Wenn ein Volk keinen eigenen Staat hat

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Moderator: Barbarossa

Marianne E.
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Wenn ein Volk keinen eigenen Staat hat, dann kann es zum "Spielball" von Herrschafts- und Machtinteressen werden.

Als ein Beispiel von vielen werden hier die Kurden und die Palästinenser erwähnt.
Dabei ist zu bedenken, dass die Problematik der Kurden und Palästinenser nicht ohne Berücksichtigung der Staaten Türkei und Israel analysiert werden kann.
Bemerkenswert und beunruhigend ist die Tatsache, dass diese Völker keine adäquate regierungsähnliche Interessenvertretung besitzen und offensichtlich durch interne Machtkämpfe auch nicht in der Lage sind, eine zu bilden. Und deshalb wird das Bestreben nach einem eigenen Staates noch für lange Zeit ein Wunschbild bleiben.


Die Kurden
Auf der Erde leben insgesamt mehr als 35 Millionen Kurden. Zum überwiegenden Teil leben sie in Irak mit 5 Millionen, in Iran mit 6 Millionen, in Syrien mit 2 Millionen und mit 15 Millionen in der Türkei. Die Kurden sind ein eigenständiges Volk mit einer eigenen Kultur und Sprache und ohne eine Zugehörigkeit zu anderen Völkern, zum Beispiel zu den Arabern. Die Kurden selbst sind nicht ohne weiteres zu analysieren, da sie untereinander zahlreiche Verbindungen sowohl religiöser als auch politischer Natur aufweisen.

Sowohl in Syrien als auch in der Türkei kommt es nahezu ständig zu heftigen Auseinandersetzungen mit vielen Toten auf allen Seiten. Es kommt ebenfalls nahezu ständig zu Diskriminierungen, Menschenrechtsverletzungen oder ganz allgemein zur Verweigerung der Grundrechte. So ist zum Beispiel auf dem Gebiet zwischen der Türkei und Syrien von der türkischen Regierung eine Sicherheitszone von 30 Kilometern geplant. Dort soll ein Teil der syrischen Kurden in Flüchtlingslagern untergebracht werden. Die Begründung der türkischen Regierung hierfür ist die Sorge vor terroristischen Anschlägen und für die innere Sicherheit ganz allgemein.
In diesem Zusammenhang muss die PKK als Vertreterin der Kurden erwähnt werden, die von der UNO als terroristische Vereinigung eingestuft wurde und in vielen Ländern, so auch in Deutschland, verboten ist.
Ein kurdischer Staat ist zwar wünschenswert und auch dringend erforderlich, ist aber einmal durch die Zergliederung des kurdischen Volkes schwer umsetzbar und vor allem, wer könnten Gesprächs- und Verhandlungspartner sein. Dafür erkennbar ist derzeit niemand.
https://www.augsburger-allgemeine.de/po ... 85946.html


Die Palästinenser
Unstrittig ist, dass die Palästinenser einen eigenen Staat bekommen müssen. Und ebenso unstrittig ist das Existenzrecht Israel.
Um diese beiden Komponenten dreht sich seit Jahrzehnten ein Konflikt mit menschenunwürdigen Begleiterscheinungen.

Das Argument für einen palästinensischen Staat ist einmal moralischer Natur und zum anderen als eine nationale Selbstbestimmung unverzichtbar. Dass die Nationale Selbstbestimmung ein universelles Menschenrecht sei, wurde von der UN, westlichen europäischen Regierungen und von mehreren arabischen Ländern so oder so ähnlich bestätigt. Diese Auffassung teilen auch die meisten Israelis und selbst Ministerpräsident Netanjahu hat in einer "Zweistaatenlösung" eine Möglichkeit gesehen.

