Aneri hat geschrieben: Ähnlich geht es Hochkulturen und späteren Staaten. Sie beginnen in (relativ „demokratischen“ aber mit starker Führung) Stadt-Staaten, die gesetzmäßig zum autoritären Reich mutieren. Das autoritäre/totalitäre Stadium scheint gesetzmäßig zu sein, das bei manchen Staaten nur milder verläuft.
Karlheinz hat geschrieben: Die Betrachtung der Geschichte zeigt, dass die meisten Hochkulturen schon am Anfang diktatorische Gebilde waren.
Aneri hat geschrieben: Ich habe nicht umsonst „demokratisch“ in Anführungszeichen gesetzt...
Ich würde nicht starke Führung mit Diktator gleichstellen.
Karlheinz hat geschrieben: Aufgrund der archäologischen Befunde zeigen sich die weitaus meisten Hochkulturen bereits im ganzen frühen Stadium als hierarchische, undemokratische Ordnungssysteme.
Da es waren hierarchische Ordnungssysteme, ist selbstverständlich. Es ist das Wesen der staatlichen Struktur.
Karlheinz hat geschrieben: Die eigentliche Ausgangsfrage, ob Hochkulturen einen demokratischen Ursprung haben oder nicht, wurde bisher nicht beantwortet.
Noch mal zu Feststellung. Ich habe „demokratisch“ in Anführungszeichen gesetzt. Wenn schon, dann bitte nachhacken, was ich unter DEM gemeint habe. Ich kann auch dein erstes Zitat in
der Formulierung nicht hinnehmen. Aus rein logischen Gründen, da für
das diktatorische Regime müssten schon die staatlichen Strukturen, die die Macht stützen, schon vorhanden sein.
Ich finde die Vorstellung primitiv, wenn Einer kommt und die Macht auf sich reist. Er bzw. sein Vorgänger müsste vorher von einem Rat unterstützt werden. Ihm würde freiwillig die Macht in die Hand gegeben. Irgendjemand hat hier ein Bild von dem Ältestem des Stammes gemalt, dessen Familie immer mehr geehrt würde und auf die Weise könnte ein König entstehen. M. E reicht es nicht – die Stammebene. Es müsste Verbund der Stämme entstehen, die zweite Ebene der Wechselwirkungen/Kommunikation bildet, die
die Spezialisierung, Differenzierung und Zentralisierung innerhalb des Stammes unterstützt. Diese Ansicht wird auch von der Gesetzmäßigkeit
einer Menge der Stadtstaaten in einer Hochkultur unterstützt.
Ein Verbund wird nicht nur von den gemeinsamen Interessen begleitet (z.B. gegen ein Feind), es gebe auch gegensätzliche Interessen, die Spannungen erzeugen. Es geht um eine Dominanz einen über den anderen. Die Kombination der inneren und äußeren Gegebenheiten unterstützen mal das Gemeinsame, mal Gegensätzliche. Dennoch die Gesetzmäßigkeit der Hochkulturen zeigt sich, dass vor der Entstehung der Stadtstaaten die Beziehungen tendierten zu dem Gemeinsamen (z.B. durch eine Religion), nach der Entstehung gab es Periode fließenden Gleichgewichts (es gab nachweißlich die Handel-Beziehungen die mit Konkurrenz begleitet wurden), der zur Tendenz zum Gegensätzlichen umkippte (--> Reich-Staat).
Wenn ich spiegele es auf die Ebene des Stadt-Staates, denn gab es bei der Zentralisierung eine Etappe der Bildung der zentralen Macht, die aus der Akkumulation der gemeinsamen Interessen hervorgeht, bis die Macht sich s. z. durch die eigene Interesse verselbständigt. Es entsteht ein Stadt-Staat. Dann folgt die Etappe des fließenden Gleichgewichts zwischen den Interessen der Gemeinschaft und der Macht, in dem allmählich die Gegensätzlichkeit der Interessen wächst. In dritter Etappe kippt das Interessenverhältnis. Der König sein Interesse stellt über die Gemeinschaft. Hier kommt das Diktatorische zum Vorschein.
Ich beziehe mich auf die zweite Etappe, wenn ich spreche über relativ „demokratische“ Verhältnisse am Anfang des Stadt-Staates, wenn Interessen der Gemeinschaft und der Macht sich überwiegend überdeckten. Zugegeben unzutreffende Bezeichnung. Dennoch finde ich falsch die zwei Etappen nicht zu unterscheiden. In dritte Etappe wird absichtlich ein Teil der Gemeinschaft geopfert, um das Erhalten des anderen Teils zu gewähren, und dieser zu schutzende Teil sich auf das Zentrum schrumpft.
In zweiter Etappe funktioniert die Macht noch als Durchsetzungskraft der gemeinschaftlichen Interessen (daher nannte ich „demokratisch“), wenn sie auch
von einer Person definiert wurden. In dritte – diktatorische - Etappe versteht die Macht die Gemeinschaft als
das Medium für das Durchsetzen eigene Interessen und Ideen. Dies meine ich, ist großer Unterschied, der festgehalten muss.
Anderer Aspekt, der meistens in der Analyse der Hochkulturen geht unter, ist die Bedeutung der Religion. Nur wenn eine Weltanschauung entsteht, die ein Verbund der Stämme gemeinsam teilt, kann eine Hochkultur entstehen. Dass dieser Aspekt sehr wichtig ist, zeigt die Tatsache, dass die architektonisch aufwendige religiösen Städten noch vor der Entstehung der Hochkulturen nachzuweisen sind. Sie brachten nicht notwendige Weise zu Entstehung der Hochkulturen, dennoch ist eine notwendige Voraussetzung für die Hochkulturen.
Dies auch müsste für das Wachstum der Wechselwirkungsrate auf der Ebene der Beziehungen zwischen Stämmen sorgen, die wiederum wie o. b. soziale Entwicklungen auf Stammes-Ebene bewirkten. Wenn noch die übrige (soziale, kulturelle und geo-klimatische) Umwelt es unterstützt hatte, dann mündete es in den Hochkulturen.