Reiseberichte

Meinungen, Kommentare, Kritik und Vorschläge

Moderator: Barbarossa

ehemaliger Autor K.

Nachdem wir im Forum ja schon eine Rubrik über Heimatkunde haben und nun sogar auch eine über die Führungsebene eingeführt wurde, dachte ich mir, das man vielleicht auch eine einrichten könnte, in der jeder über seine Reiseerlebnisse erzählen kann. Bald ist Urlaubszeit und vielleicht hat noch nicht jeder eine Vorstellung davon, wo er hinfahren möchte und bekommt möglicherweise jetzt eine Anregung. Sicherlich hat schon jeder etwas erlebt und es wäre gut, wenn ein Zusammenhang mit Geschichte und Politik hergestellt werden könnte. Ich habe gestern in meinen Archiven gewühlt und viele alte Aufzeichnungen von mir gefunden. Ich fang einfach einmal an mit einem Bericht über Schweden.

Zwischen Malmö und Kopenhagen 1971
In Malmö herrschte ein Sauwetter. Es regnete in Strömen, dazu blies ein unangenehmer Wind von der Ostsee her. Aufhalten wollte ich mich in der Stadt aber ohnehin nicht, sondern gleich mit der Fähre nach Kopenhagen weiterfahren. Der Bahnhof lag direkt an einem Wasserarm, der mit der Ostsee verbunden war. Von dort war es dann kein allzu langer Fußmarsch mehr zu den Anlegestellen in dem Hafen, von denen auch die Fähren nach Dänemark ablegten.

Die Fähren nach Kopenhagen fuhren dreimal am Tag und ich musste nicht allzu lange warten. Ich hatte umgerechnet ungefähr 10,- DM bezahlen. Nicht gerade preiswert für die kleine Fahrt von nicht einmal einer Stunde, aber an die hohen Preise in Skandinavien musste man sich allmählich gewöhnen. Die Kontrollen waren ausgesprochen lax, die Beamten machten sich nicht die Mühe, die Pässe zu kontrollieren, sondern winkten die Reisenden nur durch.

Ich lief ein wenig in dem Schiff herum, das sich schnell mit ziemlich vielen Menschen füllte und bald reichlich voll war. Ich ließ mich in der Bar an einem Tisch nieder, an dem noch niemand saß. Das sollte allerdings nicht lange so bleiben.
Zwei leicht angetrunkene Schweden, ein schlanker Typ mit einem fetten Begleiter, vermutlich Ende Zwanzig, kamen zu meinem Tisch und fragten mich in einem tadellosen Deutsch:

„Hej, dürfen wir uns zu dir setzen?“

Nanu, gleich so ein vertrauliches Du? Kannten wir uns etwa? Dann fiel mir ein, dass die Schweden sich immer gegenseitig duzen und nicht so förmlich drauf sind wie bei uns.

„Na klar, die beiden Stühle sind frei“. Sie setzten sich. Der Fette hatte damit ein Problem, beinahe wäre er wieder vom Stuhl gefallen. Ja, ja, der Schnaps, der ist vom Teufel.
Dann fing er sich wieder und stellte sich vor:

„Ich heiße Larsen und das ist Frederik. Du kommst wohl aus Deutschland, oder?“

Woran sieht man das eigentlich immer? Tragen wir ein Schild um den Hals mit der Aufschrift: Ich bin deutsch? Gibt es doch so etwas wie ein deutsches Wesen, an dem zwar nicht die Welt genesen soll, das uns aber irgendwie einmalig macht? Ich jedenfalls spüre es im Ausland auch immer, wenn ich einen Landsmann treffe. Schon wenn ich einen von weitem sehe, klingelt es bei mir im Kopf und ich weiß: der kommt aus Deutschland und so ist dann auch immer. Wieso? Kein Mensch kann das sagen. Ist eben so.

„Ja, stimmt, ich komm aus Hamburg. Bin zu Besuch.“ Und dann stellte er die unvermeidliche Frage:

„Warum hast du denn so lange Haare? Gehörst du auch zu den Kiffern? Rauchst du dieses Scheißzeug?“

Immer diese dumme Anmache. Das kannte ich aus Deutschland. Null Toleranz, viele hatten eine politische Gesinnung irgendwo zwischen Heinrich Himmler und Dschingis Khan, jedenfalls dann, wenn es um lange Haare bei Männern ging. Also präsentierte ich meine Standardantwort.

„Nee, nee, tue ich nicht. Mir ist immer am Kopf so kalt, deshalb. Spar ich mir die Mütze.“

„Ah, ja, klar, verstehe.“ Frederik grinste. Dann fuhr er fort:

„Wir beide machen Urlaub in Malmö. Aber das Beste in Malmö ist die Fähre nach Kopenhagen. Hier kannst du mal so richtig saufen. Bei uns zu Hause in Stockholm geht das ja nicht. Wir fahren den ganzen Tag immer zwischen Kopenhagen und Malmö, immer hin und her, solange bis wir voll sind. Nach der letzten Fähre ab ins Hotel und am nächsten Morgen geht es wieder los. Eine Woche lang. Alle hier machen das. Guck mal an die Bar. Die Typen hängen hier jeden Tag rum. Nach einiger Zeit kennst du die alle.“

„Das ist ja ein toller Urlaub. Und sonst macht ihr nichts?“

Der Schlanke, Larsen, mischte sich jetzt aufgeregt ein:

„Wieso, was dagegen? Besser als kiffen und monatelang gammeln.“

Ich fühlte mich nicht getroffen:
„Ich hab zwar lange Haare, aber ich kiffe nicht, gammeln tu ich auch nicht. Alles ganz normal.“

Er beruhigte sich wieder:
„Ich schon gut, okay. Manchen gefällt das nicht, was wir so machen, dieses Saufen, weißt du. Viele regen sich darüber auf. Aber heimlich schlucken sie doch alle, alle Schweden saufen.“

Ich hatte davon gehört und wusste das aus eigener Erfahrung. Hamburg wurde regelmäßig überschwemmt mit betrunkenen Skandinaviern. Kaum hatten sie die deutsche Grenze überschritten, fielen alle Hemmungen. Auf der Reeperbahn in St. Pauli torkelten sie herum und grölten in ihrem harten, unverständlichen Idiom. Die meisten Leute hören mit dem Saufen auf, wenn sie ihren Durst gestillt haben, die Schweden fangen aber dann erst an.

