Nationalstolz - nationale Identität in Deutschland

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Moderator: Barbarossa

RedScorpion

Renegat hat geschrieben:
RedScorpion hat geschrieben: Ich sehe keinen grossen bzw. überhaupt keinen Unterschied zwischen Nationalität und Staatsangehörigkeit. Letztere setzt erstere voraus,
Kannst du mal eindeutig? Verstehe nämlich den 2. Satz nicht, wenn beides das gleiche ist.
...
Ich weiss es halt auch nicht ganz genau.

Ich hätte Dir am liebsten geantwortet:
Renegat hat geschrieben: Die einzige konkrete Defintion ist für mich die Staatsangehörigkeit.
"Genau das!" (oder Staatsangehörigkeit eben als Bestandteil der Nationalität bzw. gelebten Rechtsstaatlichkeit), zumindest dann, wenn der Laden, von dem man die Staatsangehörigkeit hat, ein Rechtsstaat ist;

aber auch das ist nicht ganz richtig.

Ist Südkorea z.B. identisch mit der Nation Korea? Nein.

Rotchina mit China schon gar nicht, eher immer noch - auch wenn die Welt von Feiglingen so tut, als sei dies anders - Taiwan, aber auch Taiwan ist nicht gleich die Nation China.

Es ist aber auch nicht Abstammung oder Herkunft, wie Barbarossa das sieht. Auch nicht ausschliesslich die kulturelle, um 'mal vom Ethnischen wegzukommen.

Und es ist auch nicht der Boden, auf dem einer wohnt oder den einer bebaut (hat).
Renegat hat geschrieben: ...
Ich würde deshalb noch hinzufügen, dass der Wohnsitz/Lebensmittelpunkt auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland liegen muß.
...
Der Aussage tät' ich mich also auch nicht anschliessen.

Renegat hat geschrieben: ...
in den Augen des Durchschnittsbürgers muß ein "richtiger" Deutscher ein bestimmtes Aussehen haben und/oder bestimmte Namen. Weicht eine Person davon ab, wird sie gefragt, aus welchem Land sie denn komme, lautet die Antwort, aus Deutschland, wird weitergefragt bis ins siebte Glied.
Das ist in der Regel harmlos aber es nervt und erzeugt nicht gerade ein Zusammengehörigkeitsgefühl.
In der dieswöchigen Spiegel-Printausgabe ist ein kleines Dossier über Statements, die "Migranten" bisweilen zu hören bekommen.

Auch wenn Titus recht hat, dass Kommentare oft auch nicht bös gemeint sind, nerven sie offensichtlich stärker, als sich das "Nichtmigranten-Lookalikes" wohl vorstellen.
Ich zumindest hätte nicht gedacht, dass der Begriff "Negerkuss" echte Probleme bereitet, wo der Begriff "Neger" im Deutschen nicht so negativ behaftet ist wie sein amerikanisches Pendant. Ist aber trotzdem so, aha. Gut, wenn man's weiss, kann man bestimmte Begriffe ja vermeiden. Daran sterben wird man nicht.




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Renegat
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Barbarossa hat geschrieben: Wird aber doch. Und das scheint tatsächlich ein Unterschied zu Frankreich, zur Schweiz und zur USA zu sein. So kann man z. B. Deutscher Staatsangehöriger mit sobischer, dänischer, türkischer ... (usw.) Nationalität sein. Reporter benutzen Begriffe nicht unbedingt immer korrekt.
Ich verstehe hier gar nichts mehr. Wie kann ein deutscher Staatsbürger eine türkische Nationalität haben?
Willst du zurück zu den Ahnenpässen?

