Türkei nach Atatürk: Kampf Fortschritt gegen Rückschritt

Diskussionen über die Nicht-Mitgliedstaaten der EU

Moderator: Barbarossa

Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Kemalettin hat geschrieben:
Die Islamisten in der Türkei haben gesiegt, weil sie eine Opferrolle gespielt haben und erzählt, man würde den Frauen bei Zutrittsverweigerung zur Uni ihr Glauben nicht erlauben und ihre Schulausbildung kaputtmachen, weil die Frauen dann ja den Glauben vor Bildung wählen. Die Linken und Liberalen haben sie daraufhin unterstützt - auch von Europa gab es Stimmen die Erdogan unterstützt haben. Jetzt macht Erdogan alle in seinem Land platt.
Liebe Kemalettin,
das Kopftuch ist eine religiöse und politische Aussage. Erdogan will die Türkei entgegen von Kemal Atatürk wieder islamistisch machen, wobei der Koran in Bezug auf des Kopftuches sich nicht so klar ausdrückt. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Kemalettin hat geschrieben:Ein paar Anmerkungen:

- Die Regierung Erdogan weisst erstmal nicht, wie sie mit IS umgehen soll. Aktiv bekämpfen tut sie sie nicht, Unterstützung gibt es aber auch nicht. Vor ein paar Monaten hat sie nordirakische -kurdische Truppen Unterstützung durch Durchgang gewährt, und die amerikanischen Bomber fliegen von türkischen Basen aus. In der Türkei gibt es 2 Millionen syrische Flüchtlinge (die machen allerlei Ärger teilweise...). Also es ist alles unklar. Die Türkei hat auch Angst vor den Dschihadisten, es gab schon Anschläge seitens der IS in der Türkei und die Regierung hat Angst vor Chaos. Auf der anderen Seite will die Türkei Assad loswerden, sie hat ihre ganze Außenpolitik darauf ausgerichtet. Die Türkei steht am meisten den syrischen Armeeabtrünnigen nahe. Das Erdogan die IS unterstützt ist eine Mär von oppositionellen Kurden und Linken. Ich selbst hasse Erdogan, aber man sollte deshalb nicht lügen. Es gibt aber natürlich auch IS-Sympathisanten in der islamistischen Partei Erdogans und man denkt sich, solange sie nicht die Türkei angreifen muss man auch nicht eingreifen. Aber eine starke Nähe zur IS gibt es nicht. Offizielle Politik ist nur der Sturz Assads... und da hat die Türkei voll auf die falsche Karte gesetzt und sich in der Weltöffentlichkeit blamiert, weil sogar die USA jetzt Assad als "notwendig" betrachten.
Liebe Kemalettin,
Erdogan hätte gerne den IS unterstützt, traut sich aber wegen der Amis und der Nato nicht. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Paul
Mitglied
Beiträge: 2739
Registriert: 29.04.2012, 18:44
Wohnort: Mittelhessen an der Loganaha

dieter hat geschrieben:Liebe Kemalettin,
Erdogan hätte gerne den IS unterstützt, traut sich aber wegen der Amis und der Nato nicht. :wink: :mrgreen:
Offiziell will er den IS nicht unterstützen, hat es aber oft gemacht. So wurden bei toten Isismitgliedern Identifikationspapiere und Marken des Geheimdienstes gefunden und auch veröffentlicht, d.h. die Toten samt ihrer Ausweispapiere. Den Link wollte ich aus Rücksichtnahme hier nicht reinstellen.
Soldaten und Isismitglieder wurden beim Grenzübertritt gefilmt. Flugzeuge aus Richtung Türkei sind in Richtung Isisgebiet geflogen.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Dietrich
Mitglied
Beiträge: 1755
Registriert: 04.05.2012, 18:42
Wohnort: Ostfalen

Paul hat geschrieben: Offiziell will er den IS nicht unterstützen, hat es aber oft gemacht.
Erdogan steckt in einer Zwickmühle. Einerseits will er verhindern, dass der schiitische Iran zur Hegemonialmacht in Vorderasien wird. Daher bekämpft er das vom Iran untersützte alevitische Assad-Regime und verhält sich gegenüber dem terroristischen sunnitischen IS indifferent, der bereits weite Teile Syriens besetzt hat.

Andererseits steht der IS inzwischen gefählich nah an den Grenzen der Türkei, was der türkischen Regierung ein gewisses Albdrücken verursacht. Immerhin stehen alle islamischen Staaten Vorderasiens im Fokus des IS, der jede Regierung als "unislamisch" verurteilt. Nur so konnte es zur erstaunlichen Koalition mit den irakischen Kurden kommen, die ein Gegengewicht zum IS bilden und somit türkische Unterstützung erfahren.

Und so jongliert Erdogan gegenwärtig mit mehreren Bällen: den Schiiten, den Sunniten, dem Assad-Regime, dem Iran, dem Irak, dem IS und den Kurden. - Hoffentlich verhebt es sich dabei nicht.

Ganz aus dem Fokus geraten ist der Beitritt zur EU, der zur Zeit weder von der Europäischen Union noch von der Türkei ernsthaft betrieben oder erwogen wird.
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Lieber Dietrich,
wo hat die Türkei die kurden unterstützt :?: Hoffentlich bleibt es dabei, dass die Türkei nicht den Beitritt zur EU ernsthaft betreibt, dann brauchte es keine Absage der EU. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Dietrich
Mitglied
Beiträge: 1755
Registriert: 04.05.2012, 18:42
Wohnort: Ostfalen

dieter hat geschrieben:Lieber Dietrich,
wo hat die Türkei die kurden unterstützt :?:
Das ist ja die Schizophrenie: Der autonome Kurdenstaat im Irak wird von der Türkei hofiert. Im gleichen Atemzug werden die Kurden im türkischen Ostanatolien ständig brüskiert.

