Gontscharow hat geschrieben:
Ja, diejenigen, die sehr ambitioniert sind und mit Eifer die deutsche Sprache erlernen wollen,
gibt es natürlich auch. Diese Bereitschaft/ dieser Wille ist nach meinen Erfahrung aber immer
ein Verdrängungsprozess seitens des Flüchtlings.Nämlich seine unschöne jüngste Vergangenheit
möglichst schnell abzustreifen und hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen.
----Das ist verständlich und nachvollziehbar, aber es klappt einfach nicht.
Warum soll das nicht klappen? Es ist doch genau die Konstellation, die in Westdeutschland nach dem Krieg funktioniert hat.
Heute wissen wir, dass damals nicht nur die Vertriebenen verdrängt haben, alle haben verdrängt. Aber stell dir mal vor, ganz D und Europa hätte nicht nur Kapital und Marshallplan erhalten, sondern ein Heer von Psychotherapeuten hätte damals erstmal die Traumata aufarbeiten wollen.
Verdrängung ist nun mal eine häufige seelische Reaktion, mit schlimmen Erlebnissen fertig zu werden.
Gontscharow hat geschrieben:
Diese Dinge brauchen Zeit.
Idealerweise müsste ein Flüchtling intensive psycho-soziale Betreuung erhalten. Lia hat ganz gut geschildert,
warum das nicht geht.
Es ist schon sehr anmaßend, wenn wir mit unserer speziellen Sicht, zu wissen meinen, was für erwachsene Flüchtlinge das richtige ist.
Gontscharow hat geschrieben:Die Latino-Haushaltshilfen und Erntehelfer in den USA sehe ich als Ausbeutung.
Ja, sehe ich auch so, aber nur wenn man ihre illegale Situation ausnutzt.
Wenn alle legal beschaftigt wären, würde das unsere Sozialsysteme erheblich entlasten. Mir ist schon klar, dass die Arbeitgeber daran nicht interessiert sind und Mini-Job oder Scheinselbständigkeitsmodelle bevorzugen. Trotzdem ist es besser, auch für die Würde der Flüchtlinge, sie arbeiten zu lassen. Für die Integration sowieso.
Gontscharow hat geschrieben:Zum Teil wird das auch hier versucht
(siehe die "Spargelstecher") - also Leute aus dem Asylantenheim für Feldarbeiten einzusetzen. Sehr schnell sind die
Bauern aber wieder auf ihre üblichen Erntehelfer, die sie zunächst in Polen, inzwischen in Rumänien und Bulgarien
anheuerten, zurückgekehrt.Das waren nämlich motivierte und kompetente Fachkräfte aus der Landwirtschaft, die körperlich
in der Lage waren, diese Arbeiten auszuführen. Der reine Wille, etwas zu tun, reicht eben oft nicht.
Spargelstechen im Accord kann nicht jeder, völlig klar. Daran scheitern ja auch die deutschen Langzeitarbeitslosen, weshalb gerade diese Tätigkeit sich bewährt hat, Randgruppen Faulheit und Unfähigkeit zu attestieren.