Verantwortung in einem totalitären Staat

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Re: Verantwortung in einem totalitären Staat

von Lia » 08.09.2014, 12:37

Die Masse Mensch wird nach wie vor und in alle Ewigkeit den bequemeren Weg gehen.
Wer nie in enem totalitären Staat gelebt hat, sollte vorsichtig sein, zu urteilen oder gar zu verurteilen, wenn viele sich arrangierten, mehr oder weniger notgedrungen. Da reißen mir zu viele Nachgeborene und gar im relativ freien Westen aufgewachsene Leute in Bezug auf die DDR etwas zu weit die Klappe auf.
Und alle gemeinsam gegenüber allen, die unter der Diktatur des 3.Reiches vielleicht auch nicht mit den Nazis sympathisierten, aber auch nichts aktiv gegen die Verbrecher unternahmen. So einfach ist das Leben in einer Diktatur nunmal nicht.
Nicht alle sind zu Helden geboren.
Lafontaine:
Hat wenigstens das ausgesprochen, was jeder einigermaßen in Wirtschaftspolitik bewanderte Westler wusste: Es würde nicht leicht werden- für alle nicht. Das wollte aber im Osten niemand hören, wenn Westler vor den Tücken der freien Marktwirtschaft warnten.
Seine Vorschläge waren inhaltlich aber dennoch nicht brauchbar und die Vereinigung unabwendbar- gleich, was hüben wie drüben an anderen Möglichkeiten erwogen wurde.

Re: Verantwortung in einem totalitären Staat

von Barbarossa » 07.09.2014, 22:42

Ja gut, das mag so stimmen, wie du schreibst, aber die D-Mark-Einführung wurde ab November '89 zu einem der Hauptziele der Demonstranten in der DDR. Eine Verzögerung um mehrere Jahre wäre nicht zu vermitteln gewesen und hätte einen noch größeren Übersiedlungsstrom in Richtung Westen zur Folge gehabt. Politisch war das also der einzige Weg und alles weitere ergab sich daraus.

Re: Verantwortung in einem totalitären Staat

von Spartaner » 07.09.2014, 20:19

Barbarossa hat geschrieben:
Spartaner hat geschrieben:Das ist so nicht ganz richtig . Da bin ich anderer Meinung . Polen ist ein Beispiel wie es auch anders funktionieren kann. :wink:
Was war denn in Polen anders?
Da wurden Wirtschaftsbetriebe nicht einfach platt gemacht, wie nach der Wende in der DDR und auch hatten sie ihre Währung beibehalten können und konnten trotsdem sich bis zur Eurozeit durchwurschteln. Für die Zukunft der Wirtschaft in Polen sieht es besser aus, als in den neuen Bundesländern. Die Arbeitskraft in Folge der Währung ist auch bedeutend billiger. In der Oberlausitz z.B. wurden vón heut auf morgen durch die Einführung der D-Mark die gesamte Textilindustrie lahmgelegt. 90 Prozent der Betriebe wurden still gelegt und später in ABM Maßnahmen abgerissen. Herbeigeführte Arbeitslosenzahlen von mehr als 30 Prozent waren keine Seltenheit. Es ist ja auch kein wirtschaftliches Geheimnis,dass die Industrie dort hin geht, wo die Arbeitskraft am billigsten sind. Noch heute gehen neue Arbeitsplätze über die neuen Bundesländer hinweg nach Polen, Slowakei, Tschechien und auch bald weiter nach der Ukraine.
Es ist auch kein Geheimnis, dass Großbetriebe aus dem Westen kein Interesse hatten sich Konkurenz im Osten aufzubauen. Im Gegenteil Ostprodukte wurden anch der Einführung der D-Mark komplett aus den Regalen gefegt. Dadurch wurden nochmal Betriebe der Lebensmittelindustrie im Osten als Konkurenz still gelegt, obwohl einige Produkte nach wie vor eine Nachfrage im Osten gehabt hätten. Wirtschafliche Kurzsichtigkeit oder kapitalistische Konkurenzdenken, dass sei mal dahingestellt.