Problematisch für die Palästinenser ist die geopolitische Struktur ihres "Staates".
Im Gaza-Streifen leben etwa 2,1 Millionen Palästinenser und davon arbeiten etwa 18.000 in Israel.
Im Westjordanland leben ca. 3,1 Millionen Palästinenser und davon pendeln täglich ungefähr 47.000 zur Arbeit in Israel.
In Israel leben 1,2 Millionen Palästinenser.
https://www.handelsblatt.com/meinung/ga ... 37346.html
Resolution 3236 (XXIX) - Die Palästina-Frage, Generalversammlung der Vereinten Nationen
Sueddeutsche.de: USA bestehen nicht mehr auf Zwei-Staaten-Lösung im Nahen Osten 15. Februar 2017
http://www.humanrightsvoices.org/site/d ... s/?d=13700
Alain Gresh: Der versprochene Staat. Le Monde diplomatique
WDR: PLO erkennt Existenzrecht Israels an. 9. September 1993
ZEIT ONLINE: Nahostkonflikt: Donald Trump spricht sich für Zweistaatenlösung aus. In: Die Zeit. 26. September 2018
Christian Böhme, Thomas Seibert: Der Nahostplan und seine Folgen: Wie Trumps Vorstoß die islamische Welt spaltet. In: Der Tagesspiegel. 30. Januar 2020

Für die Palästinenser ist es von existentieller Bedeutung, dass sie einen eigenen Staat gründen können. Die Voraussetzungen für die Umsetzung sind wie bei den Kurden davon abhängig, ob es den Palästinenser gelingt, eine eigene palästinensische Interessenvertretung zu bilden. Dafür würden politisch und diplomatisch Denkende und Handelnde benötigt, gewissermaßen "neue Köpfe" bei den Palästinensern und bei den Israelis; Netanjahu, Abbas und der sich in Katar versteckende Hamas-Anführer gehören nicht dazu.
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Barbarossa
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Interessant ist, dass die Palästinenser eigentlich bereits eine Voraussetzung erfüllt hatten. Die PLO war deren Interessenvertretung auch in der UNO. Das gewaltsame Vorgehen der Hamas gegen die Fatah (= PLO) und deren Verdrängung im Gazastreifen hat diese Voraussetzung weitgehend zunichte gemacht.
Doch jetzt nach den jüngsten Ereignissen ist die Hamas für niemanden mehr Verhandlungspartei. Auch die Arabische Liga hat sich einstimmig auf die Seite der PLO in der Funktion der Interessenvertretung gestellt.
Allerdings hat Netanjahu anscheinend bereits andere Pläne. Ich hörte davon, dass die Palästinenser auf die Sinai-Halbinsel nach Ägypten ausgesiedelt werden sollen. Mit solchen Plänen gibt es keinen Friedensprozess, sondern das Gegenteil davon.
In solchen ungelösten Konflikten wird weitere Radikalisierung und auch Terrorismus immer wieder auf fruchtbaren Boden fallen. Das ist leider so.
Israel wird die Palastinenserfrage nicht los - das hat Netanjahu offenbar immer noch nicht gelernt.
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andreassolar
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Zur Ergänzung zu euren substanziellen Beiträgen darf man für die israelische Seite inzwischen festhalten, dass die größere Mehrheit der israelischen Staatsbürger bzw. der Knesset-Abgeordneten seit wohl langen Jahren gegen eine bzw. jede Rückabwicklung der israelischen Siedlungen im Westjordangebiet votieren, gegen jeden Rückbau. Ein großer Bremsklotz für alle Bemühungen.

Der Likud mit Netanjahu schließt zutreffend nicht mehr so rigoros jede Lösung für die Palästinenser im Gaza aus - stellen aber das Ziel eines Großisrael definitiv nicht in Frage. Der Gaza wird kein Teil eines Palästinastaates werden.

Die Sinai-Idee könnte so eine Vorstellung aus moderaten Likud-Kreisen sein.

Da die Palästinenser bzw. Palästinenserfrage vielfach von den israelischen Nachbarstaaten und diversen muslimischen Bewegungen instrumentalisiert wurde und wird, welche selber wiederum teils in erheblichen Spannungen zueinander stehen oder standen, wird eine stabile Lösung nur sehr schwer möglich sein werden, nach sehr langen und multilateralen Verhandlungen.
Immerhin, die saudische und iranische Administration, bedeutsame und lange verfeindete Unterstützer der Palästinenserfrage, sind sich näher gekommen.

