Rom und Karthago: verschiedene Mentalitäten

Antwort erstellen


Diese Frage dient dazu, das automatisierte Versenden von Formularen durch Spam-Bots zu verhindern.
Smileys
:shifty: :shh: :problem: :lolno: :eh: :crazy: :clap: :angel: :wtf: :D :) :( :o :shock: :? 8) :lol: :x :P :oops: :cry: :evil: :twisted: :roll: :wink: :!: :?: :idea: :arrow: :| :mrgreen:
Mehr Smileys anzeigen

BBCode ist eingeschaltet
[img] ist eingeschaltet
[url] ist eingeschaltet
Smileys sind eingeschaltet

Die letzten Beiträge des Themas
   

Ansicht erweitern Die letzten Beiträge des Themas: Rom und Karthago: verschiedene Mentalitäten

Re: Rom und Karthago: verschiedene Mentalitäten

von Dietrich » 18.08.2015, 15:05

Barbarossa hat geschrieben: Ob Rassismus dabei war, weiß ich nicht. Einen anderen Aspekt halte ich für viel wichtiger.
Denn Karthago war eine enorm reiche Stadt. Und Reichtum weckt immer Begehrlichkeiten und zieht Neider an, die sich diesen Reichtum bei Möglichkeit aneignen möchten.
Sicher ist, dass die Karthager einen äußerst schlechten Ruf genossen, manche sprechen sogar von einem Antisemitismus.

Antisemitische Reflexe würde ich bei den zeitgenössischen Urteilen über die Phönizier nicht sehen. Hebräer und Phönizier waren zwei verschiedene Völker, auch wenn eine enge sprachliche Verwandtschaft zwischen beiden nordwestsemitischen Sprachen besteht. Wenn Griechen auf die Phönizier schimpften, so ist da sicher Konkurrenzneid vorhanden, denn die griechischen und phönizischen Kolonien wandten sich schließlich beim Handel an den gleichen Kundenkreis.

Das so entschieden negative Bild, das die Karthager bei ihren römischen Nachbarn hervorriefen, teilten sie im übrigen mit ihren Ahnen und Stammesbrüdern, den Phöniziern im Ostmittelmeerraum, in deren Verhältnis zu den Griechen. Aufschlussreich ist der Vergleich mit der verächtlichen Charakterisierung der schon früh im ersten Jahrtausend v. Chr. im Mittelmeerraum aktiven und bekannten phönizischen Kufleute in der "Odyssee" Homers, wo diese als gewinnsüchtige Betrüger und ausdrücklich als Halunken beschrieben werden (14, 288-291; 15,415-422).

Zweifellos waren sowohl Phönizier als auch ihre karthagischen Brüder gewiegte Händler und ihre Städte waren reich und wohlhabend. Das schürte Hass und Konkurrenzneid. Hinzu kam, dass sich die Karthager nicht der im Mittelmeer verbreiteten hellenistischen Kultur öffneten, Römern als auch Griechen fremde archaische semitische Gottheiten anbeteten und eine ungebräuchliche Sprache sprachen. Das alles trug dazu bei, dass die Karthager stets ein Hauch der "Fremdheit" umwehte.

Da die punische Bevölkerungsbasis winzig war, musste Karthago Kriege nöglichst meiden. Wo dennoch welche zu führen waren, war Karthago - anders als Rom - auf Söldner angewiesen, die viel kosteten und unzuverlässig waren. Bürger wurden ab dem 4./3. Jh. v. Chr. nur noch in geringem Maße im Heer beschäftigt. Hauptsächlich wurden Kämpfer von den Numidern, Iberern, Libyern, Elymern und Sikelern rekrutiert, daneben auch Sarden, Italiker und Kelten sowie Griechen. Dass diese zusammengewürfelten Truppen den römischen an Kampfmoral unterlegen waren, versteht sich von selbst.

