidelberg liegt am Ufer des Neckars in einem Tal und ist von “seinen” Hausbergen Heiligenberg und dem Königstuhl umgeben.
Die heutige Stadt Heidelberg wurde im 12. Jahrhundert gegründet - dank ihrer geographisch hervorragenden Lage (durch die geschützte Lage zwischen Pfälzerwald und Odenwald sehr mildes Klima, 2011 war Heidelberg die wärmste Stadt Deutschlands) wurde die Gegend lange davor besiedelt.
So wurde 1907 der Unterkiefer eines Menschen, des “homo heidelbergensis” gefunden. Diese frühe Menschenart ist etwa 600.000 Jahre alt. Aus dem “homo heidelbergensis” ging der Neandertaler hervor.
Erhalten sind auch die Überreste einer Befestigung der Kelten auf dem Heiligenberg - dieser doppelte Ringwall wurde zum Schutz gegen die Germanen errichtet. Warum die Anlage aufgegeben wurde, ist nicht bekannt.
Zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert a.d. unterhielten die Römer eine Siedlung im heutigen Heidelberg. Das römerzeitliche Heidelberg bestand aus einem Kastell (im heutigen Neuenheim) und einer Zivilsiedlung. Seit 80 n. Chr. führte bereits eine Brücke über den Neckar. Als die Besatzung des Kastells abgezogen war, entwickelte sich die Siedlung dennoch prosperierend weiter. Aufgrund von Alamanneneinfällen wurde das römische Heidelberg im 3. Jahrhundert aufgegeben.
Mittelalter
870 wurde auf dem Heiligenberg ein Kloster (sog. Michaelskloster) errichtet. Schriftlich erwähnt wurde Heidelberg erstmals 1196 - anzunehmen ist jedoch, dass Heidelberg bereits früher entstanden ist. Im 13. Jahrhundert wurde die Stadt planmäßig angelegt. Wer einmal das Gebäude der Neuen Universität besucht, wird im Hof den Hexenturm sehen (sehr auffällig, man kann ihn kaum übersehen - er ist das letzte verbleibende Überbleibsel der Stadtmauer, die das mittelalterliche Heidelberg schützte.
1225 erhielt der Pfalzgraf bei Rhein Heidelberg als Lehen. In der Goldenen Bulle von 1356 wurde den Pfalzgrafen die Kurwürde verliehen - ihr Herrschaftsgebiet wurde zur Kurpfalz. Heidelberg entwickelte sich im Lauf der Jahre zur Residenzstadt und wurde Hauptstadt der Kurpfalz.
- Eine Aufnahme der alten Aula der Univeristät. Ein wunderbarer, ehrfucht gebietender Raum. Heute werden wichtige Festlichkeiten dort begangen: So war vor kurzem Kanzler a.D. Kohl zu Besuch.
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Besonders bedeutend (auch für mich) ist die Gründung der Universität Heidelberg durch Ruprecht I. im Jahre 1386 (das “Motto” der Universität ist: Zukunft - seit 1386). Die Universität ist die älteste Universität Deutschlands und war erst die 3. Universität im damaligen Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Die Ruprecht-Karls-Universität wurde zur Hochburg des deutschen Humanismus.
Neuzeit
Geprägt hat Heidelberg in der Neuzeit die Reformation. Die Universität entwickelte sich zum intellektuellen Zentrum des Calvinismus. Schwer getroffen wurde die Heidelberger Bevölkerung durch den 30jährigen Krieg - Tilly eroberte 1622 mit der Katholischen Liga die Stadt. Zwar wurde im Westfälischen Frieden die Kurpfalz wiederhergestellt, sie hatte aber große Teile ihrer politischen Macht eingebüßt.
Zerstörerisch wirkte sich der Pfälzische Erbfolgekrieg für Heidelberg aus: Kurfürst Karl II. verstarb 1685 kinderlos (Linie Pfalz-Simmern), die Kurfürstenwürde ging dadurch auf die katholische Nebenlinie Pfalz-Neuburg über. Dies diente dem französischen König Ludwig XIV. als Vorwand, um den Erbfolgekrieg zu beginnen, indem er Erbansprüche mit Verweis auf seine Schwägerin Liselotte von der Pfalz (die Schwester von Kurfürst Karll II.) geltend machte, obwohl diese bei der Heirat mit dem Herzog Philipp von Orleans auf ihre territorialen Ansprüche verzichtet hatte.
Im Verlauf des Krieges wurde Heidelberg zwei Mal von französischen Truppen besetzt und komplett zerstört. Das ursprüngliche Heidelberger Schloss wurde ebenfalls zerstört und im Stile des Barock nach Beendigung des Erbfolgekrieges nur teilweise wieder aufgebaut. Heute ist das Heidelberger Schloss das bekannteste Wahrzeichen von Heidelberg und eine der berühmtesten Ruinen Deutschlands.
Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde die Kurpfalz aufgelöst. Heidelberg wurde Baden zugeschlagen. Durch das Wirken des badischen Großherzogs Karl Friedrich wurde die Universität zur bedeutendsten Bildungseinrichtung in Deutschland.
Die revolutionären Ideen der deutschen Revolutionen verbreiteten sich auch nach Heidelberg - von dort gingen wichtige Impulse aus, die zur Frankfurter Nationalversammlung führten.
Im 19. Jahrhundert wuchs die Stadt enorm, der Tourismus wurde zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor und immer mehr Studenten fanden ihren Weg zur Universität.
Drittes Reich
- Bild des Eingangs der Neuen Universität. Über dem Eingangsportal prangt der Spruch: "Dem lebendigen Geist" - darüber ist eine Athene Statue angebracht, der Göttin der Weisheit. Während des Nationalsozialismus war die Athene Statue durch einen Reichsadler ersetzt. Der Spruch lautete im Sinne der NS-Ideologie: "Dem deutschen Geiste"
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In Heidelberg hatte die NSDAP immer bessere Wahlergebnisse als im übrigen Reichsgebiet und in Baden. Nach der Machtergreifung ergriff die NS-Ideologie auch in Heidelberg die Macht: Die Universität verlor bis 1939 ein Drittel ihres Lehrkörpers aus politischen und rassistischen Gründen. In der Reichsprogromnacht wurden Synagogen in Heidelberg und Rohrbach niedergebrannt. Die Nationalsozialisten hinterließen die Thingstätte auf dem Heiligenberg. Glücklicherweise blieb die historische Altstadt von den Luftangriffen im 2. Weltkrieg verschont. Am 30. März 1945 marschierte die US-Armee in Heidelberg ein.
Nach dem Krieg
- Eine Aufnahme der Altstadt (Fußgängerzone) am Abend. Ich kam gerade vom Repetitorium, das ein wenig länger gedauert hat: Normalerweise ist die Fußgängerzone nicht so leer - man muss sich vielmehr durchschlängeln.
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Heidelberg wurde amerikanisches Besatzungsgebiet - viele Vertriebene fanden in der Stadt Zuflucht. Die US-Armee und die NATO hatte hohe Kommandostellen in Heidelberg.
Amerikanische Militäreinrichtungen waren in den 70er Jahren Ziele von RAF-Anschlägen.
Ich hoffe, der Bericht gefällt euch!