Der 18. März 1990 war einer der besonders bedeutenden Tage in der deutschen Geschichte. An diesem Tag fand die einzige demokratische Wahl zur DDR-Volkskammer statt, in der die demokratischen Parteien einen überragenden Wahlsieg über die SED, die sich inzwischen in „PDS“ umbenannt hatte, gesiegt.
Die friedliche Revolution hatte damit ihren erfolgreichen Abschluß gefunden.
Im Vorfeld gab es einen Wahlkampf, der von den West-Parteien sowohl finanziell als auch personell mit West-Rednern unterstützt wurde.
Ich war damals Mitglied im „Demokratischen Aufbruch“ und habe dem zur Folge zusammen mit der Ost-CDU und der DSU in der „Allianz für Deutschland“ an Wahlkampfveranstaltungen teilgenommen und Plakate geklebt.
Im folgenden stelle ich mal eine kleine Auswahl von Plakaten als Link hier herein.
Wie heißt es so schön? „Ich hab da mal was vorbereitet.“
+
Am Wahltag saß ich als Wahlhelfer im Wahllokal und habe selbstverständlich und logischerweise auch meine Stimme abgegeben.
Das Wahlergebnis am 18. März 1990 sah wie folgt aus:
Abgegebene gültige Stimmen: 92,88%
Insgesamt traten 22 Parteien bzw. Parteien- oder Wahlbündnisse zur Wahl an.
Den Wahlsieg ingesamt errang das Parteienbündnis
"Allianz für Deutschland" mit
48% der abgegbenen Simmen und erreichte von den insgesamt 400 Sitzen der Volkskammer
192 Sitze.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------
Auf die einzelnen Parteien innerhalb des Bündnisses entfielen:
Christlich-Demokratische Union Deutschlands (Ost-CDU): 40,8% = 163 Sitze
Deutsche Soziale Union (DSU).................................
: 6,3% = 25 Sitze
Demokratischer Aufbruch – sozial + ökologisch (DA)......:
0,9% = 4 Sitze
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------
Das schlechte Abschneiden meiner eigenen Partei "Demokratischer Aufbruch" - einer der Bürgerrechtsparteien - hatte für mich dabei allerdings noch einen leicht bitteren Beigeschmack.
Demokratische Bauernpartei Deutschlands (DBD)..........:
2,2% = 9 Sitze
Am 25.6.1990 empfahl der Parteivorstand den Mitgliedern der DBD, einer der ehemaligen Blockparteien, in die CDU einzutreten. Am 15.9.1990 erfolgte dann der formale Zusammenschluss mit der CDU.
Zweitstärkste Kraft wurde die (Ost-)
SPD mit...............:
21,9% = 88 Sitze
Die meisten ursprünglichen Bürgerrechtsparteien - namentlich das "Neue Forum", "Demokatie Jetzt", die "Initiative für Frieden und Menschenrechte" (IFM) schlossen sich im sogenannten "Bündnis 90" zusammen. Auch sie erreichten ein nur enttäuschendes Ergbnis.
Bündnis 90.........................
: 2,9% = 12 Sitze
Dem Bündnis 90 schloß sich nach der Wahl noch das
Bündnis Grüne Partei + Unabhängiger Frauenverband (Grüne Partei - UFV)......................................................:
2,0% = 8 Sitze
Auf die übrigen Parteien bzw. Parteien- oder Wahlbündnisse entfielen:
Bund Freier Demokraten (DFP - LDP - F.D.P).............:
5,3% = 21 Sitze
Diesem Bündnis schloß sich nach der Wahl mit der NDPD eine weitere ehemalige Blockpartei an.
National-Demokratische Partei Deutschlands (NDPD)....:
0,4% = 2 Sitze
Demokratischer Frauenbund Deutschlands (DFD)...........:
0,3% = 1 Sitz
Aktionsbündnis Vereinigte Linke (AVL) + Die Nelken - VL..:
0,2% = 1 Sitz
Die bis dahin regierende
SED, die sich inzwischen in
Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS)
umbenannt hatte, erreichte:..................................:
16,4% = 66 Sitze
und war damit klar abgewählt.