Und was soll das mit den Sorben? Die leben da seit Jahrhunderten. Du bist mit deinen Sprachen und Abstammungen auf dem falschen Tripp, Barbarossa.
Außerdem geht es nicht um Sprachenzwang, mir ist deutsch auch am liebsten, weil ich das am besten kann. Wenn ich aber Menschen verstehen und sprechen will, die nicht deutsch können, bemühe ich mich in der anderen Sprache und das ist nun mal immer öfter englisch.
Da kann man sich dran gewöhnen, wenn es der Verständigung dient und irgendwann wird es bequemer nicht ständig die Sprache zu wechseln.
Renegat
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Sollten wir die Begriffe Nationalität, Identität, Mentalität im Zusammenhang mit deutsch dann einfach vergessen?
Identität hatte ich ja schon auf die Ebene des Individuums verwiesen, Mentalität hatte Aneri eingeführt, das müßte sie erklären. Bei Nationalität ist selbst Wiki keine Hilfe, es hängt von der Einstellung des Definierenden ab, damit kann jeder wie er mag. :)
Renegat hat geschrieben: ...
in den Augen des Durchschnittsbürgers muß ein "richtiger" Deutscher ein bestimmtes Aussehen haben und/oder bestimmte Namen. Weicht eine Person davon ab, wird sie gefragt, aus welchem Land sie denn komme, lautet die Antwort, aus Deutschland, wird weitergefragt bis ins siebte Glied.
Das ist in der Regel harmlos aber es nervt und erzeugt nicht gerade ein Zusammengehörigkeitsgefühl.
RedScorpion hat geschrieben:In der dieswöchigen Spiegel-Printausgabe ist ein kleines Dossier über Statements, die "Migranten" bisweilen zu hören bekommen.

Auch wenn Titus recht hat, dass Kommentare oft auch nicht bös gemeint sind, nerven sie offensichtlich stärker, als sich das "Nichtmigranten-Lookalikes" wohl vorstellen.
Ich zumindest hätte nicht gedacht, dass der Begriff "Negerkuss" echte Probleme bereitet, wo der Begriff "Neger" im Deutschen nicht so negativ behaftet ist wie sein amerikanisches Pendant. Ist aber trotzdem so, aha. Gut, wenn man's weiss, kann man bestimmte Begriffe ja vermeiden. Daran sterben wird man nicht.
So ist das, es wird von vielen als ausgrenzender Alltagsrassismus verstanden. Wenn man nicht selbst in der Position ist, muß man das einfach akzeptieren und berücksichtigen. Warum auch nicht?
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Barbarossa
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RedScorpion hat geschrieben:Da Jugendweihe im Westen auch unter Atheisten absolut unüblich ist...
Woher willst du das wissen? Und selbst wenn - was meinst du, wie lange noch?
:roll:
RedScorpion hat geschrieben:...kann man sich jetzt fragen, woher denn die Tradition dieser "Feier" im Osten wohl kommt...
Wie ich schon schrieb, gab es das bereits vorher und wurde ab 1949 dann staatlich vereinnahmt.
Da die große Mehrheit der Bevölkerung (rd. 75 %) inzwischen aber atheistisch war, blieben viele dabei.
RedScorpion hat geschrieben:Mit Deiner Logik könnte ich die Begriffe "Sonderbehandlung", "Konzentrationslager" (Sorry für das Extrembeispiel, trotzdem anschaulich, da der Groschen ja trotz meinem Beispiel oben über den Kaisergeburtstag bisher ja nicht gefallen ist) usw. gemütlich weiterverwenden, denn es gab sie ja schon vor dem NS. Und heissen können's ja auch was anderes. Aha. Na toll.

Ich sehe auch tatsächlich nicht ein, daß ich meine Sprache ändern soll, nur weil sie ein "paar Kaputte" sie vereinnahmen.
Aber nebenbei: Der Verband der Humanisten nennt es inzwischen "Jugendfeier".
Renegat hat geschrieben:Ich verstehe hier gar nichts mehr. Wie kann ein deutscher Staatsbürger eine türkische Nationalität haben?
Willst du zurück zu den Ahnenpässen?

Und was soll das mit den Sorben? Die leben da seit Jahrhunderten. Du bist mit deinen Sprachen und Abstammungen auf dem falschen Tripp, Barbarossa...

Ich frage mich jetzt gerade:
War die DDR "deutsch-nationaler" als das heutige Gesamt-Deutschland?

