von Wallenstein » 09.09.2015, 11:08
Ich habe einmal die ersten Kapitel seines Buches gelesen und versucht, seine Weltanschauung zu beschreiben, so wie er sie uns vermittelt. Ich verzichte auf Seitenangaben.
Das Buch findet sich unter aryanism.net/downloads/books/adolf-hitler/mein-kampf-deutsch.pdf
Die Schulzeit: Entwicklung zum Nationalisten
Adolf Hitler wurde 1889 als Sohn eines österreichischen Zollbeamten in Braunau geboren. Das Geburtshaus steht noch. Sein Vater war tyrannisch und gewalttätig, er wollte aus dem Jungen einen Beamten machen, was dieser strikt ablehnte, denn der träumte von einer Karriere als Künstler. Konflikte waren vorprogrammiert. Der Vater stirbt, als Hitler 13 Jahre alt ist.
Mit 12 Jahren, beim Übergang in die Realschule in Linz, stellte sich bei ihm Schulversagen ein. Er lernte nicht mehr und bleibt schon in der ersten Klasse der Realschule sitzen und muss sie wiederholen. Nach der dritten Klasse geht es in Linz nicht mehr, er wechselt nach Steyr, doch ohne Abschluss verlässt er dann die Schule. Die Angelegenheit ist ihm peinlich. Er schiebt ein Lungenleiden vor, doch er glaubt wohl selbst nicht dran.
„Sicher war zunächst nur mein ersichtlicher Misserfolg in der Schule.“
Trotzdem spricht er wohlwollend über seine Schulzeit:
„Was mich freute, lernte ich, vor allem aber auch alles, was ich meiner Meinung nach später als Maler brauchen würde….Am weitaus besten waren meine Leistungen in Geographie und mehr noch in der Weltgeschichte.“
Sein Lehrer war ein deutsch-nationaler Professor, der Österreich verachtete und das preußische Wesen bewunderte. Hitler bekam vermittelt:
„Heiße Liebe zu meiner deutsch – österreichischen Heimat, aber tiefer Hass gegen den österreichischen Staat, helle Verachtung und Empörung zugleich gegen das kaiserliche Haus Habsburg.“
Die Habsburger waren für ihn undeutsch, da sie das Deutschtum nicht förderten und kosmopolitisch orientiert waren. Hitler hasst den Vielvölkerstaat. Nun kam dazu der deutsch-nationale Unterricht, die Schulagitation gegen Tschechen und Südslawen, Kornblumen und „Heil“ – Grüße, die ganze völkische Atmosphäre der Kleinstadt – Mittelklasse. So entwickelte sich sein extremer Nationalismus. Er selbst schreibt:
„
Ich wurde Nationalist, aber freilich auch damals schon ein junger Revolutionär“.
Was bleibt als Erkenntnis übrig?
„Wer konnte auch unter einem solchen Lehrer deutsche Geschichte studieren, ohne zum Feinde des Staates zu werden, der durch sein Herrscherhaus in so unheilvoller Weise die Schicksale der Nation beeinflußte?
Wer endlich konnte noch Kaisertreue bewahren einer Dynastie gegenüber, die in Vergangenheit und Gegenwart die Belange des deutschen Volkes immer und immer wieder um schmählicher eigener Vorteile wegen verriet?
Wußten wir nicht als Jungen schon, daß dieser österreichische Staat keine Liebe zu uns Deutschen besaß, ja überhaupt gar nicht besitzen konnte?“
Die nächsten Jahre verbringt er mit Nichtstun bei seiner Mutter. Hierüber teilt er uns nichts mit. Angeblich sei er krank gewesen.
