reffliche Schilderung des Muffs bis in die End-60er.
Wobei ich das Glück hatte, einen oft non- konformen Vater zu haben, der in Teilen sogar mit den 68ern sympathisierte, weil er den Aufruhr gegen immer noch arg autoritäre Strukturen verstand. Er gehörte schon früh zu denen der Kriegsgeneration, die gelernt hatten und nicht alles akzeptierten, was "von oben" kam. Blinder Gehorsam und Autoritätsgläubigkeit waren ihm wohl von Natur aus nicht gegeben.
Das Entsetzen der Spießer über WG und sexuelle Freizügigkeit amüsierte ihn, die Erfindung der Pille beruhigte ihn. Muttern war da noch ein bisschen anders, es sollte dauern, bis wir Kinder sie modernisiert und emanzipiert hatten.
In der Schule herrschte beinahe militärische Disziplin und man kriegte ständig Ohrfeigen und Hiebe mit dem Rohrstock.
Unglaublich, aber mehrfach erlebt: Wo Geschwister altersmäßig weit auseinander lagen, zwischen den Jahrgängen etwa 1942 und 1957, mit Geschwistern dazwischen, wandelte sich in den Schulen manches blitzartig.
Hieß es bei den älteren Lehrern noch: " Hosen sind für Mädchen tabu",( was u.a. meine Eltern auf die Palme brachte), kamen wir jüngsten Geschwister dann in Jeans und Parka, die ollen Hexen und konservativen männlichen Lehrer mussten nun damit leben.
Bis in die Quarta sollte ich auch noch reichlich vom autoritären, teils von streng katholischen Lehrerinnen und ebenso spießig- preußisch- evangelischen Gegenstücken belehrt werden, und dann, plötzlich, wurde alles anders.
Junge LehrerInnen kamen, und das absolutistische Gehabe der älteren lief ins Leere. Aus dem Götterhimmel gestürzt eben.
Das ging so weit, dass meine Klasse im 11. Jahrgang mit leiser Unterstützung von außen, dafür sorgten, dass zwei Lehrkräfte ausgetauscht wurden, weil sie nicht gewillt waren, das zu unterrichten, was der Lehrplan vorsah- und was wir wissen wollten, bzw. die Wiederholer schon bei anderen Lehrern erarbeitet hatten.
Wofür sich unsere älteren Geschwister noch Verweise eingefangen hätten, gehörte plötzlich zur erwünschten Alltagskultur.
Geschichte endete nicht mehr bei Bismarck, sondern der 1. Weltkrieg, Weimar und das 3. Reich fanden statt. Im Deutschunterricht kamen Brecht, Böll, Andersch, die Mann- Brüder, Lenz und - unvermeidlich-Kafka und Borchert neben Sachtexten in den Literatur-Kanon, Jahre vorher noch ein Tabu.
Quer durch fast alle Fächer wurden Themen behandelt und- neue Unterrichtsmethoden- diskutiert, die es vorher nicht gegeben hatte.
Auf der Basis gesunden Wissens selber denken zu sollen statt Wiederzukäuen war ganz neu.
Schule konnte durchaus Spaß machen. Nicht immer, aber öfter. Auch, weil tatsächlich vorkommende Fiesigkeiten einzelner LehrerInnen nicht mehr hingenommen wurden.
Vielleicht spielt bei den Jahrgängen um 1955 (also den unmittelbaren Profiteuren der 68er) und später noch etwas mit: Wir wurden mit 18 volljährig, also früh selbst verantwortlich für Tun oder Lassen in jeder Hinsicht.
reffliche Schilderung des Muffs bis in die End-60er.
Wobei ich das Glück hatte, einen oft non- konformen Vater zu haben, der in Teilen sogar mit den 68ern sympathisierte, weil er den Aufruhr gegen immer noch arg autoritäre Strukturen verstand. Er gehörte schon früh zu denen der Kriegsgeneration, die gelernt hatten und nicht alles akzeptierten, was "von oben" kam. Blinder Gehorsam und Autoritätsgläubigkeit waren ihm wohl von Natur aus nicht gegeben.
Das Entsetzen der Spießer über WG und sexuelle Freizügigkeit amüsierte ihn, die Erfindung der Pille beruhigte ihn. Muttern war da noch ein bisschen anders, es sollte dauern, bis wir Kinder sie modernisiert und emanzipiert hatten. :mrgreen:
[quote]In der Schule herrschte beinahe militärische Disziplin und man kriegte ständig Ohrfeigen und Hiebe mit dem Rohrstock.[/quote]
Unglaublich, aber mehrfach erlebt: Wo Geschwister altersmäßig weit auseinander lagen, zwischen den Jahrgängen etwa 1942 und 1957, mit Geschwistern dazwischen, wandelte sich in den Schulen manches blitzartig.
Hieß es bei den älteren Lehrern noch: " Hosen sind für Mädchen tabu",( was u.a. meine Eltern auf die Palme brachte), kamen wir jüngsten Geschwister dann in Jeans und Parka, die ollen Hexen und konservativen männlichen Lehrer mussten nun damit leben.
Bis in die Quarta sollte ich auch noch reichlich vom autoritären, teils von streng katholischen Lehrerinnen und ebenso spießig- preußisch- evangelischen Gegenstücken belehrt werden, und dann, plötzlich, wurde alles anders.
Junge LehrerInnen kamen, und das absolutistische Gehabe der älteren lief ins Leere. Aus dem Götterhimmel gestürzt eben.
Das ging so weit, dass meine Klasse im 11. Jahrgang mit leiser Unterstützung von außen, dafür sorgten, dass zwei Lehrkräfte ausgetauscht wurden, weil sie nicht gewillt waren, das zu unterrichten, was der Lehrplan vorsah- und was wir wissen wollten, bzw. die Wiederholer schon bei anderen Lehrern erarbeitet hatten.
Wofür sich unsere älteren Geschwister noch Verweise eingefangen hätten, gehörte plötzlich zur erwünschten Alltagskultur. :mrgreen:
Geschichte endete nicht mehr bei Bismarck, sondern der 1. Weltkrieg, Weimar und das 3. Reich fanden statt. Im Deutschunterricht kamen Brecht, Böll, Andersch, die Mann- Brüder, Lenz und - unvermeidlich-Kafka und Borchert neben Sachtexten in den Literatur-Kanon, Jahre vorher noch ein Tabu.
Quer durch fast alle Fächer wurden Themen behandelt und- neue Unterrichtsmethoden- diskutiert, die es vorher nicht gegeben hatte.
Auf der Basis gesunden Wissens selber denken zu sollen statt Wiederzukäuen war ganz neu.
Schule konnte durchaus Spaß machen. Nicht immer, aber öfter. Auch, weil tatsächlich vorkommende Fiesigkeiten einzelner LehrerInnen nicht mehr hingenommen wurden.
Vielleicht spielt bei den Jahrgängen um 1955 (also den unmittelbaren Profiteuren der 68er) und später noch etwas mit: Wir wurden mit 18 volljährig, also früh selbst verantwortlich für Tun oder Lassen in jeder Hinsicht.