Erklärung dazu: Als ich meinen ersten Personalausweis beantragte (1981), da gab es zwei verschiedene Spalten, in die ich folgendes eintragen mußte:

- Staatsbürgerschaft: DDR
- Nationalität: Deutsch

In der Lausitz gibt es noch die Sorben und die mußten bei Nationalität statt dessen eintragen: Sorbisch

Daher kenne ich das so.
RedScorpion hat geschrieben:... wer sagt denn, dass Du eine "korrekte" Auffassung des Begriffs hast? Bisher ham wa keine griffige Def. gefunden hier, Du auch nicht.
Bei Deiner Auffassung von Nationalität = Herkunft oder Abstammung langst Du meilenweit daneben (da ist Renegat, der N. mit Staatsangehörigkeit gleichsetzt, schon viel näher dran, auch wenn da m.E. immer noch 'was fehlt), denn andernfalls wären über 1/3 der heutigen US-Amerikaner Deutsche, nicht nur deutscher oder deutschsprachiger Abstammung.


OK. Dann führe ich jetzt mal eine (schon etwas ältere) Ausarbeitung von mir zum Begriff "Nation" ins Feld:

Nation

[lateinisch natio, „Geschlecht“, „Volk“, „Stamm“]
Und da sind wir schon bei der wohl ältesten Definition dieses Begriffs. Die alten Römer bezeichneten einfach eine bestimmte Gemeinschaft als "natio", d. h. bei ihnen konnte das sowohl das gesammte Römische Reich, als auch ein einzelner germanischer Stamm sein.

Bis zum Mittelater hatte sich dieser Begriff dann grundlegend gewandelt. Hier wurden sogar mehrere Staaten zu "Nationen" zusammengefaßt, so bildeten z. B. Italien, Frankreich, Spanien und Portugal eine "Nation" und Länder wie Deutschland, Dänemark, England Schweden und Island eine andere "Nation".
(Hab ich so ungefähr mal vor Jahren irgendwo gelesen, konnte die Quelle jetzt aber nicht mehr finden.)

Am Ausgang des 18. Jahrhunderts entwickelte sich in Mittel- und Osteuropa die Vorstellung einer Kulturnation (F. Meinecke) im Sinn einer über alle staatlichen Grenzen hinausgreifenden ethnischen und Sprachgemeinschaft, wie z. B. Deutschland, Österreich und die deutschsprachige Schweiz.

Jedoch haben Nationalsprachen fast immer etwas von einem Kunstprodukt und sind gelegentlich, wie das moderne Hebräisch, so gut wie erfunden. Sie sind das Gegenteil dessen, wofür die nationalistische Mythologie sie ausgibt, nämlich die archaischen Fundamente einer Nationalkultur und der Nährboden des nationalen Denkens und Fühlens. Sie stellen gewöhnlich Versuche dar, aus einer Vielfalt von gesprochenen Idiomen ( Dialekten ) ein einheitliches Idiom zu machen, wobei das Problem hauptsächlich darin besteht, welcher Dialekt als Grundlage für die normierte und vereinheitlichende Sprache gewählt werden soll.
Das gilt auch für die Nationalsprachen, die aus der Abwertung und Vernichtung bestehender Spachen resultiert. Bevor die Nationalsprachen von oben verschrieben wurden, herrschte nämlich überall ein Komplex von Regionalsprachen, von lokalen Varianten und "Dialekten", neben der Bildungsprache des Lateins, Griechisch oder was auch immer. Vor der Einführung der allgemeinen Schulpflicht gab es außer Bildungs- und Amtsprachen nicht das vereinheitlichende Moment. Am Hofe Friedrichs II. z. B wurde französisch geprochen und der alte Fritz konnte kein "richtiges Deutsch", wie es dann später propagiert wurde.

