von Wallenstein » 24.02.2015, 13:32
Guten Tag. Hier wird auch über Religion debattiert, wie ich gesehen habe. Ich bin zwar kein Experte, aber ich versuche mich einmal. Vielleicht werden auch längere Beiträge gelesen. Wenn nicht, dann lassen wir es.
Erlösungsreligionen wie das Christentum oder der Islam stehen im Gegensatz zu Stammesreligionen allen Menschen offen durch Beitritt infolge von Missionierung. Wer eine Erlösungsreligion propagiert, konkurriert mit anderen. Es kann aber nur eine richtig sein, andere sind demzufolge falsch und müssen im Extremfall bekämpft und vernichtet werden.
Erlösungsreligionen vertreten einen Absolutheitsanspruch, nur ihre Wahrheit gilt. Mit ihren zahlreichen Verhaltensvorschriften und Riten wollen sie den Menschen vollständig kontrollieren und beherrschen. Sie sind totalitär, ähnlich wie später säkulare Ideologien wie z.B. der Kommunismus.
Auch Jesus hatte diesen Absolutheitsanspruch:
"Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich" (Joh. 14, 6).
„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“( Joh. 8,12)
Das Neue Testament ist voll davon. Doch der wahre Glauben erfordert Opfer, man muss Entbehrungen auf sich nehmen, viele Riten und Vorschriften einhalten. Gläubige erwarten dafür eine Belohnung. Ist diese auf Erden nicht zu bekommen, wartet sie auf einen nach dem Tod. Es lockt das Paradies, wie im Islam oder die Wiederauferstehung und das ewige Leben im Christentum. Gläubige empfinden es aber als ungerecht, wenn auch Nicht-Gläubige in den Genuss solcher Privilegien kommen sollten. Sie selber sind die Erwählten, was passiert aber mit dem Rest? Islam und Christentum wissen es: Auf diese wartet die Hölle.
Eine kleine Sekte wie die der Christen hatte es anfänglich sehr schwer, sich durchzusetzen. Die Apostel erlebten immer wieder bittere Enttäuschungen. Wenn sie in einer Stadt abgewiesen werden sollten, sagte Jesus: "Auch den Staub aus eurer Stadt, der sich an unsre Füße gehängt hat, schütteln wir ab auf euch. Doch sollt ihr wissen: „Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Ich sage euch: Es wird Sodom erträglicher ergehen an jenem Tage als dieser Stadt.“ (Lukas 10,11)
Natürlich ist es ärgerlich, wenn man abgewiesen wird. Das Jesus aus Wut aber wohl die komplette Vernichtung dieser Stadt wünscht, ist seltsam für einen Menschen, der Nächstenliebe propagiert.
Wer nicht glauben will, der muss bestraft werden, das sagt er immer wieder deutlich:
"Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden." (Markus 16,16)
„"Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt, und die das Gesetz Gottes nicht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein." Matthäus 13, 41-42
Drohungen und Verwünschungen gegen diejenigen, die ihm nicht zuhören wollen, durchziehen das gesamte Neue Testament. Nächstenliebe und Feindesliebe, gepaart mit diesen wilden Drohungen? Was ist das für eine gespaltene Persönlichkeit?
Neu ist das aber nicht. Liebe und Geborgenheit gibt es in solchen Gruppen immer nur für die eigenen Mitglieder, nicht aber für die, welche nicht dazugehören (oder nicht wollen, oder noch schlimmer, die Ketzer werden.)
