2013: "Alternative für Deutschland" (AfD) wird gegründet

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Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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dieter hat geschrieben:Lieber Barbarossa,
wie erklärst Du mir bitte, dass die Linke immernoch Direktmandate in Berlin bei der Bundestagswahl holt und in Brandenburg die Linke (über 20%) stärker als die CDU ist :?: Du willst mir doch nicht erklären, dass soviele Menschen (16,33%) von der SED provitiert haben. :roll: Außerdem, wie ich schon geschrieben habe, in Brandenburg, wo Du sicherlich wohnst, die Linke heute stärker als die CDU ist und in Thüringen wollte sie sogar den Ministerpräsidenten stellen. :roll:
Die Sache ist nicht so ganz einfach zu erklären. Dabei muß man wohl auch zwischen damals (1990) und heute (2013) unterscheiden. Ich gehe von folgenden Tatsachen aus:

Diejenigen, die damals (bis 1989/1990) in der DDR von der Sache tatsächlich überzeugt waren, waren eine sehr kleine Minderheit - übrigens selbst in der eigenen Partei, denn es waren auch nicht alle 2,3 Millionen Mitglieder der SED von der Sache wirklich überzeugt. Die meisten sind dort nur eingetreten, um berufliche Vorteile zu haben - ein geringer Anteil von Leuten wurde dort Mitglied, weil sie sich durch die ständigen Mitgliederwerbungen unter Druck gesetzt fühlten.
Wenn man also annimmt, daß die Mitgliederzahl von rund 200.000 der PDS in den Jahren 1990/91 (hier: Quelle) die tatsächlich Überzeugten waren, wäre das gegenüber den 12 Millionen wahlberechtigten Bürgern der DDR eine Quote von
1,67 % (wenn ich richtig gerechnet habe :wink: ).
1990 ging es aber weniger um die ideologische Überzeugung, als darum, über die DDR als Staat abzustimmen. Und hier wird sicher vielfach auch eine ehemalige Mitgliedschaft zum Abstimmungsverhalten beigetragen haben.
So sind 16,33 % von 12 Mill. Wahlberechtigten ca. 1,96 Mill. - also etwas unterhalb der Mitgliederzahl der SED von 1989.

Auch eine andere Hochrechnung habe ich mal aufgemacht:
Eine Schulklasse in der DDR, Mitte der ´80er Jahre, hatte eine durchschnittliche Stärke von etwa 25 Schülern. In einer solchen Schulklasse war die große Mehrheit trotz der allgegenwärtigen SED-Propaganda nicht von der Sache des Sozialismus/Kommunismus überzeugt. Die Zahl derjenigen, die tatsächlich von der Politik der SED überzeugt waren, betrug durchschnittlich etwa 2-3, höchstens aber 4 Schüler (wie übrigens in der Regel auch deren Eltern) - das weiß ich aus Diskussionen, die wir Mitte der ´80er Jahre durchaus untereinander geführt haben. 3-4 von 25 Schülern ergibt 12-16 %. Exakt 16,33 % erreichte die PDS auch bei der Volkskammerwahl am 18. 3. 1990, so daß dieses Wahlergebnis das tatsächliche Verhältnis der Bürger wider gibt, die entweder tatsächlich irgendwie von der Sache des Sozialismus überzeugt waren oder einfach die DDR als Staat erhalten wollten. Tausende hatten bis zu diesem Zeitpunkt die DDR auch schon in Richtung Westen verlassen, was sich auf die Prozentzahl der PDS-Wähler leicht steigernd ausgewirkt haben dürfte.
Damit dürfte auch bewiesen sein, daß die Wahlkämpfer aus dem westlichen Teil Deutschlands lediglich einen Verteilungswahlkampf unter den Bürgern betrieben haben, die bereit waren, eine der demokratischen Parteien zu wählen, während sie die Wähler der Kommunisten nicht erreichten.
Die Verteilung der SED-Mitglieder war territorial allerdings unterschiedlich. In Berlin war der prozentuale Anteil besonders hoch, so daß es mich nicht wundert, daß die spätere PDS in Ost-Berlin sogar in der Lage war (und heute z. T. immer noch ist), Direktmandate zu erringen.

