Leitkultur? Wertesysteme?

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Re: Leitkultur? Wertesysteme?

von Ruaidhri » 07.05.2017, 22:35

Barbarossa hat geschrieben:Menschen, die unsere Werte und Kultur grundlegend ablehnen, können wir hier nicht gebrauchen.
Das ist mir Freitagso ähnlich rausgerutscht- und sieh an, alle konnten das sowohl verbal als "politisch" verstehen, bis auf den einen, dem ich das ziemlich wütend an den Kopf warf.
Ich bin ja nun nicht so die erklärte Patriotin, aber wenn es sein muss, dann doch.
Integration ist ein langer Prozess, weil es so viel zu lernen und zu erfahren gibt. Wer sich jedoch offenkundig verweigert, hat kein Bleiberecht.
Man kann umgekehrt auch von den Zuwanderern lernen, nicht alles schlecht, was sie mitbringen, das passt dann aber auch ins Leben und in die Kultur,bzw. kann der unsrigen positive Impulse geben.
Sicher ist, dass es einfacher ist, wenn die Menschen Kontakt zu Deutschen haben.
Integration heißt nur eben nicht, die eigene Kultur komplett aufzugeben. Gilt für beide Seiten, den Damen Roth und Göring-Eckart trage ich als Nicht-Patriotin da einiges nach.

Re: Leitkultur? Wertesysteme?

von Barbarossa » 06.05.2017, 19:09

Ich denke auch, dass diejenigen dann eben keine dauerhafte Bleibeperspektive haben und frühestmöglich zurückgeschickt werden müssen, nämlich dann, wenn die Gründe für ihre Flucht entfallen sind. Menschen, die unsere Werte und Kultur grundlegend ablehnen, können wir hier nicht gebrauchen.

Re: Leitkultur? Wertesysteme?

von Ruaidhri » 06.05.2017, 15:52

Manches an dem Papier ist  ganz richtig, manches halte ich für etwas engstirnig, und sehr vieles müsste man genuin deutschen Bürger*Innen und Bürgern genauso beibringen und abverlangen.
Auch den Leistungsgedanken wiederbeleben und den Wert der Bildung an sich fördern.
Das ist für viele der Migranten neu- muss gelernt und verstanden werden, mene Kollegen, die in rein deutschen Klassen unterrichten, stehen da aber vor genau den gleichen Problemen. Überhaupt, Geschichte, Kulturgeschichte kommt heute in den Schulen kaum noch vor- Deutschland/ Europa-zentrierte Themen sind out. Da werde ich dann dann doch zur deutsch- europäischen Patriotin, wenn ich die riesigen Defizite an Basiswissen sogar bei Abiturienten in Geschichte und Kultur erlebe.
Mit Patriotismus muss nicht jeder etwas anfangen können, wenn es über den Respekt und die Akzeptanz der Verfassung und grundlegender gesellschaftlicher Übereinkünfte geht. Wenn ich mal ganz glashart unsere Regeln, unsere Sitten als in manchem Punkt unverhandelbar darstelle, ist das nicht nur "deutsch", gleiche und ähnliche Werte werden auch in anderen Ländern vertreten. 
Barbarossa hat geschrieben: Religion und christliche Prägung
Es lässt sich nicht leugnen, dass Deutschland und Europa im Guten wie im Schlechten christlich geprägt wurden. Trotzdem passt mir der Satz als demonstrative Überschrift zu den dann etwas anderen Ausführungen nicht so wirklich. Religion ist eben nur eine von vielen möglichen Prägungen.
Wo Religion gelebt wird, wichtigster Satz, hat http://www.faz.net/aktuell/politik/inla ... 62.htmlsie das in Frieden zu handhaben und unter den staatlichen Gesetzen.
Zitat aus der FAZ:
http://www.faz.net/aktuell/politik/inla ... 94262.html
"De Maizière wirft abschließend auch die Frage auf, was mit jenen Menschen passieren solle, die nach Deutschland gekommen seien und eine Bleibeperspektive hätten, eine solche Leitkultur im schlimmsten Fall aber ablehnen würden. „Bei denen wird die Integration wohl kaum gelingen“, schreibt der Innenminister. Im Umgang mit diesen Menschen sollte man sich dann von der Unterscheidung zwischen dem Unverhandelbaren und dem Aushaltbaren leiten lassen."