Jesus war jüdischer Abstammung und wollte das Judentum reformieren. Folgende Erzählung bei Matthäus ist merkwürdig:
„ Und Jesus ging von dort weg und zog sich in die Gegenden von Tyrus und Sidon zurück; und siehe, eine kanaanäische Frau, die aus jenem Gebiet herkam, schrie und sprach: Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids! Meine Tochter ist schlimm besessen. Er aber antwortete ihr nicht ein Wort. Und seine Jünger traten hinzu und baten ihn und sprachen: Entlass sie, denn sie schreit hinter uns her. Er aber antwortete und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“ Matthäus 15, 21-24
Nach langem Bitten hilft er ihr dann doch. Warum verweigerte er ihr zunächst die Unterstützung? Interessierte er sich nicht für die Mitglieder anderer Völker? Dies Verhalten ist unerklärlich. Er fühlte sich anscheinend nicht als Erlöser der gesamten Menschheit, dies wurde wohl später in ihn hinein interpretiert, sondern nur als Erlöser der Juden. Ein seltsames Zwielicht fällt auf diesen Mann.
Wie alle Sektenführer verlangte er unbedingten Gehorsam von seinen Anhängern, auch wenn die sich deshalb von ihren Familien lossagen mussten.
"Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Die nächsten Verwandten werden einander zu Feinden werden. Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. Wer Sohn und Vater mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. Wer sein Leben festhalten will, wird es verlieren. Wer es aber um meinetwillen verliert, wird es gewinnen Matthäus, 34-39.“
Schlimmer kann man einen Herrschaftsanspruch über Menschen kaum noch begründen. Wer diesem Mann gehorcht und folgen will, muss alles aufgeben, auch seine Familie, obwohl diesem klar ist, dass er damit gewachsene Bindungen zerstört.
Jesus zeigt sich hier als klassischer Führer einer Sekte, der einen Absolutheitsanspruch vertritt. Einerseits fordert er abstrakte Nächstenliebe, konkret wünscht er aber die Hölle für diejenigen, die nicht an ihn glauben. Von seinen Jüngern erwartet er bedingungslose Hingabe.
„Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich". Matthäus 12,30. Deutlicher kann man es nicht ausdrücken.
Paulus machte später das Christentum zu einer Weltreligion, da er nicht nur Juden, sondern auch Heiden bekehren wollte. Auch seine Briefe an die verschiedenen Gemeinden sind voll von Drohungen mit der Hölle für die Menschen, die sich nicht bekehren lassen wollen. Und in der Apokalypse schließlich ist Christus kein Prediger mehr, sondern ein mächtiger Heerführer, der alle seine Gegner vernichtet und in den Höllenpfuhl wirft.
Solange die Christen eine verfolgte Minderheit im römischen Reich waren, beschränkten sie sich auf Drohungen und Verfluchungen der Heiden, mussten deren Bestrafung aber Gott überlassen, da sie es selbst nicht konnten. Das änderte sich erst, als das Christentum Staatsreligion im Reich wurde. Jetzt konnten sie die Heiden schon auf Erden vernichten. Sie zerstörten deren Tempel und es kam zu blutigen Verfolgungen. Die Kirche der Verfolgten wurde zur Kirche der Verfolger, aus Opfern wurden Täter.
Das ist ein Unterschied zum Islam. Mohammed kämpfte gegen eine schwache Oligarchie in Mekka und konnte schon zu Lebzeiten Ungläubige töten. Die Christen konnten das lange Zeit nicht, da der römische Staat sie daran hinderte. Erst als sie über die entsprechenden Machtmittel verfügten, begann der blutige Missionierungskrieg.
Das berüchtigte „cogite intrare" („zwingt sie, hereinzukommen)" Lukas 14,23. Am Gleichnis eines Hochzeitsmahles sagt Jesus, das man Gäste auch gegen ihren Willen zum Mahl zwingen sollte, wenn sie dies nicht freiwillig tun wollen. Man muss sie zu ihrem Glück zwingen. Vielleicht wird dieses Beispiel falsch interpretiert, doch man glaubte, dies sei eine Begründung für den gewaltsamen Kampf gegen Heiden.
Den Ungläubigen die Hölle und zwar schon auf Erden.
"Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel.“ (Matthäus 25,41)
Guten Tag. Hier wird auch über Religion debattiert, wie ich gesehen habe. Ich bin zwar kein Experte, aber ich versuche mich einmal. Vielleicht werden auch längere Beiträge gelesen. Wenn nicht, dann lassen wir es.
Erlösungsreligionen wie das Christentum oder der Islam stehen im Gegensatz zu Stammesreligionen allen Menschen offen durch Beitritt infolge von Missionierung. Wer eine Erlösungsreligion propagiert, konkurriert mit anderen. Es kann aber nur eine richtig sein, andere sind demzufolge falsch und müssen im Extremfall bekämpft und vernichtet werden.
Erlösungsreligionen vertreten einen Absolutheitsanspruch, nur ihre Wahrheit gilt. Mit ihren zahlreichen Verhaltensvorschriften und Riten wollen sie den Menschen vollständig kontrollieren und beherrschen. Sie sind totalitär, ähnlich wie später säkulare Ideologien wie z.B. der Kommunismus.
Auch Jesus hatte diesen Absolutheitsanspruch:
"I[i]ch bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich" (Joh. 14, 6).
„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“( Joh. 8,12)[/i]
Das Neue Testament ist voll davon. Doch der wahre Glauben erfordert Opfer, man muss Entbehrungen auf sich nehmen, viele Riten und Vorschriften einhalten. Gläubige erwarten dafür eine Belohnung. Ist diese auf Erden nicht zu bekommen, wartet sie auf einen nach dem Tod. Es lockt das Paradies, wie im Islam oder die Wiederauferstehung und das ewige Leben im Christentum. Gläubige empfinden es aber als ungerecht, wenn auch Nicht-Gläubige in den Genuss solcher Privilegien kommen sollten. Sie selber sind die Erwählten, was passiert aber mit dem Rest? Islam und Christentum wissen es: Auf diese wartet die Hölle.
Eine kleine Sekte wie die der Christen hatte es anfänglich sehr schwer, sich durchzusetzen. Die Apostel erlebten immer wieder bittere Enttäuschungen. Wenn sie in einer Stadt abgewiesen werden sollten, sagte Jesus: "[i]Auch den Staub aus eurer Stadt, der sich an unsre Füße gehängt hat, schütteln wir ab auf euch. Doch sollt ihr wissen: „Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Ich sage euch: Es wird Sodom erträglicher ergehen an jenem Tage als dieser Stadt.“ (Lukas 10,11[/i])
Natürlich ist es ärgerlich, wenn man abgewiesen wird. Das Jesus aus Wut aber wohl die komplette Vernichtung dieser Stadt wünscht, ist seltsam für einen Menschen, der Nächstenliebe propagiert.
Wer nicht glauben will, der muss bestraft werden, das sagt er immer wieder deutlich:
[i]"Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden." (Markus 16,16)
„"Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt, und die das Gesetz Gottes nicht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein." Matthäus 13, 41-42[/i]
Drohungen und Verwünschungen gegen diejenigen, die ihm nicht zuhören wollen, durchziehen das gesamte Neue Testament. Nächstenliebe und Feindesliebe, gepaart mit diesen wilden Drohungen? Was ist das für eine gespaltene Persönlichkeit?
Neu ist das aber nicht. Liebe und Geborgenheit gibt es in solchen Gruppen immer nur für die eigenen Mitglieder, nicht aber für die, welche nicht dazugehören (oder nicht wollen, oder noch schlimmer, die Ketzer werden.)