Gleichzeitig - in der Französischen Revolution - entstand der Begriff der Staatsnation, d. h. die moderne Bedeutung des Begriffs, als eine bewusste und gewollte politische Gemeinschaft, die zwar in vielen Fällen von einer Mehrheit eines Volkes mit gleicher Sprache getragen wird, aber darüberhinaus auch fremdstämmige und anderssprachige Volksteile aufnehmen kann, die sich mehr oder minder freiwillig zu ihr bekennen. Die Nation ist also weitgehend eine Willensgemeinschaft in stetiger politischer Integration. Prägend für die Nation ist vor allem die gemeinsame Geschichte und Kultur.
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RedScorpion

Barbarossa hat geschrieben:
RedScorpion hat geschrieben:Da Jugendweihe im Westen auch unter Atheisten absolut unüblich ist...
Woher willst du das wissen? Und selbst wenn - was meinst du, wie lange noch?
:roll:
...
Wie meinen?
Also, ich denke, man wüsste es ja wohl, wenn 14jährige zu Weihen oder von mir aus auch "Jugendfeiern" geschickt würden. Das wär' einfach 'ne Notiz wert, im Familien- und Freundeskreis, Zeitungen usw. Very odd.

Es gibt bisweilen sowas wie Neuwählerempfänge im Rathaus oder sowas, aber nicht für 14Jährige.

Barbarossa hat geschrieben: ...
RedScorpion hat geschrieben:...kann man sich jetzt fragen, woher denn die Tradition dieser "Feier" im Osten wohl kommt...
Wie ich schon schrieb, gab es das bereits vorher und wurde ab 1949 dann staatlich vereinnahmt.
Da die große Mehrheit der Bevölkerung (rd. 75 %) inzwischen aber atheistisch war, blieben viele dabei.
...
Vorher waren's aber keine 75%, und - wie Dein Wiki-Artikel von oben treffend bemerkte - Jugendweihe-Feiern waren in der Weimarer Republik Randerscheingen.

Das wurde erst mit der Nazizeit anders.

Und dass es in der Ehemaligen derart viele Atheisten gibt, ist kein Phänomen der fortschreitenden Urbanisierung, Kirchensteuer oder sonstwas, sondern schlicht das Ergebnis von Stalinismus und Sozialismus.
Nicht grad urdeutsch als Tugenden (naja OK, Marx und Engels freilich schon, und auch Lenin wär' ohne deutsche Hilfe ganz lieb in der Schweiz geblieben), so allgemein.

Barbarossa hat geschrieben: ...
RedScorpion hat geschrieben:Mit Deiner Logik könnte ich die Begriffe "Sonderbehandlung", "Konzentrationslager" (Sorry für das Extrembeispiel, trotzdem anschaulich, da der Groschen ja trotz meinem Beispiel oben über den Kaisergeburtstag bisher ja nicht gefallen ist) usw. gemütlich weiterverwenden, denn es gab sie ja schon vor dem NS. Und heissen können's ja auch was anderes. Aha. Na toll.

Ich sehe auch tatsächlich nicht ein, daß ich meine Sprache ändern soll, nur weil sie ein "paar Kaputte" sie vereinnahmen.
...
"Paar Kaputte" is n büschn untertrieben, ne?

Sicherlich ist es so - das hatten wir schonmal - dass Sprache auch eigene Geschichte, zu der eben bisweilen auch Diktatur und Indoktrinierung gehören mögen, reflektiert,
und man dabei manchmal gar nicht merkt, wessen und welchen Jargons man sich bedient;

aber wenn man's dann doch irgendwann 'mal weiss? Muss man doch nicht unbedingt wie ein Volltrottel mit dem Kopf durch die Wand, wenn's auch anders geht.

Barbarossa hat geschrieben: ...
Erklärung dazu: Als ich meinen ersten Personalausweis beantragte (1981), da gab es zwei verschiedene Spalten, in die ich folgendes eintragen mußte:

- Staatsbürgerschaft: DDR
- Nationalität: Deutsch

In der Lausitz gibt es noch die Sorben und die mußten bei Nationalität statt dessen eintragen: Sorbisch

Daher kenne ich das so.
...
Aha. Also deswegen.

