von tvinnefossen » 07.08.2020, 15:51
Feldwebel57 hat geschrieben:Könnte es sein , daß letztgenannte Namen slawischen Ursprungs waren ?
Definitiv waren und sind sie das. Die Gebiete östlich der Elbe-Saale-Linie sind allesamt slawisch geprägt und werden auch als Germania Slavica zusammengefaßt. Im Gegensatz zum römisch Geprägten Germania Romanum westlich dieser Linie. Kurzer Abriß: Zwischen dem 3. und 4. Jh. verließen nicht staatenbildende Germanische Stämme das Gebiet östlich dieser Linie und ließen es fast siedlungsfrei zurück. Anschließend stießen ebenfalls nicht staatenbildende slawische Stämme in die Region vor und siedelten sich hier an. Einige Germanen dürften aber dort geblieben und in Kontakt mit den neuen Siedlern gekommen sein, denn so wird erklärt, warum die Fluß- und Gewässernamen in der Regel ihre Namen mit germanischen Wurzeln beibehielten. Die meisten Ortsnamen des historischen Brandenburgs östlich der Elbe sind in der Tat aber slawischen Ursprungs. Interessanter Fakt am Rande; fast alle Orte älteren Datums in Brandenburg und McPom, die ein "Alt" oder ein "Klein" im Namen tragen sind slawischen Ursprungs. "Alt" weil sie schon vorher da waren, "Neu" war dann die jüngere sächsische (später genannt "deutsche") Gründung. Bei "Klein" handelt es sich wohl um einen schönen Übersetzungsfehler. Die Slawen wurden seinerzeit allesamt auch als "Wenden" bezeichnet, nur daß es damals nicht "Wenden" hieß sondern "Wenigen". Als die Ortsnamen dann ins Lateinische Übersetzt wurde, geschah der Fehler. Statt ein lateinisches Wort für Wenden/Slawen zu benutzen, benutzt man "Minor" für wenig/klein. Bei der Rückübersetzung, wurde dieser "False Friend" nicht korrigiert. In Thüringen gibt es noch Orte die mit "Wenigen..." beginnen, in Brandenburg auch noch den einen oder anderen Ort mit "Wendisch..." die meisten anderen aber haben ein "Klein..." vorangestellt. Wie immer bestätigen Außnahmen auch diese Regel.
Ein wenig mehr zum Thema Slawen und Sachsen/Deutsche und dem - wie ich finde - bis heute falschen Selbstverständnis von uns Brandenburgern habe ich mal hier zusammengetragen:
http://wir-brandenburger.eu/?p=1742
Feldwebel57 hat geschrieben:War das heutige Brandenburg eigentlich früher Preußen ?
Ja und nein!
Würde das heutige Sachsen seinerzeit nach den gleichen Grundsätzen benannt worden sein wie das heutige Brandenburg, würden wir heute wahrscheinlich/vielleicht (es gibt auch andere Möglichkeiten, die nicht "Sachsen" heißen) von einem Land Meißenburg oder nur Land Meißen sprechen. Was seinerzeit dazu führte, daß Sachsen heute Sachsen heißt, ist so ähnlich wie das, was etliche Jahrhunderte später dazu führte, daß man nicht Brandenburg, sondern "Preußen" als europäische Großmacht kennt. Nachdem die Herzogenwürde des alten Stammesherzogtums Sachsen zunächst an die Askanier und später an die Wettiner (Markgrafen von Meißen) übertragen wurde, setzte sich für die Mark Meißen nach und nach die Bezeichnung "Sachsen" durch, "herzoglich-sächsisch" klang einfach besser als "markgräflich-meißn(er)isch". Der Begriff verschob sich quasi geografisch nach Südosten.
