Die achtziger Jahre

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Re: Die achtziger Jahre

von Wallenstein » 20.12.2015, 11:47

Vor einigen Jahren las ich einen Artikel über die Tertiärisierung in der amerikanischen Gesellschaft. Der Lebensstandard ist seitdem zwar nicht gesunken, es ist aber schwieriger, ihn zu halten.

Konnte früher ein Stahlarbeiter von seinem Gehalt eine Familie allein ernähren, ist dies nun nicht mehr möglich, denn in den neuen Dienstleistungsjobs verdient er im Durchschnitt nur 60% von seinem früheren Lohn. Die volle Berufstätigkeit seiner Frau wird nun unumgänglich. Auch haben viele Arbeitnehmer jetzt oftmals zwei oder mehr Jobs. Alles zusammen, das Gehalt von Mann und Frau und die Zweitjobs ergeben vielleicht in der Summe mehr Geld als vorher, so dass der Lebensstandard sogar gestiegen ist, aber man muss viel mehr dafür tun als früher. Die Menschen arbeiten jetzt rein quantitativ zum Teil erheblich mehr Stunden als früher.

Re: Die achtziger Jahre

von Spartaner » 19.12.2015, 22:31

james hat geschrieben: Dann gibt es keine Wirtschaft. Deutschland erfindet nichts auf dem es führend ist und wenn dann tritt sie das an die Amis ab.
Nicht an allem ist der Ami interessiert.
james hat geschrieben: Andererseits wird alles vernichtet, was ein Rettungsnetz sein könnte. Das halte ich für einen großen Fehler.
.
Anfang 1980iger Jahre experimentierten findige Bauern mit Gülle und wollten daraus Energie erzeugen. Keiner dachte damals daran, dass man mit dieser Furz-Idee Millionen verdienen konnte. 2014 erwirtschaftete die BIogas- Ernergiebranche 7,4 Milliarde Euro.
Ruaidhri hat geschrieben: Keine Erfindungen mehr? Doch, gibt es, die gehen allerdings an der breiten Öffentlichkeit vorbei.
Innovationen betreffend, sind es nicht unbedingt die bekannten Riesen, sondern mittelständische (Familien) Unternehmen, die hoch spezialiert mit hoch qualifizierten Mitarbeitern durchaus auf dem Weltmarkt bestehen können und sogar eigene Fertigung haben.
.........................
Es ist oft der Mittelstand, der mit Ideen, Können, Weitblick für in die Zukunft, know-how und auch Fertigung den Wirtschaftsstandort Deutschland einigermaßen am Leben halten.
Das ist richtig. Die Erfindungen hören nicht auf und einige zeigen durchaus auch Lösungen auf eine große Energiekrise zukunftsweise zu meistern.
Findige Abiturienten aus Jena entwickelten beispielsweise eine Biogasanlage für kleine Haushalte -anwendbar in Dorfgegenden. Mit 1,8 Kilogramm Biomasse täglich kann man so rund fünf Kilowattstunden Strom und Wärme täglich erzeugen. In Entwicklungsländern Afrikas kommen diese kleinen Biogasanlagen schon jetzt zum Einsatz und helfen dort der armen Landbevölkerung täglich ein wenig Strom zu erzeugen und ihren Lebensstandart zu verbessern.
http://www.energieverbraucher.de/de/biogas__1090/
Das soll nur ein kleines Beispiel von vielen Erfindungen sein, die an der breiten Masse der Bevölkerung vorbeigeht und nicht oder kaum zur Kenntnis genommen wird.

