Keine Alternative zur EU? Wohin soll die Reise gehen?

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Moderator: Barbarossa

Tekker
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Die EU ist ein Fakt, das "Zusammenwachsen" nicht aufzuhalten oder gar rückgängig zu machen. Als noch andere Wege denkbar waren, hörte ich immer, es würde dazu keine Alternative geben. Wirklich nicht?

Gerät man mit einer solchen Aussage nicht in eine Handlungsunfähigkeit? Und wie ist es bei Alternativlosigkeit um die "Demokratie" bestellt? Abstimmung mit feststehendem, alternativlosen Ergebnis? Wohin geht die Reise?
Demokratie ist lenkbare Masse.
elysian
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Alternativlos ist gar nichts. Diese Phrase bringt mich immer auf die Palme. ^^
Aber Europa wird politisches Gewicht und Gestaltungsvermögen innen- und außenpolitisch auf nationaler Ebene kaum verteidigen und nur auf europäischer Ebene, also indem sich auch eine politische Einheit herausbildet, hinzugewinnen können.
Die Desintegration bedeutenden Alternativen sind nicht verlockend.
Gerade weil große, potente Schwellenländer eine rasante Transformation durchleben, wird die Möglichkeit des Nationalstaats europäischen Zuschnitts, spürbar Einfluss auf globale Entwicklungen, einschließlich ihrer Rückwirkungen auf den Nationalstaat selber, zu nehmen, vielleicht schon bald nicht mehr gegeben sein.
sic transit gloria mundi
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Barbarossa
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Tekker hat geschrieben:Die EU ist ein Fakt, das "Zusammenwachsen" nicht aufzuhalten oder gar rückgängig zu machen. Als noch andere Wege denkbar waren, hörte ich immer, es würde dazu keine Alternative geben. Wirklich nicht?

Gerät man mit einer solchen Aussage nicht in eine Handlungsunfähigkeit? Und wie ist es bei Alternativlosigkeit um die "Demokratie" bestellt? Abstimmung mit feststehendem, alternativlosen Ergebnis? Wohin geht die Reise?
Alles hat seine Vor- und Nachteile.
Vorteile dieses Einigungsprozesses wären z. B., dass Streitigkeiten zwischen den Nationen innerhalb einer großen politischen Union ausgetragen werden und nicht mehr in einen kriegerischen Konflikt ausarten können – das war wohl die grundsätzliche Idee der EWG -> EG -> EU.
Des Weiteren haben wir einen großen innereuropäischen Wirtschaftsraum der selbst mit der USA mithalten kann (abgesehen von der immer noch weltbeherrschenden US-Börse).

Den größten Fehler in der Konstruktion dieser Union sehe ich in der fehlenden Transparenz.
Die Bürger – egal welchen Landes – wissen nichts mit dieser Union anzufangen und werden von der Politik nicht „mitgenommen“. Das sieht man jedes Mal daran, wenn ein Bürgerentscheid die EU betreffend stattfindet, gibt es ein negatives Ergebnis. Die Bürger der Nationen denken immer noch vor allem National-patriotisch – da nehme ich mich selbst auch nicht aus. Wenn dann Entscheidungsgewalt vom nationalen Parlament zum Europaparlament abgegeben werden soll, dann ist die Mehrheit der Bürger dagegen, weil sie dazu keinen Bezug haben, wobei die Politik an diesem Zustand selbst schuld ist, weil die Parlamentarier auch wirklich nichts dazu tun, das zu ändern.

Und wenn du fragst, wohin die Reise geht, dann denke ich, die EU wird weiter „expandieren“ und wird sich früher oder später auch auf andere Kontinente wie z. B. Asien ausbreiten.
Wichtig ist dabei aber eine Akzeptanz der Bevölkerung in den einzelnen Staaten der EU.
:!: Die Politiker sind in der Pflicht :!:
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Barbarossa
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Und wohin die Reise geht, sieht man ansatzweise hier: http://www.politik-diskurs.bplaced.net/ ... c.php?t=15
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Tekker
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Barbarossa hat geschrieben:Und wohin die Reise geht, sieht man ansatzweise hier
Alles in einen großen Topf zu werfen, ist imho nicht der Weisheit letzter Schluß. Die Frage sollte man sich stellen, welcher Strukturen der Mensch tatsächlich bedarf...
Demokratie ist lenkbare Masse.
elysian
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Tekker hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Und wohin die Reise geht, sieht man ansatzweise hier
Alles in einen großen Topf zu werfen, ist imho nicht der Weisheit letzter Schluß. Die Frage sollte man sich stellen, welcher Strukturen der Mensch tatsächlich bedarf...
Welche Strukturen schweben Dir denn vor?
sic transit gloria mundi
Jan
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Ich denke es gibt keine wirkliche Alternative zur Europäischen Union, da die einzelnen Staaten nur gemeinsam in der Welt gehört werden. Der Rest der Welt spricht sowieso nur von Europa und nie von den Einzelstaaten. Die Zeiten als europäische Staaten Weltmächte waren sind vorbei und deshalb können wir nur zusammen Einfluss auf die Weltpolitik nehmen.