So ähnlich war es auch mit dem Begriff "Preußen". Ursprünglich im späteren Ostpreußen "heimisch" wanderte er, nachdem es eine Weile so etwas wie ein "Brandenburg-Preußen" gab, beginnend mit der Selbstkrönung des Brandenburger Markgrafen Friedrich III. zum König in (!) Preußen Friedrich I. in Richtung Westen. Aus "kurfürstlich-brandenburgisch" wurde alles alsbald "königlich-preußisch". Es dauerte aber wohl noch bis deutlich in die zweite Hälfte des 18. Jh. bis sich auch der letzte Brandenburger als "Preuße" verstand und selbst auch so bezeichnete. Streng genommen war Brandenburg damals eben nicht "Preußen" und selbst Friedrich der Große regierte in Brandenburg eigentlich nur als Markgraf/Kurfürst. König war Fredericus Rex nur für Preußen und das lag außerhalb des Heiligen Römischen Reiches (HRR). Mit dem Ende des HRR änderte sich die Sachlage und der ohnehin schon auch für Brandenburg verwendete Begriff "Preußen" war nun wohl auch formal korrekt. Zumal sich die "eingetretenen"
Gebiete am Rhein, aus Sachsen etc.pp ja eh zu neuen Landesteilen "Provinzen" formten. Brandenburg war nun eine Provinz des Königreichs Preußen.
Deshalb also ja und nein. Erst nein, später ja.
Persönlich bin ich auch der Meinung, daß man Preußen ganz grundsätzlich in zwei sich fast schon widersprechende Abschnitte gliedern kann. In das Preußen Brandenburger Prägung; das ist das was ich mag und in das darauf folgende Preußen deutscher/deutschnationaler Prägung, das mag ich nicht und das ist auch das, was die Bayern (zu Recht) nicht mögen ;-)
Feldwebel57 hat geschrieben:Da hätte man ja ein Bundesland ( damals Gau ? ) umbenannt.
Brandenburg war nie eigenständiger, föderaler Bestandteil des Deutschen Reiches von 1871, sondern lediglich Provinz/Landesteil im Königreich/Freistaat Preußen. Eine Auflösung Preußens wurde 1947 aber aus mehreren Gründen nötig. Nachdem mit der Gleichschaltung der Länder durch die Nazis ohnehin der Rest vorhandener lokaler Identitäten im Keim erdrückt werden sollte, erstreckte sich der auch nach dem Krieg de jure immer noch existente Freistaat Preußen über alle vier Besatzungszonen und umfaßte sämtliche abzutrennende Ostgebiete. Von West nach Ost beispielhaft: z.B. die Rheinprovinz, aus ihr entwickelte sich leider kein Bundesland Rheinland sondern es wurde, sicherlich auch durch Besatzungsgrenzen bedingt (britisch/französisch) zu einem Teil Nordrhein-Westfalens und Rheinland-Pfalz´. Das Land Hannover wurde durch die Briten trotz juristischer Existenz des Freistaats Preußen schon 1946 gegründet und ging später in Niedersachsen auf. Pommern, Westpreußen, Ostpreußen, (Nieder-/Ober-)Schlesien waren allesamt Provinzen Preußens. Die juristische Existenz des Freistaates als Gebietskörperschaft hätte nicht nur die Abtrennung der Ostgebiete erschwert sondern eben auch die Gründung fast aller Bundesländer. Es gab also quer durch ganz Deutschland Umbenennungen und Änderungen von Zuschnitten sämtlicher Gebietskörperschaften. Viel einfacher möglich wurde das alles - nach meinem Dafürhalten - durch die Auflösung der juristischen Person und Gebietskörperschaft namens "Preußen". Persönlich halte ich den in der Präambel zur Auflösung festgehaltenen Militarismusvorwurf gegenüber Preußen zwar für nicht haltbar, das war ein deutsches, kein preußisches Problem; aber komme unterm Strich zum Schluß, daß die Auflösung zum damaligen Zeitpunkt die einfachste und zielführendste Lösung eines juristischen Problems war.
Noch kurz zur "Umbenennung eines Landes":
Die meisten heutigen Bundesländer sind entweder aus einer preußischen Provinz oder anders bezeichneten oder zugeschnittenen Vorgängern entstanden, da lohnt es sich mal einen Blick drauf zu werfen....
