Barbarossa hat geschrieben:Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Barbarossa hat geschrieben:Orban schafft demokratische Grundrechte gerade schrittweise ab. Das sollte auch dir zu denken geben. Am Ende wird das Land bestenfalls noch eine Scheindemokratie nach dem Muster Russlands sein - völlig inakzeptabel.
Für die Ungarn aber nicht, sonst hätte Orban nicht soeben die Wahlen so deutlich gewonnen. Das ist das Ergebnis einer demokratischen (M.W. gab's keine Unregelmäßigkeiten) Wahl und ist daher zu akzeptieren.
Die Tatsache, dass Orban nicht nur gewählt, sondern auch wiedergewählt wurde, zeigt sehr deutlich, was die Ungarn wollen...
Eben doch auch für die Ungarn. Die Einschränkung der Pressefreiheit u.a. Medien gilt für alle. Aber das scheint den meisten egal zu sein [...]
Ja, schaut wohl so aus. Dem ungarischen Wähler ist eben etwas anderes wichtig, als dem deutschen oder österreichischen Wähler.
Wobei ich mich in puncto Mediensystem als Deutscher und noch mehr als Österreicher nicht zu weit aus dem Fenster lehnen würde, denn auch da schaut es z.T. zappenduster aus, in Italien dito. Der Kritikpunkt Medien ist also mitnichten ein ungarisches Spezifikum.
Die Medien in Ö, das eine der höchsten Medienkonzentrationen in Europa hat, sind massiv politisch beeinflusst, hauptsächlich von der SPÖ, welche die Finger in den reichweitenstärksten Medien hat: "Kronen Zeitung", "Österreich", "Heute" und natürlich der ORF.
Barbarossa hat geschrieben:
Aber auch das Wahlrecht hat er zu seinem Gunsten geändert. Nach unserem Wahlrecht hätte er keine 2/3 Mehrheit.
Da sieht man's doch schon.
Was sieht man?
Es gibt grundsätzlich unterschiedliche Wahlsysteme: Mehrheitswahlrecht, Verhältniswahlrecht oder Kombinationen von beiden.
http://www.bpb.de/themen/W8J9US,0,0,Wah ... leich.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Wahlsystem
http://de.wikipedia.org/wiki/Mehrheitswahl
http://de.wikipedia.org/wiki/Verh%C3%A4ltniswahl
Ungarn hat nunmal ein Mehrheitswahlrecht; Großbritannien, die älteste Demokratie der Welt, übrigens auch, was dieser FAZ-Artikel im Gegensatz zum Gros der übrigen Berichterstattung immerhin schamhaft in einer Klammer erwähnt.
[...]
Dieses Prinzip hat die Regierung Orbán noch zugespitzt, indem es keinen zweiten Wahlgang mehr gibt, sondern eine einfache Mehrheit für die Eroberung eines Direktmandats ausreicht. Das begünstigt (ähnlich wie beispielsweise in Großbritannien) die relativ stärkste Kraft.[...]
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 83988.html
Und GB wurde die Demokratiefähigekeit von deutschen Medien ja auch nicht abgesprochen...
Das alles hat mit Demokratiefähigkeit a priori also nichts zu tun und ist somit eine Frage der jeweiligen Präferenzen. Ich persönlich bin kein Freund der reinen Mehrheitswahl a la Orban, da so m.E. zu viele Stimmen unberücksichtigt bleiben.
Nichtsdestotrotz hat die Mehrheitswahl einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: sie bringt Stabilität.
Die WR ist u.a. an der Verhältniswahl gestorben und der intalienischen Demokratie hat sie ja bekanntermaßen auch nicht gerade gutgetan.
Die Berichte über Ungarn in den deutschen Medien sind wieder ein Paradebeispiel dafür, wie der gemeine Rezipient durch manipulative, unvollständige und einseitige Berichterstattung hinters Licht geführt wird.