Gute Analyse und Zusammenfassung für den Nährboden, auf dem die revolutionären Gedanken wuchsen.
In Paris, auf das sich das Hauptaugenmerk der Historiker im Allgeeinen richtet, richtet, aber auch in den Städten des Südens, Marseille allen voran, war die Unzufriedeneit von Bürgern und Bauern groß.
Dabei spielten die Missernten und das Sterben der Oilvenbäume durchaus mit, zusätzliche Lunten am glimmenden Feuer der Aufstände gegen Paris, den Zentralismus, den Adel.
Nicht nur die Bauern, wohlgemerkt, auch die Bürger im Midi waren massiv an den Aufständen beteiligt.
Wobei in der Provence noch andere Aversionen, nicht zuletzt unter den städtischen Bürgern, gegen Paris eine Rolle spielten. Erst Ende des 15.Jahrhundert der Eigenständigkeit beraubt und unter die Herrschaft der französischen Krone gelangt, zeigten sich Unruhen schon Anfang 1789.
http://revolution-francaise.net/2007/07 ... -marseille
Zunnächst schloss sich der Süden den Revolutionären an, spielten im Jahr 1792 eine nicht unbedeutende Rolle in Paris- wie heißt noch gleich die Nationalhymne? La Marseillaise...
Als im Laufeder Ereignisse allerdings von Paris ausgehend, sich die Revolutionäre als blutige Unterdrücker gegen die eigentliche Sache der Republik erwiesen, schwenkte man auf die gemäßigtere Linie ein.
Im Gesamtblick auf Frankreich, weg von Paris, so denke ich, waren die Chancen, einen Umbau des absolutistischen Staates von oben und auf friedlichem Wege zu bewirken, nicht so groß, wie es die dürren Fakten erscheinen lassen. Die Stimmungen und Emotionen im Volk sind, zumal in Frankreich, keine quantité négliable.
Katarina Ke hat geschrieben:Einige Teilnehmer wiesen hier ja schon auf die spezielle Mentalität der Franzosen hin.
Immer ein gefährliches Spiel, "Volksmentalitäten" zu beschwören, so ganz außer Acht lassen wieder kann man sie vielleicht nicht.
Die Franzosen sind anders, ohne alte Stereotypen zu beschwören.
Das nun wieder zu erklären, wird schwierig, zumal einem Deutschen, der gern in Schubladen sortiert, das Begreifen einiger Gegensätze zwischen Etiquette und Autorität hie und Ignorieren von roten Fußgänger-Ampeln und Revoluzzer-Geist dort schwer fällt. Man muss schon etwas länger mitten unter ihnen gelebt haben, um den Vorlauf und die Nachwirkungen der Revolution auch mal abseits der nackten historischen Fakten, wie wir sie von außen sehen, nachzuvollziehen.
OT:
Dass aufklärerische Reformen von oben, bei jenen,die eigentlich davon profitieren sollten, nicht immer gut ankommen, weil dieZeit noch nicht reif ist, ließe sich an Struensees Reformen im dänischen Absolutismus vielleicht zeigen. Jenseits aller anderen Faktoren, die zu seinem Sturz und zu seiner Hinrichtung 1772 führten, war er dem Denken seiner Zeit zu weit voraus.
Es bedurfte wohl des Fanals der französischen Revolution und der nachfolgenden Zeiten, die Ära Napoleons inbegriffen, um weite Teile Europas zu einigermaßen auf den Weg zu modernen Demokratien zu bringen, wobei in jedem Staat wieder ganz eigene Faktoren in der historischen Betrachtung eine Rolle spielten.