Die Schweden hatten allerdings schon seit Jahrhunderten ein Alkoholproblem. Im 19. Jahrhundert hätte sich die Bevölkerung beinahe totgesoffen. Ein Herr Bratt führte daher 1917 das nach ihm benannte Bratt-System ein, eine strenge Rationierung des Alkohols. 3 Liter Schnaps pro Monat waren Männern und unverheirateten Frauen erlaubt, was ich gar nicht einmal so wenig finde. 1955 wurde die Rationierung abgeschafft, aber um den Leuten das Saufen zu verleiden, wurde Alkohol extrem hoch besteuert, konnte nur in bestimmten Läden gekauft werden, die lediglich einige Stunden am Tag geöffnet waren und vor denen sich dann ständig lange Käuferschlangen bildeten, so wie in den Ostblock-Staaten, nur dass die Leute dort ja wegen jedem Kleinkram anstehen müssen. (Ab 1995, seit dem Beitritt Schwedens zur EU, wurde der Handel mit Alkohol etwas liberalisiert).

Larsen fuhr fort und präsentierte mir unverlangt einen kleinkarierten Geschichtsunterricht:
„Die Schweden waren bis vor kurzem alle Bauern und die meisten sind das auch heute noch, jedenfalls im Kopf, haben nichts dazugelernt.“

Ich stellte sie mir gerade vor, diese beiden Typen. Angekleidet mit einem langen, gestreiften Schnürhemd und Schnürbundhose, barfuß oder mit Schnabelschuhen. Ein Holzpflug mit einem Pferd davor gespannt, sich abplagend und ständig Flüche von sich geben. Bauerntrampel oder kräftige Naturburschen? Keins von beidem. Sie arbeiteten wahrscheinlich in einem Büro. Ich schielte zu ihren Händen. Keine Hände von Arbeitern, vermutlich stemmten sie allenfalls Kugelschreiber in irgendeinem Office.

Larsen plauderte munter weiter:
„In den Dörfern hielten sich alle für furchtbar wichtig. Jeder glaubte, er hätte was zu sagen, alle quatschten durcheinander und nervten damit die Nachbarn. Demokratie nennt man das wohl, wenn alle quatschen und sich wichtig nehmen, oder?“

„Möglich.“ Jetzt nur keine politischen Grundsatzdiskussionen.

„In einer Diktatur quatscht nur einer und die anderen müssen die Fresse halten. Eigentlich gar nicht so schlecht.“
Eines war klar, mit dem dämlichen Gesabbel würde Larsen von jedem deutschen Stammtisch begeistert aufgenommen werden.

„Ihr hattet doch auch einmal so einen gehabt. Mit einem Schnauzbart. Wie hieß der doch gleich?“
„Adolf Hitler?“
„Genau, den mein ich. Was macht der jetzt eigentlich?“

Die Frage war mehr als verblüffend. Was sollte man darauf antworten? Ich druckste ein wenig herum:
„Ja, ich glaube, der ist tot. Die Leiche wurde aber nie gefunden.“

„Ach so? Ist nicht schade um den. Ihr hattet doch auch noch so einen Alten. Den habe ich immer im Fernsehen gesehen. Der regierte doch ewig.“

„Konrad Adenauer?“
„Richtig. So hieß der alte Knabe. Und wo ist der geblieben?“

„Der ist auch tot. Wir haben jetzt einen Neuen, Willy Brandt, der war lange in Norwegen.“
„Ihr habt jetzt einen Norweger als Kanzler? Junge, wer hätte das gedacht.“

Ich hatte keine Lust mehr auf diesen Blödsinn. Die beiden waren nicht nur besoffener als ich dachte, sondern auch noch völlig hirnfrei und so dumm, dass sie die Schweine beißen. Außerdem hatten sie von nichts eine Ahnung, redeten nur dusseliges Zeug.

Der dicke Frederik quälte sich aus seinem Stuhl und sagte: „Ich hole mal ein paar Biere. Willst du auch eins?“ Ich schüttelte mit dem Kopf.

Larsen fing wieder an zu dozieren:
„Um noch einmal auf die Bauern zu kommen. In den Dörfern gönnte keiner dem anderen etwas. Hattest du ein bisschen mehr als der Nachbar, schon gab es Gerede, Neid, Missgunst. Du musstest alles verstecken, nur nicht auffallen.“

Frederik war zurückgekommen und stellte das Bier auf den Tisch. Den Schluss von Larsens Rede hatte er noch mitbekommen und mischte sich jetzt ein:

„Ja, und deshalb glaubt alle Welt, wir Schweden seien so sozial und demokratisch, ein Vorbild für die Welt. Sozial sind sie nur aus Neid und weil alle mitquatschen wollen, hält man das für Demokratie. Blödsinn. Gleich sind die Schweden nur, wenn sie nackt am Strand von Schonen herumlaufen, sonst haben sie alle ihre Kronen zu Hause, zeigen sie nur nicht, weil sie Angst haben. Angst vor Neidern.“

„Genau“, nun trumpfte auch Larsen auf, „aber selbst da am Strand sind sie nicht alle gleich. Erinnerst du dich an die beiden hässlichen Weiber im letzten Urlaub? Die sollten da gar nicht hin dürfen. Ein Bürgermeister hat neulich gefordert, das nur schöne Menschen nackt am Strand herumlaufen sollen, die Hässlichen aber nicht. Aber wer will das entscheiden, wer ist schön, wer nicht?“

„Na, wer schon, ich natürlich!“ Frederik fing an zu prusten und verschüttete ein klein wenig von seinem Bier.
„Ich melde mich freiwillig. Alle Frauen müssen erst einmal zu mir kommen und ich entscheide das dann.“ Vor Lachen konnte er sich kaum noch halten. Dann begann er sich umzusehen.

„Ich hau mal wieder ab. Mal sehen, ob ich irgendwo noch eine Alte aufreißen kann. Wenn ich Glück habe, krieg ich sie ins Bett. Und wenn ich dann ganz viel Glück habe, ist sie vor dem Frühstück schon wieder verschwunden.“

Ich hatte die Schnauze voll von diesen Dumpfbacken. Es gelang mir unter Vorwänden, die Bar zu verlassen und ich stromerte weiter durchs Schiff. Viel zu sehen gab es nicht. Etliche Passagiere hatten zu viel von dem billigen Schnaps konsumiert, für die meisten war das ja auch der wichtigste Grund, um die Fähre zu benutzen. Vor dem Duty Free Shop standen lange Schlangen und die kaufwillige Meute blickte nervös auf die Uhr.

Für die 27 km brauchte die Fähre nicht einmal eine Stunde, also war Eile geboten. Whiskey gab es im Angebot, Johnnie Walker zum Beispiel oder Jack Daniel’s. Nichts für mich. Ich trank nur Soft Drinks, Bier oder Wein, keine harten Sachen. Und es gab natürlich jede Menge Zigaretten. Saufen und Qualmen, ist das Leben nicht schön? Die Skandinavier nutzten jede Möglichkeit, um der staatlichen Bevormundung ein Schnippchen zu schlagen, denn die hohen Moralvorstellungen der Politiker, die sich ein Volk von Abstinenzlern wünschten, stießen bei der einfachen Bevölkerung nur auf begrenzte Zustimmung.