---------------------------------------------------------------------------------------
Sonstige, ohne Sitze in der Volkakammer:
Alternative Jugendliste [DJP – GJ – MJV – FDJ] (AJL)......: 0,1%
CHRISTLICHE LIGA............................................: 0,1%
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD)................: 0,1%
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD): 0,0% - 3.891 Stimmen
Europäische Föderalistische Partei Europa Partei (EFP)..: 3.636 Stimmen
Unabhängige Volkspartei (UVP)..............................: 3.007 Stimmen
Deutsche Biertrinker Union (DBU)...........................: 2.534 Stimmen
Spartakist-Arbeiterpartei Deutschlands (SpAD)...........: 2.417 Stimmen
Einheit jetzt...................................................: 2.396 Stimmen
Bund Sozialistischer Arbeiter (BSA) Deutsche Sektion der 4. Internationale: 386 Stimmen
Vereinigung der Arbeitskreise für Arbeitnehmerpolitik und Demokratie: 380 Stimmen
Europa-Union der DDR.......................................: 0 Stimmen
Quelle:
http://www.wahlrecht.de/ergebnisse/volk ... l-1990.htm
Mit dem Wahlsieg der "Allianz für Deutschland" waren die politischen Weichen für eine schnelle Verwirklichung der Deutschen Einheit gestellt. Die Bürger der DDR haben in dieser Wahl demokratisch darüber abgestimmt.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine der Diskussionen eingehen, die gerade 20 Jahre nach der Friedlichen Revolution und der Vollendung der deutschen Einheit geführt werden:
Es gibt u. a. den Vorwurf, erst durch das massive Eingreifen von Wahlkämpfern aus Westdeutschland wäre es zu dem "Meinungsumschwung" ab Dezember 1989 in der Bevölkerung gekommen, durch den es zum Wahlerfolg der „Allianz für Deutschland“ und damit zu der schnellen Einheit kam und ohne dieses massive Eingreifen (oder einige Leute meinen sogar „Einmischen“) hätte sich die Mehrheit des Volkes für eine demokratische DDR entschieden - eventuell sogar für einen 3. Weg (=“demokratischer Sozialismus“).
Richtig daran ist, dass zahlreiche Wahlkämpfer aus allen Parteien die DDR bereisten und sich im Wahlkampf zur ersten demokratischen Volkskammerwahl engagierten. Ob das jedoch das Meinungsbild und damit das Wahlergebnis am 18. 3. 1990 beeinflußte, ist nicht feststellbar und ist aber zumindest auch zu bezweifeln.
Auf keinen Fall dürfte sich für die SED, die sich zu diesem Zeitpunkt bereits in „PDS“ umbenannt hatte, etwas geändert haben, da diese Partei nach wie vor sowohl für den Fortbestand der DDR als auch für einen wie auch immer gearteten „Sozialismus“ stand. Die übergroße Mehrheit der Bevölkerung war jedoch schon Jahre vor der Friedlichen Revolution nicht von der Sache überzeugt - auch die in der DDR geborene und aufgewachsene Jugend nicht. Um diese Behauptung zu beweisen, habe ich dazu einmal eine Hochrechnung aus eigenem Erleben erstellt:
Eine Schulklasse in der DDR, Mitte der ´80er Jahre, hatte eine durchschnittliche Stärke von etwa 25 Schülern. In einer solchen Schulklasse war die große Mehrheit trotz der allgegenwärtigen SED-Propaganda nicht von der Sache des Sozialismus/Kommunismus überzeugt. Die Zahl derjenigen, die tatsächlich von der Politik der SED überzeugt waren, betrug durchschnittlich etwa 2-3, höchstens aber 4 Schüler - das weiß ich aus Diskussionen, die wir Mitte der ´80er Jahre durchaus untereinander geführt haben. 3-4 von 25 Schülern ergibt 12-16 %. Exakt 16,33 % erreichte die PDS auch bei der Volkskammerwahl am 18. 3. 1990, so daß dieses Wahlergebnis das tatsächliche Verhältnis der Bürger wider gibt, die entweder tatsächlich irgendwie von der Sache des Sozialismus überzeugt waren oder einfach die DDR als Staat erhalten wollten. Tausende hatten bis zu diesem Zeitpunkt die DDR auch schon in Richtung Westen verlassen, was sich auf die Prozentzahl der PDS-Wähler leicht steigernd ausgewirkt haben dürfte.