Re: Rom und Karthago: verschiedene Mentalitäten

von Spartaner » 18.08.2015, 13:38

Dietrich hat geschrieben:
Nach der Eroberung durch die Perser und Griechen spielte Phönizien keine Rolle mehr Die handelspolitische Bedeutung ging auf Karthago über.
Unter den Persern hatten einige phönizische Städte noch relative Vasallenfreiheit, so u.a. Tyros als wichtiger Flotten-und Handelsstützpunkt im Mittelmeer. Den Griechen unter Alexander verweigerte sich Tyros und wollte die Großzügigkeiten die sie unter den Persern genossen, weiter behalten. Sie sahen in Alexander eher einen Ursupator und verloren in folgedessen nach zeitaufwendigen und verlustreichen Eroberung ihre Stadt. Die Bevölkerung wurde zum großen Teilen versklavt oder getötet.

Re: Rom und Karthago: verschiedene Mentalitäten

von Spartaner » 18.08.2015, 13:31

Barbarossa hat geschrieben: Denn Karthago war eine enorm reiche Stadt. Und Reichtum weckt immer Begehrlichkeiten und zieht Neider an, die sich diesen Reichtum bei Möglichkeit aneignen möchten. Um eine Berechtigung dafür zu erzeugen, muss man den Gegner vor seinem eigenen Volk auf eine Weise diskreditieren, dass ein Angriff legitim erscheint. Das haben die Römer sehr geschickt gemacht und haben sicher auch wissentlich Falschmeldungen gestreut. Genau das scheint bei den Punischen Kriegen passiert zu sein.
Tja, und daher der Ausspruch: "Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss." (Cato)
:roll:
Der Hauptgrund wird wahrscheinlich eher die militärische Bedrohung der phönizischen Flotte gewesen sein. Außerdem konnten die Römer nicht einschätzen, wann ein Karthager wie Hannibal erneut über die Alpen einen Vorstoss unternimmt. Diese militärische Bedrohung musste ausgeschaltet werden. Zutief saß noch die Angst der karthagischen Bedrohung vor den Toren Roms den Senatoren in den Knochen.

Re: Rom und Karthago: verschiedene Mentalitäten

von Dietrich » 18.08.2015, 12:45

Spartaner hat geschrieben: Immerhin hatten sie das Monopol inne im Mittelmeer uneingeschränkte Handelsmacht zu sein.
Karthago besaß im westlichen Mittelmeer eine hegemoniale Stellung. Das ist aber etwas völlig anderes als die Herrschaft über halb Europa plus vorderasien und Nordafrika, wie Rom sie inne hatte.

Während Rom innerhalb von 200 Jahren Europa eroberte, begnügte sich Karthago im Verlauf von 600 Jahren mit einigen Stützpunkten im Mittelmeer und einem kleinen Drittel Siziliens im Westen der Insel. (Die großen spanischen Eroberungen erfolgten erst im Zuisammenhang mit den Punischen Kriegen).

Ganz zweifellos waren die Römer von einem starken Expansionsdrang beseelt, einem Hunger nach großen Territorien, was für die Regierung Karthagos nie eine große Rolle spielte. Karthago hätte bereits im 5. Jh. v. Chr. seine Armee aufrüsten und Italien, Südspanien und Südfrankreich besetzen können, woran offensichtlich kein Interesse bestand. Rom tat das dann an seiner Stelle. Es ist offensichtlich, dass die geopolitischen Ziele Roms und Karthagos weit auseinanderlagen und auch das Selbstverständnis beider Staaten differierte.
Spartaner hat geschrieben: In den Anfangsjahrhunderten verhielten sich auch wie ein Händlervolk, dass will auch niemand bestreiten. Dies hatte auch mehrere Gründe. Zum einen waren die Phönizier nicht immer eine Volk was geeint war und auf Gefahren von außen im Stande war, präventiv zu antworteten. Vielmehr bestand es aus vielen Stadtstaaten (Tyros, Sidon, Akko, Arados, Byblos, Berytos und Karthago.
Es ist typisch für die Phönizier, dass sie einen lockeren Verbund souveräner Stadtstaaten bildeten. Die Bedeutung Phöniziens erwuchs einzig aus dem Handel, der über das Mittelmeer hinaus bis zu den sagenhaften "Zinninseln" reichte, womit vermutlich Zinnminen auf den Britischen Inseln gemeint sind.