Aber es gab natürlich auch jede Menge Touristen an Bord und Schweden, die in Kopenhagen arbeiteten. (Seit dem Jahr 2000 gibt es die Öresundbrücke, eine gute Alternative für Pendler. Die Fähren gehören jetzt nahezu ausschließlich den Touristen und Säufern).

Übrigens, die eigenwillige Geschichtsinterpretation der beiden schwedischen Kollegen auf dem Schiff hatte mich neugierig gemacht. Ich stöberte später in Geschichtsbüchern und fand folgendes heraus:

In Schweden hatte es zwar auch eine Aristokratie gegeben und das Land ist ja auch noch immer eine Monarchie, auch wenn der König heute nicht viel zu sagen hat. Aber ein großer Teil der Bauern war frei und unabhängig gewesen. In ihren Dörfern entschied die Dorfversammlung über die wichtigsten Gemeinschaftsangelegenheiten und es existierte, anders als bei uns, kein Feudalherr, der alles entschied und von dem sie abhängig waren. Auch gab es zwischen den Bauern keine allzu großen Vermögensunterschiede. Diese beiden Faktoren, freie Bauern und weitgehende Vermögensgleichheit bildeten die Grundlagen für die Demokratie und die egalitäre Gesellschaftsstruktur, die allerdings nur in der Theorie existiert, denn Arm und Reich gibt es in Schweden auch. Nur zeigt man den Reichtum nicht so gerne, damit machte man sich keine Freunde.

Die Fähre landete endlich in Kopenhagen und hier lernte ich schon bald neue, merkwürdige Zeitgenossen kennen. Das ist aber ein anderes Thema.

Lia

Genial!
Trifft die Zeit- und so manche Desinformation bei unseren Nachbarn, was das neue Deutschland anging/ angeht!
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dieter
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Zu meinen 60. Geburtstag hatte ich mir vorgenommen China, Beijing und die Mauer zu besuchen.
Meine liebe Frau und ich starteten im September 2001 mit einem Jumbo Jet (Boing) der Lufthansa vom Flughafen Frankfurt/M. nach Beijing. Der Überflug über Kassel wurde noch bekanntgegeben. :) Dann weiter über Polen und Russland. Wir saßen in der Touristenklasse am Flügel des Flugzeugs bei Hin- und Rückflug, hatten dadurch Beinfreiheit. Anscheinend wurden wir für Verwandte eines Flughafendirektors in Ffm. gehalten, weil unser Name in Südhessen nicht vorkommt.. :wink: :mrgreen: Wenn ich nicht auf den Klogang warten mußte, sah ich mir die Landschaft von oben an. Wir hatten klare Sicht ohne Wolken. Stundenlang sahen wir in Russland nur Wald, der nach eins, zwei Stunden einmal durch Lichter unterbrochen wurde. Dann wieder Wald solange das Auge reicht.
Am Morgen ging im Osten die Sonne rot auf, der Spruch "Der Osten ist rot stimmte". :wink: Unten lag die Grassteppe der Mongolei, die Gräser wiegten sich im Wind. :)
Dann landeten wir in Beijing. Es war für einen September ziemlich heiß, unser Reiseführer, der perfekt deutsch sprach, ohne je in Deutschland gewesen zu sein, sammelte seine Schäfchen und es ging ins Holyday Inn in Beijing, ein Vier-Sterne-Hotel. Nach einigen Schwierigkeiten gelang es mir einige Dollar in Yuan zu wechseln. Unser Safe war nicht abschließbar, so dass wir unser Geld bei uns behielten.
Dann ging es zum Platz des Himmlichen Friedens, in dessen Nähe wir eine chin. Mahlzeit einnahmen. Die Mahlzeit befand sich auf einer runden Platte, die sich drehte. Wir waren etwas vorsichtig und aßen meistens den weißen Reis und tranken Grünen Tee. Unser Reiseführer meinte, dass die Revolution von 1989 von den Studenten zu früh gekommen wäre. Schimpfte aber sonst auf seine Regierung. Der Platz war voll von Menschen, die das Mao-Mausoleum besuchen wollten. Wir hatten dazu leider keine Zeit.
Auf den Rückweg zu unserem Bus stand plötzlich ein Mensch vor mir, der beide Hände ab hatte und an seinen Armstumpfen hing eine Tasche. Ich war so schockiert, weil ich in einem kommunistischen Land an keine Bettler gedacht hatte. Flüchtete mich in unserem Bus, was ich mir bis Heute nicht verzeihe. Unsere Reiseführer, den ich auf den Vorfall ansprach bestätigte mir, dass betteln gang und gäbe in China sei.
Das ist der erste Teil, werde noch weiter schreiben. :wink:
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Dieter:
Ich habe mir den Mao damals im Mausoleum angesehen. Man mußte sich in eine lange Warteschlangen einreihen, die sich dann langsam an dem Glaskasten vorbeibewegte, in dem er aufgebahrt liegt. Das Gesicht war ein wenig eingeschrumpelt, die Einbalsamierung soll nicht so gelungen sein. Für die Chinesen ist dies wohl ein heiliger Ort, den Eindruck hatte ich seinerzeit.
Armut gibt es viel in China, es war allerdings lange nicht so schlimm wie in Indien. Dort ist es ja grauenhaft.
Conzaliss:
Günstige Reise. In Hamburg werden derzeit auch „Tickets around the world“ angeboten. Preise liegen bei 1.500,- Euro. Ähnliche Route.
Ich habe auch einmal eine Weltreise gemacht, sie dauerte aber 13 Monate, mit Eisenbahn, Autobus, Trampen, Boote, Schiff usw. Dann geht es nicht so schnell, war aber auch nicht teuer. Nur sehr anstrengend und man erlebt ziemlich viel.
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dieter
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Stadtmauer und Verbotene Stadt
Am nächsten Tag besichtigten wir die Stadtmaauer von Beijing, wenigstens das was davon noch vorhanden war. Eine ziemlich hohe Stadtmauer, wohl sechs bis sieben Meter hoch.
Die Verbotene Stadt mit dem Kaiserpalast war schon beeidruckend, es wurde damals auch ständig darin gearbeitet. Bestand aus sieben bis acht Häusern, die hintereinander aufgebaut waren. Uns wurde der Platz gezeigt, der für jede einzelne Konkubine vorgesehen war, der war nicht größer als der für einen Hund bei uns. :wink: :mrgreen: Am Eingang, soweit ich mich erinnern kann, stand ein großer Kessel.
Wir besuchten dann noch einen nahgelegenen Tempel, der auf einen Berg lag. Ich als alter Depp wollte unbedingt mit dem Reiseleiter und einer jungen Besucherin unserer Gruppe mithalten können, die waren so alt wie unser Sohn, und ich war fix und alle als wir auf den Berg am Tempel angelangt waren. Die Luft war furchtbar schlecht, man konnte keinen Himmel sehen, nur Dreck. :evil: :twisted: Ich führte meine Schwierigkeiten darauf zurück, da ich sonst ein guter Wanderer bin und jeden Tag unser Feriendorf mit 125 Häusern umrunde und in Ffm.-Rödelheim den Stadtteil mit der Nidda. :wink: :mrgreen:
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Hier ein weiterer, vielleicht interessanter Bericht:


Mexiko – Gefährliche Grenze

Ende November 1979 beschloss ich, den Winter in Mittelamerika zu verbringen und fuhr von Los Angeles nach Mexiko. Im Mai wollte ich zurückkommen und dann über New York wieder nach Deutschland fliegen.