Heute (2013):
Nach der Wende kam dann noch der Umstand dazu, daß sich viele enttäuschte Bürger wieder von den demokratischen Parteien abgewendet haben und aus Protest entweder "ganz links" oder "ganz rechts" wählen, weil sie oft populistisch auftreten und meist vermeintlich einfache Lösungen für deren Probleme anbieten. Dies ist besonders in den "Plattenbau-Siedlungen" zu beobachten, wo heute auch die Arbeitslosigkeit oft besonders hoch ist - also in den sozialen Brennpunkten.
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Vergobret
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Dieter, Du hast doch auch schon Linkspartei gewählt. Da hast Du doch Teile deiner Antwort.
„In all den Jahren habe ich so viele junge Männer gesehen,
die der Meinung waren, auf andere junge Männer zuzulaufen.
Aber das stimmt nicht.
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Lieber Barbarossa,
wie erklärst Du mir bitte, dass die Linke immernoch Direktmandate in Berlin bei der Bundestagswahl holt und in Brandenburg die Linke (über 20%) stärker als die CDU ist :?: Du willst mir doch nicht erklären, dass soviele Menschen (16,33%) von der SED provitiert haben. :roll: Außerdem, wie ich schon geschrieben habe, in Brandenburg, wo Du sicherlich wohnst, die Linke heute stärker als die CDU ist und in Thüringen wollte sie sogar den Ministerpräsidenten stellen. :roll:
Die Sache ist nicht so ganz einfach zu erklären. Dabei muß man wohl auch zwischen damals (1990) und heute (2013) unterscheiden. Ich gehe von folgenden Tatsachen aus:

Diejenigen, die damals (bis 1989/1990) in der DDR von der Sache tatsächlich überzeugt waren, waren eine sehr kleine Minderheit - übrigens selbst in der eigenen Partei, denn es waren auch nicht alle 2,3 Millionen Mitglieder der SED von der Sache wirklich überzeugt. Die meisten sind dort nur eingetreten, um berufliche Vorteile zu haben - ein geringer Anteil von Leuten wurde dort Mitglied, weil sie sich durch die ständigen Mitgliederwerbungen unter Druck gesetzt fühlten.
Wenn man also annimmt, daß die Mitgliederzahl von rund 200.000 der PDS in den Jahren 1990/91 (hier: Quelle) die tatsächlich Überzeugten waren, wäre das gegenüber den 12 Millionen wahlberechtigten Bürgern der DDR eine Quote von
1,67 % (wenn ich richtig gerechnet habe :wink: ).
1990 ging es aber weniger um die ideologische Überzeugung, als darum, über die DDR als Staat abzustimmen. Und hier wird sicher vielfach auch eine ehemalige Mitgliedschaft zum Abstimmungsverhalten beigetragen haben.
So sind 16,33 % von 12 Mill. Wahlberechtigten ca. 1,96 Mill. - also etwas unterhalb der Mitgliederzahl der SED von 1989.

Auch eine andere Hochrechnung habe ich mal aufgemacht:
Eine Schulklasse in der DDR, Mitte der ´80er Jahre, hatte eine durchschnittliche Stärke von etwa 25 Schülern. In einer solchen Schulklasse war die große Mehrheit trotz der allgegenwärtigen SED-Propaganda nicht von der Sache des Sozialismus/Kommunismus überzeugt. Die Zahl derjenigen, die tatsächlich von der Politik der SED überzeugt waren, betrug durchschnittlich etwa 2-3, höchstens aber 4 Schüler (wie übrigens in der Regel auch deren Eltern) - das weiß ich aus Diskussionen, die wir Mitte der ´80er Jahre durchaus untereinander geführt haben. 3-4 von 25 Schülern ergibt 12-16 %. Exakt 16,33 % erreichte die PDS auch bei der Volkskammerwahl am 18. 3. 1990, so daß dieses Wahlergebnis das tatsächliche Verhältnis der Bürger wider gibt, die entweder tatsächlich irgendwie von der Sache des Sozialismus überzeugt waren oder einfach die DDR als Staat erhalten wollten. Tausende hatten bis zu diesem Zeitpunkt die DDR auch schon in Richtung Westen verlassen, was sich auf die Prozentzahl der PDS-Wähler leicht steigernd ausgewirkt haben dürfte.
Damit dürfte auch bewiesen sein, daß die Wahlkämpfer aus dem westlichen Teil Deutschlands lediglich einen Verteilungswahlkampf unter den Bürgern betrieben haben, die bereit waren, eine der demokratischen Parteien zu wählen, während sie die Wähler der Kommunisten nicht erreichten.
Die Verteilung der SED-Mitglieder war territorial allerdings unterschiedlich. In Berlin war der prozentuale Anteil besonders hoch, so daß es mich nicht wundert, daß die spätere PDS in Ost-Berlin sogar in der Lage war (und heute z. T. immer noch ist), Direktmandate zu erringen.

