SPÖ-Partei der Antisemiten, Karrieristen oder weder noch?

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Moderator: Barbarossa

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Marek1964
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Die Diskussion über SPÖ (Sozialdemokratische Partei Österreichs), die sich aus der Diskussion über die Deutschen Linken, hier http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 540#p39540, ergeben hat, soll hier weitergeführt werden.
Barbarossa hat geschrieben:Zur Auflösung des "Knotens": Titus hat die SPÖ nicht mit der NSDAP gleichgesetzt, aber antisemitisch genannt (was die NSDAP auch war, daher vielleicht das Missverständnis) -so würde ich aus der folgenden Konversation herauslesen:
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:...
dann ist es also möglich, dass eine Partei antisemitisch ist, wenn ihr Vorsitzender Jude ist :?: :mrgreen:

Mit Einschränkungen, aber ja.

Die SPÖ unter Kreisky ist dafür ein beredtes Beispiel.
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Zur Auflösung des "Knotens": Titus hat die SPÖ nicht mit der NSDAP gleichgesetzt, aber antisemitisch genannt (was die NSDAP auch war, daher vielleicht das Missverständnis) -so würde ich aus der folgenden Konversation herauslesen:
"Mit Einschränkungen" hatte ich geschrieben.

Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:...
dann ist es also möglich, dass eine Partei antisemitisch ist, wenn ihr Vorsitzender Jude ist :?: :mrgreen:

Mit Einschränkungen, aber ja.

Die SPÖ unter Kreisky ist dafür ein beredtes Beispiel.
Marek1964 hat geschrieben:
Karlheinz hat geschrieben: Nach dem Krieg wimmelte es bei uns überall vor Nazis. Auch in den höchsten Stellen. Überall wurde versucht, die Entnazifizierung zu stoppen. Adenauer hat sich höchstpersönlich darum bemüht, schwer belastete Personen, vor allem im Wirtschaftsbereich, vorzeitig aus dem Gefängnis zu holen und sie zu rehabilitieren. War deshalb die Adenauer-Regierung antisemitisch? Natürlich nicht. Und wer die SPÖ als antisemitisch bezeichnet und sie damit in die Nähe der NSDAP stellt, tut dies entweder wider besseres Wissen oder ist einfach nur ein Vollidiot.
Also, bei aller Wertschätzung Deiner Beiträge, Karlheinz, hier kann man doch auch anders formulieren. Wie wärs damit:
...wer die SPÖ als antisemitisch bezeichnet und sie damit in die Nähe der NSDAP stellt, argumentiert unlogisch und polemisch.
Oder vielleicht noch besser: Eine Partei mit Mitgliedern, die früher einer antisemtischen Partei angehörten, muss nicht notwendiger Weise antisemitisch sein; bei solchen Leuten handelt es sich - eher wahrscheinlich - um schlichte Karrieristen.

Es wäre an Titus, zu belegen, inwieweit die ehemaligen NSDAP Parteimitglieder und SS Angehörigen in der SPÖ (Sozialdemokratische Partei Österreichs) Politik wirklich antisemitische Akzente legen konnten oder ob es wirklich nur Karrieristen waren.

Oder wie sagte es einer der Vorbilder von Adolf, Karl Lueger?

„Ja, wissen S', der Antisemitismus is' a sehr gutes Agitationsmittel, um in der Politik hinaufzukommen; wenn man aber amal oben is', kann man ihn nimmer brauchen, denn des is' a Pöbelsport!“

– Karl Lueger 1908, aus Einst und Heute 7

Schade, dass sein Zögling diesen Spruch nicht gelesen oder beherzigt hat.
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Titus Feuerfuchs
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Die beste Auflistung das Thema betreffend findet sich hier:

http://www.dokumentationsarchiv.at/SPOE ... n_SPOE.htm
MfG,
Titus Feuerfuchs
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dieter
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Lieber Titus,
Du kannst noch mehr Namen angeben oder auch Sozialdemokraten, die mit Ex-SS-Leuten zusammengearbeitet haben sollen, trotzdem war die Regierung unter Kreisky nicht antisemitisch.
Was glaubst Du, wieviel Ex-nazis auf meiner Arbeitstelle als Vorgesetzte gearbeitet haben, die waren nicht mehr antisemitisch. :wink: Ich war als Ost- und Auslandsrentenhauptsachbearbeiter für die Rentenanträge aller Juden verantwortlich, die vor den Nazis nach Israel, USA und sogar bis nach Argentinien und Neu Seeland geflohen waren.
Wenn ich wieder einmal Verfolgungszeiten für Juden vom 30.1.1933 bis zum 31.12.1949 anerkannt haben wollte, dann machte ich eine Referentenvorlage, wohlwissend, dass mein Referent und Dienststellenleiter ehemaliger Nazi war und mein direkter Vorgestzter Abschnittsleiter ein Kommiskopf war. Mein Abschnittsleiter stimmte der Anerkennung der Verfolgungszeiten nie zu, das wurde aber immer durch meinen Referenten und Dienststellenleiter und ehemaligen Nazi aufgehoben, so dass alle Juden diese Zeiten anerkannt bekamen. :wink:
Gerade ehemalige Nazis haben sich bei meiner Arbeitstelle sehr prosemitisch verhalten. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Marek1964
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Interessanter Einwurf Dieter. In der Tat, viele von ihnen waren dem Herdentrieb gefolgt, ich glaube das darf man nicht unterschätzen. Nach dem Krieg war der Antisemitismus out, als war man kein Antisemit mehr.
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Titus Feuerfuchs
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dieter hat geschrieben:Lieber Titus,
Du kannst noch mehr Namen angeben oder auch Sozialdemokraten, die mit Ex-SS-Leuten zusammengearbeitet haben sollen, trotzdem war die Regierung unter Kreisky nicht antisemitisch.
Beim Umgang mit Wiesenthal sehe ich latenten Antisemitismus. Zumindest würde er im heutigen Kontext als solcher gesehen werden. Kein Kanzler könnte sich heute so etwas leisten.
dieter hat geschrieben: Was glaubst Du, wieviel Ex-nazis auf meiner Arbeitstelle als Vorgesetzte gearbeitet haben, die waren nicht mehr antisemitisch. :wink: [...]
Hast du sie mittels Lügendetektor befragt? :wink:
MfG,
Titus Feuerfuchs
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dieter
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Marek1964 hat geschrieben:Interessanter Einwurf Dieter. In der Tat, viele von ihnen waren dem Herdentrieb gefolgt, ich glaube das darf man nicht unterschätzen. Nach dem Krieg war der Antisemitismus out, als war man kein Antisemit mehr.
Lieber Marek,
auch mir ging der ausgesprochene Philosemitismus meines Dienststellenleiters und Referenten manchmal auf die Nerven. Wir hatten einen Pferdehändler aus Oberhessen, der ja unbedingt einen Beitrag zur Rentenversicherung aufweisen mußte, um die Verfolgtenzeit vom 30.1.1933 bis 31.12.1949 nach dem WGSVG anerkannt zu bekommen und so einen Rentenanspruch zu haben. :wink:
Er hatte eine Hachscharah-Zeit, das ist eine Zeit in der Juden in Deutschland mit körperlicher Arbeit auf eine Zeit als Landarbeiter im Ausland ausgebildet wurden. Diese Zeit wurde ihm dann als Beitragszeit angerechnet, Trotzdem keine Quittungskarten der Landesversicherungsanstalt Hessen-Nassau oder Hessen vorlagen. Hessen hatte durch Kriegseinwirkung keine Versicherungskarten verloren. :roll:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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dieter
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Lieber Titus,
Du kannst noch mehr Namen angeben oder auch Sozialdemokraten, die mit Ex-SS-Leuten zusammengearbeitet haben sollen, trotzdem war die Regierung unter Kreisky nicht antisemitisch.
1)Beim Umgang mit Wiesenthal sehe ich latenten Antisemitismus. Zumindest würde er im heutigen Kontext als solcher gesehen werden. Kein Kanzler könnte sich heute so etwas leisten.
dieter hat geschrieben: Was glaubst Du, wieviel Ex-nazis auf meiner Arbeitstelle als Vorgesetzte gearbeitet haben, die waren nicht mehr antisemitisch. :wink: [...]
2)Hast du sie mittels Lügendetektor befragt? :wink:
Lieber Titus,
zu1)in der Anfangszeit war in Deutschland allerhand möglich, außer Globke, siehe Kiesinger der ab 1966 als Nazi im berliner Ministerium Bundeskanzler wurde oder MP von Ba-Wü Filbinger der nach dem 8.5.1945 noch Matrosen wegen Fahnenflucht erschießen ließ. :evil: :twisted:
zu2) Dass dies nicht möglich war, weißt Du selbst. Ich habe nur ihre Handlungen gesehen. Abschnittsleiter Kommiskopf wollte den Juden die Anerkennung der Verfolgtenzeit nach dem WGSVG unterlassen, mein Dienststellenleiter hob dieses Verbot auf und die Juden bekamen immer diese Zeiten angerechnet. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Barbarossa
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