von Bajuware » 26.08.2017, 23:39
@Cherusker & Agrippa:
Danke, genau die Antworten, nach denen ich u.a. gesucht habe. Das Buch von Reiser habe ich mir soeben über ZVAB
bestellt.
@Agrippa: Wurden die Auswertungen der Befunde der Belagerung der Amelungsburg irgendwo publiziert?
Ich habe selbst auch in meiner Bibliothek gestöbert und bin beim Magazin "Bayerische Archäologie" Heft 3/2010/
Seite 24 auf die Information gestossen, dass sich Germanen aus dem Thüringer Becken um spätestens 70 v. Chr.
im südöstlichen Bayern angesiedelt haben. Ein Teil war schon vorher ins südliche Mainfranken abgebogen, wo
um 100 v. Chr. die Kelten ebenfalls abwanderten.
Dies würde somit meine These stützen, dass die Germanen mehr als bisher vermutet mit dem Untergang der
Oppida-Kultur in Süddeutschland zu tun haben. Auf die Frage nach dem Verbleib der germanischen Invasoren
anwortet Prof. Dr. Sabine Rieckhoff, dass diese wohl nur durchgezogen wären mit dem Ziel Zentralalpen und
Königreich Noricum, weil sie "norischen Stahl oder Silber" im Blick gehabt hätten.
Eine befriedigende Antwort auf die Gründe der "boischen Einöde" (Plinius) bzw. "helvetischen Einöde" (Ptolemaoios)
weiss aber auch sie nicht. Interessant ist aber, dass sie das Ende von Manching nicht mit ca. 50 v. Chr., sondern deutlich
früher festlegt: "Vielleicht schon um 100, spätestens um 90 v. Chr." Das würde dann wiederum zum Auftauchen der
Germanen aus Thüringen um spätestens 70 v. Chr. passen.
Ansonsten bringt sie wieder die altbekannten Thesen (Seuchen, wirtschaftlicher Niedergang) ins Spiel, ohne davon
wirklich überzeugt zu sein. Ich kann - wohl gesagt als Laie - nicht nachvollziehen, warum hier die germanische
Expansion Richtigung Süden nicht näher beleuchtet wird. In diesem Kontext verstehe ich auch nicht, dass die
keltischen Viereckschanzen oft mit kultischen Zwecken erklärt werden. Für mich sind das eindeutig Verteidigungs-
anlagen. Das ausheben von Gräben, aufschütten von Wällen und bestücken mit Palisaden ist doch genau das
Prinzip, mit dem die römische Armee ihre Marschlager errichtet hat. Sowas mach ich doch nicht aus kultischen
Zwecken, zumindest will mir das nicht einleuchten. Mich stören ein wenig diese entweder-oder-Theorien. Eine
mittelalterliche Burg war ja auch nicht nur Verteidigungsanlage, sondern auch Repräsentationsbau, wirtschaft-
liches und kulturelles Zentrum.
@Cherusker & Agrippa:
Danke, genau die Antworten, nach denen ich u.a. gesucht habe. Das Buch von Reiser habe ich mir soeben über ZVAB
bestellt.
@Agrippa: Wurden die Auswertungen der Befunde der Belagerung der Amelungsburg irgendwo publiziert?
Ich habe selbst auch in meiner Bibliothek gestöbert und bin beim Magazin "Bayerische Archäologie" Heft 3/2010/
Seite 24 auf die Information gestossen, dass sich Germanen aus dem Thüringer Becken um spätestens 70 v. Chr.
im südöstlichen Bayern angesiedelt haben. Ein Teil war schon vorher ins südliche Mainfranken abgebogen, wo
um 100 v. Chr. die Kelten ebenfalls abwanderten.
Dies würde somit meine These stützen, dass die Germanen mehr als bisher vermutet mit dem Untergang der
Oppida-Kultur in Süddeutschland zu tun haben. Auf die Frage nach dem Verbleib der germanischen Invasoren
anwortet Prof. Dr. Sabine Rieckhoff[i], [/i]dass diese wohl nur durchgezogen wären mit dem Ziel Zentralalpen und
Königreich Noricum, weil sie "norischen Stahl oder Silber" im Blick gehabt hätten.
Eine befriedigende Antwort auf die Gründe der "boischen Einöde" (Plinius) bzw. "helvetischen Einöde" (Ptolemaoios)
weiss aber auch sie nicht. Interessant ist aber, dass sie das Ende von Manching nicht mit ca. 50 v. Chr., sondern deutlich
früher festlegt: "Vielleicht schon um 100, spätestens um 90 v. Chr." Das würde dann wiederum zum Auftauchen der
Germanen aus Thüringen um spätestens 70 v. Chr. passen.
Ansonsten bringt sie wieder die altbekannten Thesen (Seuchen, wirtschaftlicher Niedergang) ins Spiel, ohne davon
wirklich überzeugt zu sein. Ich kann - wohl gesagt als Laie - nicht nachvollziehen, warum hier die germanische
Expansion Richtigung Süden nicht näher beleuchtet wird. In diesem Kontext verstehe ich auch nicht, dass die
keltischen Viereckschanzen oft mit kultischen Zwecken erklärt werden. Für mich sind das eindeutig Verteidigungs-
anlagen. Das ausheben von Gräben, aufschütten von Wällen und bestücken mit Palisaden ist doch genau das
Prinzip, mit dem die römische Armee ihre Marschlager errichtet hat. Sowas mach ich doch nicht aus kultischen
Zwecken, zumindest will mir das nicht einleuchten. Mich stören ein wenig diese entweder-oder-Theorien. Eine
mittelalterliche Burg war ja auch nicht nur Verteidigungsanlage, sondern auch Repräsentationsbau, wirtschaft-
liches und kulturelles Zentrum.