Von L.A. hatte ich erst einmal die Nase voll. Zuletzt wohnte ich dort in L.A.Downtown, der damals heruntergekommenen Innenstadt, in der jedes zweite Geschäft geschlossen und mit Brettern vernagelt war. L.A. Downtown war die abgefuckteste Gegend, die ich in Kalifornien gesehen hatte. Durch die Straßen irrten massenweise Obdachlose mit ihrer Habe, Junkies, Alkoholiker, verdächtige Horden von jungen Schwarzen und Mexikaner, die meisten Leute hier sahen extrem gefährlich aus.
Ich beschloss nach einer Woche einen Ortswechsel und zog nach Hollywood in das dortige Y.M.C.A. Dort konnte man ab 10.00 abends in einer großen Halle seinen Schlafsack ausbreiten und für 3 Dollar übernachten.

Los Angeles ist keine richtige Stadt, sondern besteht aus verschiedenen Orten, die durch Schnellstraßen miteinander verbunden sind. Die Menschen leben dort in ihrer jeweils eigenen Welt und wollen mit den anderen nichts zu tun haben. Arm und reich prallen aufeinander, in Beverly Hills oder Venice sieht man protzenden Reichtum, in Watts oder Central South L.A. wohnen die Armen, meistens Farbige oder Mexikaner, doch sie sind alle räumlich ausreichend voneinander getrennt, um Berührungen zu vermeiden. Die Slums sehen äußerlich oft nicht so aus, man findet viele Häuser, die nicht schlecht aussehen, recht pittoresk, viele kleine Gärten, doch hier regieren die Gangs, die Polizei findet selten ihren Weg in diese Distrikte, sie kreisen lieber mit Hubschraubern über die problematischen Stadtviertel. Während man in New York Tag und Nacht ununterbrochen Polizeisirenen hört, sieht man in L.A. immer die Hubschrauber fliegen, von den Einheimischen Gettovögel genannt.

Im Y.M.C.A. lernte ich einen verrückten Amerikaner aus Kansas kennen, der mich mit seinem Motorrad nach Oceanside mitnehmen wollte. Ich hatte das Gefühl, das er häufig auf Drogen stand, aber viele Kalifornier schlucken oder rauchen etwas, das ist weit verbreitet. Also fuhr ich mit. Das Wetter war angenehm, die Sonne schien und es waren 24 Grad, das ist das Schöne an diesem Sonnenstaat. Überall wurden für Weihnachten Tannenbäume aus Plastik aufgestellt und über und über mit Kitsch beladen.

Die Kalifornier gingen mir mit ihrer seltsamen Mischung von aufdringlicher Freundlichkeit und tiefem Misstrauen allmählich auf die Nerven, ich wollte das Land verlassen. John, so hieß mein Fahrer, kreierte einen eigenwilligen Fahrstil und raste auf der zehnspurigen Autobahn nur so dahin. Damals gab es in den USA noch keine Geschwindigkeitsbegrenzung, die würde erst der Filmschauspieler Reagan einführen. Jetzt regierte noch der Erdnussfarmer Jimmy Carter und dem war das egal.

Ich war froh, mich in Oceanside von John verabschieden zu können. Das ist übrigens ein wunderschöner Ort, direkt am Pazifik mit einem herrlichen Strand, aber ich wollte weiter und eine Geschäftsfrau nahm mich glücklicherweise mit nach San Diego und erzählte mir während der Fahrt unaufhörlich etwas von preiswerten Immobilien, die sie verkaufen würde.

In San Diego nahm ich einen Bus nach Tijuana, der mexikanischen Grenzstadt, ein ziemlich öder, langweiliger Ort. Ich musste bald feststellen, dass die meisten mexikanischen Städte furchtbar langweilig und gesichtslos sind.

Der Grenzübertritt gestaltete sich problemlos. Ein großes Schild mit der Aufschrift „Bienvenidos a México“, und eine Flagge signalisierten den Beginn eines neuen Landes. Die Amerikaner waren wohl froh, dass man abhaute, winkten nur kurz und interessierten sich nicht für mich. Für Mexiko braucht man als Deutscher kein Visum. Die mexikanischen Beamten machten einen schläfrigen und gelangweilten Eindruck, drückten mir lustlos einen Stempel in den Pass und die Sache war erledigt. Von den USA nach Mexiko zu fahren, ist kein Problem, umgekehrt schon. Für Mexikaner fast unmöglich, als Deutscher brauchte man damals auch ein Visum, welches aber nicht an der Grenze ausgestellt wurde. Man musste es bereits im Heimatland beantragen und erhielt es erst nach einem aufwendigen Verfahren.

Ich besuchte zunächst ein kleines Lokal, in dem nur lauter finstere Männer saßen, die verbissen in ihre Biergläser starrten. Ich bestellte einen Kaffee und unterhielt mich kurz mit dem Kellner, der mir erklärte, dass ich heute keinen Bus mehr in das Landesinnere kriegen könnte. Ich sollte es in dem Nachbarort Mexicali versuchen, dorthin würde gleich ein Linienbus fahren. Ich war erfreut über das vorzügliche Spanisch von diesem Mann, ich konnte die Sprache eigentlich ganz gut, da ich früher schon längere Zeit in Südamerika gewesen war, aber es gab überall Dialekte. Er sprach jedoch ein hervorragendes Spanisch, wie aus dem Lehrbuch (wie die meisten Mexikaner).

Aber der Kaffee schmeckte wie Spülwasser, abscheulich und nicht trinkbar. War man schon aus Amerika keinen guten Kaffee gewöhnt, hier erhielt man nur eine scheußliche, braune Brühe. Dies sollte überall in Mexiko so sein und erwies sich für mich als ein Problem. Aber erst einmal hastete ich los und wollte den Bus nach Mexicali erreichen. Freunde hatten mir geraten: Bloß weg von der Grenze! Dort ist es unheimlich gefährlich. Hier wimmelt es von Leuten aus ganz Mittelamerika, die nachts über die Grenze illegal in die USA wollen. Hier sitzen die skrupellosen Schleuserbanden, die Drogendealer und etliche Kriminelle. Für einen Ausländer ist die Gegend viel zu heiß und gefährlich. Man sollte so schnell wie möglich abhauen. Schon am nächsten Tag sollte ich merken, wie berechtigt die Warnungen waren.
Teil II folgt!