Die Wiener Zeit, I. Hass auf die Sozialdemokratie
Nach ihrem Tod siedelt er nach Wien über. Hier erlebt er eine schwere Enttäuschung. Er wird von der Kunstakademie nicht aufgenommen. Gelernt hat er nichts, er wird zum obdachlosen Stadtstreicher und er erlebt die Deklassierung. Hierzu macht er eine kluge Bemerkung:
„Die Umgebung meiner Jugend setzte sich zusammen aus den Kreisen kleinen Bürgertums, also aus einer Welt, die zu dem reinen Handarbeiter nur sehr wenige Beziehungen besitzt. Denn so sonderbar es auch auf den ersten Blick scheinen mag, so ist doch gerade die Kluft zwischen diesen durchaus nicht glänzend gestellten Schichten und dem Arbeiter der Faust oft tiefer als man denkt. Der Grund dieser, sagen wir fast Feindschaft liegt in der Furcht einer Gesellschaftsgruppe, die sich erst ganz kurze Zeit aus dem Niveau der Handarbeiter herausgehoben hat, wieder zurückzusinken in den alten, wenig geachteten Stand oder wenigstens noch zu ihm gerechnet zu werden.“
Hitler ist selber Kleinbürger, er kennt seine Klasse sehr genau, denkt, fühlt und spricht aus, was sie bewegt. Die Erfahrung der Deklassierung machten Millionen Kleinbürger nach dem Weltkrieg und der chaotischen Nachkriegszeit. Nicht jeder von ihnen könnte ein Hitler werden, aber ein Stück Hitler steckte in jedem von ihnen drin.
Hitler geht es nicht gut, er sucht nach Erklärungen für seine unglückliche Situation und findet sie.
„In dieser Zeit sollte mir auch das Auge geöffnet werden für zwei Gefahren, die ich beide vordem kaum dem Namen nach kannte, auf keinen Fall aber in ihrer entsetzlichen Bedeutung für die Existenz des deutschen Volkes begriff:
Marxismus und Judentum.“
Hitler will Architekt werden, stattdessen landet er als Hilfsarbeiter auf dem Bau.
In Wien lernt er das soziale Elend der Arbeiterschaft kennen:
„Tiefstes soziales Verantwortungsgefühl zur Herstellung besserer Grundlagen unserer Entwicklung, gepaart mit brutaler Entschlossenheit in der Niederbrechung unverbesserlicher Auswüchslinge.“
Hitler empfindet aber gleichzeitig auch tiefen Abscheu vor den Arbeitern und der organisierten Arbeiterbewegung:
„Ich weiß nicht, was mich nun zu dieser Zeit am meisten entsetzte. Das wirtschaftliche Elend meiner damaligen Gefährten, die sittliche und moralische Rohheit oder der Tiefstand ihrer geistigen Kultur.“
Die Arbeiter behandeln ihn schlecht und schikanieren ihn, den ungelernten Hilfsarbeiter. Sie akzeptieren ihn nicht als ihresgleichen. Die Wut auf die Arbeiterschaft ist überall in seinem Buch nachlesbar. Hitler kann sich auch nicht einordnen in das Arbeitsleben. Immer wieder wird er entlassen. Seine Kollegen mögen diesen Sonderling nicht. Mit den Gewerkschaften bekommt er ständig Ärger. Die Arbeiter unterstützen die Sozialdemokratie und die ist ihm ein Abscheu:
„Was mich am meisten abstieß, war ihre feindselige Stellung gegenüber dem Kampf um die Erhaltung des Deutschtums, das jämmerliche Buhlen um die Gunst der slawischen „Genossen“.“
Gleichzeitig erkennt er aber, dass die Arbeiter aufgrund ihrer sozialen Lage potentielle revolutionär sind, man müsse aber für sie eine neue Ideologie entwickeln:
„Wird der Sozialdemokratie eine Lehre von besserer Wahrhaftigkeit, aber mit gleicher Brutalität und Durchführung entgegengestellt, wird diese siegen, wenn auch nach schwerstem Kampfe. „
Die Wiener Zeit II, Der Antisemitismus
Nun kam der Hass auf die Juden hinzu. Dieser entwickelt sich erst später bei ihm.
„Linz besaß nur wenige Juden. Im Laufe der Jahrhunderte hatte sich ihr Äußeres europäisiert und war menschlich geworden; ja, ich hielt sie sogar für Deutsche.“
Eine interessante Formulierung, ihr Äußeres war menschlich geworden.
