von Wallenstein » 13.11.2015, 13:26
Der französische Apotheker, der später als Arzt tätig war, Nostradamus (1503-1566), ist bis heute einer der populärsten Propheten, der auch in der Gegenwart zahlreiche Anhänger in aller Welt hat. Er versetzte sich in Trance und hat dann angeblich in die Zukunft gesehen. Seine Vorhersagen gab er als Vierzeiler wieder (Quatrains), die später in vier Centurien zusammengestellt wurden( je 100 und 53 Quatrains). Seine Vorhersagen reichen nach seinen eigenen Angaben bis ins Jahr 3797.
Sie sind schwer zu lesen und kaum verständlich. Er bedient sich einer metaphorischen Sprache, die Sätze sind sehr vieldeutig interpretierbar. Ich habe es nach einiger Zeit aufgegeben, sein Werk weiter zu lesen. Prophezeiungen über Erdbeben, Seuchen und Kriege sind eigentlich wertlos, weil nach statistischer Wahrscheinlichkeit so etwas immer passieren wird. Echte Vorhersagen sind es nur dann, wenn gleichzeitig eine genaue Zeit – und Ortsangabe erfolgt. Die finden sich aber nicht bei Nostradamus, auch wenn seine Anhänger natürlich etwas anderes behaupten.
Aber nehmen wir jetzt einmal an, es wäre tatsächlich möglich in die Zukunft zu sehen. Wie sollte dies vor sich gehen und was würde das überhaupt bringen?
Ich stelle mir vor, ich sehe für einen kurzen Moment das Bild einer Stadt aus dem 25. Jahrhundert. Ich würde viele Dinge erblicken, die ich gar nicht kenne und würde sie umschreiben mit Begriffen aus der Gegenwart. Vieles würde ich wohl auch falsch verstehen. Eigentlich könnte ich mit diesem flüchtigen Bild gar keine Aussagen über die Zukunft machen, die viel Sinn ergeben würden. Besser wäre schon eine Bildfolge, eine Art Video. Aber ohne ausführliche Kommentierungen nützt das auch nicht viel, denn daraus allein würden sich mir politische oder soziale Konflikte in ferner Zukunft nicht erschließen.
Nostradamus hätte das gleiche Problem gehabt, wenn er tatsächlich z.B. das heutige New York oder Berlin für einen kurzen Augenblick gesehen hätte. Versucht er Dinge zu erklären, die er nicht kennt und für die es in seiner Zeit keine Worte gab, beschreibt er Handlungsabläufe, die er nicht versteht und bedient sich deshalb einer metaphorischen Sprache? Das müssten seine Anhänger nachweisen.
Allerdings, je zeitnaher seine Prophezeiungen sind, desto weniger Grund gibt es für solche Verklausulierungen. Trotzdem macht er sie.
Folgende Prophezeiung wurde von seinen Anhängern später als angeblich wahr bezeichnet:
„Der junge Löwe wird den alten besiegen,
Auf dem Schlachtfeld in einem einzigen Duell:
Im goldenen Käfig wird er ihm die Augen ausstechen,
Zwei Flotten/Armeen einig, dann wird er einen grausamen Tod sterben.“
Angeblich wird hier der Tod von dem französischen König Heinrich II (geb. 1519, gest. 1559) beschrieben, der in einem Duell mit dem Grafen Montgomery (geb. 1530) ums Leben kam. Die Lanze des Grafen zerbrach an der Rüstung des Königs, ein Splitter drang über dem rechten Auge in dessen Kopf und 10 Tage später starb dieser. Montgomery floh nach England, kehrte später mit der englischen Flotte nach Frankreich zurück und versuchte mit ihr die Belagerung von La Rochelle zu brechen. 1574 wurde er von den Franzosen gefangen genommen und geköpft.
Eine echte Prophezeiung? Warum aber diese metaphorische Umschreibung? Nostradamus hätte in einer echten Vision nichts gesehen, was er nicht kennt. Das mit dem jungen und dem alten Löwen könnte natürlich vielleicht nur so eine allgemeine Redensart gewesen sein. Von einem Löwen-Wappenzeichen ist nichts bekannt. Besaß Heinrich II eine vergoldete Rüstung oder zumindest einen solchen Helm? Davon wissen wir nichts, wäre möglich. Aber warum wird eine Rüstung als Käfig bezeichnet? Und ein Duell ist keine Schlacht. Außerdem kannte Nostradamus den König persönlich, nennt ihn aber nicht.