Heute (2013):
Nach der Wende kam dann noch der Umstand dazu, daß sich viele enttäuschte Bürger wieder von den demokratischen Parteien abgewendet haben und aus Protest entweder "ganz links" oder "ganz rechts" wählen, weil sie oft populistisch auftreten und meist vermeintlich einfache Lösungen für deren Probleme anbieten. Dies ist besonders in den "Plattenbau-Siedlungen" zu beobachten, wo heute auch die Arbeitslosigkeit oft besonders hoch ist - also in den sozialen Brennpunkten.
Lieber Barbarossa,
vielen Dank für Deine Erklärungen. :) Vielleicht hast Du mit deinen Rechenkunststücken recht, ich kann sie als Wessi nicht genau nachvollziehen. Bei meiner Verwandtschaft in Sachsen und Sachsen-Anhalt hat alles nur auf die SED geschimpft sogar der Mann, welcher in der SED war, auch Bekannte, die meine Verwandtschaft besuchten, haben mit dem Schimpfen eingestimmt. Deswegen war ich dann sehr überrascht, dass bei der ersten Gesamtdeutschenwahl, die PDS in Berlin drei Direktmandate erzielte und so in den Bundestag kam.
Kein Wunder, dass nach der Wende viele vom Westen enttäuscht waren. Bestes Beispiel ist Kali und Salz in Kassel. Der Kaliabbau wurde beiderseits der Zonengrenze betrieben. Inzwischen sind die Berwerke im Osten geschlossen worden und der Abbau wird nur noch vom Westen betrieben. Kali macht jedes Jahr enorme Gewinne, vorallem dieses Jahr bei dem langen Winter. Ich vermute, das so mancher Betrieb im Osten platt gemacht wurde, ohne dass dies nötig gewesen wäre. :roll:
Zuletzt geändert von dieter am 11.04.2013, 10:05, insgesamt 1-mal geändert.
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dieter
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Vergobret hat geschrieben:Dieter, Du hast doch auch schon Linkspartei gewählt. Da hast Du doch Teile deiner Antwort.
Lieber Vergobret,
ja ich habe die Linkspartei gewählt, bis sie bei den beiden Gauckwahlen einen eigenen Kandidaten aufgestellt hatten und so es Wulf gelang BP zu werden. Anscheined kommt sie noch nicht mit ihrer Vergangenheit zurecht. :roll:
Ich halte Schröders Agenda 2010 zum Teil für ungerecht, da jemand der 30Jahre gearbeitet hat und unverschuldet arbeitslos wird, nach einem oder anderthalb Jahren genauso gestellt wird, wie jemand der noch nie in seinem Leben gearbeitet hat. :evil:
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Vergobret
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"Was besonders auffällt an der AfD Plattform ist, dass man so tut wie eine Rückkehr zur DM alle Problem lösen würde, man aber nicht sagt warum und wie das geschehen würde. Sprechen wir es doch aus: Deutschland muss über die Exporte dafür bezahlen. Würden nämlich die Wechselkurmechanismen wirken, heisst das nichts anderes, als das die DM gegenüber den anderen Währungen aufgewertet würde (wegen Inflation, Zinsdifferenzen oder gezielten Devisengeschäften anderer Zentralbanken). Das würde heissen, dass Deutsche Exporte sich für das Ausland verteuern (unter Umständen sogar massiv). Dies würde theoretisch so lange geschehen, bis sich wieder ein Gleichgewicht einpendelt, die Handelsbilanz sich ausgleicht und Deutsche Exporte ausreichend reduziert wurden. Nun bin ich mir ziemlich sicher: Wenn man dies offen sagen würde, ist damit kaum eine Wahl zu gewinnen. “Wir wollen, dass unser Exportsektor schrumpft, dass wir wieder mehr importieren und sich die Ausfuhrgüter verteuern. Dies geschieht am besten durch einen Prozess in dem unsere Absatzmärkte im Ausland sich auf unter Umständen längere inflationäre Phasen einstellen und uns mit kompetitiven Abwertungen konkurrenzieren.”