Re: Die achtziger Jahre

von Ruaidhri » 19.12.2015, 14:25

Aus der Produktion heraus hat sich in den vergangenen Jahrzehnten eine Tertiärisierung des sekundären Sektors ergeben: Management und Organisation, Rechnungswesen, Datenverarbeitung, Forschung und Entwicklung, Transport und Nachrichtenübermittlung, Marktforschung und Werbung. Diese Arbeiten werden heute zumeist von externen Firmen übernommen. Die eigentliche Produktion ist weitgehend automatisiert oder ins Ausland verlagert worden.
Lässt sich gut an einer einstigen Weltfirma des Maschinenbaus, in Lübeck ansässig, verfolgen.
Schiffbau, Bordkranbau, Braunkohlenbagger, Schwimmbagger- alles wurde in Lübeck entwickelt und produziert.
Die Werft wurde 1987 geschlossen- der Anfang vom Ende eines Industriebetriebs, der in besten Zeiten zwischen 3000 und 4000 Arbeitsplätze hatte.
Geblieben sind FE und Konstruktion, teilweise der Service. Nach Splittung in unterschiedliche Firmen, die wieder in andere (ausländische) Gesellschaften eingegliedert wurden, sind nur noch wenige hochqalifizierte Arbeitsplätze im Engineering übrig.
Keine Erfindungen mehr? Doch, gibt es, die gehen allerdings an der breiten Öffentlichkeit vorbei.
Innovationen betreffend, sind es nicht unbedingt die bekannten Riesen, sondern mittelständische (Familien) Unternehmen, die hoch spezialiert mit hoch qualifizierten Mitarbeitern durchaus auf dem Weltmarkt bestehen können und sogar eigene Fertigung haben.
Einige davon, z.T. Weltmarktführer, habe ich in der näheren Umgebung.
Fusionen mit Riesen, wie sie in den 80er Jahren einsetzten, sind oft ungesund, outssourcen und dann abwickeln war/ ist oft die Folge.
Manchmal war man führend in know- how- und blieb es nicht.
Die ersten schnurlos- Telefone sah ich 1981 in Kiel, Firma Hagenuk und dann das erste Mobiltelefon. Und daraus wurde dann nicht der große Markt.
Mir sind allerdings auch Beispiele bekannt, wo US-Firmen am deutschen Produktions- Standort und dem sonstigen Firmengefüge festhielten, Made in Germany in Branchen, wo hohe Qualität gefördert ist, zahlt sich gelegentlich doch aus.
Es ist oft der Mittelstand, der mit Ideen, Können, Weitblick für in die Zukunft, know-how und auch Fertigung den Wirtschaftsstandort Deutschland einigermaßen am Leben halten. Mit allen Risiken des freien Unternehmertums und der Bereitschaft zu Arbeitszeiten, die jenseits jeglicher gewerkschaftlicher Vorstellungen liegen.
Sicherlich ist vieles in der Produktion automatisiert, und wenn es der menschlichen Arbeitskraft bedarf, dann muss handwerkliches Können und Wissen mit weiterem know-how, gute Englischkenntnissen inbegriffen.
Nietenklopper und Schauerleute im Hamburger Hafen werden nicht mehr gebraucht.

Re: Die achtziger Jahre

von Wallenstein » 18.12.2015, 13:04


james
Dienstleistung ist zwingend vom Handel abhängig, da verdient man schnell und viel.
Handel ist Dienstleistung. Zum Dienstleistungsbereich bzw. tertiären Sektor gehören:
Handel, Verkehr, Banken, Versicherungen, Kommunikation, Verwaltung, Bildung, Wissenschaft, Beratung, Sozial- und Gesundheitswesen, IT, Software, Tourismus, Gastronomie usw.)

Aus der Produktion heraus hat sich in den vergangenen Jahrzehnten eine Tertiärisierung des sekundären Sektors ergeben: Management und Organisation, Rechnungswesen, Datenverarbeitung, Forschung und Entwicklung, Transport und Nachrichtenübermittlung, Marktforschung und Werbung. Diese Arbeiten werden heute zumeist von externen Firmen übernommen. Die eigentliche Produktion ist weitgehend automatisiert oder ins Ausland verlagert worden.

Die Ökonomen Scharpf und Gershuny unterscheiden zwischen produktionsbezogenen Diensten, die zur Planung und Durchführung der Güterproduktion und zur Verteilung der Güter notwendig sind und verbraucherbezogenen Diensten, die unmittelbar vom Endverbraucher in Anspruch genommen werden, wie Bildung, Information, Unterhaltung, Gesundheitsversorgung, Beherbergung, Beratung usw.