Barbarossa hat geschrieben: ...
Gleichzeitig - in der Französischen Revolution - entstand der Begriff der Staatsnation, d. h. die moderne Bedeutung des Begriffs, als eine bewusste und gewollte politische Gemeinschaft, die zwar in vielen Fällen von einer Mehrheit eines Volkes mit gleicher Sprache getragen wird, aber darüberhinaus auch fremdstämmige und anderssprachige Volksteile aufnehmen kann, die sich mehr oder minder freiwillig zu ihr bekennen. Die Nation ist also weitgehend eine Willensgemeinschaft in stetiger politischer Integration. Prägend für die Nation ist vor allem die gemeinsame Geschichte und Kultur.
Einmal ist Deine Auffassung imho sehr sprachen- bzw. vllt kulturlastig. Sprache wäre aber Mittel, Kultur hingegen eher Ausdruck also Resultat. Beide sind aber - Gott sei Dank - nicht das Ziel bzw. der Zweck einer modernen Gesellschaft, einer Institution oder eines Staatsgebildes, es sei denn, wir redeten über Ds 12 1000 Jahre, z.B.
Zivilisatorisch entwickelte Staaten (wie z.B. Deutschland und die USA) haben gar keine verfassungsmässig festgelegten Sprachen und schreiben nicht vor, was Kunst ist und was "entartet".

Ein weiteres Kommunikationsmittel wäre Geld z.B. Ich würd' nicht soweit gehen und sagen, dass die Reichsmark und die D-Mark gar nix mit der deutschen Nation zu tun hätte, aber sie darauf zu reduzieren käm' mir auch nicht in den Sinn.


Zum anderen hab' ich auch Probleme mit der angeblich "gemeinsamen" Geschichte und Kultur.

Wie kann persönliche, individuell erlebte Geschichte gemeinsam sein? Und wie bitteschön kann man vor seiner Geburt stattgefundenen Geschichte erleben?
Goethe hat kein Bauhaus gesehen, Mendelssohn keinen Sturm und Drang erlebt. Beide niemals den Reichstag gesehen. Gehören sie deswegen nicht zur deutschen Nation?

Von "Willensnation" kann im Fall Deutschlands überhaupt keine Rede sein. Die kleindeutsche Lösung ist eine Notlösung ausdrücklich gegen die 48er, noch dazu mit Feuer und Schwert nicht einmal geboren sondern von oben künstlich kreiert, vom falschen Staat (nämlich dem am wenigsten nationalen überhaupt auf deutschem Boden, noch "undeutscher" als Oesterreich).

Und selbst im Fall der "Willensnationen" USA und Schweiz z.B. hat ja niemand entschieden, zu dem und dem anderen Zeitpunkt in jenen Ländern geboren zu werden und bzw. deren Staatsbürgerschaft zu besitzen. Kann man zwar willentlich ablegen, aber erst muss man sie haben dafür. Meist durch Geburt.



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demark
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Barbarossa hat geschrieben: ...

Ich frage mich jetzt gerade:
War die DDR "deutsch-nationaler" als das heutige Gesamt-Deutschland?

Erklärung dazu: Als ich meinen ersten Personalausweis beantragte (1981), da gab es zwei verschiedene Spalten, in die ich folgendes eintragen mußte:

- Staatsbürgerschaft: DDR
- Nationalität: Deutsch

In der Lausitz gibt es noch die Sorben und die mußten bei Nationalität statt dessen eintragen: Sorbisch
...



In der Verfassungsänderung der DDR im Jahre 1974 wurde aus der DDR Verfassung alles "Deutsche" verbannt.
Vergleiche:
Wiki: ...
1968[Bearbeiten]
Artikel 1
„(1) Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat deutscher Nation. Sie ist die politische Organisation der Werktätigen in Stadt und Land, die gemeinsam unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei den Sozialismus verwirklichen. Die Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik ist Berlin. […]“
1974[Bearbeiten]
Artikel 1
„(1) Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern. Sie ist die politische Organisation der Werktätigen in Stadt und Land unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei. Die Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik ist Berlin. […]“


