Barbarossa hat geschrieben:Medial wird ja viel darüber diskutiert und sich entrüstet, nur scheint das unter der Oberfläche viel zu vielen alles egal zu sein.
Ich hab mich mal in meinem engsten Verwandten- und Bekanntenkeis umgehört und da stelle ich eine große Gleichgültigkeit fest. Da höre ich nur, "ist mir doch egal, wenn die wissen, welche Webseiten ich mir anschaue" oder "von mir aus können die auch das Telefon abhören, wenn die wissen wollen, wie ich mich mit jemandem über das Wetter unterhalte" und "ich hab ja nichts zu verbergen". Das erklärt möglicherweise auch die relativ geringe Teilnehmerzahl bei den Demos.
Und wem Prism und Tempora nicht stört, dem sind auch die Machenschaften der Stasi in der DDR egal. Und dann hat man auch keine Bedenken dabei, eben genau die Partei zu wählen, deren "Schild und Schwert" einst die Stasi war.
Da greift eines ins andere. Und vieles erklärt sich dadurch von selbst.
Ja, ich finde das frustrierend und nein, ich weiß nicht, wie man die Leute sensibilisieren kann.
Das noch so als Gedanke dazu.
Viele sind sich über die Gefahren der Ausspähung anscheinend überhaupt nicht klar. Es ist ja nicht so: Ich bin ein anständiger Mensch, ich habe nichts verbrochen, also können sie mich ruhig ausleuchten.
Oftmals kann man durch einen dummen Zufall ins Visier der Nachrichtendienste geraten. Ich kenne dies noch aus der Ära der RAF-Fahndungen: Jemand war zur falschen Zeit am falschen Ort, jemand wohnte zufällig in einem Haus, in dem auch RAF-Leute sich einmal aufgehalten hatten, man fuhr einen ähnlichen Wagen wie RAF-Leute, jemand abonnierte ein linkes Blatt usw. und so fort. Viele gerieten hier plötzlich in den Kreis der Verdächtigen, durch einen dummen Zufall.
Oder: Jemand hat eine Krankheit, die möglicherweise die Leistungsfähigkeit herabsetzen könnte und der Arbeitgeber (öffentlich oder nicht) erfährt davon? Eine Frau plant eine Schwangerschaft und der potentielle Arbeitgeber erhält diese Information? Jemand ist insgeheim schwul, besucht Bordelle oder ist aktiv in der Sadoszene? Würde man einem solchen Menschen so ohne weiteres Leitungsfunktionen oder besondere Aufgaben übertragen?
Im Grunde hat doch jeder etwas, das nicht bekannt werden soll und das einmal zum Nachteil gereichen könnte. Einen wirklich „anständigen“ Menschen im weitesten Sinne gibt es doch praktisch gar nicht.
Wenn all diese Informationen gesammelt, gespeichert und zugänglich gemacht werden, dann gute Nacht.