Hitler hatte mit Juden nur wenig Erfahrung gehabt. Jetzt wird ihm von überall her viel Schlechtes über sie erzählt. Wien wurde damals überschwemmt von Juden aus Osteuropa, die vor den Pogromen flüchteten, und die schon äußerlich sehr exotisch aussahen
Hitler berichtet, dass er in Wien „richtige“ Juden kennen lernte, in langem Kaftan mit schwarzen Locken. Ihm sei übel geworden und er habe:
„über die körperliche Unsauberkeit hinaus plötzlich die moralischen Schmutzflecken des auserwählten Volkes entdeckt.“
Nun entdeckt er Juden überall dort, wo er selber gerne wäre, in der Kunst, Literatur, Presse und im Reichtum. Er als armer Landstreicher in Wien entwickelt einen fürchterlichen Neid und Hass auf die Juden.
„Das war Pestilenz, geistige Pestilenz, schlimmer als der schwarze Tod, mit der man das Volk infizierte.“
Weil in der Sozialdemokratie viele Juden aktiv waren, erblickt er einen Zusammenhang:
„Nur die Kenntnis des Judentums allein bietet den Schlüssel zum Erfassen der inneren und damit wirklichen Absichten der Sozialdemokratie.“
Hitler hat seine Feinde ausgemacht.
Hitlers Berufung zum Führer
Hitler fühlt sich zum Politiker berufen. In dem Männerheim hält er vor den Obdachlosen große Reden. Keiner nimmt ihn ernst.
In Wien bewundert er den Bürgermeister Karl Lueger, einem Antisemiten, der vor allem bei den kleinen Leuten sehr beliebt war. Hitler schreibt:
„Er legte das Hauptgewicht seiner politischen Tätigkeit auf die Gewinnung von Schichten, deren Dasein bedroht war und mithin eher zu einem Ansporn als zu einer Lähmung des Kampfwillens wurde. Ebenso war er geneigt, sich all der einmal schon vorhandenen Machtmittel zu bedienen, bestehende mächtige Einrichtungen sich geneigt zu machen, um aus solchen alten Kraftquellen für die eigene Bewegung möglichst großen Nutzen ziehen zu können.“
Damit ist seine spätere Strategie vorgezeichnet: Das deklassierte Kleinbürgertum zu mobilisieren, um sich dann mit den herrschenden Eliten zu verbünden.
Nationalismus, Antisemitismus, Sozialneid, Abscheu vor der Arbeiterschaft bei gleichzeitigem Verständnis für ihre schlechte Lage, so entwickelte sich seine Ideenwelt.
Trotzki schreibt meines Erachtens ganz richtig:
„Zu Beginn seiner politischen Laufbahn zeichnete sich Hitler vielleicht nur durch größeres Temperament, eine lautere Stimme und selbstsichere geistige Beschränktheit aus. Er brachte in die Bewegung keinerlei fertiges Programm mit…
Seine Reden zeichnen sich aus durch:
„Sentimentale Formlosigkeiten, Mangel an Disziplin des Denkens, Unwissenheit bei buntscheckiger Belesenheit – all diese Minus verwandelten sich in ein Plus. Sie gaben ihm die Möglichkeit, im Bettelsack »Nationalsozialismus« alle Formen der Unzufriedenheit zu vereinen und die Masse dorthin zu führen, wohin sie ihn stieß. Von den eigenen Improvisationen des Beginns blieb im Gedächtnis des Agitators nur das haften, was Billigung fand. Seine politischen Gedanken waren die Frucht der rhetorischen Akustik. So ging die Auswahl der Losungen vonstatten. So verdichtete sich das Programm. So bildete sich aus dem Rohstoff der »Führer«.
Trotzki, Porträt des Nationalsozialismus
https://www.marxists.org/deutsch/archiv ... natsoz.htm
Ich habe einmal die ersten Kapitel seines Buches gelesen und versucht, seine Weltanschauung zu beschreiben, so wie er sie uns vermittelt. Ich verzichte auf Seitenangaben.