Dennoch wird die iranische Administration weit größere Hindernisse für stabile Verhandlungslösungen darstellen, wie die aktuelle saudische, welche kürzlich eine realpolitische Annäherung an die israelisch Administration vollzogen hat.
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Barbarossa
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Die Iraner würde ich zu Friedensverhandlungen gar nicht einladen. Aus meiner Sicht haben sie mit der Palästinenserfrage nichts zu tun, außer, dass sie Gruppierungen unterstützen, die Israel am liebsten vernichten möchten. Die Iraner sind nicht einmal ein arabisches Volk - dem zu Folge auch nicht in der Arabischen Liga. Die Mullahs wollen nur als Störfaktor auftreten. Deswegen ausdrücklich keine Einladung zur Beilegung des Konfliktes.
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Balduin
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Warum sollen die Iraner kein arabisches Volk sein?
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Holger1969
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Balduin hat geschrieben: 12.11.2023, 19:08 Warum sollen die Iraner kein arabisches Volk sein?
Persisch (Farsi) ist die offizielle Sprache im Iran. "Die Perser (persisch ايرانيان فارسى زبان, DMG Īrānīyān-e fārsī-zabān, ‚Persisch sprechende Iraner‘) werden als eine Ethnie im Großraum Vorder- und Zentralasiens beschrieben. Definiert wird das persische Volk durch den Gebrauch der persischen Sprache als Muttersprache."

Ich finde es irgendwie auch eher unklar, ob die Iraner ein arabisches Volk sind oder nicht.

https://www.mythologie-antike.com/t655- ... der-perser
andreassolar
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Barbarossa hat geschrieben: 12.11.2023, 12:56 Die Iraner würde ich zu Friedensverhandlungen gar nicht einladen. Aus meiner Sicht haben sie mit der Palästinenserfrage nichts zu tun, außer, dass sie Gruppierungen unterstützen, die Israel am liebsten vernichten möchten. Die Iraner sind nicht einmal ein arabisches Volk - dem zu Folge auch nicht in der Arabischen Liga. Die Mullahs wollen nur als Störfaktor auftreten. Deswegen ausdrücklich keine Einladung zur Beilegung des Konfliktes.
Das iranische Regime hat die Hamas viele Jahre in ihrem Kampf substanziell unterstützt.
Nur der letzte Angriff der Hamas von Anfang Okt. hat die Hamas anscheinend ohne Kommunikation mit oder Information der Hisbollah bzw. des Teheraner Regimes gestartet. Aber wahrscheinlich auch ohne saudische Absprache aufgrund des realpolitischen saudischen Kurses gegenüber der israelischen Administration.

Das iranische Regime bzw. die Hisbollah wird auf weiterhin eine dauerhaftere, friedensvertragliche Regelung zwischen den Palästinensern im Gaza und Westjordanland nicht unterstützen.
andreassolar
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Holger1969 hat geschrieben: 12.11.2023, 19:33
Ich finde es irgendwie auch eher unklar, ob die Iraner ein arabisches Volk sind oder nicht.

https://www.mythologie-antike.com/t655- ... der-perser
Im Iran leben arabische Minderheiten, ansonsten ist der Iran kein arabischer Staat, nicht nur wg. Farsi. Alle mir bisher bekannten Iraner und Iranerinnen unterschieden entsprechend.
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Barbarossa
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Balduin hat geschrieben: 12.11.2023, 19:08 Warum sollen die Iraner kein arabisches Volk sein?
Sie sind es nicht. Abgesehen von verschiedenen Minderheiten (wie etwa Kurden) spricht die große Mehrheit der Iraner Persisch. Das ist eine Sprache, die zur indoeuropäischen Familie gezählt wird und ist damit mit dem Arabischen in keiner Weise verwandt. Und wie bereits gesagt - aus diesen Grunde ist der Iran auch nicht Mitglied in der Arabischen Liga.