MFG Jan
lynxxx
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Ihm schwebt ne Monarchie vor, allerdings möchte ich mal wissen, was man macht, wenn der Monarch schwachsinnig ist, inkl. seiner Brüder, Schwestern, etc. Guillotine? ;)
Hotzenplotz
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Die Politiker haben einen entscheidenden Fehler gemacht. Die EU wurde erweitert, erweitert und nochmals erweitert. Dabei wurden die wirklichen Absichten einiger Mitglieder nicht beachtet. Die EU hat sich selber über die Jahre hinweg so gut wie handlungsunfähig gemacht und ist in der derzeit existierenden Form Weltpolitisch nicht wirklich "wettbewerbsfähig". Man hätte das ganze viel langsamer angehen müssen und nicht auf Teufel komm raus die Erweiterung antreiben sollen. Es würde viel mehr bringen, wenn die Politiker sich einmal ernsthaft mit dem inneren Aufbau einer kleineren EU auseinandersetzen würden. Es besteht nämlich die Gefahr, dass aus einer Anfangseuphorie irgendwann Frust ensteht (was man heute zum Teil schon sehen kann).
elysian
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Ich glaube schon, dass die Politiker das getan haben, aber es gibt wohl unterschiedliche Vorstellungen innerhalb der EU, was die EU sein soll.
Schon in der Antike wusste man, dass kein Wind günstig ist, wenn man nicht weiß, zu welchem Hafen man will.
sic transit gloria mundi
Hotzenplotz
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Nur das Frankreich und Deutschland am Anfang ziemlich genau wussten, was sie wollten. Ziel war der Aufbau eines Wirtschafts- und Militärbündnises. Frankreich hat der Administration Merkel soger das Angebot der militärisch nuklearen Zusammenarbeit gemacht. Ich bin zwar ein absoluter Gegner von Nuklearwaffen. Aber bei der derzeitigen Entwicklung bin ich mir nicht ganz sicher, ob es richtig war dieses Angebot abzulehnen.
elysian
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Aber die EU besteht doch nicht nur aus Frankreich und Deutschland.
Auch kann ich nicht die Relevanz einer bilateralen deutsch-französischen Zusammenarbeit im Bereich nuklearer Militärtechnik für Selbstverständnis und Zielsetzung der EU erkennen. :?
sic transit gloria mundi
Hotzenplotz
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Mir ist schon klar, dass die EU schon längst aus über 25 Staaten besteht. Ich habe auch nur die ursprünglichen Ziele ansprechen wollen. Was die militärische Zusammenarbeit im Bereich Nuklearwaffen angeht, so besteht weltweit leider eher die Tendenz zur Aufrüstung statt zur (sehr viel besseren) Abrüstung. Man muss sich irgendwann die Frage stellen, ob es wirklich etwas bringt, einen nationalen Alleingang gegen jede Art von Atomtechnologie zu wagen. Mir wäre eine Welt ohne Atombomben auch sehr viel lieber, als dieses wiederaufgenommene Wettrüsten. Aber wie gesagt, wenn (fast) alle das machen, dann bin ich mir nicht ganz sicher, ob man sich da komplett raushalten sollte. Im Augenblick ist Deutschland ja in gewisser Hinsicht "Atommacht". Wir haben in unserem Land mehrere amerikanische Sprengköpfe, von denen jeder einzelne weitaus mehr Zerstörungspotential als Hiroshima hat. Sollten wir uns diesen entledigen, so würden wir unser Mitspracherecht im "Club der Atommächte" verlieren und können notfalls nicht mitreden.
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Balduin
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Interessantes Thema, das bei der derzeitigen Situation unserer Welt einer erneuten Vertiefung bedarf. Ich führe mal folgenden Blog-Beitrag an, der im Staatsblog auf GW publiziert wurde: http://geschichte-wissen.de/blogs/gw/st ... geben.html
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
ehemaliger Autor K.

[Mod.:]
:arrow: Nachfolgende Beiträge wurden aus dem Pfad "Tschechische Republik und Slowakei feiern Trennung" hierher verschoben.
[Mod. aus]

Das Phänomen der Globalisierung ist ja, das trotz zunehmender wirtschaftlicher Verflechtung dies nicht korrespondiert mit politischer Einheit, sondern im Gegenteil, die politischen Einheiten werden immer kleiner. Gab es um 1900 noch ungefähr 60 Staaten, so sind es heute etwa 200 Staaten, Tendenz eher steigend, alle Großreiche haben sich aufgelöst (Balkanisierung). Das Problem besteht darin, das in einem Land die Auswirkungen der Globalisierung sehr ungleichmäßig verlaufen. Einige Gebiete und einige Volksgruppen profitieren mehr davon als andere. Reiche Regionen empfinden die ärmeren als Ballast und wollen sich von ihnen trennen (wie damals Kroatien und Slowenien) oder die ärmeren Gebiete glauben, sie werden von den reicheren ausgebeutet und wollen sich deshalb ablösen. (wie in der Slowakei).

Die EU hat es ja noch nicht bis zu einem Staat geschafft. Es ist auch nicht anzunehmen, dass dies in nächster Zeit passiert, zu ungleichmäßig entwickelt sind die verschiedenen Länder.

Nach dem ersten Weltkrieg empfahl man den gerade unabhängig gewordenen Balkan Staaten sich wieder zusammenzuschließen nach dem Vorbild der Schweiz. Dazu ist es nicht gekommen, aber als Vorschlag ist dies für viele junge Staaten durchaus zu empfehlen, aber fast überall ist dies wieder gescheitert (z.B. die Vereinigte Arabische Republik (Ägypten und Syrien) oder die Westindische Föderation (Trinidad, Jamaica, Barbados und diverse andere Inseln).
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