Ja, diese erste freie Wahl in der DDR. Was war das für ein Erlebnis!
Im Wahlkampf davor ging es heiß her und die neu entstandenen oder auch die gewendeten Ostparteien hatten bald ihren westlichen Förderer gefunden. Lange Zeit schien es in den Umfragen, als ob die SPD den neuen Ministerpräsidenten der DDR stellen würde. Das war W. Brandt und seiner früheren Ostpolitik geschuldet.
Am Freitag vor dem Wahlsonntag streute eine
allgemeine Mundpropaganda plötzlich das Gerücht aus, dass die
CDU doch die
Partei des Geldes sei und deshalb die bevorstehende
Währungsunion nur mit ihr an der Macht zu machen ist. Die Wahl der
SPD so kurz vorm Geldumtausch würde
das Ganze nur in Frage stellen, zumindest aber um etliches verzögern, weil sich die SPD erst einarbeiten müsse. Ich glaube das hat die Wahl entschieden.
Am Wahltag standen die Leute in Dreierreihen Schlange vorm und im Wahllokal. Dieses Erlebnis vermeintlicher politischer Freiheit der Entscheidungen wollte sich keiner entgehen lassen.
Ich war auch dabei
!
Es war für einen DDR Bürger schon eigenartig, dass man die
Wahlkabine benutzen musste. Da erfuhr man doch endlich mal, wie es dahinter aussah. Bisher hatte man sich doch nicht mal in die Nähe dieser Kabine zu gehen getraut. Ich hatte noch bei der Kommunalwahl im Mai 1980 beobachtet, wie ein Herr von jemandem sehr bestimmt angesprochen wurde, weil er auf dem Weg dort hin war. ...
Man durfte sich sogar setzen und in Ruhe den Wahlzettel studieren: Was es nicht doch für absurde Parteien gab - Die Biertrinkerpartei ist mir als so ein Unikum in Erinnerung geblieben.
Der Kuli schrieb sogar und der Bindfaden, andem er angehängt war auch lang genug.
Stolz machte ich in der neuen Freiheit meine ersten drei Kreuze!
Am Wahlabend war die Wahlberichterstattung im Fernsehen ein Straßenfeger. Die vermeintlichen Wahlsieger standen betreten in ihrer Ecke und ein Herr mit ausländischem Namen behauptete, wir hätten ihm - der Misere - das Vertrauen geschenkt
und dafür bedanke er sich.
Lothar de Maiziére hielt dann eine Regierungserklärung, wo ich nicht weiß, war es ein Versprecher - oder war es Absicht, weil Programm?
Er sagte, dass man die Deutsche Einheit so schnell wie möglich und so gut wie nötig herbeiführen soll. So geschah es dann auch.
Umgekehrt wäre aber sicher besser gefahren.
MfG Heiner