Das Buch findet sich unter aryanism.net/downloads/books/adolf-hitler/mein-kampf-deutsch.pdf
[b]Die Schulzeit: Entwicklung zum Nationalisten[/b]
Adolf Hitler wurde 1889 als Sohn eines österreichischen Zollbeamten in Braunau geboren. Das Geburtshaus steht noch. Sein Vater war tyrannisch und gewalttätig, er wollte aus dem Jungen einen Beamten machen, was dieser strikt ablehnte, denn der träumte von einer Karriere als Künstler. Konflikte waren vorprogrammiert. Der Vater stirbt, als Hitler 13 Jahre alt ist.
Mit 12 Jahren, beim Übergang in die Realschule in Linz, stellte sich bei ihm Schulversagen ein. Er lernte nicht mehr und bleibt schon in der ersten Klasse der Realschule sitzen und muss sie wiederholen. Nach der dritten Klasse geht es in Linz nicht mehr, er wechselt nach Steyr, doch ohne Abschluss verlässt er dann die Schule. Die Angelegenheit ist ihm peinlich. Er schiebt ein Lungenleiden vor, doch er glaubt wohl selbst nicht dran.
[i]„Sicher war zunächst nur mein ersichtlicher Misserfolg in der Schule.“
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Trotzdem spricht er wohlwollend über seine Schulzeit:
[i]„Was mich freute, lernte ich, vor allem aber auch alles, was ich meiner Meinung nach später als Maler brauchen würde….Am weitaus besten waren meine Leistungen in Geographie und mehr noch in der Weltgeschichte.“
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Sein Lehrer war ein deutsch-nationaler Professor, der Österreich verachtete und das preußische Wesen bewunderte. Hitler bekam vermittelt:
[i]„Heiße Liebe zu meiner deutsch – österreichischen Heimat, aber tiefer Hass gegen den österreichischen Staat, helle Verachtung und Empörung zugleich gegen das kaiserliche Haus Habsburg.“[/i]
Die Habsburger waren für ihn undeutsch, da sie das Deutschtum nicht förderten und kosmopolitisch orientiert waren. Hitler hasst den Vielvölkerstaat. Nun kam dazu der deutsch-nationale Unterricht, die Schulagitation gegen Tschechen und Südslawen, Kornblumen und „Heil“ – Grüße, die ganze völkische Atmosphäre der Kleinstadt – Mittelklasse. So entwickelte sich sein extremer Nationalismus. Er selbst schreibt:
„[i]Ich wurde Nationalist, aber freilich auch damals schon ein junger Revolutionär“.
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Was bleibt als Erkenntnis übrig?
[i]„Wer konnte auch unter einem solchen Lehrer deutsche Geschichte studieren, ohne zum Feinde des Staates zu werden, der durch sein Herrscherhaus in so unheilvoller Weise die Schicksale der Nation beeinflußte?
Wer endlich konnte noch Kaisertreue bewahren einer Dynastie gegenüber, die in Vergangenheit und Gegenwart die Belange des deutschen Volkes immer und immer wieder um schmählicher eigener Vorteile wegen verriet?
Wußten wir nicht als Jungen schon, daß dieser österreichische Staat keine Liebe zu uns Deutschen besaß, ja überhaupt gar nicht besitzen konnte?“[/i]
Die nächsten Jahre verbringt er mit Nichtstun bei seiner Mutter. Hierüber teilt er uns nichts mit. Angeblich sei er krank gewesen.
