Emmanuel Macron: Neuer Traum der europäischen Migranten?

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Moderator: Barbarossa

Nicole Roux
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Die Soziologen sind der Meinung, dass Emmanuel Macron die besten Chancen hat, zum Präsidenten Frankreichs gewählt zu werden. Er ist jung, gescheit, erfolgreich, mit seiner früheren Lehrerin verheiratet. Es ist Investmentbanker Macron (39), der höchstwahrscheinlich Francois Hollande ersetzen kann. Laut Umfragen würden 65% Befragten in der zweiten Wahlrunde Macron ihre Stimmen geben. Vor einem Monat hätte solche Prognose eine richtige Sensation auslösen können.

Emmanuel Macron begann seinen Wahlkampf von der Stelle weg. Ohne politische Erfahrung hat er seine Partei "En Marche!" blitzschnell gegründet. Dann entstand die Bewegung "Les Jeunes avec Macron" ("Die Jugend für Macron") plötzlich. Das ist einfach merkwürdig, dass Tausende von jungen Menschen im Land, das sich über Wasser hält, den Wirtschaftsminister so eifrig unterstützen. Ein undeutliches Wahlprogramm, die Parolen über die europäische Einheit, das Versprechen, Militärausgaben zu erhöhen... Macron verurteilt Anschläge, tritt für die offenen Grenzen innerhalb der EU ein und verteidigt Migranten... Der Favorit bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich scheute sich nicht einmal, die Führerin des Abendlandes, Angela Merkel, anzugreifen. Macron spielte auf die Neige ihrer politischen Karriere deutlich an :

"Frau Bundeskanzlerin! Sie wie nur eine müssen das verstehen, dass die "Mauer-Politik" unmoralisch ist und sie führt nur in eine humanitäre und politische Sackgasse. Kein Kampf für irgendeinen politischen Posten kann die Verletzung der Rechte und Freiheiten der Menschen rechtfertigen, wie immer ihr Glaubensbekenntnis sein möge. Innerhalb der Europäischen Union gibt es ohnehin sehr viele Politiker, die das Wort "Europäer" entehren. Brauchen Sie an der Neige der feinen politischen Karriere, sich zu beschmutzen und im stinkenden Sumpf zu planschen?"

Dieser Schritt von Macron erregt viele Fragen, aber er scheint politisch notwendig zu sein. Wie diese Worte Macrons Rating beeinflussen, zeigt die Zeit. Einerseits demonstriert der Präsidentschaftskandidat, der immer mehr Popularität genießt, seine Absicht, Frankreichs bestimmende Position in der europäischen Gemeinschaft wiederherzustellen. Anderseits ist es die Frage, ob Frankreich will und bereit ist, Deutschland den Vorrang in der Flüchtlingsaufnahme streitig zu machen. Zieht diese kurzsichtige Erklärung von Macron den Sturm der französischen Grenzen nach sich nicht?
Cherusker
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Der hat wohl noch nicht genug Probleme in den Banlieues ? Der soll sich man weiter mit seiner Lehrerin beschäftigen, da hat er genug zu tun. Solche Populisten, die eine neue Welt erschaffen wollen, enden meist im Chaos......
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Triton
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Frankreich kann man nicht mit Deutschland vergleichen. Wegen des Kolonienerbes muss Frankreich mit Migranten leben, auch ohne Flüchtlinge. Dann hat Frankreich eine längere Geschichte der Zuwanderung und damit auch schon durchaus positive Erfahrungen gemacht, nach dem 1.Weltkrieg.
Dann ist Frankreich immer noch reformbedürftig, für französische Verhältnisse vielleicht radikal, für andere europäische Staaten ganz normal.

Auch in Frankreich gibt es eine "genug-vom-establishment" - Stimmung, und mir ist es lieber, die wird von Macron als von LePen bedient. LePen will raus aus der EU und aus dem Euro, was das für das Land bedeuten würde, kann sie sich wohl nicht ausmalen. 
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
Ruaidhri
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Cherusker hat geschrieben:Der hat wohl noch nicht genug Probleme in den Banlieues ? Der soll sich man weiter mit seiner Lehrerin beschäftigen, da hat er genug zu tun. Solche Populisten, die eine neue Welt erschaffen wollen, enden meist im Chaos......
Schrieb Triton schon: Die Voraussetzungen in Frankreich sind anders, Migration und der ( beiderseitige) Umgang damit ebenso.
Nicole Roux hat geschrieben:Anderseits ist es die Frage, ob Frankreich will und bereit ist, Deutschland den Vorrang in der Flüchtlingsaufnahme streitig zu machen. Zieht diese kurzsichtige Erklärung von Macron den Sturm der französischen Grenzen nach sich nicht?
 Diese Absicht lässt sich nirgendwo in den Reden erkennen.
Man muss schn Frankreich und die Franzosen näher kenneglernt haben, um zu verstehen, warum er solchen Zulauf hat. Er packt u.a. den Solz vieler Franzosenauf die Errungenschaften (samt Erweiterungen)der Revolution, die Le Pen mit Füßen tritt. Er fängt die Wähler*Innen ein, die ein offenes Europa und den Euro eigentlich wollen, mit den EU-Konditionen aber hadern und trotzdem Le Pen nicht wollen.
Er appelliert an diejenigen, die einerseits die Menschenrechte für alle gelten lassen, sich aber der Probleme bewusst sind und sie angehen wollen, was die verfehlte Integrationspolitik angeht. Angesichts der derzeitigen Situation in Frankreich schwierig, einerseits der Islamisierung entgegenzutreten, anderrseits nicht alle muslimischen Bürger als verdächtig auszugrenzen. Wobei er da eben auch die Franzosen auf seiner Seite hat, die seit Jahrzehnten problemlos mit Menschen anderern Glaubens und anderer Hautfarbe zusammenleben, zusammen arbeiten, befreundet sind. Mit Franzosen eben.
Wenn er Merkel, und nicht Orban und Co attackiert: Hie Appell an Gemeinsamkeiten, eben Europa, Menschenrechte, dort Merkel nicht dominieren zu lassen, sondern Frankreichs Position als gleichrangige  Mitgestalterin der Politik in Europa zurückerobern.
Er fängt die ein, die Le Pen nicht wollen und von Sozialisten wie Konservativen keine neuen Impulse erwarten, was innerfranzösische, europäische und Menschenrechtsprobleme betrifft. Die Öffnung der französischen Grenzen für alle Migranten ist dabei nicht die Frage, sondern eine gemeinsame, europäische Lösung, bei der Frankreich wieder eine Führungsrolle einnimmt.
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
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