Damit dürfte bewiesen sein, daß die Wahlkämpfer aus dem westlichen Teil Deutschlands lediglich einen Verteilungswahlkampf unter den Bürgern betrieben haben, die bereit waren, eine der demokratischen Parteien zu wählen, während sie die Wähler der Kommunisten nicht erreichten.
Daß die westdeutschen Wahlkämpfer auf den Wahlkampfveranstaltungen einen derartigen Erfolg hatten und sogar Euphorie unter der Bevölkerung im Osten verbreiteten, hatte natürlich seine Gründe:
Durch den sich für (fast) alle sichtbar abzeichnenden wirtschaftlichen Zusammenbruch der DDR, vor allem auf Grund der immer schlechter werdenden Versorgung auch mit Waren des täglichen Bedarfs, brauchten die Menschen im Osten etwas, woran sie sich „festhalten“ konnten, d. h. jemanden der ihnen Hoffnung gab, daß auch wieder bessere Zeiten kommen würden. Das war auch wichtig, denn die Abwanderung von Bürgern aus dem Osten in den Westen hielt auch in den Monaten November 1989 bis März 1990 ungebrochen an und wäre sogar noch stärker geworden, wenn die westlichen Politiker nicht diese Hoffnung in ihren Reden genährt hätten.
Insofern muß man dieses Eingreifen der westdeutschen Parteien sowohl finanziell als auch mit Auftritten von Rednern für die entsprechenden Parteien als Schadensbegrenzung für die weitere Entwicklung in Deutschland sehen.
Der 18. März 1990 war einer der besonders bedeutenden Tage in der deutschen Geschichte. An diesem Tag fand die einzige demokratische Wahl zur DDR-Volkskammer statt, in der die demokratischen Parteien einen überragenden Wahlsieg über die SED, die sich inzwischen in „PDS“ umbenannt hatte, gesiegt.
Die friedliche Revolution hatte damit ihren erfolgreichen Abschluß gefunden.
Im Vorfeld gab es einen Wahlkampf, der von den West-Parteien sowohl finanziell als auch personell mit West-Rednern unterstützt wurde.
Ich war damals Mitglied im „Demokratischen Aufbruch“ und habe dem zur Folge zusammen mit der Ost-CDU und der DSU in der „Allianz für Deutschland“ an Wahlkampfveranstaltungen teilgenommen und Plakate geklebt.
Im folgenden stelle ich mal eine kleine Auswahl von Plakaten als Link hier herein.
Wie heißt es so schön? „Ich hab da mal was vorbereitet.“
:mrgreen:
[img]http://freenet-homepage.de/gilbert.jacoby-kurierdienst/upload/Plakat_1_DA12771adbbd3.JPG[/img]
[img]http://freenet-homepage.de/gilbert.jacoby-kurierdienst/upload/Plakat_2_DA12771aeae65.JPG[/img]
[img]http://freenet-homepage.de/gilbert.jacoby-kurierdienst/upload/Plakat_3_DA12771af90f3.JPG[/img]
[img]http://freenet-homepage.de/gilbert.jacoby-kurierdienst/upload/Plakat_4_DA12771bfb91f.JPG[/img]
[img]http://freenet-homepage.de/gilbert.jacoby-kurierdienst/upload/Plakat_5_DA12771c16475.JPG[/img]
+
[img]http://freenet-homepage.de/gilbert.jacoby-kurierdienst/upload/Plakat_5_-_S.2_DA12771b50238.JPG[/img]
Am Wahltag saß ich als Wahlhelfer im Wahllokal und habe selbstverständlich und logischerweise auch meine Stimme abgegeben.
Das Wahlergebnis am 18. März 1990 sah wie folgt aus:
[b]Abgegebene gültige Stimmen: 92,88%[/b]
Insgesamt traten 22 Parteien bzw. Parteien- oder Wahlbündnisse zur Wahl an.
Den Wahlsieg ingesamt errang das Parteienbündnis [b]"Allianz für Deutschland"[/b] mit [b]48%[/b] der abgegbenen Simmen und erreichte von den insgesamt 400 Sitzen der Volkskammer [b]192 Sitze[/b].