Re: Die achtziger Jahre

von Ruaidhri » 18.12.2015, 10:54

Deutschland erfindet nichts auf dem es führend ist und wenn dann tritt sie das an die Amis ab.
Das ist erstens nicht so ganz richtig, ein Hindernis für kreative Köpfe ist aber auch die deutsche Bedenkenträgerei allüberall, wenn es um neue Technologien geht. Die Forschung ist weitgehend industrieabhängig, bis in die Unis hinein, ohne Sponsoren geht fast gar nichts. Und Wissenschaft, Elite überhaupt, wird in diesem Land immer noch mit Ablehnung betrachtet. Ein Trend, der in den späten Achtzigern einsetzte: Das Augenmerk richtet sich fast nur noch darauf, die Schwachen mitzunehmen, die klugen Köpfe bleiben auf der Strecke- schom ersten Schuljahr an. Die sehr einseitige Interpretation der unsäglichen Pisa- Tests und die daraus gezogenen Konsequenzen haben erste Ursprünge in den 80er Jahren. Dass zukünfige Spitzenkräfte, Forschung und Lehre der Förderung bedürfen, die Erkenntnis kam viel zu spät.
Genauso verpennt wurde im Großen und Ganzen schon an den Schulen die neue Welt der Computer, und das lag wahrlich nicht allein an den Lehrern, von denen viele ihre privaten Rechner einsetzten, sondern am Geldhahn- und dem anfänglichen Unwillen der Eltern.

In der Windenergie - Technlogie war und ist Deutschland eine führende Nation, just in den 80er Jahren begann man, sich der Technologie zu widmen.
Ähnlich in der Automobil-Industrie- ich fuhr schon bleifrei VW, später Renault- und musste in den Nachbarländern sehr nach bleifrei-Sprit suchen. Man hat sich zu sehr auf den Erfolgen ausgeruht, und das ist richtig- Innovationen schlicht vernachlässigt.
Im Maschinen- und Anlagenbau wieder ist deutsche Ingenieurskunst immer noch gefragt, auch, wenn die Firmen von ausländischen Unternehmen aufgekauft wurden. Sie haben überlebt, mit reiner Dienstleistung, produziert und gefertig wird größtenteils woanders.
Das begann allerdings verschärft erst in den neunziger Jahren.
Das Rad lässt sich nicht zurückdrehen, es wird keine großen Industriebetriebe mit Tausenden von Beschäftigten mehr geben.
Über Musikgeschmack muss man nicht streiten, obwohl inzwischen ein gesellschaftlich relevantes Thema und ( immer schon) Ausdruck des Zeitgeistes.
Wobei mir doch gerade einfällt:
Die Idee und Durchführung des Schleswig-Holstein-Musik-Festivals fällt in die achtziger Jahre. Gehört zum Besten, was das Jahrzehnt brachte.
Fiel mir beim Frühstück ein: Im Sport gab es einen neuen Focus: Dank Boris Becker, Michael Stich, Steffi Graf und anderen guten Tennisspielern gab es einen Boom in den Tennisclubs und viele hingen vor der Glotze bei Grand-Slam Turnieren, bis die Augen viereckig waren. :mrgreen:

Re: Die achtziger Jahre

von james » 18.12.2015, 01:42

Ich sehe das mit dem Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft sehe ich extrem kritisch.
Was passiert wenn niemand die Dienste bezahlt? Dann gibt es keine Wirtschaft. Deutschland erfindet nichts auf dem es führend ist und wenn dann tritt sie das an die Amis ab.
Das Umweltauto wäre eine gute Sache gewesen oder die Windtechnologie, aber heute sind alle Anderen schon weiter, während sie die Abgaswerte manipulieren. Dasselbe beim Stromverbrauch von Geräten und vielem anderen mehr. Dienstleistung ist zwingend vom Handel abhängig, da verdient man schnell und viel. Andererseits wird alles vernichtet, was ein Rettungsnetz sein könnte. Das halte ich für einen großen Fehler.
Aber die Musik der 80iger war gut und in den letzten Jahren wurde die dt. Musik auch wieder besser.