Re: Verantwortung in einem totalitären Staat

von Marek1964 » 07.09.2014, 19:58

Barbarossa hat geschrieben:
Spartaner hat geschrieben:Das ist so nicht ganz richtig . Da bin ich anderer Meinung . Polen ist ein Beispiel wie es auch anders funktionieren kann. :wink:
Was war denn in Polen anders?
Keine D-Mark Einführung.

Re: Verantwortung in einem totalitären Staat

von Barbarossa » 07.09.2014, 19:13

Spartaner hat geschrieben:Das ist so nicht ganz richtig . Da bin ich anderer Meinung . Polen ist ein Beispiel wie es auch anders funktionieren kann. :wink:
Was war denn in Polen anders?

Re: Verantwortung in einem totalitären Staat

von Spartaner » 07.09.2014, 19:00

Barbarossa hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Lieber Barbarossa,
trotzdem lagen Blessing und Oskar nicht falsch, als sie den Unrechnungskurs 1:1 ablehnten. :wink: Die Märkte in Osteuropa brachen der ostdeutschen Industrie mit diesem Umrechnungskurs weg. :roll:
Die Frage ist nur, ob die Ostmärkte bei einem anderen Umtauschkurs weiter bestanden hätten. Ich bezweifle das ganz stark, denn die D-Mark so oder so eine sehr starke Währung.
Außerdem: Die SU hat schon im RGW nicht immer alle Importe aus der DDR vertragsgerecht bezahlt. Auch da gab es schon Zahlungsausfälle. Da die DDR aber nur ein Satellit der SU war, konnte sie dagegen nicht einmal protestieren.
Das ist so nicht ganz richtig . Da bin ich anderer Meinung . Polen ist ein Beispiel wie es auch anders funktionieren kann. :wink:

Re: Verantwortung in einem totalitären Staat

von Spartaner » 07.09.2014, 18:35

Thomas1 hat geschrieben:Hallo, jetzt habe ich mal eine Frage: Kann es sein, daß ihr alle DDR-Bürger, die keinen Widerstand gegenüber der SED und Stas leisteten, verteufelt?Sie hätten ja mal mehr Widerstand gegen die DDR leisten können. Dann stell ich mal eine Gegenfrage: Hat jemand von euch seinen Vater oder Opa an den Pranger gestelllt, weil er Mitglied der NSDAP oder sogar der Wehrmacht/SS war? Warum haben die sich nicht gewehrt? Hitler konnte den Krieg doch auch nur führen, weil alle mit machten. Und so war es in der DDR. Alle haben irgendwie mitgemacht, und wenn es nur darum ging, ordentlich zu arbeiten. Ich persönlich kannte es nicht anders, bin Jahrgang 66, da gabs die Mauer schon 5 Jahre und war für mich normal. Ich hab mich auch davon überzeugen lassen, daß wir die Mauer als Schutz gegen den Westen brauchen, von Flüchtlingen wußte ich nichts, wir hatten hier bei Leipzig kein Westfernsehen. Also mal bitte den Ball flach halten, ja? Heute versuche ich auch nur, meine Arbeit ordentlich zu machen, zur Steigerung des Bruttosozialprodukts. Ok, eigentlich nur, weil ich es bezahlt bekomme.
Lieber Thomas,
das sind von dir berechtigte Fragen. :wink: Günter Grass und einige Andrere wussten ja eine zeitlang auch nicht mehr, ob sie bei der Waffen-SS waren. Ich weiß auch nicht genau, wie ihr Widerstand aussah, oder ob der überhaupt möglich war? Ich denke hier sollte man Zeitzeugen mal zu Wort kommen lassen. Ob wir Ihnen dann glauben ist eine andere Sache. Zunächst sollte man aber Niemanden hängen, der nichts verbrochen hat und nicht gleich alles in einen Topf werfen. :wink: Man darf aber auch nicht vergessen, dass es z.B. in der DDR wie bei den Nazis eine Art Sippenhaft gab.