Der letzte Satz ist mir zu kryptisch. Was muss aushaltbar sein? Wo werden allgemeingültige Grenzen gezogen? Was soll mit jenen geschehen, die die jegliche "Leitkultur", also auch Werte ablehnen? Müssen wir auf Risiko damit leben?

Re: Leitkultur? Wertesysteme?

von Barbarossa » 03.05.2017, 23:56

Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) hat mit einer 10-Punkte-These die Diskussion um die Leitkultur wieder angefacht. Die 10 Punkte drehen sich um die Themen: 

- soziale Gewohnheiten,
- Allgemeinbildung,
- Leistungsgedanke,
- Geschichte,
- Kulturnation Deutschland,
- Religion und christliche Prägung,
- Zivilkultur,
- Patriotismus,
- Europa,
- kollektives Gedächtnis

siehe dazu: http://m.faz.net/aktuell/politik/inland ... 94262.html

Re: Leitkultur? Wertesysteme?

von Renegat » 23.11.2015, 14:41

Bei Wallensteins Beitrag über das Australien der 60er musste ich doch schmunzeln. Für diese Erfahrungen hättest du damals wie heute nicht so weit fahren müssen, Wallenstein. :D

Interessant an dem Beitrag ist der Aspekt Zeit und spezielle Gruppe, aber das weißt du ja, hast du ja später relativiert.


Was mir bes. aufgefallen ist, ist der Bereich Arbeit und Gewerkschaften. Ganz so tickten die auch in den 60ern in D nicht, das stimmt. Die zügelnde Wirkung auf Übereifrige oder bes. Ehrgeizige kommt mir dagegen sehr bekannt vor: "Mach nicht so schnell, du machst den Schnitt kaputt". Heute wahrscheinlich überall aus der Mode gekommen.

Schichtenspezifische Verhaltensweisen und deren Wandel in den letzten 50 Jahren zu untersuchen wäre auch ein Thema wert. Und welche Gruppen bes. traditionsverhaftet sind. Ich denke da z.B. an die Vereine, egal ob Sport- Schützen oder Kleingartenverein, da gelten schon spezielle Regeln, die schwer zu ändern sind.

Re: Leitkultur? Wertesysteme?

von Ruaidhri » 23.11.2015, 13:06

Wallenstein hat geschrieben:Ich hatte etwas andere Vorstellungen vom Leben, die diesen Leuten nun unverständlich waren.
Das geht mir in dem Land, in dem ich geboren wurde und lebe, allerdings oft so ähnlich.
Hängt wohl zusammen mit der Modernisierung, denn in den sechziger Jahren war es bei uns auch nicht zum Besten bestellt.
Das ist für Australien ( und auch Neuseeland) richtig, und zweitens ein Phänomen, das sich innerhalb Europas beobschten lässt. So ein bisschen hat sich jeder vom anderen "abgeguckt", was passt, ohne die eigene Kultur zu verleugnen.

Re: Leitkultur? Wertesysteme?

von Barbarossa » 22.11.2015, 23:18

Wallenstein hat geschrieben:...

Aus diesen wenigen Beispielen wird vielleicht deutlich, dass es gar nicht so einfach ist, unter Menschen zu leben, die etwas anders gepolt sind als man selbst. Ich hatte aber nicht die Absicht, mich zu integrieren, wollte nicht jeden Abend saufen, anderen Leuten was in die Schnauze hauen, mit einem Surfbrett am Strand herumlaufen, jeden Sonntag in die Kirche gehen und bei jedem Essensgang beten. Ich hatte etwas andere Vorstellungen vom Leben, die diesen Leuten nun unverständlich waren.

...
Kann ich gut verstehen - ist alles auch nicht mein Ding.
:wink:

Re: Leitkultur? Wertesysteme?

von Wallenstein » 22.11.2015, 15:16

Ruaidhri
Sich so zu separieren, dass man komplett und bewusst außerhalb der Landeskultur bleibt, zu fordern, dass diese allenthalben Rücksicht nehmen muss oder gar gegen diese anzugehen,- das geht nicht.