Was hätte er in einer echten Vision sehen können? Das Bild des toten Königs? Dann hätte er die Zusammenhänge aber nicht gewusst. Für eine Prophezeiung reicht es nicht aus, nur kurz ein Bild zu sehen, man muss eine ganze Sequenz haben, nur dann kann man überhaupt erkennen, worum es eigentlich geht. Es muss vor dem Auge also ein richtiger Film ablaufen.
Nostradamus hätte in einer echten Vision aber nichts gesehen, was er nicht kennt. Eine metaphorische Umschreibung macht in diesem Fall eigentlich keinen Sinn. Es ist anzunehmen, dass hier nur nachträglich etwas in diese Sätze hinein interpretiert wird, das er in seinem Trancezustand etwas gesehen hat, was seinem Gehirn entsprang, das mit der Realität aber nichts zu tun hat.
Angenommen, ich könnte tatsächlich in die Zukunft sehen. Wie weiter oben bereits beschrieben: Ich würde nur eine Vielzahl von Bildern erblicken, könnte in den meisten Fällen aber weder einen örtlichen oder zeitlichen Zusammenhang ausmachen. Eine brennende Stadt? Welche und wann? Ich kann den gesellschaftlichen und politischen Kontext nicht bestimmen. Wer greift wen an und warum? Ich müsste richtige Filme sehen mit Erklärungen, was jetzt passiert. Das flüchtige Bild einer Stadt aus dem 25. Jahrhundert und kriegerische Handlungen, die zu ihrer Zerstörung führen, bringen eigentlich nichts, wenn ich nicht die näheren Umstände kenne. Selbst wenn die Dinge, die Nostradamus gesehen hat, wirkliche Bilder aus der Zukunft waren, sie nützen nichts, weil wir weder die Zeit und in der Regel nicht die tatsächlichen Orte kennen, weil wir nichts über die Zusammenhänge wissen. Das sind nur Fragmente, die keinen Sinn machen.
Aber wie gesagt: Das waren mit Sicherheit nur Bilder gewesen, die ihm die Phantasie im Trancezustand gezeigt hat, ähnlich, wie so etwas auch im Drogenrausch passieren kann.
Der französische Apotheker, der später als Arzt tätig war, Nostradamus (1503-1566), ist bis heute einer der populärsten Propheten, der auch in der Gegenwart zahlreiche Anhänger in aller Welt hat. Er versetzte sich in Trance und hat dann angeblich in die Zukunft gesehen. Seine Vorhersagen gab er als Vierzeiler wieder (Quatrains), die später in vier Centurien zusammengestellt wurden( je 100 und 53 Quatrains). Seine Vorhersagen reichen nach seinen eigenen Angaben bis ins Jahr 3797.
Sie sind schwer zu lesen und kaum verständlich. Er bedient sich einer metaphorischen Sprache, die Sätze sind sehr vieldeutig interpretierbar. Ich habe es nach einiger Zeit aufgegeben, sein Werk weiter zu lesen. Prophezeiungen über Erdbeben, Seuchen und Kriege sind eigentlich wertlos, weil nach statistischer Wahrscheinlichkeit so etwas immer passieren wird. Echte Vorhersagen sind es nur dann, wenn gleichzeitig eine genaue Zeit – und Ortsangabe erfolgt. Die finden sich aber nicht bei Nostradamus, auch wenn seine Anhänger natürlich etwas anderes behaupten.
Aber nehmen wir jetzt einmal an, es wäre tatsächlich möglich in die Zukunft zu sehen. Wie sollte dies vor sich gehen und was würde das überhaupt bringen?
Ich stelle mir vor, ich sehe für einen kurzen Moment das Bild einer Stadt aus dem 25. Jahrhundert. Ich würde viele Dinge erblicken, die ich gar nicht kenne und würde sie umschreiben mit Begriffen aus der Gegenwart. Vieles würde ich wohl auch falsch verstehen. Eigentlich könnte ich mit diesem flüchtigen Bild gar keine Aussagen über die Zukunft machen, die viel Sinn ergeben würden. Besser wäre schon eine Bildfolge, eine Art Video. Aber ohne ausführliche Kommentierungen nützt das auch nicht viel, denn daraus allein würden sich mir politische oder soziale Konflikte in ferner Zukunft nicht erschließen.