Nach der Eroberung durch die Perser und Griechen spielte Phönizien keine Rolle mehr Die handelspolitische Bedeutung ging auf Karthago über.

Re: Rom und Karthago: verschiedene Mentalitäten

von Spartaner » 17.08.2015, 23:00

Ruaidhri hat geschrieben:Mal zwischendurch an Dietrich, Carlos und den Spartaner:
Danke für die interessante, fundierte Diskussion!
" Unterschiedliche Mentalitäten" ist ein etwas schwieriger Begriff, ist Euch aber blendend gelungen, aus verschiedenen Perspektiven darzulegen, was damit gemeint sein kann! :clap:
Liebe (r) Ruaidhri,
wir bedanken uns für deine Wertschöpfung unserer Beiträge und schätzen deine Beiträge genauso . :wink:

Re: Rom und Karthago: verschiedene Mentalitäten

von Barbarossa » 17.08.2015, 20:03

Dietrich hat geschrieben:...

Auf jeden Fall war die die antipunische Propaganda Roms äußerst wirksam, die sich nach dem Sturz Kartagos nochmals verdichtete. Die Karthager haben sich dagegen nicht mehr wehren können. Heute würden wir vielleicht von "Rassismus" sprechen.
Ob Rassismus dabei war, weiß ich nicht. Einen anderen Aspekt halte ich für viel wichtiger.
Denn Karthago war eine enorm reiche Stadt. Und Reichtum weckt immer Begehrlichkeiten und zieht Neider an, die sich diesen Reichtum bei Möglichkeit aneignen möchten. Um eine Berechtigung dafür zu erzeugen, muss man den Gegner vor seinem eigenen Volk auf eine Weise diskreditieren, dass ein Angriff legitim erscheint. Das haben die Römer sehr geschickt gemacht und haben sicher auch wissentlich Falschmeldungen gestreut. Genau das scheint bei den Punischen Kriegen passiert zu sein.
Tja, und daher der Ausspruch: "Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss." (Cato)
:roll:

Re: Rom und Karthago: verschiedene Mentalitäten

von Spartaner » 17.08.2015, 19:09

Dietrich hat geschrieben: Karthago hat während seiner Existenz lediglich Handelsfaktoreien und Handelsstützpunkte besessen und mit den Stämmen des Hinterlands Handelsverträge abgeschlossen (die spanische Herrschaft nach dem 1. Punischen Krieg ist ein untypischer Sonderfall). Lediglich auf Sizilien besaß Karthago im äußersten Westen ein seit langer Zeit bestehendes kleines Territorium, was zu endlosen Auseinandersetzungen mit den Griechen führte, die den Hauptteil der Insel beherrschten.

Als "Imperialismus" kann man das kaum bezeichnen. Es ist die typische Einstellung einer Handelsnation, die friedlich und ungestört Handel treiben möchte. Im Vergleich zur gewaltsamen territorialen Ausbreitung Roms zeigt das einen gewaltigen Unterschied. Von einem "römischen Imperialismus" kann man sicher sprechen, von einem "karthagischen Imperialismus" kaum. Das schließt natürlich nicht aus, dass die Karthager ihre Handelsinteressen militärisch verteidigten, wenn sie sie bedroht sahen.
Immerhin hatten sie das Monopol inne im Mittelmeer uneingeschränkte Handelsmacht zu sein. In den Anfangsjahrhunderten verhielten sich auch wie ein Händlervolk, dass will auch niemand bestreiten. Dies hatte auch mehrere Gründe. Zum einen waren die Phönizier nicht immer eine Volk was geeint war und auf Gefahren von außen im Stande war, präventiv zu antworteten. Vielmehr bestand es aus vielen Stadtstaaten (Tyros, Sidon, Akko, Arados, Byblos, Berytos und Karthago. Nur von Tyros aus wurde strategische vorrausschauende Politik gemacht. So wurde u.a. man nimmt an - 1200 v. Chr. Karthago gegründet und zielgerichtet immer weiter ausgebaut. Zum anderen waren die Phönizier wahrscheinlich als Landkrieger ungeeignet auch organisatorisch den Anderen unterlegen. Das änderte sich erst im Zeitraum von Hannibal . Auch war die Lage der Städte der ersten Stadtstaaten der Phönizier strategisch in einem unglücklichen Gebiet (heutiges Libanon) und sie waren anderen eroberungswilligen Völkern,( wie den Assyrer und Bayloniern) immer wieder hilflos ausgeliefert. Die Gründung der Stadt Karthago und die spätere Machtverlagerung dorthin war eine gute Wahl und die Vorraussetzung in der Geshcichte weiter mitzumischen.
520 vor Chr. wurden sie zu den Vasallen der Perser und von hier an, nahmen sie auch aktiv an Angriffhandlungen gegen fremde Völker teil. Was einen Schatten auf den Mythos eines so friedlichen Handelsvolkes wirft.