Das ist richtig. Die australische Gesellschaft hat sich allerdings in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert und zwar mehr in Richtung meiner Wertvorstellungen. Durch die vielen neuen Einwanderer, jetzt erstmals auch aus Asien und anderen Kontinenten und seitdem sich das Land dem Tourismus geöffnet hat seit Ende der siebziger Jahre ist es ein wenig „zivilisierter“ geworden. Vorher war die australische Gesellschaft sehr isoliert und abgeschottet gewesen. Die Kneipen haben jetzt vernünftige Öffnungszeiten und sind auch besser eingerichtet, nicht mehr so verkommen wie früher. Sie dürfen jetzt auch von Frauen besucht werden. Die Schlägereien haben ebenfalls aufgehört. Die Arbeitsmoral ist wesentlich besser geworden, unter anderem durch die konservativen Regierungen, die ähnlich wie Thatcher in England, die Macht der Gewerkschaften stark eingeschränkt haben. Streiks gibt es nur noch selten, das hängt auch zusammen mit dem Niedergang der Produktion und dem Wandel hin zur Dienstleistungsgesellschaft. Die Banker und IT-Experten streiken normalerweise nicht. Auch die Frömmigkeit ist verschwunden, vermutlich weil am Wochenende die Geschäfte alle aufhaben, auch am Sonntag. Da muss man nicht mehr in die Kirche gehen. Die australische Gesellschaft hat sich der unserigen in vieler Hinsicht angeglichen. Hängt wohl zusammen mit der Modernisierung, denn in den sechziger Jahren war es bei uns auch nicht zum Besten bestellt.

Re: Leitkultur? Wertesysteme?

von Ruaidhri » 22.11.2015, 14:39

Wallenstein hat geschrieben:Aus diesen wenigen Beispielen wird vielleicht deutlich, dass es gar nicht so einfach ist, unter Menschen zu leben, die etwas anders gepolt sind als man selbst.
Das ist, wenn auch weniger extrem, sicherlich richtig, manches ist gewöhnungsbedürftig, schon im europäischen Ausland, und mal gar, wenn man dort lebt und arbeitet. Vieles mag einem missfallen, aber zu verlangen, dass sich die Sitten und Gebräuche sich denen der Zuziehenden anpassen, geht nun auch nicht.
Der Wert der Arbeit als Lebensinhalt, als die große Definition im Leben ist vielleicht typisch deutsch, oder war es.
Freizeitkultur: Während bei uns die Arbeit besonders angesehen wird, ist es in Australien die Freizeit, vor allem der Schwimmsport und das Surfen. Hünenhafte, braungebrannte Männer mit gewaltigen Muskelpaketen spazierten am Strand entlang und wollten Eindruck schinden. Überall diese Kraftmeierei. Auch nicht mein Fall.
Rundherum Wasser ist nunmal ein Anreiz zum Sport, der auch mehr Spaß macht als Arbeit. schaulaufen der Art, die Du nicht schätzt, ist doch bei uns genauso zu finden. An Kiter- und Surferstränden sowieso, aber nicht nur dort... :mrgreen:
Andere Länder, andere Statussymbole, andere Schwerpunkte.
Könnte ich jetzt lange Listen schreiben. Und käme lustigerweise tatsächlich bei Klisches aus dem ganz realen Leben an.
Überraschungen nicht ausgeschlossen,, unsere französischen Nachbarn sind in mancherlei Hinsicht die besseren Preußen, und wo bei uns vieles liberal ist, herrscht dort strenge Disziplin und Hierarchie. Abgesehen von einer stillen Etiquette, die das soziale Leben so ganz anders regelt als es oberflächlich den Anschein hat.
Dann wieder ist das Leben viel lockerer, unkomplizierter, salopp gesagt, nicht über die Arbeit wird sinniert, sondern übers ganz normale Abendessen.
Lebe ich für begrenzte Zeit im Ausland, kann und muss ich das ein oder andere stirnrunzelnd hinnehmen, in Gesprächen zu solchen Themen kann man auch ganz neutral die Unterschiede definieren, ohne Bewertung.
Will ich im Land bleiben, gar Staatsbürger werden, muss ich sicherlich alles nicht alles mitmachen, nichtmal alles essen, seien es Schnecken oder Pferdebraten oder Schweinfleisch. Sich so zu separieren, dass man komplett und bewusst außerhalb der Landeskultur bleibt, zu fordern, dass diese allenthalben Rücksicht nehmen muss oder gar gegen diese anzugehen,- das geht nicht.

Re: Leitkultur? Wertesysteme?

von Wallenstein » 22.11.2015, 12:31

In puncto Leitkultur und Werten waren wir in der Diskussion doch schon weiter gewesen. Ich erinnere hier an meine Sätze:
Wallenstein
Der Begriff Kultur geht nun aber weit über das bloße Befolgen von Gesetzen hinaus, denn das diese für alle verbindlich sein müssen, das sollte selbstverständlich sein. In der Regel ist dies auch nicht das eigentliche Problem, sondern es geht um das Befolgen von sozialen Handlungen, die nicht rechtlich vorgeschrieben sind, deren Einhaltung aber aufgrund von Normen und Werten in einer bestehenden Gesellschaft erwartet werden.