Jesus war jüdischer Abstammung und wollte das Judentum reformieren. Folgende Erzählung bei Matthäus ist merkwürdig:
[i]„ Und Jesus ging von dort weg und zog sich in die Gegenden von Tyrus und Sidon zurück; und siehe, eine kanaanäische Frau, die aus jenem Gebiet herkam, schrie und sprach: Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids! Meine Tochter ist schlimm besessen. Er aber antwortete ihr nicht ein Wort. Und seine Jünger traten hinzu und baten ihn und sprachen: Entlass sie, denn sie schreit hinter uns her. Er aber antwortete und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“ Matthäus 15, 21-24[/i]
Nach langem Bitten hilft er ihr dann doch. Warum verweigerte er ihr zunächst die Unterstützung? Interessierte er sich nicht für die Mitglieder anderer Völker? Dies Verhalten ist unerklärlich. Er fühlte sich anscheinend nicht als Erlöser der gesamten Menschheit, dies wurde wohl später in ihn hinein interpretiert, sondern nur als Erlöser der Juden. Ein seltsames Zwielicht fällt auf diesen Mann.
Wie alle Sektenführer verlangte er unbedingten Gehorsam von seinen Anhängern, auch wenn die sich deshalb von ihren Familien lossagen mussten.
[i]"Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Die nächsten Verwandten werden einander zu Feinden werden. Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. Wer Sohn und Vater mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. Wer sein Leben festhalten will, wird es verlieren. Wer es aber um meinetwillen verliert, wird es gewinnen Matthäus, 34-39.“[/i]
Schlimmer kann man einen Herrschaftsanspruch über Menschen kaum noch begründen. Wer diesem Mann gehorcht und folgen will, muss alles aufgeben, auch seine Familie, obwohl diesem klar ist, dass er damit gewachsene Bindungen zerstört.
Jesus zeigt sich hier als klassischer Führer einer Sekte, der einen Absolutheitsanspruch vertritt. Einerseits fordert er abstrakte Nächstenliebe, konkret wünscht er aber die Hölle für diejenigen, die nicht an ihn glauben. Von seinen Jüngern erwartet er bedingungslose Hingabe.
[i]„Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich". Matthäus 12,30[/i]. Deutlicher kann man es nicht ausdrücken.
Paulus machte später das Christentum zu einer Weltreligion, da er nicht nur Juden, sondern auch Heiden bekehren wollte. Auch seine Briefe an die verschiedenen Gemeinden sind voll von Drohungen mit der Hölle für die Menschen, die sich nicht bekehren lassen wollen. Und in der Apokalypse schließlich ist Christus kein Prediger mehr, sondern ein mächtiger Heerführer, der alle seine Gegner vernichtet und in den Höllenpfuhl wirft.
Solange die Christen eine verfolgte Minderheit im römischen Reich waren, beschränkten sie sich auf Drohungen und Verfluchungen der Heiden, mussten deren Bestrafung aber Gott überlassen, da sie es selbst nicht konnten. Das änderte sich erst, als das Christentum Staatsreligion im Reich wurde. Jetzt konnten sie die Heiden schon auf Erden vernichten. Sie zerstörten deren Tempel und es kam zu blutigen Verfolgungen. Die Kirche der Verfolgten wurde zur Kirche der Verfolger, aus Opfern wurden Täter.
Das ist ein Unterschied zum Islam. Mohammed kämpfte gegen eine schwache Oligarchie in Mekka und konnte schon zu Lebzeiten Ungläubige töten. Die Christen konnten das lange Zeit nicht, da der römische Staat sie daran hinderte. Erst als sie über die entsprechenden Machtmittel verfügten, begann der blutige Missionierungskrieg.
Das berüchtigte „cogite intrare" („zwingt sie, hereinzukommen)" Lukas 14,23. Am Gleichnis eines Hochzeitsmahles sagt Jesus, das man Gäste auch gegen ihren Willen zum Mahl zwingen sollte, wenn sie dies nicht freiwillig tun wollen. Man muss sie zu ihrem Glück zwingen. Vielleicht wird dieses Beispiel falsch interpretiert, doch man glaubte, dies sei eine Begründung für den gewaltsamen Kampf gegen Heiden.
Den Ungläubigen die Hölle und zwar schon auf Erden.
[i]"Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel.“ (Matthäus 25,41)
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