Re: Verantwortung in einem totalitären Staat

von Marga » 07.09.2014, 17:15

Hast Du Dich in Deinem Jahrgang nicht verhaspelt :wink:
Dein Schreibstil ist unverkennbar!

Marga

Re: Verantwortung in einem totalitären Staat

von Thomas1 » 07.09.2014, 16:38

Hallo, jetzt habe ich mal eine Frage: Kann es sein, daß ihr alle DDR-Bürger, die keinen Widerstand gegenüber der SED und Stas leisteten, verteufelt?Sie hätten ja mal mehr Widerstand gegen die DDR leisten können. Dann stell ich mal eine Gegenfrage: Hat jemand von euch seinen Vater oder Opa an den Pranger gestelllt, weil er Mitglied der NSDAP oder sogar der Wehrmacht/SS war? Warum haben die sich nicht gewehrt? Hitler konnte den Krieg doch auch nur führen, weil alle mit machten. Und so war es in der DDR. Alle haben irgendwie mitgemacht, und wenn es nur darum ging, ordentlich zu arbeiten. Ich persönlich kannte es nicht anders, bin Jahrgang 66, da gabs die Mauer schon 5 Jahre und war für mich normal. Ich hab mich auch davon überzeugen lassen, daß wir die Mauer als Schutz gegen den Westen brauchen, von Flüchtlingen wußte ich nichts, wir hatten hier bei Leipzig kein Westfernsehen. Also mal bitte den Ball flach halten, ja? Heute versuche ich auch nur, meine Arbeit ordentlich zu machen, zur Steigerung des Bruttosozialprodukts. Ok, eigentlich nur, weil ich es bezahlt bekomme.

Re: Verantwortung in einem totalitären Staat

von dieter » 09.12.2012, 09:31

Barbarossa hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Lieber Barbarossa,
trotzdem lagen Blessing und Oskar nicht falsch, als sie den Unrechnungskurs 1:1 ablehnten. :wink: Die Märkte in Osteuropa brachen der ostdeutschen Industrie mit diesem Umrechnungskurs weg. :roll:
Die Frage ist nur, ob die Ostmärkte bei einem anderen Umtauschkurs weiter bestanden hätten. Ich bezweifle das ganz stark, denn die D-Mark so oder so eine sehr starke Währung.
Außerdem: Die SU hat schon im RGW nicht immer alle Importe aus der DDR vertragsgerecht bezahlt. Auch da gab es schon Zahlungsausfälle. Da die DDR aber nur ein Satellit der SU war, konnte sie dagegen nicht einmal protestieren.
Lieber Barbarossa,
die Frage können wir heute nicht mehr klären. Westdeutschland war jedenfalls auf eine Vereinigung nicht vorbereitet, trotzdem dass dies in allen Sonntagsreden bei uns zum Thema gemacht worden war und auch Kerzen ins Fenster gestellt wurden. :roll:

Re: Verantwortung in einem totalitären Staat

von Barbarossa » 09.12.2012, 00:09

dieter hat geschrieben:Lieber Barbarossa,
trotzdem lagen Blessing und Oskar nicht falsch, als sie den Unrechnungskurs 1:1 ablehnten. :wink: Die Märkte in Osteuropa brachen der ostdeutschen Industrie mit diesem Umrechnungskurs weg. :roll:
Die Frage ist nur, ob die Ostmärkte bei einem anderen Umtauschkurs weiter bestanden hätten. Ich bezweifle das ganz stark, denn die D-Mark so oder so eine sehr starke Währung.
Außerdem: Die SU hat schon im RGW nicht immer alle Importe aus der DDR vertragsgerecht bezahlt. Auch da gab es schon Zahlungsausfälle. Da die DDR aber nur ein Satellit der SU war, konnte sie dagegen nicht einmal protestieren.