Übrigens nicht zu verwechseln mit dem Irak. Das ist ein (mehrheitlich) arabisches Land und damit in der Arabischen Liga. Diese ist ein Zusammenschluss von 21 Staaten und der PLO von Marokko bis Oman, in denen mehrheitlich arabisch gesprochen wird.
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Holger1969
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andreassolar hat geschrieben: 13.11.2023, 09:48
Holger1969 hat geschrieben: 12.11.2023, 19:33
Ich finde es irgendwie auch eher unklar, ob die Iraner ein arabisches Volk sind oder nicht.

https://www.mythologie-antike.com/t655- ... der-perser
Im Iran leben arabische Minderheiten, ansonsten ist der Iran kein arabischer Staat, nicht nur wg. Farsi. Alle mir bisher bekannten Iraner und Iranerinnen unterschieden entsprechend.
Die allermeisten Iraner sind eher Indoeuropäer und basieren auf altgriechisch und lateinisch. Es ist auch nie gelungen, den Islam auf der Grundlage vom Koran im Iran durchzusetzen. Dies ist bestenfalls in Teheran auf der Grundlage von staatlichem Zwang so. In den ländlichen Gebieten lehnen die Iraner den Islam ab. Dort mögen die Iraner meist die alten Naturgewalten (Polytheismus).

Was ich denke: Die Medien hierzulande malen uns ein falsches Bild über die Iraner auf.
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Holger1969 hat geschrieben: 13.11.2023, 17:16
Die allermeisten Iraner sind eher Indoeuropäer und basieren auf altgriechisch und lateinisch. Es ist auch nie gelungen, den Islam auf der Grundlage vom Koran im Iran durchzusetzen. Dies ist bestenfalls in Teheran auf der Grundlage von staatlichem Zwang so. In den ländlichen Gebieten lehnen die Iraner den Islam ab. Dort mögen die Iraner meist die alten Naturgewalten (Polytheismus).

Was ich denke: Die Medien hierzulande malen uns ein falsches Bild über die Iraner auf.
Wo hast Du denn das her...das ländliche Persien lehnt den Islam ab? Der Islam hat sich früh und tiefgreifend durchgesetzt.

Auch vor der Islamischen Revolution war der schiitische/zwölferschiitische Islam im ländlichen Iran tief und fest verankert.

Und welche Medien zeichnen hierzulande bei diesem Thema ein falsches Bild vom Iran? Kennst Du selber denn IranerInnen, hast Du welche mal kennen gelernt?
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Holger1969
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"Kennst Du selber denn IranerInnen, hast Du welche mal kennen gelernt?"

Ja, ich wohne in Mönchengladbach. Vor einigen Jahren hatte ich im Volksgarten mal eine Iranerin kennengelernt. Die hatte mit dem Islam nichts an der Mütze und erklärte mir, dass die meisten Iraner den Islam ablehnen (bis auf Teheran, wo es einen staatlichen Zwang gibt).
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Holger1969 hat geschrieben: 14.11.2023, 13:24 "Kennst Du selber denn IranerInnen, hast Du welche mal kennen gelernt?"

Ja, ich wohne in Mönchengladbach. Vor einigen Jahren hatte ich im Volksgarten mal eine Iranerin kennengelernt. Die hatte mit dem Islam nichts an der Mütze und erklärte mir, dass die meisten Iraner den Islam ablehnen (bis auf Teheran, wo es einen staatlichen Zwang gibt).

Vielleicht gab es da im Volksgarten ein Mißverständnis. 90% der Mohammedaner auf der Welt gehören zur Richtung der Sunniten. Nur im Iran zählen sich 90% zu den Schiiten und 9% zu den Sunniten. Den Schiiten ist wichtig, daß die Nachfolger Mohammeds von Ali, einem Verwandten, abstammen. Den Sunniten ist die Sunna wichtiger, die Lebensweise des Propheten Mohammed.