Re: Die achtziger Jahre

von Wallenstein » 17.12.2015, 13:33

Barbarossa hat geschrieben:Da gab es mehrere brenzlige Situationen. Bei der Kuba-Krise war es sogar schon mehr als "kurz davor". Wie ich gehört habe, wurde der russische U-Bootkapitän auch dafür bestraft, dass er nicht auf den Kopf gedrückt hat. Das war ein wahrer Held.

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Der Mann hieß Stanislaw Petrow. Er wurde nicht bestraft, der Vorgesetzte tadelte ihn lediglich dafür, dass er kein Protokoll geschrieben hatte. Ihm wurde allerdings eine Belohnung versprochen. Ein Jahr später erhielt er dann eine Auszeichnung, allerdings für eine andere Tat.

2012 bekam er den Deutschen Medien Preis.

ww.welt.de/kultur/history/article13888816/Wie-Offizier-Petrow-den-III-Weltkrieg-verhinderte.html

Re: Die achtziger Jahre

von Barbarossa » 17.12.2015, 11:40

Da gab es mehrere brenzlige Situationen. Bei der Kuba-Krise war es sogar schon mehr als "kurz davor". Wie ich gehört habe, wurde der russische U-Bootkapitän auch dafür bestraft, dass er nicht auf den Kopf gedrückt hat. Das war ein wahrer Held.

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Re: Die achtziger Jahre

von Ruaidhri » 17.12.2015, 11:09

Es geht hier nicht um Atomkraft allgemein, das war bereits in den siebziger Jahren das große Thema, sondern um die Kriegsgefahr. Das muss man analytisch trennen
Analytische Trennung ist gewiss richtig, doch bei vielen, die weniger zur Analyse neigten, vermengten sich die beiden Aspekte,bzw. steigerte sich die Angst vor Atomenergie und Krieg immens.
1983 sollen wir ja knapp an einem 3.Weltkrieg vorgeschrammt sein.

Re: Die achtziger Jahre

von Wallenstein » 17.12.2015, 09:54

Tschernobyl war 1986. Ich beziehe mich jetzt aber auf die Lieder, die sich mit der Gefahr eines neuen Weltkrieges beschäftigten, ein Thema, welches sehr aktuell wurde durch die Nachrüstung und diese Songs wurden schon vor dem Supergau komponiert. Es geht hier nicht um Atomkraft allgemein, das war bereits in den siebziger Jahren das große Thema, sondern um die Kriegsgefahr. Das muss man analytisch trennen

Re: Die achtziger Jahre

von Renegat » 16.12.2015, 22:14

Es war nicht nur die Angst vor der Bombe und dem Atomkrieg, die die 80er prägte, sondern vor allem die Angst vor der Atomkraft allgemein - der Supergau von Tschernobyl war auch in den 80ern.

Re: Die achtziger Jahre

von Wallenstein » 16.12.2015, 15:00

Anfang der achtziger Jahre erlebte die deutsche Musik mit der Neuen Deutschen Welle einen sensationellen Neuanfang, löste sich vom traditionellen Schlager und konnte mit einigen Interpreten sogar die internationalen Charts erstürmen.

Den Anfang machte die Gruppe „Ideal“ mit Annette Humpe. Ihre Songs „Eiszeit“, „Wir stehen auf Berlin“; „Blaue Augen" und „Sex in der Wüste“ zeigten zunächst einen neuen Menschentyp an, der scheinbar den Zeitgeist verkörperte, kühl, emotionslos, narzisstisch, selbstverliebt.

Die Gruppe Trio kreierte einen neuen Stil: Texte, völlig minimalistisch und vollkommen sinnlos:
„Da da da ich lieb dich nicht du liebst mich nicht aha aha aha“ oder „Turaluraluralu – Ich mach BuBu was machst du“. Viele schüttelten darüber nur den Kopf, aber es wurde zu einem ganz großen Erfolg.