Nostradamus hätte das gleiche Problem gehabt, wenn er tatsächlich z.B. das heutige New York oder Berlin für einen kurzen Augenblick gesehen hätte. Versucht er Dinge zu erklären, die er nicht kennt und für die es in seiner Zeit keine Worte gab, beschreibt er Handlungsabläufe, die er nicht versteht und bedient sich deshalb einer metaphorischen Sprache? Das müssten seine Anhänger nachweisen.
Allerdings, je zeitnaher seine Prophezeiungen sind, desto weniger Grund gibt es für solche Verklausulierungen. Trotzdem macht er sie.
Folgende Prophezeiung wurde von seinen Anhängern später als angeblich wahr bezeichnet:
„Der junge Löwe wird den alten besiegen,
Auf dem Schlachtfeld in einem einzigen Duell:
Im goldenen Käfig wird er ihm die Augen ausstechen,
Zwei Flotten/Armeen einig, dann wird er einen grausamen Tod sterben.“
Angeblich wird hier der Tod von dem französischen König Heinrich II (geb. 1519, gest. 1559) beschrieben, der in einem Duell mit dem Grafen Montgomery (geb. 1530) ums Leben kam. Die Lanze des Grafen zerbrach an der Rüstung des Königs, ein Splitter drang über dem rechten Auge in dessen Kopf und 10 Tage später starb dieser. Montgomery floh nach England, kehrte später mit der englischen Flotte nach Frankreich zurück und versuchte mit ihr die Belagerung von La Rochelle zu brechen. 1574 wurde er von den Franzosen gefangen genommen und geköpft.
Eine echte Prophezeiung? Warum aber diese metaphorische Umschreibung? Nostradamus hätte in einer echten Vision nichts gesehen, was er nicht kennt. Das mit dem jungen und dem alten Löwen könnte natürlich vielleicht nur so eine allgemeine Redensart gewesen sein. Von einem Löwen-Wappenzeichen ist nichts bekannt. Besaß Heinrich II eine vergoldete Rüstung oder zumindest einen solchen Helm? Davon wissen wir nichts, wäre möglich. Aber warum wird eine Rüstung als Käfig bezeichnet? Und ein Duell ist keine Schlacht. Außerdem kannte Nostradamus den König persönlich, nennt ihn aber nicht.
Was hätte er in einer echten Vision sehen können? Das Bild des toten Königs? Dann hätte er die Zusammenhänge aber nicht gewusst. Für eine Prophezeiung reicht es nicht aus, nur kurz ein Bild zu sehen, man muss eine ganze Sequenz haben, nur dann kann man überhaupt erkennen, worum es eigentlich geht. Es muss vor dem Auge also ein richtiger Film ablaufen.
Nostradamus hätte in einer echten Vision aber nichts gesehen, was er nicht kennt. Eine metaphorische Umschreibung macht in diesem Fall eigentlich keinen Sinn. Es ist anzunehmen, dass hier nur nachträglich etwas in diese Sätze hinein interpretiert wird, das er in seinem Trancezustand etwas gesehen hat, was seinem Gehirn entsprang, das mit der Realität aber nichts zu tun hat.
Angenommen, ich könnte tatsächlich in die Zukunft sehen. Wie weiter oben bereits beschrieben: Ich würde nur eine Vielzahl von Bildern erblicken, könnte in den meisten Fällen aber weder einen örtlichen oder zeitlichen Zusammenhang ausmachen. Eine brennende Stadt? Welche und wann? Ich kann den gesellschaftlichen und politischen Kontext nicht bestimmen. Wer greift wen an und warum? Ich müsste richtige Filme sehen mit Erklärungen, was jetzt passiert. Das flüchtige Bild einer Stadt aus dem 25. Jahrhundert und kriegerische Handlungen, die zu ihrer Zerstörung führen, bringen eigentlich nichts, wenn ich nicht die näheren Umstände kenne. Selbst wenn die Dinge, die Nostradamus gesehen hat, wirkliche Bilder aus der Zukunft waren, sie nützen nichts, weil wir weder die Zeit und in der Regel nicht die tatsächlichen Orte kennen, weil wir nichts über die Zusammenhänge wissen. Das sind nur Fragmente, die keinen Sinn machen.
Aber wie gesagt: Das waren mit Sicherheit nur Bilder gewesen, die ihm die Phantasie im Trancezustand gezeigt hat, ähnlich, wie so etwas auch im Drogenrausch passieren kann.