Die Soziologen definieren Kultur als: Die Gesamtheit der typischen Lebensformen einer Bevölkerung, einschließlich der sie tragenden Geistesverfassung, insbesondere der Wert Einstellungen.

Viele dieser Lebensformen sind gesetzlich nicht vorgeschrieben, deren Einhaltung wird aber dennoch erwartet.
Hier genau können die Probleme anfangen. In meinem Beitrag über den „Summer of Love 1967“ schrieb ich, das ich 1967 mehrere Monate in Australien gearbeitet habe, um meine Reisekasse aufzufüllen. Australien ist eine demokratische Gesellschaft wie wir, aber viele Dinge liefen anders ab.

Laxe Arbeitsmoral: Ich arbeitete auf einer Baustelle. Um Arbeit zu bekommen, musste man erst einmal einer Gewerkschaft beitreten, von denen gab es hunderte und die Funktionäre vermittelten dann die Stellen. Diesen Leuten musste man in den A.. kriechen, sonst gab es keinen Job. Gefiel mir überhaupt nicht. Wenn es zu heiß wurde, hieß es: Leute, wir machen Schluss, ist heute zu warm und alle gingen zu meinem Erstaunen einfach nach Hause. Mein Arbeitseifer und meine Arbeitsdisziplin gefielen den Kollegen überhaupt nicht, immer wurde ich ermahnt, nicht zu ehrgeizig oder zu fleißig zu sein.

Die Gewerkschaftsfunktionäre kamen auch öfters vorbei und verkündeten: Passt auf, wir streiken jetzt. Als ich nachfragte, hieß es: Auf einer anderen Baustelle gab es Ärger, wir solidarisieren uns mit denen. Das passte mir auch nicht, aber es war nicht ratsam, dagegen etwas zu sagen.

Machokult: Die Männer protzten mit ihrer Kraft und ihrem Alkoholkonsum. Die Kneipen hatten nur von 18.00 Uhr bis 21.00 Uhr geöffnet und am Wochenende gar nicht. In den drei Stunden wollten alle möglichst schnell besoffen werden und wer nicht genug trank, galt als Weichling. Man musste einfach mitmachen, sonst war man völlig unten durch bei den Kollegen. In den Kneipen gab es ständig Streit und Prügeleien. Die australischen Männer hauten sich gerne gegenseitig eins in die Fresse und wer das besonders gut konnte, war besonders angesehen. Auch eine Leitkultur, mit der ich mich nicht anfreunden konnte.

Freizeitkultur: Während bei uns die Arbeit besonders angesehen wird, ist es in Australien die Freizeit, vor allem der Schwimmsport und das Surfen. Hünenhafte, braungebrannte Männer mit gewaltigen Muskelpaketen spazierten am Strand entlang und wollten Eindruck schinden. Überall diese Kraftmeierei. Auch nicht mein Fall.

Kleidersitten: Die Männer trugen meistens kurze Hosen, was ich nicht mag. Das ich immer lange Hosen trug, wurde öfters missbilligt. Wollte man aber in Restaurants gehen, legte man plötzlich Wert auf ordentliche Kleidung (well suited). Lange Hosen, Hemd mit langen Ärmeln, Krawatte, auch bei brüllender Hitze. Wer nicht so gekleidet war, durfte nicht herein.

Frömmigkeit: Die Australier waren damals sehr fromm und gingen am Sonntag in die Kirche, wahrscheinlich aus Langeweile, denn sonst war nichts los. Meine Wirtsleute waren auch sehr fromm. Immer wurde gebetet. Dass ich mich nicht daran beteiligen wollte und auch nicht in die Kirche ging, erregte Anstoß.

Aus diesen wenigen Beispielen wird vielleicht deutlich, dass es gar nicht so einfach ist, unter Menschen zu leben, die etwas anders gepolt sind als man selbst. Ich hatte aber nicht die Absicht, mich zu integrieren, wollte nicht jeden Abend saufen, anderen Leuten was in die Schnauze hauen, mit einem Surfbrett am Strand herumlaufen, jeden Sonntag in die Kirche gehen und bei jedem Essensgang beten. Ich hatte etwas andere Vorstellungen vom Leben, die diesen Leuten nun unverständlich waren.