Die DDR Hymne durfte nicht mehr gesungen werden, nur noch instrumentalisiert. Ein Rundfunksender, der Deutschlandsender, der seit 1925 so hieß wurde umbenannt in "Stimme der DDR".
Allerdings blieben Deutsche Bezeichnungen, deren Aktien international Geld brachten weiterhin erhalten:
Deutsche Reichsbahn, Deutsche Post.
Und dann blieben auch noch Begriffe erhalten wie:
Sozialistische Einheitspartei Deutschlands,
deren Organ Neues Deutschland,
Freie Deutsche Jugend,
Deutsche Volkspolizei
Deutsche Demokratische Republik

Da erinnere ich mich, wie im DDR Fernsehen dieser Tatbestand von Staatsbürgerschaft und Nation kommentiert und erklärt wurde - ich glaube sogar es war der Herr v. Schnitzler:
"Staatsangehörigkeit: DDR, Nation: sozialistisch"
Renegat
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Registriert: 29.04.2012, 19:42

demark hat geschrieben: Da erinnere ich mich, wie im DDR Fernsehen dieser Tatbestand von Staatsbürgerschaft und Nation kommentiert und erklärt wurde - ich glaube sogar es war der Herr v. Schnitzler:
"Staatsangehörigkeit: DDR, Nation: sozialistisch"
Sehr schön :D
Damit ist klar, die Unterscheidung Staatsbürgerschaft und Nationalität war eine Marotte der DDR. Dann können wir das in Europa zu den Akten legen. Die von RS angeführten Fälle Korea und China/Taiwan werden sich irgendwann regeln, entweder so wie in D oder sie bleiben 2 getrennte Staaten mit 2 Staatsangehörigkeiten, so wie es jetzt ist.

Für mich hat dieser Thread damit ein Ergebnis und das ist das erste Mal in diesem Forum, was mich sehr freut.
Die nationale Identität in Deutschland entspricht der Staatsangehörigkeit und steht im Personalausweis.

Diese Staatsangehörigkeit kann vererbt werden. Man erhält sie automatisch, wenn ein oder beide Elternteile sie zum Zeitpunkt der Geburt besitzen. Man hat außerdem ein Anrecht darauf, wenn man in Deutschland geboren ist, auch wenn beide Eltern Ausländer sind. Das ist eine Anlehnung an die US-amerikanische Praxis. Weiterhin kann sich ein Ausländer für die deutsche Staatsbürgerschaft entscheiden, wenn er eine bestimmte Zeit legal auf dem Gebiet Ds lebt.
An den letzten beiden Fällen sieht man, dass der Aufenthalt/Lebensmittelpunkt auf dem Boden Ds durchaus ein nützliches Zusatzkriterium ist, RS.

Für mich ist dieser Punkt damit abgeschlossen, die diversen Sonderfälle, die sich aus der Geschichte ergaben, wie Soforteinbürgerung von z.B. Russlanddeutschen sollten sich inzwischen erledigt haben.

Was noch zu diskutieren wäre zum Thema nationale Identitäten, sind die Doppelstaatsbürgerschaften.
Für mich in der Übergangszeit bei direkten Migranten eine Selbstverständlichkeit. Jemand der woanders geboren und sozialisiert wurde, sollte bis zum Tod das Recht haben, zwischen dem alten und dem neuen Staat als Lebensmittelpunkt zu wechseln. Das ist ein kleiner, gerechter Ausgleich für die Probleme und Nachteile, die Migranten idR haben. Das entspricht in der Praxis auch heute schon dem geltenden Recht, innerhalb der EU sowieso.
Wahrscheinlich wird es irgendwann zu einem EU-Vermerk in den Persos kommen, das ist aber ein anderes Thema.
Vielleicht ist die Staatsangehörigkeit dann EU und es gibt ein 2. Kriterium, da steht Nationalität/Region: Deutschland und damit sind wir wieder bei Eduard v. Schnitzler. :)
Und mit diesem 2. Kriterium, das rechtsstaatlich wenig Bedeutung haben wird, lassen sich dann auch ein paar uralte Probleme lösen. Wer in Schottland oder Südtirol lebt, kann das da nämlich stehen haben, wenn es ihn glücklich macht.
RedScorpion

Renegat hat geschrieben: ...
Man hat außerdem ein Anrecht darauf, wenn man in Deutschland geboren ist, auch wenn beide Eltern Ausländer sind. Das ist eine Anlehnung an die US-amerikanische Praxis.
...
Dass dies mittlerweile auch in D so geht, wusste ich bisher nicht.