Damit wir uns richtig verstehen: Diese Logik ist ökonomisch nicht unbedingt verkehrt. Ich glaube aber nicht, dass sie von einer Gruppe ausgesprochen würde, die behauptet im nationalen Interesse zu handeln.
"

Das und noch mehr steht in diesem sehr interessanten Blogartikel, der sich mit der AfD auseinandersetzt:
http://scienceblogs.de/zoonpolitikon/20 ... utschland/
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Titus Feuerfuchs
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Vergobret hat geschrieben:"Was besonders auffällt an der AfD Plattform ist, dass man so tut wie eine Rückkehr zur DM alle Problem lösen würde, man aber nicht sagt warum und wie das geschehen würde. Sprechen wir es doch aus: Deutschland muss über die Exporte dafür bezahlen. Würden nämlich die Wechselkurmechanismen wirken, heisst das nichts anderes, als das die DM gegenüber den anderen Währungen aufgewertet würde (wegen Inflation, Zinsdifferenzen oder gezielten Devisengeschäften anderer Zentralbanken). Das würde heissen, dass Deutsche Exporte sich für das Ausland verteuern (unter Umständen sogar massiv). Dies würde theoretisch so lange geschehen, bis sich wieder ein Gleichgewicht einpendelt, die Handelsbilanz sich ausgleicht und Deutsche Exporte ausreichend reduziert wurden. Nun bin ich mir ziemlich sicher: Wenn man dies offen sagen würde, ist damit kaum eine Wahl zu gewinnen. “Wir wollen, dass unser Exportsektor schrumpft, dass wir wieder mehr importieren und sich die Ausfuhrgüter verteuern. Dies geschieht am besten durch einen Prozess in dem unsere Absatzmärkte im Ausland sich auf unter Umständen längere inflationäre Phasen einstellen und uns mit kompetitiven Abwertungen konkurrenzieren.”

[...]


Das ist doch faktenignorierender kalter Kaffee von vorgestern...

- D war mit auch mit der D-Mark Exportweltmeister,

- deutsche Exporte bestehen zumeist aus hochkomplexen Produkte, die sich nicht primär über den Preis verkaufen

- D braucht für seine Produkte Energie und vorgefertigte Produkte (vgl. Sinns "Basarökonomie") aus dem Ausland, deren Import sich verbilligen würde

- Die Exporte in den Euroraum sind rückläufig (außerdem kauft D sich seine Exorte in den Euroraum über Transferleistungen, Target-Salden und erzwungener Abwertung durch das quantitative easing der EZB zum Teil mittelbar selber ab)

- D würde sich Milliarden an Transferleistungen ersparen

- D hätte wieder eine eigene Zentralbank, die ihre Geldpolitk auf die deutsche Wirtschaft statt auf jene der PIIGS abstimmen könnte

Ich halte einen Nordeuro (NL, FIN, EST, AUT, LUX;mittlerweile ohne das marode Frankreich, dem Hollande gerade den Todesstoß versetzt und ohne Belgien) für die beste , eine Rückkehr zur D-Mark für die zweitbeste Lösung

Und selbst wenn der von dir zitierte Text stimmen würde:
D wird für das Eurokonstrukt und die maroden Eurostaaten haften und zahlen bis es schwarz wird und trotzdem der böse Bube bleiben. Dass das die bessere Alternative ist, stelle ich entschieden in Abrede.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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dieter
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
Vergobret hat geschrieben:"Was besonders auffällt an der AfD Plattform ist, dass man so tut wie eine Rückkehr zur DM alle Problem lösen würde, man aber nicht sagt warum und wie das geschehen würde. Sprechen wir es doch aus: Deutschland muss über die Exporte dafür bezahlen. Würden nämlich die Wechselkurmechanismen wirken, heisst das nichts anderes, als das die DM gegenüber den anderen Währungen aufgewertet würde (wegen Inflation, Zinsdifferenzen oder gezielten Devisengeschäften anderer Zentralbanken). Das würde heissen, dass Deutsche Exporte sich für das Ausland verteuern (unter Umständen sogar massiv). Dies würde theoretisch so lange geschehen, bis sich wieder ein Gleichgewicht einpendelt, die Handelsbilanz sich ausgleicht und Deutsche Exporte ausreichend reduziert wurden. Nun bin ich mir ziemlich sicher: Wenn man dies offen sagen würde, ist damit kaum eine Wahl zu gewinnen. “Wir wollen, dass unser Exportsektor schrumpft, dass wir wieder mehr importieren und sich die Ausfuhrgüter verteuern. Dies geschieht am besten durch einen Prozess in dem unsere Absatzmärkte im Ausland sich auf unter Umständen längere inflationäre Phasen einstellen und uns mit kompetitiven Abwertungen konkurrenzieren.”
[...]