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Auf die einzelnen Parteien innerhalb des Bündnisses entfielen:
[b]Christlich-Demokratische Union Deutschlands (Ost-CDU): 40,8% = 163 Sitze[/b]
[b]Deutsche Soziale Union (DSU)[/b].................................[b]: 6,3% = 25 Sitze[/b]
[b]Demokratischer Aufbruch – sozial + ökologisch (DA)[/b]......: [b]0,9% = 4 Sitze[/b]
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Das schlechte Abschneiden meiner eigenen Partei "Demokratischer Aufbruch" - einer der Bürgerrechtsparteien - hatte für mich dabei allerdings noch einen leicht bitteren Beigeschmack.
[b]Demokratische Bauernpartei Deutschlands (DBD)[/b]..........: [b]2,2% = 9 Sitze[/b]
Am 25.6.1990 empfahl der Parteivorstand den Mitgliedern der DBD, einer der ehemaligen Blockparteien, in die CDU einzutreten. Am 15.9.1990 erfolgte dann der formale Zusammenschluss mit der CDU.
Zweitstärkste Kraft wurde die (Ost-)[b]SPD[/b] mit...............:[b] 21,9% = 88 Sitze[/b]
Die meisten ursprünglichen Bürgerrechtsparteien - namentlich das "Neue Forum", "Demokatie Jetzt", die "Initiative für Frieden und Menschenrechte" (IFM) schlossen sich im sogenannten "Bündnis 90" zusammen. Auch sie erreichten ein nur enttäuschendes Ergbnis. [b]Bündnis 90[/b].........................[b]: 2,9% = 12 Sitze[/b]
Dem Bündnis 90 schloß sich nach der Wahl noch das [b]Bündnis Grüne Partei + Unabhängiger Frauenverband (Grüne Partei - UFV)[/b]......................................................: [b] 2,0% = 8 Sitze[/b]
Auf die übrigen Parteien bzw. Parteien- oder Wahlbündnisse entfielen:
[b]Bund Freier Demokraten (DFP - LDP - F.D.P)[/b].............: [b]5,3% = 21 Sitze[/b]
Diesem Bündnis schloß sich nach der Wahl mit der NDPD eine weitere ehemalige Blockpartei an.
[b]National-Demokratische Partei Deutschlands (NDPD)[/b]....: [b] 0,4% = 2 Sitze[/b]
[b]Demokratischer Frauenbund Deutschlands (DFD)[/b]...........: [b]0,3% = 1 Sitz[/b]
[b]Aktionsbündnis Vereinigte Linke (AVL) + Die Nelken - VL[/b]..: [b]0,2% = 1 Sitz[/b]
Die bis dahin regierende [b]SED[/b], die sich inzwischen in [b]Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS)[/b]
umbenannt hatte, erreichte:..................................: [b]16,4% = 66 Sitze[/b]
und war damit klar abgewählt.
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Sonstige, ohne Sitze in der Volkakammer:
Alternative Jugendliste [DJP – GJ – MJV – FDJ] (AJL)......: 0,1%
CHRISTLICHE LIGA............................................: 0,1%
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD)................: 0,1%
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD): 0,0% - 3.891 Stimmen
Europäische Föderalistische Partei Europa Partei (EFP)..: 3.636 Stimmen
Unabhängige Volkspartei (UVP)..............................: 3.007 Stimmen
Deutsche Biertrinker Union (DBU)...........................: 2.534 Stimmen
Spartakist-Arbeiterpartei Deutschlands (SpAD)...........: 2.417 Stimmen
Einheit jetzt...................................................: 2.396 Stimmen
Bund Sozialistischer Arbeiter (BSA) Deutsche Sektion der 4. Internationale: 386 Stimmen
Vereinigung der Arbeitskreise für Arbeitnehmerpolitik und Demokratie: 380 Stimmen
Europa-Union der DDR.......................................: 0 Stimmen
Quelle: http://www.wahlrecht.de/ergebnisse/volkskammerwahl-1990.htm
Mit dem Wahlsieg der "Allianz für Deutschland" waren die politischen Weichen für eine schnelle Verwirklichung der Deutschen Einheit gestellt. Die Bürger der DDR haben in dieser Wahl demokratisch darüber abgestimmt.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine der Diskussionen eingehen, die gerade 20 Jahre nach der Friedlichen Revolution und der Vollendung der deutschen Einheit geführt werden:
Es gibt u. a. den Vorwurf, erst durch das massive Eingreifen von Wahlkämpfern aus Westdeutschland wäre es zu dem "Meinungsumschwung" ab Dezember 1989 in der Bevölkerung gekommen, durch den es zum Wahlerfolg der „Allianz für Deutschland“ und damit zu der schnellen Einheit kam und ohne dieses massive Eingreifen (oder einige Leute meinen sogar „Einmischen“) hätte sich die Mehrheit des Volkes für eine demokratische DDR entschieden - eventuell sogar für einen 3. Weg (=“demokratischer Sozialismus“).
