SS - alles Verbrecher oder auch anständige darunter?

Der zerstörerische Krieg von Hitler und seinen Schergen gegen Europa

Moderator: Barbarossa

Lia

Die Ideologie, die eine SS mit den ihr eigenen Aufgaben und Stellung im System hervorbrachte, ist verbrecherisch und mörderisch.
Die SS- insgesamt betrachtet, war zunächst eine Verbrecherbande- und insgesamt darf auch ein Urteil so lauten.
Aber:
Ich denke, wie andere auch, Gut, weniger Gut Böse und abgrundtief Böse gibt und gab es überall und auf allen Seiten im Krieg.
So auch bei der SS,
wie
Cherusker hat geschrieben:Und die Waffen-SS war ein Kampfverband, der größtenteils als "Feuerwehrtruppe" an der Front eingesetzt wurde
und
Triton hat geschrieben:Erst einmal ist Waffen-SS nicht die SS in den KZs oder sonstwo.
schon bemerkten.
Dann gab es noch merkwürdige SS-Teile, in denen zum Beispiel Reiter, Segelfllieger oder Bergsteiger eine privillegierte Heimat fanden.
Das waren beliebte Lockmittel, vor dem Krieg und im Krieg, so lange die Wehrmacht nur Erfolge verzeichnen konnte, junge Leute zu begeistern, die sonst ihrer Leidenschaft nicht nachgehen konnten.
Die totale Gleichsschaltung ließ ja überdies auch den Sport insgesamt nicht aus.
Gehört zur Perfidie totalitärer Systeme, junge Leute unter Ausnutzung ihrer Passion, ob Reiten, Segelfliegen, Segeln, Bergsteigen etc. zu locken. Zunächst mal fast ohne den ideologischen Hintergrund allzu offensichtlich werden zu lassen. Stallausmisten bleibt Stall ausmisten, und Luv bleibt Luv- tatsächlich stand lange Zeit erstmal die Sache an sich im Vordergrund, bis dann nach und nach die idedologische Suppe serviert wurde.
Das gehört bedauernswerterweise auch mit zur Passion: Die macht blind für fast alles außerhalb der gemeinsamen Leidenschaft.
Wenn doch nicht:
Entweder wurden die Leute dann wach und begriffen, wem sie sich da ausgeliefert hatten, wurden sie zu wach, fanden sie sich an der Front wieder. Oder sie spielten aus Überzeugung mit- und kamen erst später zur kämpfenden SS-Truppe.
Dorthin wurden sogar unfreiwillig junge Männer eingezogen, die sich vorher der HJ verweigert hatten, auch solche, deren rassisches Erscheinungsbild nicht klar war. Man nahm nach Stalingrad, was zu haben war, so fürchterlich viel Zeit für Erziehungsprogramme war da nicht mehr. Warum manche zu SS-Verbänden gezogen wurden statt zur Wehrmacht, bleibt unklar. Manchmal beschleicht mich der subjektive Eindruck, dass einst Ehre, später zur Strafe wurde für Leute, die man unter Kontrolle haben wollte- oder am liebsten ganz los werden wollte.
Dennoch, bei differenzierter Betrachtung muss gesagt werden dürfen, dass längst nicht alle, die bei der Waffen-SS waren, dort aus freiem Willen dienten noch gar, dass alle fanatisierte Mörder waren.
Auch keine Helden des offenen Widerstandes.
Das hat nichts mit Verharmlosung zu tun, sondern ist ein kleines Mosaik-Stück in dem, was zwischen Schwarz und Weiß an Grautönen liegt.Zwischen Mörder, Verbrecher, Mitläufer und eben auch unfreiwilliger Zugehörigkeit zu SS-Verbänden.
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Triton
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In diesem Zusammenhang möchte ich an das Himmler-Projekt erinnern:
https://www.youtube.com/watch?v=I7ZtEpdT9Rw

Die vielen jungen Verführten wie Grass möchte ich hier erwähnen, sie kannten nichts Anderes.
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Orianne
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Marek1964 hat geschrieben:Wenn mich nicht alles täuscht wurde in Schindlers Liste auch jemand erwähnt - allerdings Irrtum vorbehalten. Oder war es Gerstein?
Ich glaube es war Gerstein.
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Triton hat geschrieben:In diesem Zusammenhang möchte ich an das Himmler-Projekt erinnern:
https://www.youtube.com/watch?v=I7ZtEpdT9Rw