Renegat hat geschrieben: ...
Für mich hat dieser Thread damit ein Ergebnis und das ist das erste Mal in diesem Forum, was mich sehr freut.
Die nationale Identität in Deutschland entspricht der Staatsangehörigkeit und steht im Personalausweis.

[...]

Was noch zu diskutieren wäre zum Thema nationale Identitäten, sind die Doppelstaatsbürgerschaften.
...
Aber der Unterschied zwischen beiden ist doch v.a. dann, wenn man bedenkt, dass eine Staatsbürgerschaft bzw. der Vermerk derselben in Registern und Dokumenten (wobei ein Pass kein Beweis dafür ist, sondern nur "Indiz") v.a. Verwaltungsakt ist. Und dass es von der Gnade der Behörden (und freilich der entsprechenden Rechtsauffassung bzw. -gesetzgebung) abhängt, ob man eine zweite, dritte oder vierte Staatsangehörigkeit bekommen, weiterführen oder was auch immer kann (z.B. erlaubt D Doppelbürgerschaft im Falle der EU/EFTA-Zweitstaatlichkeit, bei anderen nicht).

Das ist bei 'ner Nationalität nicht so. Man kann sich doch mehreren Nationen zugehörig fühlen, ohne dass jemand 'was dagegen hätte, oder?


Ausserdem gehört mein Pass dem Ausstellungsland. Meine Nationalität aber mir, egal, was das Rechtssystem besagten Landes dazu meint, zu sagen zu haben.



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Renegat
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Renegat hat geschrieben: ...
Für mich hat dieser Thread damit ein Ergebnis und das ist das erste Mal in diesem Forum, was mich sehr freut.
Die nationale Identität in Deutschland entspricht der Staatsangehörigkeit und steht im Personalausweis.

[...]

Was noch zu diskutieren wäre zum Thema nationale Identitäten, sind die Doppelstaatsbürgerschaften.
...
RedScorpion hat geschrieben:Aber der Unterschied zwischen beiden ist doch v.a. dann, wenn man bedenkt, dass eine Staatsbürgerschaft bzw. der Vermerk derselben in Registern und Dokumenten (wobei ein Pass kein Beweis dafür ist, sondern nur "Indiz") v.a. Verwaltungsakt ist. Und dass es von der Gnade der Behörden (und freilich der entsprechenden Rechtsauffassung bzw. -gesetzgebung) abhängt, ob man eine zweite, dritte oder vierte Staatsangehörigkeit bekommen, weiterführen oder was auch immer kann (z.B. erlaubt D Doppelbürgerschaft im Falle der EU/EFTA-Zweitstaatlichkeit, bei anderen nicht).

Das ist bei 'ner Nationalität nicht so. Man kann sich doch mehreren Nationen zugehörig fühlen, ohne dass jemand 'was dagegen hätte, oder?
Klar und das entspricht ja auch dem wirklichen Leben. Selbst wenn man nur einen Paß hat, kann man sich bei Fußball-WMs oder so, weitere Lieblingsländer aussuchen, die man unterstützt. :D Das ist nicht strafbar.

Eure Jugendweihe-Debatte bringt mich noch auf einen weiteren Punkt. Staatsangehörigkeit/nationale Identität bedeutet Mitglied einer Solidargemeinschaft mit allen Rechten und Pflichten.
Ganz früher, so im Mittelalter, also vor schlappen 500 Jahren machte einen Menschen das Bekenntnis zu einer Religion zum Mitglied einer Solidargemeinschaft. Einige Reste sind uns heute, nach 500 Jahren noch im kollektiven Gedächtnis erhalten. Die karikativen Kircheneinrichtungen bezahlt inzwischen der Staat, sind aber ein Relikt dieser Zeit. Aus der Kirche kann man heute gefahrlos austreten, aus dem Staat nicht.
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Barbarossa
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:arrow: Einige Beiträge wurden agetrennt und ein neues Thema eröffnet:

Jugendweihe/Jugendfeier mit historischem Hintergrund
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Barbarossa hat geschrieben::arrow: Einige Beiträge wurden agetrennt und ein neues Thema eröffnet:

Jugendweihe/Jugendfeier mit historischem Hintergrund
Barbarossa räumst du gerade auf?