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Auf der Mauer
An meinen 60. Geburtstag machte sich unsere Reisegruppe auf den Weg zur Chin. Mauer. Zuserst ließ uns unser Reiseführer noch eine Werkstätte besuche, die Andenken herstellt. Dann war es endlich soweit, wir waren am Fuße dieses Bauwerkes. Die Chinesen hatten die Mauer immer an der Spitzedes Berges befestigt und somit, den Berg als solches auch noch zur Verteidigung genutzt. Die Mauerkrone ist so breit, dass zwei Fuhrwerke nebeneinander fahren können. Wir sind auf der Mauer kilometerweit gelaufen, bis wir nicht mehr konnten.
Anschließend gab es Mittagessen, clever wie die Chinesen sind, boten sie nach dem Essen Kaffee an, den wir dann extra bezahlen mußten. :evil: Im Lokal waren nicht die üblichen Maobilder, sondern der ehemalige Außenminister Tschu En Lai abgebildet. Ich fragte unsere chin. Gastgeber, ob meine Annahme richtig war. Sie bestätigten diese Annahme.
Dann ging es zu Fuß durch eine Allee von Figuren von Elefanten, Kamelen und chin. Soldaten zu unseren Bus zurück. Wobei die Elefanten für den Süden von China und die Kamele für den Norden von China als Symbole gelten. Auf der Rückfahrt nahm unser Reiseleiter vier Südkoreaner im Bus auf den Weg nach Beijing mit. Er meinte, dass er nicht immer beim Aussehen Koreaner von Chinesen unterscheiden könnte. :wink:
Da ich 60 geworden war wollte ich im deutschen Lokal unseres Hotels mit meiner Frau je ein Glas Sekt drinken. Man wollte uns dazu zwingen eine ganze Flasche zu kaufen. Das lehnten wir dann ab und verließen das Lokal und kauften im Supermarkt den Sekt, der dort viel billiger war und zwei Papbecher zum Drinken. Anschließend aßen wir in einem amerik. Lokal. Ich besorgte beim Empfang nach langen Hin und Her Ohropax, da wir beide des Nachts schnarchen und die Putzfrauen unsere Ohropax weggeworfen hatten. Meine Blutdrucktabletten lagen unter meinem Bett. Meine liebe Frau stellte fest, dass dort seit Wochen nicht geputzt worden war und uns die Flocken entgegenkamen. :wink: :mrgreen: (Fortsetzung folgt)
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In der Peking-Oper
Ab einem Abend waren wir in der Peking-Oper. Unser Reiseleiter war verbilligt an die Eintrittskarten gekommen. Er empfahl uns, wenn wir aufgrund unserer guten Kleidung befragt würden, wo wir hingehen, sollten wir sagen, dass wir zum Essen gingen. :wink: Er setzte also voraus, dass Europäer in die Oper in guter Kleidung gehen.
Wir wurden am Abend in einem Kleinbus abgeholt. Wir wurden über die Handlung informiert: Es ging um die Zeit der Streitenden Reiche vor dem ersten Kaiser von China Quin Shihuangdi. Es wurden Schlachten gezeigt. Jede Armee verkörperte einen Fahnenträger, der kam und wieder von der Bühne verschwand. Die chin. Konversation konnten wir natürlich nicht verstehen, da keine Übersetzungsbänder mitliefen. Die Chinesen, welche in der Oper waren, hatten Alltagskleidung an und sie aßen und tranken während der Vorstellung. :roll:
Während der Pause wurde ich bei unserem Reiseleiter vorstellig, weil ich ein Programm haben wollte. Ich bekam sowas wie ein Programm, da war aber nur einer der Schauspieler abgebildet, der anscheinend bei dem Stück mitspielte. Konnte man unter der viellen Schminke nicht erkenennen.Die Weißgeschminkten sollen die Guten und die Grüngeschninkten die Bösen gewesen sein.
Eine Besucherin unserer Reisegruppe mußte auf Toilette, leider gab es kein Toiletenpapier. Meine liebe Frau half mit Tempotaschentüchern aus. :wink: :mrgreen:
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Himmelstempel und Sommersitz der Chin. Kaiser
Abschießend haben wir den Himmelstempel und den Sommerssitz der Chin. Kaiser besucht (Zhongnanhai) der heute der Sitz der Kommunistischen Partei Chinas ist. Der Himmelstempel ist ein kreisrunder Tempel, der 36 Meter hoch ist und an allen vier Himmelsrichtungen Eingänge besitzt. Er soll unter der Verantwortung des Kaisers dafür sorgen, dass China immer eine gute Ernte hat.
Der Sommersitz der Kaiser liegt an einem See, wo es außer tatsächlichen Booten auch Boote aus Stein gmeiselt zu sehen waren. Wir sind einmal um den See gewandert. In den Seepavilions waren wir nicht, da die bekanntlich der Sitz der Kommunistischen Partei Chinas sind. Der Park umfasst auch einige Bäume.
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Mexiko – Gefährliche Grenze –
Der „Tortilla Wall“ oder die „Verteidigten Staaten von Amerika“



In Tijuana besorge ich mir ein Busticket nach Mexicali, einem weiteren Grenzort. Leider verkaufen die mexikanischen Busgesellschaften immer mehr Fahrkarten als es Sitzplätze gibt, die Busse sind daher stets hoffnungslos überfüllt und die Passagiere reisen dicht gequetscht wie Ölsardinen in einer Dose. Die stundenlange Fahrt entlang der Grenze ist kein Vergnügen.

Überhaupt, die Grenze, der „Tortilla Wall“, wie ihn die Kalifornier abfällig nennen. Er schützt die „Verteidigten Staaten von Amerika“ vor der Armutsflut aus der Dritten Welt, die hier direkt mit der Ersten Welt zusammenprallt. Sie ist 3.144 km lang vom Pazifik bis zum Atlantik und durchquert zumeist öde Wüstengebiete. In den letzten Jahrzehnten haben die Amerikaner einen mehrere Meter hohen Zaun erbaut, der jetzt schon länger als 1.000 km ist, überall Kontrollposten und mobile Wachttürme errichtet. Diese Anlage erinnert fatal an den Eisernen Vorhang, doch soll er nicht Menschen an einer Flucht hindern, sondern unerwünschtes Eindringen unmöglich machen. Aber an dieser Grenze starben allein 2009 insgesamt 417 Menschen, mehr als in den 40 Jahren an der deutschen Demarkationslinie zusammen. Trotzdem schaffen es jährlich 350.000 illegal einzuwandern. Wem dies gelingt, spekuliert darauf, eines Tages als US-Bürger anerkannt zu werden. 1986 legalisierte Präsident Reagan den Aufenthalt von 3 Millionen Illegalen Einwanderern, die dann offiziell Amerikaner wurden. In Kalifornien stellen Mexikaner bereits jetzt die Hälfte aller Bewohner.

