Barbarossa hat geschrieben:RedScorpion hat geschrieben:Dieter ist jetzt aber schon der dritte hier im 3d, der nicht versteht, was Horst Kasner denn so Schlimmes angestellt hat.
Ein normaler (d.h. nicht in einer Diktatur aufgewachsener) Mensch kann vllt nicht schnallen, was an "seinem Verhalten" so ekelhaft ist; keine Ahnung...
Vielleicht muß man die Situation der DDR-Bürger wirklich erst kennen, um das zu verstehen.
Man muß dazu natürlich wissen, daß Leute mit GENEX-Konto absolut priveligiert waren. Die wurden beneidet, wie sonst niemand.
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Wobei's kleinlich ist. Freilich ist's so, dass es etwas seltsam rüberkommt, wenn jemand Gleichheit und Sozialismus predigt und sich dauerbeschenken lässt (aber bei GENEX doch wohl eher aus dem Westen als von der Partei, oder doch nicht?), gerade dann, wenn man alltäglichen Mangel in seinem Umfeld mitbekommt,
man darf aber m.E. die Relationen nicht völlig aus den Augen verlieren.
In einer best. Position geht's nicht ohne Dienstwagen, und man kann bei best. Verhandlungen einfach nicht in Jesuslatschen und mit dem Käfer vorfahren, es sei denn, als Gag.
Ausserdem stimmt es, dass es keinem besser gegangen wäre, wäre der gute Horst mitm Radl dagewesen. Eher im Ggteil.
Barbarossa hat geschrieben:
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Und natürlich kaufte man dann ein West-Auto über GENEX - nicht etwa ein Ost-Fabrikat.
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Hiernach meist schon:
http://de.wikipedia.org/wiki/Genex
Wobei aber auch die angebotenen Westprodukte nicht gerade die crème de la crème waren (nicht umsonst waren die Autos in den schon erwähnten tschechoslowakischen Kinderfilmen Mercedes, Citroën und Renault, nicht Wartburg oder Trabbi).
Damit Leute zu bestechen bzw. abzuhalten, in den Westen rüberzumachen, halt' ich für absolut lächerlich, aber es kann sein, dass es so versucht und vllt sogar teilweise nachgeholfen wurde, auch wenn es keine Westverwandten gab. Keine Ahnung.
Triton hat geschrieben:
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Und die Kasners waren frei wie die Vögel mit Dienst- und Privatauto.
Normal!
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"Normal" vllt in einer bestimmten Position, noch dazu als Mitglied einer z.T. auch verhätschelten Minderheit (Christentum; evtl. auch die polnische Herkunft, sofern bekannt; aus dem Westen in den Osten rübergemacht).
Ich kann freilich nicht nachvollziehen, inwieweit der Mangel an Konsumgütern im täglichen Leben und die diesbezüglichen Organisationsbestrebungen zur Behebung desselben zu Wut und Neid geführt haben,
aber mit einem Abstand von 25 Jährchen immer noch so stark am Materiellen zu kleben, erstaunt mich persönlich sehr.
Als priveligierter DDR-Bürger, ob nun sozialistisch überzeugt oder nicht, hätte ich jedenfalls die Unfreiheit meiner Mitbürger schwer verknusen können (was nützt es mir, wenn ich "frei" bin und reisen kann, aber viele andere nicht, und man kaum 'was zusammen unternehmen kann bzw. man ständig Mitleid haben muss und einen andere mit ihrem Elend stören
); gerade dann, wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, jederzeit in den Westen zu gehen. Will sagen: Das Materielle (noch dazu im Vergleich mit Weststandard geringerwertige Materielle) wog es wohl für kaum jemanden auf; von daher ist der Bestechlichkeitsvorwurf m.E. ein bisschen unehrlich, gerade im Nachhinein. Aber wer weiss. Nachempfinden kann ich's jedenfalls hinten und vorne nicht. Und der Vergleich mit Hoeness und CSU-Schmankerln, von SS und Konsorten gar nicht zu reden, ist m.E. total daneben, weil ein ganz anderes Kaliber.
P.S. Ich konnte mich dunkel dran erinnern, und es stimmt auch nicht, dass es nur einen Jaguar in der DDR hatte.
Manfred Krug, nicht gerade für seine Affinität zum Regime bekannt und evtl. eine Herausforderung für letzteres in Sachen Pflegeleichtigkeit, fuhr jedenfalls einen. Er wird ihn sich "einfach" gekauft haben.
Von wegen Lada und Golf.
http://www.big-jags.de/jags/jaguar_fundsachen.html ganz unten
LG