Die Jugendweihe in ein eigenes Thema zu packen , ist eine gute Idee. Leider finde ich den Alltagsrassismus, der auch in einigen Beiträgen miterwähnt wurde, nun nicht mehr wieder.
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Titus Feuerfuchs
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Renegat hat geschrieben:...
Ich könnte mir gut vorstellen, dass in 1-2 Generationen alle Europäer englisch sprechen und die nationalen Sprachen den Status eines Dialekts haben. Das kann man bedauern aber warum sollte man es künstlich aufhalten, Sprache ist Verständigungsmittel...


Nein, das ist völlig abwegig.

Du machst wiederholt den Fehler, von dir und deinesgleichen (dh. Personen mit deiner politischen Einstellung) auf die Allgemeinheit zu schließen.
Und diese denkt absolut nicht so.

Ich frag mich schon, wie man zu so einer devianten Ansicht gelangt, dass man die Tatsache, dass man Bestandteil eines best. Volkes ist, derartig vehement ablehnt. :?:
Sowas kenne ich ausnahmslos nur aus D und ganz vereinzelt aus Österreich.
Von einem Tschechen, Russen, Franzosen, Briten, Amerikaner, etc. wirst du sowas nie hören.

Warst du schon mal eine Zeit allein im nichteuropäischen Ausland? Mach das mal, dann wirst vielleicht anders denken. Jeder Mensch hat eine Heimat und auch ein Recht aud selbige, selbst ein Deutscher, daran ändern auch die verdammten 12 Jahre nichts.

Barbarossa hat geschrieben: Um Himmels Willen!!!
Da wäre ich aber ein ganz erbitterter Gegner davon.

Ich hab schon ein Problem damit, wenn ein oder zwei Sätze im Fernsehen ohne Übersetzung auf Englisch fallen, dann verstehe ich es schon nicht.
Wäre für mich die größte Horrorvorstellung.
:evil:
Hattet ihr in der DDR englisch nichtmal als Freifach, weil's die Sprache des bösen Klassenfeindes war? :?:

In der heutigen Welt ganz ohne Englisch auszukommen, stelle ich mir extrem schwer vor.
MfG,
Titus Feuerfuchs
Renegat
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Titus, bzgl. der Sprachen können wir beide nicht in die Zukunft gucken, unsere Kinder und Kindeskinder werden es erleben oder auch nicht.

Zum Rest, ich habe dein Lieblingswort "deviant" mal gegoogelt http://de.wiktionary.org/wiki/deviant. Da ich nicht annehme, dass du mich beleidigen willst, freue ich mich, dass du mir eine Meinung jenseits von Mainstream und PC attestierst.
RedScorpion

*** slightly off-topic ***
Titus Feuerfuchs hat geschrieben: ...
Hattet ihr in der DDR englisch nichtmal als Freifach, weil's die Sprache des bösen Klassenfeindes war? :?:
...
Tu nicht so, als wüssteste det nich.

Ich hab' manchmal den starken Eindruck, es gibt hier mehrere User, die die Ehemalige besser kennen, als sie zugeben.


Kann det sein? :mrgreen:



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Barbarossa
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Renegat hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben::arrow: Einige Beiträge wurden agetrennt und ein neues Thema eröffnet:

Jugendweihe/Jugendfeier mit historischem Hintergrund
Barbarossa räumst du gerade auf?

Die Jugendweihe in ein eigenes Thema zu packen , ist eine gute Idee. Leider finde ich den Alltagsrassismus, der auch in einigen Beiträgen miterwähnt wurde, nun nicht mehr wieder.
Ein kleines Stück ist hier mit dran: http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 423#p27423
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