Die vielen jungen Verführten wie Grass möchte ich hier erwähnen, sie kannten nichts Anderes.
Ja, aber Grass meldete sich nicht freiwillig bei der SS, soviel ich weiss wurde er dort zugeteilt, es gab ja noch Horst Tappert (Derrick), Otto Beisheim (Milliardär), sowie der Schauspieler und Komiker Klaus Havenstein, die sind aber alle tot. Fragen kann man nur noch Grass, meinen Grossonkel nicht mehr, er ist dement und sehr alt, seine Brüder sind auch tot.
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Marek1964
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Eine ganz besondere Episode betriff Hanns Martin Schleyer. Er war auch bei der SS. Als er von den RAF Terroristen entführt wurde sprach er mit einigen von denen auch über seine Zeit bei der SS - und hatte einige seiner Bewacher wacklig gekriegt, in dem er argumentierte, er sei in seiner Jugend fanatisiert gewesen - und zog Paralellen zur RAF so überzeugend, dass seine Bewacher eben unsicher wurden. Sie wurden später ausgetauscht und die nachfolgenden hatten das Verbot, mit ihm mehr als nur das allernötigste zu sprechen.
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Triton
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Die Schleyer-Episode ist mir neu und interessant. Wie gesagt, die ganz jungen würde ich bis auf Extremfälle in die Kategorie "verführt" einordnen. Bei den RAF-Tätern handelte es sich aber schon um etwas Ältere (ca.30?), wenn ich mich nicht irre.

Meine These ist sowieso, dass sich so etwas wie die SS sehr wohl wiederholen könnte, gerade in Deutschland. Wenn der Staat Verbrechen deckt, gibt es sicher einen hohen Prozentsatz an Menschen, die dann jede Moral über Bord werfen und die niedrigsten Instinkte kommen zum Vorschein. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere an den Spielfilm "Das Experiment" mit Moritz Bleibtreu als "Tarek" in der Hauptrolle. Hier wurden im Alltag harmlose Zeitgenossen durch eine einfache Erlaubnis von "oben" und in der Sicherheit der Ausschluß der Öffentlichkeit zu Monstern.
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Harald
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Ich wiederhole mich, das hatte ich vor längerer Zeit schon mal geschrieben:

Ich hatte mal einen Kollegen, der war Waisenkind. Er wurde zur Waffen-SS eingezogen, ohne groß gefragt zu werden und kam in französische Kriegsgefangenschaft. Hier hatte er eine echte Wahl: verhungern oder legion etrangere. Er kam also nach Indochina und dann nach Algerien. Er war der typische Landsknechttyp, hatte in Vietnam eine femme gehabt, die auch mal verwamscht werden mußte. Als ihn die legion entließ war er gesundheitlich am Ende.
Die Franzosen behandelten ihn fair. In Deutschland heiratete er und ging in den Bundesdienst.
Als sich sein Leben normalisiert hatte starb er. Für mich immer das Beispiel: was hat er vom Leben gehabt?

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Orianne
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Marek1964 hat geschrieben:Eine ganz besondere Episode betriff Hanns Martin Schleyer. Er war auch bei der SS. Als er von den RAF Terroristen entführt wurde sprach er mit einigen von denen auch über seine Zeit bei der SS - und hatte einige seiner Bewacher wacklig gekriegt, in dem er argumentierte, er sei in seiner Jugend fanatisiert gewesen - und zog Paralellen zur RAF so überzeugend, dass seine Bewacher eben unsicher wurden. Sie wurden später ausgetauscht und die nachfolgenden hatten das Verbot, mit ihm mehr als nur das allernötigste zu sprechen.
Das stimmt sicher, dass Schleyer fanatisiert wurde, ich sprach gerade heute Morgen über die kommunistische Erziehung von Putin, man kann das sicher nicht in einer Generation ablegen wenn man seit Kindesbeinen an mit solchen Parolen "zugedröhnt" wurde.

Ausserdem hat Lia natürlich Recht mit ihrem Post über die SS, die Kinder und Jugendlichen wurden mit diesen Freizeitangeboten angelockt und für das spätere Leben in der SS oder Wehrmacht eingefuchst, dazu gehörte auch die Reiter SS oder die SS Motorradstaffel, die hatte ja Mussolini auch, sicher gab er Hitler da einen Gedankenanstoss.

Ich habe mir letzte Woche eine Dokumentation über die Gladow Bande in Berlin angeschaut, dieser Gladow war 18 Jahre alt, und er konnte nichts ausser mit einer Pistole umgehen, 1948 wütete er und seine Bande in Berlin, dazu gehörten ein ehemaliger Scharfrichter und ein ehemaliger Angehöriger eines SS-Sonderkommandos, alle drei wurden gefasst, Gladow erst nach einer wilden Schiesserei, bei der ihm seine Mutter immer die Pistolen nachlud. Gladow und die Haupttäter wurden zum Tode verurteilt und durch das Fallbeil hingerichtet und seine Komplizen erhielten zum Teil hohe Gefängnisstrafen, die Bande nutzte die schlechte Ausrüstung der Polizei aus, und natürlich die Sektorengrenzen, und sie begingen einen Mord und mehrere Raubüberfälle, Gladow wollte ein Chicago in Berlin aufbauen, wer Lust hat, der kann den Film hier schauen:

https://www.youtube.com/watch?v=U7FaQbchR40
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Harald hat geschrieben:Ich wiederhole mich, das hatte ich vor längerer Zeit schon mal geschrieben:

Ich hatte mal einen Kollegen, der war Waisenkind. Er wurde zur Waffen-SS eingezogen, ohne groß gefragt zu werden und kam in französische Kriegsgefangenschaft. Hier hatte er eine echte Wahl: verhungern oder legion etrangere. Er kam also nach Indochina und dann nach Algerien. Er war der typische Landsknechttyp, hatte in Vietnam eine femme gehabt, die auch mal verwamscht werden mußte. Als ihn die legion entließ war er gesundheitlich am Ende.
Die Franzosen behandelten ihn fair. In Deutschland heiratete er und ging in den Bundesdienst.
Als sich sein Leben normalisiert hatte starb er. Für mich immer das Beispiel: was hat er vom Leben gehabt?

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Das gab es vielfach, die SS-Angehörigen hatten ja in der Regel nichts anderes gelernt, und die Franzosen konnten diese ehemaligen SSler gut gebrauchen. Wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, ich hätte auch die Fremdenlegion gewählt.
Aber wie Du schreibst, das Leben war an ihm vorbeigezogen.
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Die Fremdenlegion fragt nicht nach einem Vorleben und soviel ich weiss, schützt sie ihre Mitglieder sogar vor Strafverfolgung.
Ohne konkreten Personen was zu unterstellen, aber für manchen SS-Angehörigen neben der Weiterbeschäftigung im erlernten Beruf sicher ein interessanter Aspekt.
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Triton hat geschrieben:Die Fremdenlegion fragt nicht nach einem Vorleben und soviel ich weiss, schützt sie ihre Mitglieder sogar vor Strafverfolgung.
Ohne konkreten Personen was zu unterstellen, aber für manchen SS-Angehörigen neben der Weiterbeschäftigung im erlernten Beruf sicher ein interessanter Aspekt.
Damals nicht, heute schon, sie rekrutieren ihre Soldaten aber immer noch vorwiegend aus dem Baltikum, der Ukraine und aus Deutschland, die Fremdenlegion ist daran interessiert fertig ausgebildete Soldaten zu rekrutieren, dieser Umstand war natürlich früher schon, da hatte man mit entwurzelten deutschen Soldaten oder SS-Angehörigen Glück. Heute schauen sie, ob die Bewerber schon eine militärische Ausbildung haben. Früher bekam jeder Legionär sofort eine neue Identität, ich weiss es, weil ein sehr alter schweizer Lehrer viel nach Strasbourg musste um "verwirrte" Jugendliche aus der Schweiz zurückzuholen, das war damals eine doch schwierige Sache. Er schrieb ein Buch darüber.
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Marek1964
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Orianne hat geschrieben:
Damals nicht, heute schon, sie rekrutieren ihre Soldaten aber immer noch vorwiegend aus dem Baltikum, der Ukraine und aus Deutschland, die Fremdenlegion ist daran interessiert fertig ausgebildete Soldaten zu rekrutieren, dieser Umstand war natürlich früher schon, da hatte man mit entwurzelten deutschen Soldaten oder SS-Angehörigen Glück. Heute schauen sie, ob die Bewerber schon eine militärische Ausbildung haben. Früher bekam jeder Legionär sofort eine neue Identität, ich weiss es, weil ein sehr alter schweizer Lehrer viel nach Strasbourg musste um "verwirrte" Jugendliche aus der Schweiz zurückzuholen, das war damals eine doch schwierige Sache. Er schrieb ein Buch darüber.
Wenn Du mehr über die Fremdenlegion weisst, dann mache doch einen Thread auf oder vielleicht sogar einen Redaktionsartikel.
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Cherusker hat geschrieben: Und hat sich nicht ein großer amerikanischer Schriftsteller damit gerühmt, daß er im Krieg Deutsche erschossen hat? Und waren die nicht schon in Gefangenschaft?
Ja, ja - "Der Mann und das Meer" ist sich seiner "Taten" bewußt geworden und hat sich den goldenen Steckschuß verpaßt.

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Triton
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Hemingway war Alkoholiker und psychisch krank, woher hast Du Deine Information über sein Selbstmordmotiv?

Sicher waren seine Taten während der Kriege belastend.
Das sind aber "normale", der menschlichen Psyche durchaus entsprechenden Exzesse während eines Krieges. Mit den Kriegsverbrechen der SS gegen wehrlose Zivilisten hat das nichts zu tun.

Bei "Saving Private Ryan" wollten die Amis doch auch den MG-Schützen umbringen, der ihren Kameraden auf dem Gewissen hatte. Solche Aktionen kamen nach "Omaha Beach" reihenweise vor, ganze amerikanische Kompanien hatten das Motto "no prisoners".
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Marga
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Ernest`s "Selbstmordmotiv" war rein ironischer Natur.

Was der Tatsache entspricht, war dieser Typ ein Deutschenhasser par excellence!
In irgend einer Literatur vor Jahren einmal gelesen.
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Marga
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