[b]Die Wiener Zeit, I. Hass auf die Sozialdemokratie[/b]
Nach ihrem Tod siedelt er nach Wien über. Hier erlebt er eine schwere Enttäuschung. Er wird von der Kunstakademie nicht aufgenommen. Gelernt hat er nichts, er wird zum obdachlosen Stadtstreicher und er erlebt die Deklassierung. Hierzu macht er eine kluge Bemerkung:
[i]„Die Umgebung meiner Jugend setzte sich zusammen aus den Kreisen kleinen Bürgertums, also aus einer Welt, die zu dem reinen Handarbeiter nur sehr wenige Beziehungen besitzt. Denn so sonderbar es auch auf den ersten Blick scheinen mag, so ist doch gerade die Kluft zwischen diesen durchaus nicht glänzend gestellten Schichten und dem Arbeiter der Faust oft tiefer als man denkt. Der Grund dieser, sagen wir fast Feindschaft liegt in der Furcht einer Gesellschaftsgruppe, die sich erst ganz kurze Zeit aus dem Niveau der Handarbeiter herausgehoben hat, wieder zurückzusinken in den alten, wenig geachteten Stand oder wenigstens noch zu ihm gerechnet zu werden.“[/i]
Hitler ist selber Kleinbürger, er kennt seine Klasse sehr genau, denkt, fühlt und spricht aus, was sie bewegt. Die Erfahrung der Deklassierung machten Millionen Kleinbürger nach dem Weltkrieg und der chaotischen Nachkriegszeit. Nicht jeder von ihnen könnte ein Hitler werden, aber ein Stück Hitler steckte in jedem von ihnen drin.
Hitler geht es nicht gut, er sucht nach Erklärungen für seine unglückliche Situation und findet sie.
[i]„In dieser Zeit sollte mir auch das Auge geöffnet werden für zwei Gefahren, die ich beide vordem kaum dem Namen nach kannte, auf keinen Fall aber in ihrer entsetzlichen Bedeutung für die Existenz des deutschen Volkes begriff:
Marxismus und Judentum.“[/i]
Hitler will Architekt werden, stattdessen landet er als Hilfsarbeiter auf dem Bau.
In Wien lernt er das soziale Elend der Arbeiterschaft kennen:
[i]„Tiefstes soziales Verantwortungsgefühl zur Herstellung besserer Grundlagen unserer Entwicklung, gepaart mit brutaler Entschlossenheit in der Niederbrechung unverbesserlicher Auswüchslinge.“
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Hitler empfindet aber gleichzeitig auch tiefen Abscheu vor den Arbeitern und der organisierten Arbeiterbewegung:
[i]„Ich weiß nicht, was mich nun zu dieser Zeit am meisten entsetzte. Das wirtschaftliche Elend meiner damaligen Gefährten, die sittliche und moralische Rohheit oder der Tiefstand ihrer geistigen Kultur.“
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Die Arbeiter behandeln ihn schlecht und schikanieren ihn, den ungelernten Hilfsarbeiter. Sie akzeptieren ihn nicht als ihresgleichen. Die Wut auf die Arbeiterschaft ist überall in seinem Buch nachlesbar. Hitler kann sich auch nicht einordnen in das Arbeitsleben. Immer wieder wird er entlassen. Seine Kollegen mögen diesen Sonderling nicht. Mit den Gewerkschaften bekommt er ständig Ärger. Die Arbeiter unterstützen die Sozialdemokratie und die ist ihm ein Abscheu:
[i]„Was mich am meisten abstieß, war ihre feindselige Stellung gegenüber dem Kampf um die Erhaltung des Deutschtums, das jämmerliche Buhlen um die Gunst der slawischen „Genossen“.“
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Gleichzeitig erkennt er aber, dass die Arbeiter aufgrund ihrer sozialen Lage potentielle revolutionär sind, man müsse aber für sie eine neue Ideologie entwickeln:
[i]„Wird der Sozialdemokratie eine Lehre von besserer Wahrhaftigkeit, aber mit gleicher Brutalität und Durchführung entgegengestellt, wird diese siegen, wenn auch nach schwerstem Kampfe. „[/i]
[b]Die Wiener Zeit II, Der Antisemitismus[/b]
Nun kam der Hass auf die Juden hinzu. Dieser entwickelt sich erst später bei ihm.
[i]„Linz besaß nur wenige Juden. Im Laufe der Jahrhunderte hatte sich ihr Äußeres europäisiert und war menschlich geworden; ja, ich hielt sie sogar für Deutsche.“[/i]
Eine interessante Formulierung, ihr Äußeres war menschlich geworden.
