von ehemaliger Autor K. » 31.07.2014, 14:33
Barbarossa hat geschrieben:Karlheinz hat geschrieben:... Und wer die SPÖ als antisemitisch bezeichnet und sie damit in die Nähe der NSDAP stellt, tut dies entweder wider besseres Wissen oder ist einfach nur ein Vollidiot.
Das ist aber jetzt ein hartes Wort. Ich glaube nicht, dass das zu einer sachlichen Diskussion beiträgt.
Vielleicht streichen wir das letzte Wort und ersetzen es durch "Ignorant"
Das trifft es dann vielleicht auch besser.
Zum Thema:
Was die Nazis in Verwaltung und Regierung Adenauers (und danach) angeht, befürchte ich, dass man womöglich gar nicht konsequent versucht hat, alle zu ersetzen. Die damalige Meinung der Zeitgenossen (in ihrer Mehrheit) hat das auch gar nicht verlangt. Schon die Nürnberger Prozesse wurden eigentlich missverstanden und als "Siegerjustiz" angesehen.
Fest steht aber auch, dass die Anwesenheit solcher Ex-Nazis die Verfolgung von NS-Kriegsverbrechen enorm erschwerte bzw. von Deutschland aus beinahe unmöglich machte - so war es jedenfalls nach meiner Info bei der Verfolgung von Eichmann.
Von mir aus, obwohl ich meine Formulierung besser finde. Die SPÖ mit der NSDAP gleichzusetzen, da hört es ja wohl auf.
Aber zu dem, was du ansprichst. Die NSDAP hatte 8,6 Millionen Mitglieder. Insgesamt gab es 3,6 Millionen Verfahren in den Westzonen von 1945-1949 zunächst vor Alliierten, dann mit Deutschen besetzten Spruchkammern und Gerichte. 1667 Personen wurden als Hauptschuldige, rund 23.000 als Belastete zumeist mit Haft – und oder hohen Geldstrafen belegt, weitere 150.000 kamen als Minderbelastete mit geringen Geldstrafen davon, während die restlichen 95 Prozent als Mitläufer galten, als entlastet eingestuft oder von der Einstellung ihrer Verfahren, zum Teil infolge weitreichender Amnestien, begünstigt wurden. Fast der gesamte Staatsapparat von der Nazizeit wurde übernommen.
(Axel Schildt, Die Sozialgeschichte der Bundesrepublik Deutschland bis 1989790, München 2007, S.3)
Im Justizapparat wurden nahezu alle Richter übernommen. Diese hatten kein Interesse an Prozessen, die mit der Nazizeit zu tun hatten. Das merkte vor allem der Staatsanwalt Fritz Bauer, jüdischer Emigrant, der die Ausschwitz-Prozesse Anfang der 60er Jahre vorantrieb. Nach seinen Angaben stieß er dabei auf heftigen Widerstand der Justiz, die Richter bezeichneten ihn als Nestbeschmutzer, erst nach großen Schwierigkeiten kam dieses Verfahren überhaupt in die Gänge. Spätere NS-Verfahren wurden nach seinem Tod 1968 eingestellt. Ohne seine unermüdliche Tätigkeit wäre die juristische Aufarbeitung von manchen Fällen gar nicht passiert.
Bauer verriet damals den Aufenthaltsort von Eichmann an den israelischen Geheimdienst, den er von einem ehemaligen KZ- Häftling erhielt. Er teilte diesen nicht den deutschen Behörden mit, weil er davon ausging, das die Eichmann warnen würden.
Dass Bauer überall in seiner Arbeit behindert wurde, macht deutlich, dass die alten Seilschaften weiter aktiv waren.
[quote="Barbarossa"][quote="Karlheinz"]... Und wer die SPÖ als antisemitisch bezeichnet und sie damit in die Nähe der NSDAP stellt, tut dies entweder wider besseres Wissen oder ist einfach nur ein Vollidiot.[/quote]
Das ist aber jetzt ein hartes Wort. Ich glaube nicht, dass das zu einer sachlichen Diskussion beiträgt. :wink:
Vielleicht streichen wir das letzte Wort und ersetzen es durch "Ignorant" :?:
Das trifft es dann vielleicht auch besser.
Zum Thema:
Was die Nazis in Verwaltung und Regierung Adenauers (und danach) angeht, befürchte ich, dass man womöglich gar nicht konsequent versucht hat, alle zu ersetzen. Die damalige Meinung der Zeitgenossen (in ihrer Mehrheit) hat das auch gar nicht verlangt. Schon die Nürnberger Prozesse wurden eigentlich missverstanden und als "Siegerjustiz" angesehen.
Fest steht aber auch, dass die Anwesenheit solcher Ex-Nazis die Verfolgung von NS-Kriegsverbrechen enorm erschwerte bzw. von Deutschland aus beinahe unmöglich machte - so war es jedenfalls nach meiner Info bei der Verfolgung von Eichmann.[/quote]
Von mir aus, obwohl ich meine Formulierung besser finde. Die SPÖ mit der NSDAP gleichzusetzen, da hört es ja wohl auf.
Aber zu dem, was du ansprichst. Die NSDAP hatte 8,6 Millionen Mitglieder. Insgesamt gab es 3,6 Millionen Verfahren in den Westzonen von 1945-1949 zunächst vor Alliierten, dann mit Deutschen besetzten Spruchkammern und Gerichte. 1667 Personen wurden als Hauptschuldige, rund 23.000 als Belastete zumeist mit Haft – und oder hohen Geldstrafen belegt, weitere 150.000 kamen als Minderbelastete mit geringen Geldstrafen davon, während die restlichen 95 Prozent als Mitläufer galten, als entlastet eingestuft oder von der Einstellung ihrer Verfahren, zum Teil infolge weitreichender Amnestien, begünstigt wurden. Fast der gesamte Staatsapparat von der Nazizeit wurde übernommen.
(Axel Schildt, Die Sozialgeschichte der Bundesrepublik Deutschland bis 1989790, München 2007, S.3)
Im Justizapparat wurden nahezu alle Richter übernommen. Diese hatten kein Interesse an Prozessen, die mit der Nazizeit zu tun hatten. Das merkte vor allem der Staatsanwalt Fritz Bauer, jüdischer Emigrant, der die Ausschwitz-Prozesse Anfang der 60er Jahre vorantrieb. Nach seinen Angaben stieß er dabei auf heftigen Widerstand der Justiz, die Richter bezeichneten ihn als Nestbeschmutzer, erst nach großen Schwierigkeiten kam dieses Verfahren überhaupt in die Gänge. Spätere NS-Verfahren wurden nach seinem Tod 1968 eingestellt. Ohne seine unermüdliche Tätigkeit wäre die juristische Aufarbeitung von manchen Fällen gar nicht passiert.
Bauer verriet damals den Aufenthaltsort von Eichmann an den israelischen Geheimdienst, den er von einem ehemaligen KZ- Häftling erhielt. Er teilte diesen nicht den deutschen Behörden mit, weil er davon ausging, das die Eichmann warnen würden.
Dass Bauer überall in seiner Arbeit behindert wurde, macht deutlich, dass die alten Seilschaften weiter aktiv waren.