Triton hat geschrieben:
Nüchtern betrachtet ist Donald Trump
a) der mit Abstand liberalste der republikanischen Bewerber
b) der interessanteste Gegner der längst bekannten und etablierten Hillary Clinton. Nicht unwichtig in einem Land, in dem Wählen nicht so selbstverständlich wie in Europa ist und sicher nicht schädlich für die Demokratie
c) jemand der "frisches Blut" in die beinahe monarchischen Strukturen des politischen Establishments der USA bringen würde.
Ich tue mich schwer mit dem Attribut Liberal - im Vergleich zu den Tea Party Kandidaten Cruz und Marco Rubio? Mit Sicherheit - aber warum ist er liberaler im Vergleich zu John Kasich und Rand Paul?
Auch weiß ich nicht, in welchen Themenfeldern er tatsächlich liberal ist? Wirtschaftlich ja, gesellschaftspolitisch?
Bringt Trump tatsächlich frisches Blut? Im Vorwahlkampf hatte er ja den Effekt, dass sich seine Mitbewerber mit noch radikaleren Forderungen überbieten mussten. Ich weiß nicht, ob ich solch frisches Blut gut finden mag.
Trump kommt aus keiner Politiker-Familie, aber er ist doch Teil des Establishments: Sein Vater war unermesslich reich, er ist es wohl auch (wobei man nicht genau weiß, wie es um das Vermögen Trumps tatsächlich steht). Er ist in einem goldenen Käfig aufgewachsen, er weiß doch überhaupt nicht, wie die Mittelschicht denkt. Den Vorwurf kann man Clinton nicht machen - sie mag zwar von Big Money gekauft sein, aber kommt aus normalen Verhältnissen.
Fehlende außenpolitische Erfahrung hat Tradition unter amerikanischen Präsidenten, ich traue dem deutschstämmigen Trump eine europafreundlichere Politik als bislang zu und seine Herkunft (New York) spricht auch nicht gegen Weltoffenheit.
Ja, und seine Frauen-Galerie beweist, dass er sich besonders gut mit Osteuropäern versteht...
Vom Typus her ist Trump doch herrlich altmodisch, mich erinnern seine Auftritte an Franz-Joseph Strauss. Laut aber leidenschaftlich, wenigstens nehmen ihm wohl seine Anhänger ab, dass er sich für sein Land einsetzen will. Und wie bei Strauss formieren sich Gegner und fahren Kampagnen gegen ihn, für die Demokratie kein Schaden.
Man kann aus seinem Naturell keine Rückschlüsse auf seine "Gefährlichkeit" als Politiker ziehen, sonst wäre der leise und immer kontrollierte Putin ein Kandidat für den nächsten Friedensnobelpreis.
WIr sind uns aber einig, dass man guten Grundes einen neuen FJS nicht mehr braucht. Augstein hatte damals schon Recht, dass so jemand nie Kanzler werden dürfte. Und ich denke, so ist es auch mit Trump
Wenn man sich allein mal anschaut, dass er sich über behinderte Reporter lustig macht, ist das das Allerletzte. Andere Menschen mit Gewissen würden sich schämen:
Hier erscheint normalerweise ein Video von YouTube. Bitte wenden Sie sich an einen Administrator.
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Positiv ist auf jeden Fall, dass der Wahlkampf interessant wird und zwei umstrittene Kandidaten aufeinandertreffen.
Gäbe es zum Beispiel ein Duell John Kerry gegen Mitt Romney würde das doch hierzulande niemand hinterm Ofen vorlocken.
Wenn der Wahlkampf aber zu Theater verkommt, ist niemand geholfen - die tatsächlichen Probleme des Landes gehen dann unter. Mitt Romney ist schon guten Grundes nicht Präsident geworden - den Wahlkampf gegen Obama vor 4 Jahren fand ich aber damals schon spannend.