[quote="Feldwebel57"]Könnte es sein , daß letztgenannte Namen slawischen Ursprungs waren ?[/quote]
Definitiv waren und sind sie das. Die Gebiete östlich der Elbe-Saale-Linie sind allesamt slawisch geprägt und werden auch als Germania Slavica zusammengefaßt. Im Gegensatz zum römisch Geprägten Germania Romanum westlich dieser Linie. Kurzer Abriß: Zwischen dem 3. und 4. Jh. verließen nicht staatenbildende Germanische Stämme das Gebiet östlich dieser Linie und ließen es fast siedlungsfrei zurück. Anschließend stießen ebenfalls nicht staatenbildende slawische Stämme in die Region vor und siedelten sich hier an. Einige Germanen dürften aber dort geblieben und in Kontakt mit den neuen Siedlern gekommen sein, denn so wird erklärt, warum die Fluß- und Gewässernamen in der Regel ihre Namen mit germanischen Wurzeln beibehielten. Die meisten Ortsnamen des historischen Brandenburgs östlich der Elbe sind in der Tat aber slawischen Ursprungs. Interessanter Fakt am Rande; fast alle Orte älteren Datums in Brandenburg und McPom, die ein "Alt" oder ein "Klein" im Namen tragen sind slawischen Ursprungs. "Alt" weil sie schon vorher da waren, "Neu" war dann die jüngere sächsische (später genannt "deutsche") Gründung. Bei "Klein" handelt es sich wohl um einen schönen Übersetzungsfehler. Die Slawen wurden seinerzeit allesamt auch als "Wenden" bezeichnet, nur daß es damals nicht "Wenden" hieß sondern "Wenigen". Als die Ortsnamen dann ins Lateinische Übersetzt wurde, geschah der Fehler. Statt ein lateinisches Wort für Wenden/Slawen zu benutzen, benutzt man "Minor" für wenig/klein. Bei der Rückübersetzung, wurde dieser "False Friend" nicht korrigiert. In Thüringen gibt es noch Orte die mit "Wenigen..." beginnen, in Brandenburg auch noch den einen oder anderen Ort mit "Wendisch..." die meisten anderen aber haben ein "Klein..." vorangestellt. Wie immer bestätigen Außnahmen auch diese Regel.
Ein wenig mehr zum Thema Slawen und Sachsen/Deutsche und dem - wie ich finde - bis heute falschen Selbstverständnis von uns Brandenburgern habe ich mal hier zusammengetragen:
http://wir-brandenburger.eu/?p=1742
[quote="Feldwebel57"]War das heutige Brandenburg eigentlich früher Preußen ?[/quote]
Ja und nein!
Würde das heutige Sachsen seinerzeit nach den gleichen Grundsätzen benannt worden sein wie das heutige Brandenburg, würden wir heute wahrscheinlich/vielleicht (es gibt auch andere Möglichkeiten, die nicht "Sachsen" heißen) von einem Land Meißenburg oder nur Land Meißen sprechen. Was seinerzeit dazu führte, daß Sachsen heute Sachsen heißt, ist so ähnlich wie das, was etliche Jahrhunderte später dazu führte, daß man nicht Brandenburg, sondern "Preußen" als europäische Großmacht kennt. Nachdem die Herzogenwürde des alten Stammesherzogtums Sachsen zunächst an die Askanier und später an die Wettiner (Markgrafen von Meißen) übertragen wurde, setzte sich für die Mark Meißen nach und nach die Bezeichnung "Sachsen" durch, "herzoglich-sächsisch" klang einfach besser als "markgräflich-meißn(er)isch". Der Begriff verschob sich quasi geografisch nach Südosten.