Hitler hatte mit Juden nur wenig Erfahrung gehabt. Jetzt wird ihm von überall her viel Schlechtes über sie erzählt. Wien wurde damals überschwemmt von Juden aus Osteuropa, die vor den Pogromen flüchteten, und die schon äußerlich sehr exotisch aussahen
Hitler berichtet, dass er in Wien „richtige“ Juden kennen lernte, in langem Kaftan mit schwarzen Locken. Ihm sei übel geworden und er habe:
[i]„über die körperliche Unsauberkeit hinaus plötzlich die moralischen Schmutzflecken des auserwählten Volkes entdeckt.“
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Nun entdeckt er Juden überall dort, wo er selber gerne wäre, in der Kunst, Literatur, Presse und im Reichtum. Er als armer Landstreicher in Wien entwickelt einen fürchterlichen Neid und Hass auf die Juden.
[i]„Das war Pestilenz, geistige Pestilenz, schlimmer als der schwarze Tod, mit der man das Volk infizierte.“
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Weil in der Sozialdemokratie viele Juden aktiv waren, erblickt er einen Zusammenhang:
[i]„Nur die Kenntnis des Judentums allein bietet den Schlüssel zum Erfassen der inneren und damit wirklichen Absichten der Sozialdemokratie.“[/i]
Hitler hat seine Feinde ausgemacht.
[b]Hitlers Berufung zum Führer[/b]
Hitler fühlt sich zum Politiker berufen. In dem Männerheim hält er vor den Obdachlosen große Reden. Keiner nimmt ihn ernst.
In Wien bewundert er den Bürgermeister Karl Lueger, einem Antisemiten, der vor allem bei den kleinen Leuten sehr beliebt war. Hitler schreibt:
[i]„Er legte das Hauptgewicht seiner politischen Tätigkeit auf die Gewinnung von Schichten, deren Dasein bedroht war und mithin eher zu einem Ansporn als zu einer Lähmung des Kampfwillens wurde. Ebenso war er geneigt, sich all der einmal schon vorhandenen Machtmittel zu bedienen, bestehende mächtige Einrichtungen sich geneigt zu machen, um aus solchen alten Kraftquellen für die eigene Bewegung möglichst großen Nutzen ziehen zu können.“
[/i]
Damit ist seine spätere Strategie vorgezeichnet: Das deklassierte Kleinbürgertum zu mobilisieren, um sich dann mit den herrschenden Eliten zu verbünden.
Nationalismus, Antisemitismus, Sozialneid, Abscheu vor der Arbeiterschaft bei gleichzeitigem Verständnis für ihre schlechte Lage, so entwickelte sich seine Ideenwelt.
Trotzki schreibt meines Erachtens ganz richtig:
„Zu Beginn seiner politischen Laufbahn zeichnete sich Hitler vielleicht nur durch größeres Temperament, eine lautere Stimme und selbstsichere geistige Beschränktheit aus. Er brachte in die Bewegung keinerlei fertiges Programm mit…
Seine Reden zeichnen sich aus durch:
„Sentimentale Formlosigkeiten, Mangel an Disziplin des Denkens, Unwissenheit bei buntscheckiger Belesenheit – all diese Minus verwandelten sich in ein Plus. Sie gaben ihm die Möglichkeit, im Bettelsack »Nationalsozialismus« alle Formen der Unzufriedenheit zu vereinen und die Masse dorthin zu führen, wohin sie ihn stieß. Von den eigenen Improvisationen des Beginns blieb im Gedächtnis des Agitators nur das haften, was Billigung fand. Seine politischen Gedanken waren die Frucht der rhetorischen Akustik. So ging die Auswahl der Losungen vonstatten. So verdichtete sich das Programm. So bildete sich aus dem Rohstoff der »Führer«.
Trotzki, Porträt des Nationalsozialismus
https://www.marxists.org/deutsch/archiv/trotzki/1933/06/natsoz.htm