"Kommst du nach Rom, tu, wie die Römer tun", so heißt es ja. Im Prinzip richtig, darf aber nicht zur Selbstaufgabe führen. Die Gesellschaften, auch in Australien, sind nach den Gesetzen zur Toleranz verpflichtet, aber Theorie und Praxis sind verschiedene Dinge.

Re: Leitkultur? Wertesysteme?

von Ruaidhri » 21.11.2015, 17:17

Danke, Renegat, ich wollte heute Mittag so ziemlich genaus das schreiben, wurde aber wegen eines Notfalls gehindert.
Renegat hat geschrieben:Zum westl. Wertesystem ist in diesem Faden und anderswo viel gesagt worden. Aktuell wird zum wiederholten Male die Leitkultur diskutiert, obwohl keiner so genau sagen kann, auf was sich außer dem GG alle Bürger einigen könnten.
Just darum ist es eigentlich egal, ob deutsches Grundgesetz, französische Verfassung oder ob Danmarks Riges Grundlov = Grundgesetz des (König-)Reichs Dänemark“, oder ob die ja nicht existierende Verfassung Englands etc.- es sind inzwischen, immer in unterschiedlicher Organisation des System, gemeinsame Werte, zu denen ich mich in diversen Sprachen bekennen kann.
Was also gehört noch zur Leitkultur? Eben das ist die Frage, bei deren Beantwortung man gar leicht in Stereotype und Klischees gerät.
Was unterscheidet den Deutschen vom Franzosen, den Franzosen vom Engländer, den vom Dänen oder Spanier?
Klar, die Sprache. Tatsächlich und nicht zu unterschätzen, die Geschichte. Und andere Sitten und auch Denkweisen und Normen.
Das mögen zumindest vernünftige Europäer untereinander noch abgleichen können, wer von außen in diese Welt kommt, wird es schwerer haben.
Was seht ihr dagegen den westlichen Lebensstil?Und vor allem, wie wird der von außen gesehen oder von frisch angekommenen Flüchtlingen? Sehen die nicht zuerst die Glitzerwelt unserer Konsumtempel, die großen, neuen Autos, den Überfluss, auch die Verschwendung?
Ist ja das, was viele vorher kannten,bzw. wussten- und haben wollen.
Welchen Eindruck haben sie von unseren sozialen Strukturen,
Schon eine wesentlich schwierigere Frage, denn da spielt sich unser Leben eben völlig anders ab als es auch den Gebildeteren klar sein konnte.
unseren Großereignissen und was da wie gefeiert wird,
Tja, u.a. oft mit viel Alk. Müssen sie mit leben- das ist ein Teil deutscher und sonstiger europäischer Kultur. Zu der inzwischen eben auch Dinge gehören, die vor Jahrzehnten bei uns, noch länger in Spanien oder Portugal verpönt waren.
den Unterschieden zwischen arm und reich?
Klare Antwort eines Syrers: "Hier arm zu sein, bedeutet für andere Wohlstand. Da sehen viele nicht, dass es tatsächlich eine Schere gibt und deutsche Staatsbürger an den Verhältnissen in diesem Land gemessen, tatsächlich arm sind."
Westlicher Lebensstil? Sehr individualisiert. individualistisch. Dennoch nicht komplett unsozial und nur alle auf dem Ego-Trip.
Im Prinzip hat jeder Bürger und- bewusst- jede Staatsbürgerin breite Entscheidungsmöglichkeiten auf allen Ebenen, sein / ihr Leben zu gestalten. Wobei, das muss gesagt werden, vieles erst in den letzten Jahrzehnten denkbar, möglich und "normal" wurde oder noch dabei ist, normal zu werden.

Re: Leitkultur? Wertesysteme?

von Renegat » 21.11.2015, 12:06

Zum westl. Wertesystem ist in diesem Faden und anderswo viel gesagt worden. Aktuell wird zum wiederholten Male die Leitkultur diskutiert, obwohl keiner so genau sagen kann, auf was sich außer dem GG alle Bürger einigen könnten. Wir leben in einer vielschichtigen Gesellschaft, Wallenstein hat das auf Seite 1 mit den Sinuswelten begründet. http://geschichte-wissen.de/foren/viewt ... f=4&t=5429
Allerorten hört man z.Zt. Aussagen zu unserem Lebensstil, Toleranz, Feier- und Freizeitkultur, die wir verteidigen wollen.
Ich würde das als westl. Lebensstil bezeichnen und das meine ich in Abgrenzung zu unseren Werten, die im GG und ähnlichen westlichen Verfassungen einigermaßen geregelt sind.
Beim Stichwort Integration auf das GG und ein paar common sense - Regeln zu verweisen, ist verhältnismäßig einfach.

