In der ersten Zeit sah man Jesus als den Guten Hirten. Nach und nach entwickelte sich aber diese blutige Kreuzesideologie. Bis in die heutige Zeit das maßgebliche und nicht zu übersehende Symbol der Christenheit. Zu verdanken ist das hauptsächlich Paulus.
Das trifft so nicht zu
(Kaum anzunehmen, daß das auch dem Inhalt der Paulusbriefe des Marcion entsprach).
Doch, Marcion hat die Paulusbriefe nicht umschreiben lassen. Die Ablehnung des jüdischen Gesetzesgottes, das ist Marcion.
Seine religiöse Erziehung und Unterweisung im hebräischen Urtext des Alten Testaments soll Saulus/Paulus bei dem bekannten Rabbi Gamaliel erhalten haben. Seine Zitate richten sich aber immer nach der griechischen Septuaginta.
Es gibt keinen hebräischen Urtext des AT.
Es gibt die Septuaginta (griechisch), die sich ab dem 3. Jh. vor Chr. formierende Sammlung jüdischer Schriften in griechisch (Zentrum: Alexandria mit sein sehr großen und einflussreichen griechisch sprechenden jüdischen Diaspora-Gemeinde), teils als griechische Übersetzung aus dem sich entwickelnden jüdischen Kanon,
und den hebräischen Tanach (mit den Teilen Tora, Nevi'im, Ketuvim), der auch erst nach eine gewissen Entwicklung ca. 80-100 n. Chr. seinen wesentlichen Abschluss fand.
Vereinfacht gesprochen.
Einen für alle jüdischen Gläubigen, für alle jüdischen Schulen und Richtungen verbindlichen Kanon hat es damals noch nicht gegeben, auch keine gebundenen Codices, sondern jene Sammlungen von Schriftrollen, mal vollständig, mal weniger vollständig.
Unser AT beruht auf der Septuaginta, nicht auf dem Tanach, der Hebräischen Bibel.
Und da Paulus offenkundig auf die Septuaginta referiert, ist natürlich der vermutete Unterricht bei Rabbi Gamaliel entlang Tora usw. in hebräisch im damaligen Israel deutlich legendär. Paulus selber schreibt ja davon auch nichts.
Zu deinen Ausführungen hinsichtlich nicht zutreffender Übersetzungen: Übersetzungsvarianten und weitere Varianten findet man vielfach im gesamten NT, nicht nur bei Paulus. Dies war eine weite verbreitete Methode in Antike und Spätantike, zumal bei religiösen Schriften/Traktaten usw.
Paulus war kein wissenschaftlicher Experte auf Reisen, ein an einer bekannten Gelehrtenschule oder antiken 'Uni' ausgebildeter Philologe/Philosoph oder Theologe, er war als Missionar unterwegs. Was also soll mit Deinem Zitat von Joseph Blank von 1972 belegt werden?
Vielleicht magst Du mal anhand von
Justin der Märtyrer (100-165) mit dessen
Dialog mit dem Juden Trypho zeigen, wie oft dieser Dialog Paulus zitiert oder aus seinen Schriften referiert, ohne Nennung der Quelle bei Paulus.