Slawische Stämme wanderten hingegen erst seit dem 6. Jh. n. Chr. in den Balkanraum ein, wo sich aus ihnen im Verlauf der folgenden Jahrhunderte allmählich die bekannten historischen Völker (und Sprachen!) der Serben, Kroaten, Bulgaren usw. ausgliederten.
Man könnte also sagen, dass die Albaner Nachfahren der antiken Illyrer und Thraker sind und im Verlauf ihrer Ethnogenese später auch slawische Volkssplitter aufnahmen. Die Dominanz der vorslawischen Bevölkerung muss freilich beträchtlich gewesen sein, denn wäre es anders, würden die Albaner heute ein slawisches Idiom sprechen, wie z.B. jene Slawen, die die turkstämmigen Donaubulgaren seit dem 6. Jh. überschichteten und in Bulgarien schließlich ihre slawische Sprache durchsetzten.Das von illyrischen und teilweise wohl thrakischen Stämmen besiedelte Gebiet des heutigen Staates Albanien wurde im 2.-1. Jh. v. Chr. von den Römern erobert. Der Norden wurde im 1.-4. Jh. n. Chr. lateinisch, der Süden griechisches Sprachgebiet ... Der Romanisierung und Hellenisierung folgte im 4. Jh. die Christianisierung ... Im Zuge der slawischen Einwanderung in das innere Balkangebiet (6. Jh.) drangen einzelne slawische Stammesverbände 548 bis Dyrrhachion vor.
(Lexikon des Mittelalters, Band I, München 2003, S. 273 f.)