Dann entstanden immer neue Hits, frisch, fröhlich und witzig. Markus „Ich will Spaß“, Nena „99 Luftballons“, Falco „Der Kommissar“, Fräulein Menke „Hohe Berge“, Peter Schilling „Major Tom“, Hubert Kah „Sternenhimmel“, Extrabreit „Hurra Hurra, die Schule brennt“, um nur einmal einige wenige zu nennen. Nena, Falco und Peter Schilling feierten sogar internationale Erfolge. Mitte der achtziger war aber dann diese Episode zu Ende und nur wenige Interpreten überlebten.

Der neu entbrannte kalte Krieg spiegelte sich auch in der Musik wieder. Bei Nena verursachen die 99 Luftballons einen Atomkrieg, Geier Sturzflug singt: „Besuchen sie Europa, solange es noch steht“.

Die spanische Gruppe Righeira hatte 1983 einen großen Hit mit dem Song „vamos a la playa“ (Wir gehen an den Strand). Scheinbar ein belangloser, netter Urlaubssong, doch wer die spanische Sprache beherrscht, weiß es besser: „Wir gehen an den Strand, die Bombe ist explodiert, die radioaktiven Strahlen rösten uns.“

Und die Gruppe Alphaville fragt in ihrem Hit: Forever young:
“Let's dance in style, let's dance for a while,
Heaven can wait we're only watching the skies.
Hoping for the best, but expecting the worst,
Are you gonna drop the bomb or not?”

Eine herrliche Satire auf den kalten Krieg bringt die Band “Frankie goes to Hollywood” mit dem Hit: „When two tribes go to war”. In dem Videoclip prügeln sich zwei fette Männer im Schlamm, die die USA und die UDSSR verkörpern sollen.

Re: Die achtziger Jahre

von Ruaidhri » 16.12.2015, 11:45

In den achtziger Jahren machten wir mit Hilfe des Privatfernsehens Bekanntschaft mit amerikanischen Endlosserien, die bei dem deutschen Publikum erstaunlich gut ankamen, da sie anscheinend den Zeitgeist trafen. „Dallas“ und später der „Denver-Clan“ sollte die Zuschauer in die Welt der ganz reichen Ölmilliardäre entführen und uns die Sorgen und Probleme der Oberschicht vor Augen führen.
Dalas und Denver liefen im öffentlich- rechtlichen Fernsehen, bevor die Privatsender auf Sendung gingen. Dallas war bei uns Studenten Kult- alle in der Examensphase, war der Dallas-Dienstagabend als Sauna-Abend mit anschließendem Glotzen fest gebucht- und immer sehr heiter.
Stimmt, die Ewings gehörten zur Familie.
Diese beiden Bewegungen habe ich hier nicht aufgeführt, wahrscheinlich weil ich zu ihnen ein gespaltenes Verhältnis hatte und mich persönlich kaum daran beteiligte. Die Anti-AKW Bewegung hielt ich für Maschinenstürmerei und von der Nachrüstung war mir nicht ganz klar, inwiefern sie vielleicht doch nicht ganz unberechtigt war.
Man musste nicht mit den Bewegungen sympathisieren, Dauerthema waren sie dennoch, so manche Mensa-Diskusssion ging dann im HiWi- Zimmer weiter.
PC: Ich hatte schon den unendlichen Luxus, dass ein Referendar-Kollege mir die Lehrprobenentwürfe auf dem PC schrieb- ersparte mir die Quälerei der Reiseschreibmaschine und des Tipp-Ex- Massenverbrauchs. :mrgreen:
Interessant war noch die Hausbesetzerszene Anfang des Jahrzehnts. Deren Anliegen fand ich durchaus berechtigt, die Personen, die sich daran beteiligten, gefielen mir aber nicht. Ich lernte einige von der Hafenstraße kennen und die waren mir nicht sympathisch, Leute mit ziemlich wirren Ideen im Kopf.
Die Hausbesetzer-Ära zog sich bis in die 90er Jahre. Sicherlich waren die Anliegen berechtigt, aber die Beteiligten, da gebe ich Dir Recht, waren etwas seltsam im Kopf- oder Leute wie Du und ich zu spießig. :angel:
Mobilfunk kam eigentlich so wirklich erst in den Neunzigern auf.
Eigentlich bräuchte ich bis heute nicht mehr als mein 19,95 € Ding mit Prepaid- Karte. :mrgreen:
Barbarossa hat geschrieben:Aber was genau ist eigentlich unter einer antibürgerlichen Kultur zu verstehen?
Du beziehst Dich auf diese Sätze, in denen Wallenstein die Thesen Bells nennt:
Wallenstein hat geschrieben: Der Soziologe Daniel Bell sprach bereits 1973 von der Entstehung einer postindustriellen Gesellschaft, die gekennzeichnet ist durch drei Merkmale: den Übergang zu einer Informations- und Wissen Gesellschaft, Ablösung alter Wirtschaftseliten durch neue Wissensbürokratien und dem Aufkommen einer antibürgerlichen Kultur.
Gewohnte Lebensbilder- Arbeit-Beruf-Familie-Mutter-Vater-Kinder und Mutter zu Hause begannen sich aufzulösen. Althergebrachtes Denken schwand dahin- und sei es, dass die Eltern sich daran gewöhnen mussten, dass ihre Töchter in gemischten WG lebten, andere Ziele als möglichst schnell Mann, Kinder, Familie kannten, wechselnde Partnerschaften- die gelebte Befreiung seit den 70ern, was die althergebrachten Geschlechterrollen und Lebensplanungen betraf.
Was vorher begonnen hatte, verfestigte sich nun, und vielleicht, ohne nun Alice Schwarzer und Co wirklich gebraucht und groß zur Kenntnis genommen zu haben, waren die 80er auch durch eine andere Wahrnehumg und Selbstwahrnehmung des weiblichen Geschlechts geprägt. Frau wurde selbstständiger, unabhängiger.
Dazu hat u.a. nach Annemarie Renger nicht zuletzt Rita Süßmuth beigetragen, die die konservative, männerdominierte CDU aufweichte und Weichen stellte.
Die Gesellschaft wurde bunter, offener, ließ sehr unterschiedliche Lebensentwürfe zu statt in im Einheitsbrei des "man muss" zu ersticken.