Richtig daran ist, dass zahlreiche Wahlkämpfer aus allen Parteien die DDR bereisten und sich im Wahlkampf zur ersten demokratischen Volkskammerwahl engagierten. Ob das jedoch das Meinungsbild und damit das Wahlergebnis am 18. 3. 1990 beeinflußte, ist nicht feststellbar und ist aber zumindest auch zu bezweifeln.
Auf keinen Fall dürfte sich für die SED, die sich zu diesem Zeitpunkt bereits in „PDS“ umbenannt hatte, etwas geändert haben, da diese Partei nach wie vor sowohl für den Fortbestand der DDR als auch für einen wie auch immer gearteten „Sozialismus“ stand. Die übergroße Mehrheit der Bevölkerung war jedoch schon Jahre vor der Friedlichen Revolution nicht von der Sache überzeugt - auch die in der DDR geborene und aufgewachsene Jugend nicht. Um diese Behauptung zu beweisen, habe ich dazu einmal eine Hochrechnung aus eigenem Erleben erstellt:
Eine Schulklasse in der DDR, Mitte der ´80er Jahre, hatte eine durchschnittliche Stärke von etwa 25 Schülern. In einer solchen Schulklasse war die große Mehrheit trotz der allgegenwärtigen SED-Propaganda nicht von der Sache des Sozialismus/Kommunismus überzeugt. Die Zahl derjenigen, die tatsächlich von der Politik der SED überzeugt waren, betrug durchschnittlich etwa 2-3, höchstens aber 4 Schüler - das weiß ich aus Diskussionen, die wir Mitte der ´80er Jahre durchaus untereinander geführt haben. 3-4 von 25 Schülern ergibt 12-16 %. Exakt 16,33 % erreichte die PDS auch bei der Volkskammerwahl am 18. 3. 1990, so daß dieses Wahlergebnis das tatsächliche Verhältnis der Bürger wider gibt, die entweder tatsächlich irgendwie von der Sache des Sozialismus überzeugt waren oder einfach die DDR als Staat erhalten wollten. Tausende hatten bis zu diesem Zeitpunkt die DDR auch schon in Richtung Westen verlassen, was sich auf die Prozentzahl der PDS-Wähler leicht steigernd ausgewirkt haben dürfte.
Damit dürfte bewiesen sein, daß die Wahlkämpfer aus dem westlichen Teil Deutschlands lediglich einen Verteilungswahlkampf unter den Bürgern betrieben haben, die bereit waren, eine der demokratischen Parteien zu wählen, während sie die Wähler der Kommunisten nicht erreichten.
Daß die westdeutschen Wahlkämpfer auf den Wahlkampfveranstaltungen einen derartigen Erfolg hatten und sogar Euphorie unter der Bevölkerung im Osten verbreiteten, hatte natürlich seine Gründe:
Durch den sich für (fast) alle sichtbar abzeichnenden wirtschaftlichen Zusammenbruch der DDR, vor allem auf Grund der immer schlechter werdenden Versorgung auch mit Waren des täglichen Bedarfs, brauchten die Menschen im Osten etwas, woran sie sich „festhalten“ konnten, d. h. jemanden der ihnen Hoffnung gab, daß auch wieder bessere Zeiten kommen würden. Das war auch wichtig, denn die Abwanderung von Bürgern aus dem Osten in den Westen hielt auch in den Monaten November 1989 bis März 1990 ungebrochen an und wäre sogar noch stärker geworden, wenn die westlichen Politiker nicht diese Hoffnung in ihren Reden genährt hätten.
Insofern muß man dieses Eingreifen der westdeutschen Parteien sowohl finanziell als auch mit Auftritten von Rednern für die entsprechenden Parteien als Schadensbegrenzung für die weitere Entwicklung in Deutschland sehen.