Das eine hat innenpolitische, das andere außenpolitische Gründe.
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Lieber Dietrich,
weil die Türkei ihren Türken keine Autonomie geben will. Da ein Drittel der Bewohner der Türkei Kurden sind, sollte die Türkei sich - Staat der Türken und Kurden - nennen. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Paul
Mitglied
Beiträge: 2739
Registriert: 29.04.2012, 18:44
Wohnort: Mittelhessen an der Loganaha

dieter hat geschrieben:Lieber Dietrich,
weil die Türkei ihren Türken keine Autonomie geben will. Da ein Drittel der Bewohner der Türkei Kurden sind, sollte die Türkei sich - Staat der Türken und Kurden - nennen. :wink:
Jetzt werden sich die Reformschritte hoffentlich beschleunigen. Wenn die AKP eine Koalition wünscht, wird die HDP fordern die 10 % Hürde zu senken. Dann werden auch konservative kurdische Parteien ins Parlament kommen und die AKP wird noch mehr Stimmen verlieren. Der Wähleranteil der Kurden nimmt sowieso schnell zu und die Assimilation wird abnehmen, sobald kurdische Schulen flächendeckend eingeführt sind. Es kann eine Situation eintreten, das Türken die Loslösung der Westtürkei fordern werden, um in einem mehrheitlich türkischen Staat zu leben.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Dietrich
Mitglied
Beiträge: 1755
Registriert: 04.05.2012, 18:42
Wohnort: Ostfalen

dieter hat geschrieben:Lieber Dietrich,
weil die Türkei ihren Türken keine Autonomie geben will. Da ein Drittel der Bewohner der Türkei Kurden sind, sollte die Türkei sich - Staat der Türken und Kurden - nennen. :wink:
Mit dem Namen ist es nicht getan.

Die Kurden verlangen zu recht kulturelle und innenpolitische Autonomie, wie das in Minderheitsstatuten europäischer Staaten - z.B. für Katalanen, Basken, Schleswiger Dänen, Sorben usw. - längst erfolgt ist.
Dietrich
Mitglied
Beiträge: 1755
Registriert: 04.05.2012, 18:42
Wohnort: Ostfalen

Paul hat geschrieben:
Jetzt werden sich die Reformschritte hoffentlich beschleunigen.
Das mag passieren, wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen. :mrgreen:
Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15506
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Dietrich hat geschrieben:
Paul hat geschrieben:
Jetzt werden sich die Reformschritte hoffentlich beschleunigen.
Das mag passieren, wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen. :mrgreen:
:mrgreen:

Oder wenn Erdogan irgendwann nicht mehr Präsident ist. Aber ich fürchte, das kann noch dauern.
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Dietrich
Mitglied
Beiträge: 1755
Registriert: 04.05.2012, 18:42
Wohnort: Ostfalen

Barbarossa hat geschrieben:
Oder wenn Erdogan irgendwann nicht mehr Präsident ist. Aber ich fürchte, das kann noch dauern.
Bekanntlich bereitet er einen seiner Söhne auf dieses Amt vor, was dann zu einer politischen Dynastiebildung wie in Nordkorea oder einigen anderen Diktaturen führen wird.
Solche Maßnahmen entsprechen exakt dem Selbstverständnis des GROSSEN OSMANISCHEN FÜHRERS ERDOGAN.

Die einfache religiös-konservative Bauernbevölkerung Anatoliens ist Erdogans Wählerreservoir und die scheint alles zu schlucken, was der große Führer plant.
Paul
Mitglied
Beiträge: 2739
Registriert: 29.04.2012, 18:44
Wohnort: Mittelhessen an der Loganaha

Dynastiebildung gab es in Syrien und auch in Kurdistan. Barsani ist ja auch der Sohn des ersten Peschmergaführers. Seine Söhne besetzen schon Schlüsselpositionen. Das ist ja ein Kritikpunkt der PKK an der KDP und führte auch zur Abspaltung von Goran von der PUK. Alle versorgen ihre Familie.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Ihr Lieben,
man kann nur für Türken und Kurden hoffen, dass sich die Erdogans bald überlebt haben. Hoffentlich dauert das nicht mehr solange. Honni hatte der DDR auch 100 Jahre vorausgesagt und er mußte gehen. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Dietrich hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Lieber Dietrich,
weil die Türkei ihren Türken keine Autonomie geben will. Da ein Drittel der Bewohner der Türkei Kurden sind, sollte die Türkei sich - Staat der Türken und Kurden - nennen. :wink:
Mit dem Namen ist es nicht getan.

Die Kurden verlangen zu recht kulturelle und innenpolitische Autonomie, wie das in Minderheitsstatuten europäischer Staaten - z.B. für Katalanen, Basken, Schleswiger Dänen, Sorben usw. - längst erfolgt ist.
Lieber Dierich,
natürlich wäre es mit dem Namen nicht getan, das wäre aber ein Anfang. Er würde dmit die Realität anerkennen. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Nicht-Mitgliedstaaten“