Re: Die achtziger Jahre

von Barbarossa » 16.12.2015, 11:16

Interessante Ausführungen, Wallenstein.
Aber was genau ist eigentlich unter einer antibürgerlichen Kultur zu verstehen?

Re: Die achtziger Jahre

von Wallenstein » 15.12.2015, 17:27

In den achtziger Jahren machten wir mit Hilfe des Privatfernsehens Bekanntschaft mit amerikanischen Endlosserien, die bei dem deutschen Publikum erstaunlich gut ankamen, da sie anscheinend den Zeitgeist trafen. „Dallas“ und später der „Denver-Clan“ sollte die Zuschauer in die Welt der ganz reichen Ölmilliardäre entführen und uns die Sorgen und Probleme der Oberschicht vor Augen führen. Ich sah mir die Serien zwar nicht an, aber zu meiner Überraschung bekam ich bald mit, das ein großer Teil der Deutschen sehr genau die Vita der Familie Ewing mit ihrem Oberschurken J.R. kannte und über intime Kenntnisse verfügte.

Al Bundy und seine „schreckliche nette Familie“ war zwar an Dämlichkeit kaum zu überbieten, aber vielleicht gerade deshalb manchmal lustig. David Hasselhoff befreite als „Knight Rider“ mit seinem futuristischen Auto K.I.T.T. die Welt von den Bösewichten und ganz cool waren die beiden Supercops in Miami Vice. Sonny Crockett läuft in Markenklamotten am Ocean Drive entlang, dazu die eingängige Musik, lange Einstellungen von Gesichtern; pastellfarbene Beleuchtung und Kulissen oder auch mit kaltem Neonlicht grell ausgeleuchtete Szenen, ein starker Einfluss von Neo-noir, Licht-Schatten und Hell-Dunkel Effekte.
Da kam die deutsche Lindenstraße doch ziemlich hausbacken daher.

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