Das ist doch faktenignorierender kalter Kaffee von vorgestern...
- D war mit auch mit der D-Mark Exportweltmeister,
- deutsche Exporte bestehen zumeist aus hochkomplexen Produkte, die sich nicht primär über den Preis verkaufen
- D braucht für seine Produkte Energie und vorgefertigte Produkte (vgl. Sinns "Basarökonomie") aus dem Ausland, deren Import sich verbilligen würde
- Die Exporte in den Euroraum sind rückläufig (außerdem kauft D sich seine Exorte in den Euroraum über Transferleistungen, Target-Salden und erzwungener Abwertung durch das quantitative easing der EZB zum Teil mittelbar selber ab)
- D würde sich Milliarden an Transferleistungen ersparen
- D hätte wieder eine eigene Zentralbank, die ihre Geldpolitk auf die deutsche Wirtschaft statt auf jene der PIIGS abstimmen könnte
Ich halte einen Nordeuro (NL, FIN, EST, AUT, LUX;mittlerweile ohne das marode Frankreich, dem Hollande gerade den Todesstoß versetzt und ohne Belgien) für die beste , eine Rückkehr zur D-Mark für die zweitbeste Lösung
Und selbst wenn der von dir zitierte Text stimmen würde:
D wird für das Eurokonstrukt und die maroden Eurostaaten haften und zahlen bis es schwarz wird und trotzdem der böse Bube bleiben. Dass das die bessere Alternative ist, stelle ich entschieden in Abrede.

Lieber Titus,
Deine Analyse ist richtig. Der Fehler hat schon mit der Gründung des Euro angefangen. Bei Kohl und Weigl standen keine wirtschaftlichen Gesichtspunkte im Vordergrund sondern politische. Anscheinend hätte Mitterand der Deutschen Vereinigung nie zugestimmt, hätte Kohl ihm nicht den Euro versprochen. Die Südländer hätten nie aufgenommen werden dürfen, daran hat rotgrün genauso Schuld, wie schwarzgelb. Nun haben wir den Salat. :roll: Der Euro sollte die deutsche Wirtschaft bremsen und es ist das Gegenteil eingetreten, genauso wie GB im 19.Jahrhundert die Bezeichnung "Made in Germany" haben wollte, um unsere Waren zu diskretitieren, auch da ist das Gegenteil eingetreten. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
RedScorpion

dieter hat geschrieben:
Titus Feuerfuchs hat geschrieben: ...
Das ist doch faktenignorierender kalter Kaffee von vorgestern...
- D war mit auch mit der D-Mark Exportweltmeister,
- deutsche Exporte bestehen zumeist aus hochkomplexen Produkte, die sich nicht primär über den Preis verkaufen
- D braucht für seine Produkte Energie und vorgefertigte Produkte (vgl. Sinns "Basarökonomie") aus dem Ausland, deren Import sich verbilligen würde
- Die Exporte in den Euroraum sind rückläufig (außerdem kauft D sich seine Exorte in den Euroraum über Transferleistungen, Target-Salden und erzwungener Abwertung durch das quantitative easing der EZB zum Teil mittelbar selber ab)
- D würde sich Milliarden an Transferleistungen ersparen
- D hätte wieder eine eigene Zentralbank, die ihre Geldpolitk auf die deutsche Wirtschaft statt auf jene der PIIGS abstimmen könnte
Ich halte einen Nordeuro (NL, FIN, EST, AUT, LUX;mittlerweile ohne das marode Frankreich, dem Hollande gerade den Todesstoß versetzt und ohne Belgien) für die beste , eine Rückkehr zur D-Mark für die zweitbeste Lösung
Und selbst wenn der von dir zitierte Text stimmen würde:
D wird für das Eurokonstrukt und die maroden Eurostaaten haften und zahlen bis es schwarz wird und trotzdem der böse Bube bleiben. Dass das die bessere Alternative ist, stelle ich entschieden in Abrede.
Lieber Titus,
Deine Analyse ist richtig.
...
Nein, sie ist grundfalsch,

