Barbarossa hat geschrieben:Also Renegat, ich muß leider feststellen, daß du ziemlich inflationär andere User als "rechts" betitelst - inzwischen ja auch mich und Dieter.
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Nicht ohne Grund (wobei sich über das Adverb "inflationär" streiten lässt, nech?).
Eure Sprache ist in Inhalt und Diktion bisweilen nah am NS.
Was in Deinem Fall auch an Deiner Weigerung liegt, das semantische (bzw. eben historisch vorbelastete) Umfeld eines Begriffs zu berücksichtigen, und dass Du nicht einsiehst - wie Du gestern gesagt hast - "daß ich meine Sprache ändern soll, nur weil sie ein "paar Kaputte" sie vereinnahmen".
Da ist man in konkretem Fall eben sehr dicht an Blut und Boden, oh Wunder.
Barbarossa hat geschrieben:
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Ich orientiere mich bei meinen Ansichten an geltendes Recht und Gesetz - vor allem an den Grundrechten im Grundgesetz - ggf. auch an weiteren Pargraphen des deutschen Rechts. Ich hatte bei meiner Ausarbeitung über Staatsangehörigkeit und Volkszugehörigkeit sogar die entsprechenden Paragraphen mitgeliefert.
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Hier in konretem Fall orientierste Dich ja eben gerade nicht an Recht und Gesetz. Wie Karlchen, KH und ich oben mehrfach geschrieben und belegt haben, unterscheidet die Bundesrepublik rechtlich nicht zwischen Staatsangehörigkeit und Nationalität.
Barbarossa hat geschrieben:
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Die Sachlage bezüglich der Staatsangehörigkeit bzw. Volkszugehörigkeit mag verwirrend sein, aber daß es hier noch immer Unterscheidungen gibt, ist einfach historisch gewachsen.
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So formuliert, könnte ich das eventuell sogar unterschreiben. Die Nation ist sozialwissenschaftlich das proto-moderne Staatsgebilde, welches es dem Individuum in Gänze (also vollends auf allen Bereichen: Rechte, Religion, Wirtschaft, Kultur usw.) ermöglichte, am Gemeinwesen teilzuhaben. Dazu war's auch nötig, sich von anderen Nationen (mit anderen Rechten, Religionen, Wirtschaften, Kulturen usw.) abzugrenzen. Das ist aber heute anders bzw. eben nicht mehr nötig, weil die moderne Gesellschaft nicht mehr aus einem Staat besteht, sondern laut Luhmann aus Funktionssystemen (also politisches System, rechtliches, wirtschaftliches, kulturelles usw.), in denen der Staat auch eine Rolle hat, aber als Teilhaber und Akteur, nicht als Herr.
Barbarossa hat geschrieben:
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Abgesehen von Italien gab es im Europa des 19. Jh. kein Volk, das über eine Vielzahl von Staaten verstreut lebte.
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Ehmmmm Polen, Iren, Griechen, Türken, Rumänen, Basken, Russen ... ?
Barbarossa hat geschrieben:
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Dieser historischen Entwicklung trägt die derzeitige Rechtslage noch immer Rechnung.
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Ueberhaupt nicht. Wieso, wo und inwiefern?
Barbarossa hat geschrieben:
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Wer das über den Haufen werfen will, wirft auch die gesamte Entstehungsgeschichte des deutschen Volkes über den Haufen - das sollte jedem klar sein.
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Is mir überhaupt nicht klar.
Barbarossa hat geschrieben:
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Ich denke jedenfalls, daß eine Auffassung von "Nation" wie in den USA nicht 1:1 auf Deutschland übertragbar ist. Beide Nationen haben völlig unterschiedliche Historien und daher auch ganz andere Voraussetzungen.
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Das stimmt so; aber ist ja auch klar; ist ja auch ein anderes Land.
Barbarossa hat geschrieben:
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Deutschland hat es jedenfalls nicht gutgetan, daß es im Mittelalter selbst die Großmacht der Christenheit war, denn in dem Moment, als es schwach wurde, fielen alle umliegenden Königreiche darüber her (s. Dreißigjähriger Krieg).
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Deutschland ist im Mittelalter keine Grossmacht gewesen. Mir fallen mindestens 10 Gebiete in Europa ein, die im Mittelalter mächtiger waren als ausgerechnet Deutschland. Jenseits aller Fragen nach Territorialität und dem noch nicht geborenen Nationengedanken.
Barbarossa hat geschrieben:
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Übrigens, noch etwas zu historisch gewachsenen Verhältnissen in Deutschland:
Schaut man sich die Hansestädte Hamburg und Bremen an, so ist es ebenfall völlig undenkbar, sie mit einem anderen Bundesland zusammenzulegen. So schlecht kann es ihnen finanziell gar nicht gehen, als dies zuzulassen. Dazu wären die Hansestädter viel zu stolz auf ihre Eigenständigkeit, die ebenfalls jahrhundertelang historisch gewachsen ist.
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Hat sich mancher Lübecker wohl auch a bisserl zu lange auch so gedacht.
Barbarossa hat geschrieben:
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Fazit: Bei vielem muß man auf historische Hintergründe schauen, um sie zu verstehen. Und genau dazu ist unser Projekt geschaffen worden.
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Ist schon richtig. Und ich geh' auch mit Dir darin konform zu sagen: Nation ist mehr als ein Staat. Ich weiss allerdings nicht, worin genau der Unterschied besteht bzw. hab's nicht benennen können. Was ich allerdings weiss, ist, dass das, was Du anführst (nämlich ethnische, bzw. - in der abgemilderten Version - kulturelle "Abstammung"), mit Sicherheit daneben ist, bzw. bestenfalls nur teilweise zutrifft.
Barbarossa hat geschrieben:
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Es nicht dazu geschaffen worden rechte oder linke Parolen zu posten oder andere User als in irgendeiner Weise radikal zu diffamieren.
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Ja, nur kann man auch aktiv 'was dafür tun, dass User und/oder Leser eben nicht eine bestimmte Position, die vertreten wird, mit vorbelasteten bis extrem beeinträchtigten Begriffen und Konzepten in Zshang bringen.
Indem z.B. präzisiert wird (bzw. der Versuch dazu unternommen wird), anstatt sich in Wort und Bild aus NS, Kaiserreich oder was auch immer zu bedienen.
Wie an anderer Stelle gesagt, nicht immer macht man's extra oder denkt sich 'was dabei, aber es ist eben entlarvend, auch wenn freilich stimmt, dass auch Hitler Luft atmete (sprich im ganzen Schmu, der von totalitären Ideologien aufbereitet wurde, wird sich hier und da auch noch ein Stückerl finden, welches nicht ganz so hanebüchen ist wie der ganze Rest. Blindes Huhn findet halt auch 'mal 'n Korn).
LG