Die Mexikaner sagen: „Armes Mexiko, so fern von Gott und so dicht an den Vereinigten Staaten.“ Aber der ungeliebte Nachbar im Norden ist für viele die einzige Zukunft. Dort sind die Löhne zehnmal so hoch, ein unwiderstehlicher Anreiz für die vielen armen Schlucker.

In Mexicali ist es bereits 22.00 Uhr, weitere Busse fahren nicht, also muss ich irgendwo übernachten. Der Ort gefällt mir nicht, überall Kneipen, überall Besoffene, gereizte Wortgefechte, aggressive Stimmung, zweimal beobachte ich eine Schlägerei. Ich finde schließlich eine miese Absteige für wenige Pesos und bekomme ein kleines, spartanisch eingerichtetes Zimmer, nur ein hartes Bett, ein Tisch und Stuhl.

Zu spät merke ich, dass ich einem Bordell gelandet bin, eigentlich vermieten sie Zimmer nur stundenweise an Freier und ihre Mädchen. Immer wieder klopfen die Damen an meine Tür und fragen nach meinen Wünschen, dann haben sie endlich kapiert, dass ich kein Interesse habe. Im ganzen Hotel ist Krach, die Südländer machen ständig Radau, Ruhe ist für sie ein Fremdwort. In den frühen Morgenstunden döse ich endlich ein.

Aber zu früh gefreut, schon um 7.00 Uhr ertönt dröhnende Discomusik. Ich blicke aus dem Fenster und auf der Straße hat sich ein bunter Markt etabliert mit zahlreichen Ständen, die alles Mögliche verkaufen. Direkt vor dem Hotel steht ein riesiger Lautsprecher, aus dem neben Musik ständig Durchsagen gemacht werden. Schlafen unmöglich.

Im Hotel gibt es kein Frühstück und ich mache eine unangenehme Erfahrung: Die Mexikaner kennen gar kein Frühstück, so wie wir es haben. Auch auf dem Markt bekomme ich nichts. Wenn ich frage: „ Hay desayuno?“ (gibt es Frühstück?) starren sie mich nur fragend an. An einem Stand geben sie mir schließlich ein fettes Stück Fleisch, durchgekocht, extrem ekelhaft. Statt Kaffee überall nur ihr braunes, mexikanisches Spülwasser. Glücklicherweise erwische ich eine Dose Pulverkaffe und ein Händler spendiert mir eine Tasse heißes Wasser, in dem ich ihn auflöse.

Die Mexikaner stopfen sich immer voll mit Tortillas, runde kalte Fladen aus Mais, angereichert mit Kalk, so schmackhaft wie graue Pappe, so ähnlich sehen sie auch aus. Dazu eine ekelhafte Paste aus braunen Bohnen, die man darauf schmiert, manchmal noch mit Zwiebeln vermischt. Das mexikanische Essen ist eine Katastrophe, wenn man sich nicht gerade in Touristenortschaften aufhält. Da ist ja selbst das kalifornische Plastikessen bekömmlicher, Hähnchen oder Hamburger, garantiert völlig geschmacklos, zum Trinken dann Root Beer, ein Getränk, welches so schmeckt wie Hustensaft und welches ich beim ersten Mal sofort ausgespuckt habe. In Mexiko hielt ich mich an Coca Cola oder Bier, welches hier sehr gut schmeckt.

Im Zentrum von Mexicali steht eine Statue von General Obregon (1921-1924), der die mexikanische Revolution zu einem Abschluss brachte. 1910 begann die blutige Revolution gegen General Porfirio Diaz, die Großgrundbesitzer und die katholische Kirche und mündete in einen endlosen, mörderischen Bürgerkrieg, der erst 1920 abflaute. Die Erfolge sahen nicht schlecht aus: Verstaatlichung des Grundeigentums und erste Agrarreformen, zahlreiche soziale Verbesserungen, acht Stunden Tag, Gewerkschaftsgründungen.

Doch die Revolution brachte keine Demokratie. Unter Obregon entstand die Klasse der „politicos“, Geschäftsleute, korrupte Politiker und Gewerkschaftsfunktionäre. Die Mexikaner blieben unzufrieden. Der spätere Präsident Calles in den zwanziger Jahren orientierte sich am europäischen Faschismus und seine „Partei der Institutionellen Revolution“ regierte als Einheitspartei Mexiko bis in das Jahr 2000.

Ab 1934 beginnt mit Präsident Cardenas noch einmal eine radikale Phase der Revolution. Ein großer Teil des Landes wird an die Bauern verteilt, die amerikanischen und englischen Erdölgesellschaften verstaatlicht. Doch trotzdem hat dies nichts an der Unterentwicklung geändert. Die vielen bäuerlichen Betriebe waren oft unrentabel, dem Bevölkerungswachstum stand keine ausreichende Zahl von Arbeitsplätzen gegenüber.

Der Essayist Villegas schrieb: „ Man kann die Männer der Revolution nun sicher beurteilen: Sie waren ausgezeichnete Zerstörer, doch nichts, was sie als Ersatz des Zerstörten schufen, erwies sich als deutlich überlegen.“ Natürlich haben sie Industrien, Infrastrukturen usw. aufgebaut aber: „ doch keine dieser Leistungen hat, trotz ihrer großen Bedeutung, das Land sichtlich wandeln, glücklicher machen können.“ (G. Arciniegas, Geschichte und Kultur Lateinamerikas, München 1978, S.577)

Nun, glücklich sahen die Mexikaner auch wirklich nicht aus, eher betrübt und fatalistisch. Sie haben eine morbide Neigung zum Tode, überall sieht man entsprechende Masken und Figuren. Der "Día de los Muertos" (Tag der Toten) ist einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage, an dem in Mexiko traditionell der Verstorbenen gedacht wird. (31.Oktober bis 2.November).

Doch jetzt lernte ich auf dem Markt einen unangenehmen Zeitgenossen kennen. Beinahe hätte nun meine Reise ein jähes Ende genommen.

Fortsetzung folgt...