denn sie enthält gleich als Prämisse mehrere dicke Klöpse:
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
Vergobret hat geschrieben:"... Das würde heissen, dass Deutsche Exporte sich für das Ausland verteuern (unter Umständen sogar massiv). Dies würde theoretisch so lange geschehen, bis sich wieder ein Gleichgewicht einpendelt, die Handelsbilanz sich ausgleicht und Deutsche Exporte ausreichend reduziert wurden. ....”
[...]

Das ist doch faktenignorierender kalter Kaffee von vorgestern...
- D war mit auch mit der D-Mark Exportweltmeister,
- deutsche Exporte bestehen zumeist aus hochkomplexen Produkte, die sich nicht primär über den Preis verkaufen
...

Genausogut könnte man behaupten, D war Exportweltmeister, als es gut Fussball spielte. :shock:
D war Klassenprimus immer dann, wenn die D-Mark im Vergleich zu Dollar, Lira, FFranc und anderen damaligen europ. Währungen besonders niedrig stand und v.a. es für seine Produkte keine oder kaum Konkurrenz aus Fernost gab. Deutsche Produkte sind nur teilweise hochkomplex (im Vergleich z.B. mit der Schweiz sogar sehr wenig) bzw. stark spezialisiert im Sinne von "einmalig auf dem Weltmarkt" und - gegen landläufige Annahme in Deutschland, ein schwerer Fehler nationaler Selbstüberhöhung - relativ leicht mit Substitutes zu ersetzen. Ich brauch' nicht unbedingt 'nen BMW, wenn es auch ein Japaner tut, ebensogut kann ich auf einen Siemens-Zug verzichten, denn auf dem Weltmarkt findet man leicht andere ebenso gute.


Titus Feuerfuchs hat geschrieben: ...
- Die Exporte in den Euroraum sind rückläufig
...

Das ist zwar richtig; trotzdem betragen sie noch knapp die Hälfte, wenn ich mich recht erinnere, und knapp 2/3, wenn man die Nicht-Euro-EUs dazuzählt.

Trotzdem sind sie immer noch wesentlich höher als zu den "goldenen" (DM?-) Zeiten, als D Exportweltmeister war.

Allein, die Exporte in Drittwelt- bzw. Aufsteigerstaaten sind angestiegen.


Titus Feuerfuchs hat geschrieben: ...
... (außerdem kauft D sich seine Exorte in den Euroraum über Transferleistungen, Target-Salden und erzwungener Abwertung durch das quantitative easing der EZB zum Teil mittelbar selber ab)
- D würde sich Milliarden an Transferleistungen ersparen
...
...

Bezahlen tut D grundsätzlich nix. Auch jetzt nicht. Im Ggteil, Absahnen ist angesagt. Nach wie vor.

Wer Augen hat, der sehe. Jeden Tag kann man Stories lesen in den Zeitungen wie z.B. gestern:

http://www.manager-magazin.de/unternehm ... 91,00.html





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Vergobret
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Danke RS, was Du schreibst hat hier Hand und Fuß.
Naja, egal.

Wird eh keinen Euroausstieg geben. :crazy:
„In all den Jahren habe ich so viele junge Männer gesehen,
die der Meinung waren, auf andere junge Männer zuzulaufen.
Aber das stimmt nicht.
Sie liefen alle zu mir.“
so sprach der Tod

Aus „Die Bücherdiebin“
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dieter
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Vergobret hat geschrieben:Danke RS, was Du schreibst hat hier Hand und Fuß.
Naja, egal.