Re: Verantwortung in einem totalitären Staat

von dieter » 06.12.2012, 09:36

Barbarossa hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Lieber Barbarossa,
Oskar war doch realitisch genauso wie Bundesbankpräsident Blessing.Es war das erste mal, dass sich ein sozialistisches Land mit einem kapitalistischen Land zusammenschloß. Bisher hat die Vereinigung über eine Billion € gekostet, die wir aber gerne zahlen, weil die Städte in den neuen Ländern heute toll aussehen. :)
Tja - nur der von ihm geforderte Umtauschkurs von 5:1 ging nun eben gar nicht. Das hätte bedeutet, daß 100 % der Ostdeutschen noch Geld vom Sozialamt hätten bekommen müssen - zusätzlich zum Arbeitslohn.
:?
Lieber Barbarossa,
trotzdem lagen Blessing und Oskar nicht falsch, als sie den Unrechnungskurs 1:1 ablehnten. :wink: Die Märkte in Osteuropa brachen der ostdeutschen Industrie mit diesem Umrechnungskurs weg. :roll:

Re: Verantwortung in einem totalitären Staat

von Barbarossa » 05.12.2012, 23:49

dieter hat geschrieben:Lieber Barbarossa,
Oskar war doch realitisch genauso wie Bundesbankpräsident Blessing.Es war das erste mal, dass sich ein sozialistisches Land mit einem kapitalistischen Land zusammenschloß. Bisher hat die Vereinigung über eine Billion € gekostet, die wir aber gerne zahlen, weil die Städte in den neuen Ländern heute toll aussehen. :)
Tja - nur der von ihm geforderte Umtauschkurs von 5:1 ging nun eben gar nicht. Das hätte bedeutet, daß 100 % der Ostdeutschen noch Geld vom Sozialamt hätten bekommen müssen - zusätzlich zum Arbeitslohn.
:?

Re: Verantwortung in einem totalitären Staat

von dieter » 05.12.2012, 15:26

Barbarossa hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:... die Bürgerrechtler hatten doch Erfolg, Schwarzkohl wurde weitgehend gewählt. Ich fand es als traurig, dass die SPD nur 21,8% erhielt, aber immer noch mehr als die PDS. :wink: ...
Das Ziel der meisten Bürgerrechtler war aber nicht, daß Kohl gesamtdeutscher Bundeskanzler wurde. Das "Bündnis90" hatte andere Ziele, stellte sich damit aber gegen die vorherrschende Stimmung in der Bevölkerung im März 90.
Genau so war es mit der SPD. Wenn du dir anschaust,wie sich die SPD - insbesondere der Oskar L. :wink: - zum Thema deutsche Einheit positionierte, war es fast logisch, daß die SPD haushoch verlor.
:wink:
Lieber Barbarossa,
Oskar war doch realitisch genauso wie Bundesbankpräsident Blessing.Es war das erste mal, dass sich ein sozialistisches Land mit einem kapitalistischen Land zusammenschloß. Bisher hat die Vereinigung über eine Billion € gekostet, die wir aber gerne zahlen, weil die Städte in den neuen Ländern heute toll aussehen. :)

Re: Verantwortung in einem totalitären Staat

von Barbarossa » 04.12.2012, 15:39

dieter hat geschrieben:... die Bürgerrechtler hatten doch Erfolg, Schwarzkohl wurde weitgehend gewählt. Ich fand es als traurig, dass die SPD nur 21,8% erhielt, aber immer noch mehr als die PDS. :wink: ...
Das Ziel der meisten Bürgerrechtler war aber nicht, daß Kohl gesamtdeutscher Bundeskanzler wurde. Das "Bündnis90" hatte andere Ziele, stellte sich damit aber gegen die vorherrschende Stimmung in der Bevölkerung im März 90.
Genau so war es mit der SPD. Wenn du dir anschaust,wie sich die SPD - insbesondere der Oskar L. :wink: - zum Thema deutsche Einheit positionierte, war es fast logisch, daß die SPD haushoch verlor.
:wink:

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