Barbarossa hat geschrieben:Ich denke, daß Aufklärer wie gerade eben Voltaire maßgeblichen Einfluß auf Friedrich II. "den Großen" hatten, daß dieser zu einem aufgeklärten König wurde. Die beiden korrespondierten ja bereits vor dessen Thonbesteigung miteinander und zusammen brachten sie das Werk „Antimachiavell“ heraus. Das alles hatte sicher auch Einfluß auf den Regierungsstiel von Friedrich II. "dem Großen", was man an einigen Reformen deutlich erkennt: schrittweise Abschaffung der Folter, Lockerung der Pressezensur, Fortsetzung der toleranten Politik gegenüber anderen Religionen und Konfessionen, die es bereits unter seinen Vorgängern gab...
Friedrich bekannte sich zwar öffentlich zu den Idealen der Aufklärung, im Herzen aber war er ein pragmatischer Anhänger der absoluten Monarchie und einer ständischen Gesellschaft. Er ging bei seiner "Sozialpolitik" jeweils nur soweit es ihm politisch ins Kalkül passte. Ich denke das er durchaus aufrichtig aufklärerischen Ziele hochhielt, er diese aber selbst als nicht praktikabel und als Gefhar für die ständische Ordnung ansah und sie bei ihm deshalb stets nur eine untergeordnete Rolle spielten. Von daher würde ich deren Einflúß auf Friedrichs Politik mit Vorsicht beurteilen.
Die Folter beispielsweise wurde zwar abgeschafft, dass galt allerdings nicht für die Armee und wenn man bedenkt auf welche Weise und wie viele Menschen in die preußische Armee gepresst worden waren, muss man sich schon fragen, wie viele Menschen tatsächlich von dieser Abschaffung Folter entgehen konnten.
Eine allgemeine Lockerung der Zensur gab es auch nicht, es wurde lediglich erlaubt, über die Dinge, die den preußischen Staat nicht direkt angingen zu schreiben was man wollte. Sobald der König Gefahr für sich selbst oder für Verbündete sah, waren die Zensoren schneller am Werk als ein Schreiber gucken konnte. Das traf beispielsweise auf negative Äußerungen über das Zarenreich zu, nachdem Friedrich es als Verbündeten ausgewählt hatte.
Seine religiöse Toleranz entsprang ganz pragmatischer Ansichten über die sogenannte Peuplierung des Landes. Die damalige Wirtschaftspolitik, jedenfalls aus friderizianischer Sicht, ging davon aus, dass die Macht eines Staates von der Anzahl seiner Bevölkerung abhing. Konkret von der Anzahl der Steuerzahler und möglicher Rekruten für die Armee. Es herrschte ein regelrechter Wettbewerb um Menschen zwischen den Staaten Europas. Da Friedrich selbst nicht streng gläubig war, war es ihm ein leichtes andere Religionen zu tolerieren und so neue Siedler in sein Land zu locken. Selbstverständlich war er sich nicht zu Schade, bei Gelegenheit auch gegen seine propagierte Toleranz zu handeln, wenn es ihm politisch angebracht schien und sich beispielsweise als Schutzherr der Protestanten zu gerieren.
Kurzum, während die Aufklärung eine Rolle spielte, sind für seine sozialpolitischen Maßnahmen in erster Linie handfeste, poltökonomische Gründe anzuführen, die immer die Oberhand hatten. Das gilt etwa auch für seine Bauern/-Adelspolitik, seine Wirtschaftspolitik oder seine Bildungspolitik.