Wird eh keinen Euroausstieg geben. :crazy:
Lieber Vergobret,
von der jetzigen Regierung natürlich nicht und von der deutschen Industrie initiiert natürlich auch nicht, weil die am billigen Euro gut verdient. Wir müssen eben die "Südländer" und Irland mitziehen, damit uns der Euro nicht um die Ohren fliegt. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
RedScorpion

Tja,

und zum allgemeinen Blabla ob der pöhsen PIGS, Prasser und Krankfeierer kommt dann noch hinzu, dass man sich bei den Verfechtern verordneter krämerischer Knausrigkeit im Hause der Neomarginalisten von vorvorgestern auch bisweilen gern verrechnet, ganz in alter Tradition, denn zählen kenne's a ned, Deppen:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/panne- ... 94893.html



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Titus Feuerfuchs
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dieter hat geschrieben: Lieber Vergobret,
von der jetzigen Regierung natürlich nicht und von der deutschen Industrie initiiert natürlich auch nicht, weil die am billigen Euro gut verdient. Wir müssen eben die "Südländer" und Irland mitziehen, damit uns der Euro nicht um die Ohren fliegt. :wink: :mrgreen:
Irland ist weniger ein Problem, da es nicht die strukturellen Probleme der übrigen PIGS aufweist. Da ist das marode Frankreich ein wesentlich größeres Problem...

Infolge Auszüge aus einem Zeitungsartikel der "Presse" , der es voll auf den Punkt bringt:
Deutschland dafür zu prügeln, dass es im Gegensatz zum „Club Med“ global mithalten kann, ist eigenartig. Wohin der von einigen Ökonomen bevorzugte französische Weg führt, kann man ja gerade mitverfolgen.
[...]„Exportweltmeister“ Deutschland möge seine Wettbewerbsfähigkeit (etwa durch überproportionale Lohnerhöhungen) einfach so lange verschlechtern, bis der „Club Med“ wieder mithalten kann.

Gute Idee, die auch in anderen Gebieten ausbaufähig ist. Man könnte beispielsweise die Ungleichgewichte in der obersten spanischen Fußballliga dadurch einebnen, dass man den FC Barcelona und Real Madrid grundsätzlich nur noch mit schweren Bleiwesten aufs Spielfeld laufen lässt. Das bringt Spannung in die Meisterschaft. Ob Spanien dann freilich international in der Champions League noch eine Rolle spielt, ist eine andere Frage.[...]
[...]Anders gesagt: Natürlich kann man VW, BMW und Mercedes durch mutwillige Kostensteigerungen so lange teurer machen, bis sich die Käufer entnervt anderen Herstellern zuwenden. Ob sie dann freilich zu Peugeot greifen (was das französische Handelsdefizit verringert) oder ob es doch Toyota oder Kia wird, ist allerdings die Frage.

Wobei: Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es Letzteres werden. Denn Frankreich führt das den Deutschen so sehr ans Herz gelegte Modell ja im Echtzeit-Modellversuch gerade vor. Seit Jahren liegen die Lohnsteigerungen deutlich über dem Produktivitätszuwachs. Mit dem erwartbaren Ergebnis, dass die Wettbewerbsfähigkeit der zweitgrößten Eurozonen-Wirtschaft dramatisch sinkt.
[...]Anders gesagt: Innerhalb der Eurozone, in die mehr als die Hälfte der deutschen Exporte gehen, zahlen sich die Deutschen ihr Exportwunder in ziemlich hohem Ausmaß selbst. Ein nicht gerade optimaler Zustand.[...]
http://diepresse.com/home/wirtschaft/ec ... usenNummer
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Barbarossa
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Also ich sehe das Hauptproblem von niedrigen Löhnen ohnehin nicht bei der international agierenden Industrie, sondern in der Dienstleistungsbranche, wo es besonders viele Berufe mit Niedriglöhnen gibt. Würde es dort zu Lohnsteigerungen (Mindestlöhne) kommen, würde das dem Binnenmarkt sicher sehr gut bekommen.
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:Also ich sehe das Hauptproblem von niedrigen Löhnen ohnehin nicht bei der international agierenden Industrie, sondern in der Dienstleistungsbranche, wo es besonders viele Berufe mit Niedriglöhnen gibt. Würde es dort zu Lohnsteigerungen (Mindestlöhne) kommen, würde das dem Binnenmarkt sicher sehr gut bekommen.
Lieber Barbarossa,
das ist auch die These der SPD, der Linken, der Grünen und des DGB. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Titus Feuerfuchs
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Renegat hat geschrieben:[...]
Wie sieht es denn mit der AfD aus?
Die sind natürlich rechtsextrem und deshalb hochgradig gefährlich. :lolno:

Deswegen wird sie von aufrechten Antifaschisten auch gewaltsam bekämpft.

http://www.faz.net/aktuell/politik/bund ... 45829.html
MfG,
Titus Feuerfuchs
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