Der letzte Schah Reza Pahlavi heiratete 1939 in erster Ehe die ägyptische Prinzessin Fausia in Kairo. Wahrscheinlich nach sunnitischem Ritus. Nach ihrer Ankunft im Iran wurde die Hochzeitszeremonie in Teheran nach schiitischem Ritus wiederholt. 1945 verließ Fausia den Schah und kehrte in ihre Heimat zurück. Offiziell wurde ihre Ehe 1948 geschieden. - Ritus hin oder her!
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Holger1969
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Skeptik hat geschrieben: 14.11.2023, 16:57
Holger1969 hat geschrieben: 14.11.2023, 13:24 "Kennst Du selber denn IranerInnen, hast Du welche mal kennen gelernt?"

Ja, ich wohne in Mönchengladbach. Vor einigen Jahren hatte ich im Volksgarten mal eine Iranerin kennengelernt. Die hatte mit dem Islam nichts an der Mütze und erklärte mir, dass die meisten Iraner den Islam ablehnen (bis auf Teheran, wo es einen staatlichen Zwang gibt).

Vielleicht gab es da im Volksgarten ein Mißverständnis. 90% der Mohammedaner auf der Welt gehören zur Richtung der Sunniten. Nur im Iran zählen sich 90% zu den Schiiten und 9% zu den Sunniten. Den Schiiten ist wichtig, daß die Nachfolger Mohammeds von Ali, einem Verwandten, abstammen. Den Sunniten ist die Sunna wichtiger, die Lebensweise des Propheten Mohammed.

Der letzte Schah Reza Pahlavi heiratete 1939 in erster Ehe die ägyptische Prinzessin Fausia in Kairo. Wahrscheinlich nach sunnitischem Ritus. Nach ihrer Ankunft im Iran wurde die Hochzeitszeremonie in Teheran nach schiitischem Ritus wiederholt. 1945 verließ Fausia den Schah und kehrte in ihre Heimat zurück. Offiziell wurde ihre Ehe 1948 geschieden. - Ritus hin oder her!
Die offizielle Berichterstattung (Wikipedia, Medien, etc.) lautet so, dass 80 - 90% der Iraner dem schiitischen Islam angehören. Dies ist mir schon bekannt. Demgegenüber steht allerdings sehr massiv die Aussage der Iranerin, die ich kennenlernte. Sie nannte sich auch Perserin. Ich muss den Medien nicht zwingend alles glauben. Ich selber war noch nie im Iran.
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Holger1969 hat geschrieben: 14.11.2023, 17:10 Die offizielle Berichterstattung (Wikipedia, Medien, etc.) lautet so, dass 80 - 90% der Iraner dem schiitischen Islam angehören. Dies ist mir schon bekannt. Demgegenüber steht allerdings sehr massiv die Aussage der Iranerin, die ich kennenlernte. Sie nannte sich auch Perserin. Ich muss den Medien nicht zwingend alles glauben. Ich selber war noch nie im Iran.
Ich war auch nicht dort. Aber ich kann mir gut vorstellen, daß ein sehr großer Anteil der Bevölkerung einen aufgezwungenen Islam zu ertragen hat. Nur 50% der Iraner sind sprachlich und ethnisch gesehen Perser. Wenn man da die gezwungener Maßen dem Islam Folgenden abzieht, könnte man die Meinung Deiner Bekannten gut nachvollziehen.

Mit der Errichtung eines Nationalstaats unter Schah Reza (1878-1944) und seinen zentralistischen Bestrebungen ging die Entmachtung regionaler Stammesführer einher.Persisch wurde als Amts- und Landessprache eingeführt. Der bisher funktionierende Verbund aus relativ autonomen Volksgruppen wurde durch die Entmachtung ihrer Fürsten zu einem nationalen Problem.
https://www.igfm.de/volksgruppen-und-mi ... n-im-iran/
Zuletzt geändert von Balduin am 14.11.2023, 19:34, insgesamt 1-mal geändert.
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