So ähnlich war es auch mit dem Begriff "Preußen". Ursprünglich im späteren Ostpreußen "heimisch" wanderte er, nachdem es eine Weile so etwas wie ein "Brandenburg-Preußen" gab, beginnend mit der Selbstkrönung des Brandenburger Markgrafen Friedrich III. zum König in (!) Preußen Friedrich I. in Richtung Westen. Aus "kurfürstlich-brandenburgisch" wurde alles alsbald "königlich-preußisch". Es dauerte aber wohl noch bis deutlich in die zweite Hälfte des 18. Jh. bis sich auch der letzte Brandenburger als "Preuße" verstand und selbst auch so bezeichnete. Streng genommen war Brandenburg damals eben nicht "Preußen" und selbst Friedrich der Große regierte in Brandenburg eigentlich nur als Markgraf/Kurfürst. König war Fredericus Rex nur für Preußen und das lag außerhalb des Heiligen Römischen Reiches (HRR). Mit dem Ende des HRR änderte sich die Sachlage und der ohnehin schon auch für Brandenburg verwendete Begriff "Preußen" war nun wohl auch formal korrekt. Zumal sich die "eingetretenen" :angel: Gebiete am Rhein, aus Sachsen etc.pp ja eh zu neuen Landesteilen "Provinzen" formten. Brandenburg war nun eine Provinz des Königreichs Preußen.
Deshalb also ja und nein. Erst nein, später ja.
Persönlich bin ich auch der Meinung, daß man Preußen ganz grundsätzlich in zwei sich fast schon widersprechende Abschnitte gliedern kann. In das Preußen Brandenburger Prägung; das ist das was ich mag und in das darauf folgende Preußen deutscher/deutschnationaler Prägung, das mag ich nicht und das ist auch das, was die Bayern (zu Recht) nicht mögen ;-)
[quote="Feldwebel57"]Da hätte man ja ein Bundesland ( damals Gau ? ) umbenannt.[/quote]
Brandenburg war nie eigenständiger, föderaler Bestandteil des Deutschen Reiches von 1871, sondern lediglich Provinz/Landesteil im Königreich/Freistaat Preußen. Eine Auflösung Preußens wurde 1947 aber aus mehreren Gründen nötig. Nachdem mit der Gleichschaltung der Länder durch die Nazis ohnehin der Rest vorhandener lokaler Identitäten im Keim erdrückt werden sollte, erstreckte sich der auch nach dem Krieg de jure immer noch existente Freistaat Preußen über alle vier Besatzungszonen und umfaßte sämtliche abzutrennende Ostgebiete. Von West nach Ost beispielhaft: z.B. die Rheinprovinz, aus ihr entwickelte sich leider kein Bundesland Rheinland sondern es wurde, sicherlich auch durch Besatzungsgrenzen bedingt (britisch/französisch) zu einem Teil Nordrhein-Westfalens und Rheinland-Pfalz´. Das Land Hannover wurde durch die Briten trotz juristischer Existenz des Freistaats Preußen schon 1946 gegründet und ging später in Niedersachsen auf. Pommern, Westpreußen, Ostpreußen, (Nieder-/Ober-)Schlesien waren allesamt Provinzen Preußens. Die juristische Existenz des Freistaates als Gebietskörperschaft hätte nicht nur die Abtrennung der Ostgebiete erschwert sondern eben auch die Gründung fast aller Bundesländer. Es gab also quer durch ganz Deutschland Umbenennungen und Änderungen von Zuschnitten sämtlicher Gebietskörperschaften. Viel einfacher möglich wurde das alles - nach meinem Dafürhalten - durch die Auflösung der juristischen Person und Gebietskörperschaft namens "Preußen". Persönlich halte ich den in der Präambel zur Auflösung festgehaltenen Militarismusvorwurf gegenüber Preußen zwar für nicht haltbar, das war ein deutsches, kein preußisches Problem; aber komme unterm Strich zum Schluß, daß die Auflösung zum damaligen Zeitpunkt die einfachste und zielführendste Lösung eines juristischen Problems war.
Noch kurz zur "Umbenennung eines Landes":
Die meisten heutigen Bundesländer sind entweder aus einer preußischen Provinz oder anders bezeichneten oder zugeschnittenen Vorgängern entstanden, da lohnt es sich mal einen Blick drauf zu werfen....