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dieter
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Pekingente, andere Kleinigkeiten und der Abflug
Am Tag vor dem Abflug saß unsere Gruppe in einem Lokal und aß Pekingente, dazu konnte jeder drinken was er wollte. Anfangs drank ich auch ein Glas Bier, leider gab es noch nicht alkoholfreies Bier, dann ging ich zur Verwunderung der chin. Gastgeber zu Wasser über. Ich wollte am nächsten Morgen vor dem Abflug einen klaren Kopf haben. Unsere Nachbarn gingen nicht, wenn die Ente verspeist war, sondern machten mit Bier einen gemütlichen Abend. Bei den Chinesen ist es üblich, nachdem das Essen verspeist ist zu gehen. Unser Reiseleiter amüsierte sich auf der Toilette bei mir darüber. :wink: Sie hatten nur eine Platte, die die ganze Zeit abspielen ließen. :roll:
Meine liebe Frau bekam von mir einen Sonnenhut geschenkt, wie sie auch die viatnamesischen Bauern tragen. Außerdem kauften wir noch zwei Buddhas in einer Halle, die Tag und Nacht offen waren. Ich mußte handeln und habe erst beim zweiten Buddha gemerkt, wie schlecht ich bei ersten gehandelt hatte. Der glazköpfige Händler sagte mit einen Preis von 120 Yuan, meine liebe Frau meinte, ich solle 60 Yuan bieten. Wir einigten uns dann bei 65 Yuan. Den zweiten Buddha bekamen wir für 30 Yuan, weil die Händler erkannten, das wir Deutsche aus dem benachbarten Hotel waren.
Ich hatte unseren Nachbarn 100 Dollar geliehen und glaubt schon, dass ich die nie wieder sehen würde. In Frankfurt/M. am Flughafen nachdem er sich Geld geholt hatte, gab er mir tatsächlich die 100 Dollar zurück. :D
Wir mußten für den Rückflug eine Flughafenbenutzungsgebühr von 40 Yuan pro Person bezahlen. Die Differenz beließen wir unseren Reiseleiter, der auch und sein Busfahrer von uns ein kleines Geldgeschenk für die gute Betreuung vom kleinen Beamten bekam. :wink:
Der Rückflug verlief ohne Komplikationen, nur einen Koffer bekamen wir beschädigt zurück. Wir haben nichts unternommen, weil noch alles drin war und wir froh waren zu Hause zu sein. :)
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dieter
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Hellas
Von Frankfurt/M. nach Loutraki
Als Fan der Alten Griechen machte meine liebe Frau, unser Sohn und meine Wenigkeit uns auf den Weg nach Griechenland. Das war damals noch kompliziert. Wir flogen zuerst von Ffm. nach Stuttgart mit einem größeren Flugzeug (Airbus), da mußten wir umsteigen auf ein anderes Flugzeug und landeten in Athen. In Athen wurden wir mit Sirtaki-Musik empfangen, was ich besonders schön empfand. Es ging dann mit dem Bus durch Athen ohne Aufenthalt. Athen empfand ich als besonders dreckig. Es ging auf eine Autobahn, wo am Anfang Gebühren erhoben werden. Ich sah die sprichwörtlich weißen Rosen von Athen. :wink: Am Weg standen viele unfertig gebaute Häuser. Wir landeten dann in Loutraki am Golf von Korinth. Im Hotel mußten wir einen Schlafplatz für unseren Sohn reklamieren, da wir für ihn ja auch zusätzlich nochmal Zweidrittel unseres Aufenthltspreises für ihn bezahlt hatten. Der Strand am Golf von Korinth war kein Sandstrand sondern ein Kiesstrand. Das Frühstück bestand aus Zwieback und Marmelade. Wir wurden sogar in einem griechischen Geschäft auf das kärgliche Frühstück im Hotel angesprochen. :roll:
Demnächst mehr in diesem Forum. :wink:
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ehemaliger Autor K.

Mexiko – Gefährliche Grenze
-Der missglückte Überfall aus dem Hinterhalt-


Mexicali ist eine hässliche Stadt, ohne Gesicht, nichtssagend, Durchgangsort für viele illegale Grenzgänger, die hier auf ihre Chance warten, um in die USA zu gelangen. Ich fand hier nichts, was von Interesse war.

Inzwischen war es Mittag und ich schlenderte ziellos über den Markt. Meine Weiterreise hatte ich auf Morgen verschoben, heute hatte ich keine Lust mehr, ich wollte mich zunächst ein wenig in diesem Land akklimatisieren. Die vielen bunten Marktstände vermittelten ein wenig Exotik, hinter ihnen standen zumeist Mestizen und boten diverse Dinge an, Obst, Gemüse, Fleisch, Haushaltswaren, Kleidung, alles Mögliche. Die meisten Mexikaner sind Mischlinge zwischen Weißen und Indios, vor allem hier im Norden, während es im Süden noch eine ganze Reihe von verschiedenen Indiopopulationen gibt. Auch in der Kultur vermischen sich spanische und indianische Einflüsse.


Vor einem Stand sprach mich ein junger Mann an: „Hola, Señor! Woher kommen Sie?“ Er war gut gekleidet mit einem weißen Anzug und einem weißen Hut auf dem Kopf, wie ihn hier sehr viele Männer trugen. Er hatte ein kitschiges, buntes Hemd an mit vielen Rüschen. Das Gesicht erschien kupferfarben und sah halb europäisch, halb indianisch aus. Wir kamen ein wenig ins Gespräch, er erwies sich als ziemlich neugierig und wollte alles über Deutschland wissen, wie man dort hinkommen würde, was die Leute da arbeiten usw.

Doch irgendwie kam es mir so vor, als wäre er nicht richtig bei der Sache, als ob ihn diese Dinge nicht wirklich Interessen würden, sondern er nur einen Vorwand suchte, um mit mir zu reden. In meinem Innern schrillten die Alarmglocken. Ich hatte auf der Reise viele schlechte Erfahrungen gemacht und einen Instinkt dafür entwickelt, wenn die Situation unangenehm werden könnte. Er lud mich zu einem Café ein, auf den ich allerdings dankend verzichtete, dann nahm ich schon lieber eine Cola. Auf dem Markt gab es einen kleinen Imbisstand mit mehreren Tischen und Stühlen. Dort setzten wir uns hin und begannen über dieses und jenes zu plaudern. Es wurde mir allerdings bald zu langweilig und ich beschloss, ins Hotel zu gehen. Doch er beschwor mich, mit ihm zu kommen. Mehrere Freunde von ihm würden in der Nähe ein Lokal besitzen, dort könnte ich auch richtigen Kaffee bekommen mit gutem Kuchen nach deutschen Rezepten gebacken. Das klang zwar verlockend, aber irgendwie gefiel mit der Bursche nicht. Als er merkte, dass ich kein Interesse hatte, wurde er richtig böse und zerrte mich am Ärmel, um ihm zu folgen. So etwas mag ich aber gar nicht gern, ich stieß ihn unsanft beiseite und eilte schnell auf mein Hotel zu. Er sah mir eine ganze Weile nach. Komischer Bursche.

In meinem Zimmer holte ich mir das Buch von Graham Greene „Die Kraft und die Herrlichkeit“ aus dem Rucksack. Es spielt während der mexikanischen Revolution, ein fanatischer Leutnant verfolgt einen alkoholkranken, katholischen Priester. Der eine glaubt an die Revolution, der andere an Gott, doch beide finden, wie immer bei Greene, keine Erlösung, sondern suchen irrend weiter nach dem Sinn des Lebens.

