Benedikt XVI. legt "Sozialenzyklika" vor

Allgemeine politikwissenschaftliche Diskussionen

Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Papst-Enzyklika
Absage an ungezügelten Kapitalismus

Klare Botschaft aus dem Vatikan: Der Papst fordert in seiner Sozialenzyklika ein Umdenken von Unternehmern. Er verurteilt den Kapitalismus.

Berlin - In seinen ersten beiden Lehrschreiben beschäftigte sich Papst Benedikt XVI. 2006 und 2007 mit der Liebe und der Hoffnung. Die dritte Enzyklika „Caritas in veritate“ widmete er jetzt den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen der Globalisierung. Weltweite Vernetzung, technischer Fortschritt, unternehmerisches Handeln und das Streben nach Gewinn seien „a priori weder gut noch schlecht“, es komme darauf an, was der Mensch daraus mache, schreibt das Oberhaupt der katholischen Kirche in dem Dokument, das in der deutschen Übersetzung 72 Seiten umfasst...
weiter lesen: http://www.tagesspiegel.de/politik/Paps ... 71,2842164

Kommentar von mit dazu:

Ist ja schön, daß sich der Papst auch um aktuelle Dinge Gedanken macht, aber wenn er schreibt:
Benedikt XVI. geißelt immer wieder auch den Atheismus und eine „Kultur des Todes“, die sich in der „verbreiteten tragischen Plage der Abtreibung“ und in der Geburtenkontrolle manifestiere und womöglich in Zukunft zu einer „systematischen eugenischen Geburtenplanung“ führe.
...dann fühle ich mich doch provoziert.

Vielleicht sollte ich da einfach zurück provozieren, in dem ich einfach mal meine Meinung kund tue und schreibe:

Der Glaube an einen wie auch immer gearteten Gott ist ein Relikt aus einer vergangenen Zeit. Gegenwärtig haben wir die Informations- und Wissensgesellschaft, in der Glaubensgemeinschaften zu recht immer mehr an Einfluß verlieren.
Jeder Glaube an eine oder mehrere Gottheiten ist dem Geiste von Menschen in früherer Zeit entsprungen, die sich aus Unwissenheit über ihnen unerklärliche Naturgewalten, diese einer übernatürlichen Kraft zuschrieben. Auch benötigt scheinbar eine durchaus noch recht große Anzahl von Menschen dieses gedachte Wesen - "Gott" - um mit dessen Hilfe Mut und Kraft für den Alltag zu schöpfen, anstatt ihrer eigenen Kraft und ihren eigenen Fähigkeiten zu vertrauen.
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elysian
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Glaubensgemeinschaften zu recht immer mehr an Einfluß verlieren
Glaubensgemeinschaften schon, aber nicht der Glaube als solcher. Die Informations- und Wissensgesellschaft ist schon einige hundert Jahre alt und dennoch ist die Religiösität des Menschen ungebrochen. Sie wird auch weiterhin und bis in alle Ewigkeit ungebrochen sein.
Jeder Glaube an eine oder mehrere Gottheiten ist dem Geiste von Menschen in früherer Zeit entsprungen, die sich aus Unwissenheit über ihnen unerklärliche Naturgewalten, diese einer übernatürlichen Kraft zuschrieben. Auch benötigt scheinbar eine durchaus noch recht große Anzahl von Menschen dieses gedachte Wesen - "Gott" - um mit dessen Hilfe Mut und Kraft für den Alltag zu schöpfen, anstatt ihrer eigenen Kraft und ihren eigenen Fähigkeiten zu vertrauen.
Natürlich gibt es althergebrachte Gottheiten, aber es entstehen auch immer wieder neue Kulte. Dass Religion nur Althergebrachtes sei, ist darum falsch.
Insoweit es um polytheistische Systeme geht, spricht einiges für die Annahme, dass es sich hierbei um Erklärungsversuche für Phänomene handelt, hauptsächlich die Naturgewalten. Daneben gibt es aber die monotheistischen Systeme und andere religiöse Formen, die nicht durch diese Theorie erklärt werden können.
Dass Menschen aus ihrer Spiritualität Kraft schöpfen ist wahr. Andererseits muss man zugestehen, dass sie, auf ihre eigene Kraft und ihre eigenen Fähigkeiten zurückgeworfen, vor großen Taten allzu oft verzagten, sofern sie keine Allmachtsphantasien hegten.
Nebenbei wäre es auch eine Überlegung wert, inwieweit der Mensch, wenn er nur auf sich selbst vertraut, ohne dass er tatsächlich das Maß seiner Fähigkeiten kennen kann, sich nicht lediglich selbst an die Stelle Gottes setzt und letztlich glaubt.
Eine andere Funktion von Religion hast Du leider noch nicht genannt: Ethik/Moral. Religion ist nicht notwendige Voraussetzung hierfür, aber dass die atheistisch orientierten Systeme die (teilweise religiös gefärbte) Ethik historisch betrachtet regelmäßig missachteten darf man auch nicht schlicht übersehen. Selbst wenn es keinen Gott geben sollte, was wir alle nicht wissen, bewirkt über die Religion vermittelte Ethik und Moral doch regelmäßig auch eine gewisse Stabilität der Menschlichkeit und Mitmenschlichkeit.

Jetzt aber zu dem Zitat als solchem:
Der Beitrag setzt Nr. 29 der Enzyklika und Nr. 75 vermutlich versehentlich in einen Zusammenhang.
Deswegen kann hier missverständlich gelesen werden, dass sich Abtreibung und Geburtenplanung auch auf die Geißelung des Atheismus beziehen.
http://www.vatican.va/holy_father/bened ... te_ge.html
Der Wortlaut der Schrift hingegen stellt diese Beziehung nicht her.
Seine Ausführungen zum Atheismus halte ich nicht für überzeugend, allerdings wäre er wohl auch kein Theist, wenn er in diesem Punkte anderer Meinung wäre. Damit kann ich als Nichttheist und Nichtatheist aber gut leben.
sic transit gloria mundi
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