Was seht ihr dagegen den westlichen Lebensstil? Und vor allem, wie wird der von außen gesehen oder von frisch angekommenen Flüchtlingen? Sehen die nicht zuerst die Glitzerwelt unserer Konsumtempel, die großen, neuen Autos, den Überfluss, auch die Verschwendung? Welchen Eindruck haben sie von unseren sozialen Strukturen, unseren Großereignissen und was da wie gefeiert wird, den Unterschieden zwischen arm und reich?

Re: Leitkultur? Wertesysteme?

von Katarina Ke » 20.11.2015, 20:12

Welche nationale Bezeichnung kann man seit einer Woche weglassen?

Unsere Verfassung heißt "Grundgesetz". Der Name wurde nach 1990 bewusst nicht geändert.

Es ist natürlich schwierig, den Begriff "Leitkultur" zu definieren. Es besteht die Gefahr, dass ein idealtypischer Deutscher als Maßstab herhalten muss und diesen Idealtyp gibt es nicht.

Aber jedes Land, das Menschen aufnimmt oder ihnen die Chance zur Einbürgerung gibt, verlangt ein Mindestmaß an Sprachkenntnissen und ein Bekenntnis zur Verfassung.

Unser Problem besteht darin, dass wir es - warum auch immer - nicht geschafft haben, den "Mitbürgern mit Zuwanderungsgeschichte" (oder einem Teil dieser Menschen) zu vermitteln, dass sie nicht deutsche Infrastruktur mit türkischer Lebensart verbinden können. Es gibt in Köln diese Parallelgesellschaften. Nicht wenige haben einen deutschen Pass, aber sie benehmen sich so, als sei Deutschland für sie Ausland. Sie arbeiten, zahlen Steuern, wundern sich, dass "deutsche Schwuchteln" heiraten können und bleiben bewusst unter sich.

Okay, dieser Beitrag entbehrt nicht einer gewissen Polemik. Ich empfehle zum Anschauungsunterricht Teile der Venloer Strasse in Köln.

Re: Leitkultur? Wertesysteme?

von Ruaidhri » 20.11.2015, 18:39

Aber das ist wohl eine große Ausnahme Umgangssprache in Irland. Das hat wohl auch historische Gründe.
Hat historische Gründe- und eigentlich müssten gerade darum viel mehr Iren ihre Sprache als Alltagssprache benutzen.
Tendenz ist steigend. Ich kam durch einen Klausurtext darauf, dass die der Ethnie zugehörige Sprache nicht immer erstes Zugehörigkeitsmerkmal oder Symbol für Leitkultur sein muss.
Dennoch ist Irland, sind die Iren in ihrer Eigendefinition und in ihrem Alltagsleben eben keine Engländer. Als Folklore zu benennen oder abzutun ist es nicht, was Irland jenseits der Sprache ausmacht.
Paul hat geschrieben:Das keine Messer für Streitigkeiten bereit gehalten werden.
Das man auch Frauen die Hände gibt.
Das man keinen Dreck auf die Wege wirft z.B. Kippen.
Das die Landessprache erlernt wird.
Das Verträge eingehalten werden.
Manches davon muss man gar nicht mal so wenigen Bio-Deutschen ( wieder) beibringen. Müll und Kippen wegzuwerfen ist nun wahrlich in reichlichem Maße immer deutsche Untugend, an Sprachfähigkeit mangelt es unter hiesigen Eingeborenen ebenso häufig, Unpünktlichkeit und Nicht-Einhalten von Verträgen sind auch nicht Zuwanderer-spezifisch.

Re: Leitkultur? Wertesysteme?

von Paul » 20.11.2015, 18:35

Das Einhalten der Gesetze ist das absolute Minimum, was man von allen erwartet, die sich in einem Land aufhalten. Viele und darunter auch ich wünschen sich eine weitergehende Anpassung an Landessitten. Beispiele:
Das auch die Mädchen am normalen Unterricht z.B. dem Schwimmen teilnehmen.
Das keine Messer für Streitigkeiten bereit gehalten werden.
Das man auch Frauen die Hände gibt.
Das man keinen Dreck auf die Wege wirft z.B. Kippen.
Das die Landessprache erlernt wird.
Das Verträge eingehalten werden.

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