Während ich las, überfiel mich eine bleierne Müdigkeit, ich kämpfte dagegen an, doch es war zwecklos. Ich hatte zwar schlecht geschlafen und war noch müde von der Reise, doch so schlimm konnte es eigentlich nicht sein. Aber plötzlich sackte ich zusammen.

Halb benommen wachte ich wieder auf. Das Buch lag aufgeschlagen vor mir auf dem Bett. Offensichtlich war ich kurz eingenickt. Auf dem Nachtisch stand mein Reisewecker und zeigte 13.10 Uhr. Okay, ich war ungefähr um 12.00 Uhr in das Hotel zurückgekommen und hatte wohl ein kleines Mittagsschläfchen gehalten. Nur diese Kopfschmerzen und die Benommenheit! Ein scheußliches Gefühl, wo kam das nur her? Ich torkelte zum Fenster, öffnete es und schaute hinunter auf die Straße. Einzelne Spaziergänger schlenderten langsam vorbei.

Irgendetwas stimmte nicht! Aber was? Etwas war anders als vorher, etwas war ganz falsch, ich bekam ein unheimlich mieses Gefühl. Etwas hatte sich in der kurzen Zeit entscheidend verändert, doch was konnte dies sein? Dann wurde es mir plötzlich schlagartig klar: Der Markt war verschwunden! Und zwar komplett, vollständig! Nicht deutete mehr darauf hin, das hier eben noch ein bunter Wochenmarkt gestanden hatte. Das konnte doch nicht sein! Haben sie den innerhalb einer Stunde vollständig abgebaut?

Ich hatte einen bösen Verdacht. Als ich mein Zimmer verließ, sah ich an der Rezeption die Bescherung. Es war der 1. Dezember, aber angereist war ich abends am 29. November, und am 30. November hatte ich meinen Spaziergang durch die Stadt unternommen, bis mittags, als ich diesen seltsamen Burschen traf. Dann ging ich ins Hotel zurück und schlief ein. Wenn jetzt schon der 1. Dezember war, hatte ich einen ganzen Tag geschlafen, über 24 Stunden! Das war nicht normal, das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen! Ich war mir ziemlich sicher, der Typ hatte mir unbemerkt etwas ins Glas geschüttet. Deshalb wollte er auch unbedingt mit mir zu seinen Freunden gehen. Dort wäre ich zusammengebrochen und sie hätten mich in aller Ruhe ausrauben können. Puh! Da hatte ich ja verdammtes Glück gehabt.

Der Besitzer von dem Hotel verlangte die Bezahlung für die letzte Nacht und bei dieser Gelegenheit erzählte ich ihm meine Geschichte. Er hörte aufmerksam zu und meinte, dass ich wahrscheinlich Recht haben würde mit meiner Vermutung. Es passiere schon manchmal, dass Touristen auf diese Weise betäubt und ausgeräubert werden und ich hätte ziemliches Glück gehabt. Es würde aber nichts bringen, diesen Vorfall bei der Polizei zu melden, denn die interessiere sich für so etwas nicht, weil sie mit anderen Problemen beschäftigt sei.

Ich fragte mich, was das wohl für Probleme sein könnten, denn eigentlich sollte doch die Verbrechensbekämpfung die Hauptaufgabe der Polizei sein, doch in Südamerika sieht man dies ein wenig anders. Der Hotelier berichtete mir, das die Polizei jeden Tag bei den Schleuser – und Schmugglerbanden abkassiert und dafür sorgt, das diese Leute ungehindert ihren Geschäften nachgehen können, denn davon würde ja die Stadt leben. Offensichtlich war die Polizei hier mehr mit der Verbrechensförderung, als mit der Verbrechensbekämpfung beschäftigt. Ich sah ein, dass dies wichtiger war und wollte die „Ordnungshüter“ nicht mit meinen Lappalien belästigen.

Also, nun nichts wie weg von der Grenze. Schon am nächsten Tag fuhr ich nach Chihuahua, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates.

(In den vergangenen Jahren hat der Krieg der Drogenbanden in Mexiko die Ausmaße eines Bürgerkrieges angenommen. Seit 2006 gab es 70.000 Todesopfer, die Drogenkartelle halten ungefähr 300.000 Männer unter Waffen, in manchen Bundesstaaten hat das Militär die Kontrolle verloren.)

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dieter
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Kanal von Korinth, Mykene und griech. Theater
Unsere erste Reise mit dem Bus, die Reiseleiterin beschwerte sich darüber, dass wir unseren Sohn dabei hatten, ging zuerst zum Kanal von Korinth, der eine Tiefer Einschnitt in die Landmasse ist, der den Pelepones mit dem übrigen Griechenland verbindet. Dieser tiefe Graben war schon beeindruckend.
Dann zu einem griechischen Theater, weiß den Namen nicht mehr, man konnte auf allen Plätzen das Rascheln von Papier auf der Bühne hören.
Mykene mit dem Löwentor hatte ich mir nicht so groß vorgestellt. Das war keine Burg sondern das Zentrum eines Reiches. Uns wurde auch das Grab von Agamemnom gezeigt, darin soll aber Agamemnon nicht liegen. :wink: :mrgreen:
Schliemann hat Mykene entdeckt. :D
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
ehemaliger Autor K.

dieter hat geschrieben: Kanal von Korinth, Mykene und griech. Theater
Unsere erste Reise mit dem Bus, die Reiseleiterin beschwerte sich darüber, dass wir unseren Sohn dabei hatten, ging zuerst zum Kanal von Korinth, der eine Tiefer Einschnitt in die Landmasse ist, der den Pelepones mit dem übrigen Griechenland verbindet. Dieser tiefe Graben war schon beeindruckend.
Dann zu einem griechischen Theater, weiß den Namen nicht mehr, man konnte auf allen Plätzen das Rascheln von Papier auf der Bühne hören.
Mykene mit dem Löwentor hatte ich mir nicht so groß vorgestellt. Das war keine Burg sondern das Zentrum eines Reiches. Uns wurde auch das Grab von Agamemnom gezeigt, darin soll aber Agamemnon nicht liegen. :wink: :mrgreen:
Schliemann hat Mykene entdeckt. :D

Es wird sich wahrscheinlich um das Theater von Epidauros handeln, eine ziemlich eindrucksvolle Anlage, die mir auch sehr gut gefallen hat. Es ist Teil eines Heiligtums zu Ehren des Gottes Asklepios, dem Gründer der Asklepios-Kliniken in Deutschland :clap: (Kleiner Scherz am Rande, was bin ich heute wieder für ein Schelm!)

Mykene hatte ich mir persönlich viel größer vorgestellt. So hat jeder seine eigenen Ideen im Kopf, die nicht immer mit der Realität übereinstimmen.
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