Re: Rom und Karthago: verschiedene Mentalitäten

von Dietrich » 17.08.2015, 15:46

CARLOS hat geschrieben:Aber es sind eben nicht nur Mentalitätsunterschiede darin verborgen sondern auch geopolitische Faktoren, die die Herrschaftsbildung fördern.
Bis zu den Punischen Kriegen hat Karthago in den 600 Jahren seines Bestehens weder große Gebiete erobert noch weiträumige expansive territoriale Ziele erkennen lassen. Karthago war mit seinen mittelmeerischen Faktoreien und Handelsstützpunkten zufrieden und zog nur in den Krieg, wenn es seine Hegemonie zur See im westlichen Mittelmeer gefährdet sah.

Selbst die Scharmützel zwischen Karthagern und Griechen, die sich jahrhundertelang hinzogen, entzündeten sich stets an griechischen Provokationen und militärischen Vorstößen. Karthago war mit seinem kleinen Gebietsteil im westlichen Sizilien um die phönizisch-punische Gründung Motye zufrieden und reagierte - abgesehen von wenigen Ausnahmen - nur auf Angriffe der Griechen, die der festen Überzeugung waren, ganz Sizilien sei griechisches Eigentum.

Was an Reaktionen der Griechen und Römer über die Punier überliefert ist, bezeugt deutlich ein Gefühl der "Andersartigkeit" und des "Fremdseins". Dafür gibt es einleuchtende Gründe. Vor allem waren weder die Phönizier noch die ihnen stammverwandten Karthager Teil der hellenistischen Ökumene oder später der griechisch-römischen Kultur. Allein die angebliche Opferung ihrer lebenden Kinder - an der die Archäologen heute berechtigte Zweifel haben - stieß in der gesamten Mittelmeerwelt auf Ekel und Ablehnung.

Heute nehmen viele Archäologen an, dass die in Urnen gefundenen Überreste von Kindern Totgeburten oder früh verstorbene Kinder waren, die die Eltern opferten. Auf jeden Fall trug das zum ruinösen Ruf der Punier bei, ferner auch ihre Hegemonie zur See und ihr sprichwörtliches händlerisches Geschick, das bereits Homer in der Ilias erwähnt. Allerdings werden sich griechische Händler nicht sonderlich davon unterschieden haben. Hinzu kommen andere Götter wie Tanit, Baal oder Melkart, eine andere Sprache, andere Architektur usw. usw.

Auf jeden Fall war die die antipunische Propaganda Roms äußerst wirksam, die sich nach dem Sturz Kartagos nochmals verdichtete. Die Karthager haben sich dagegen nicht mehr wehren können. Heute würden wir vielleicht von "Rassismus" sprechen.

Re: Rom und Karthago: verschiedene Mentalitäten

von Dietrich » 17.08.2015, 15:22

Spartaner hat geschrieben:Im Kampf gegen die Griechen stellten sie den Hauptanteil der persischen Flotte und ihr Ziel war ganz eindeutig imperialistischen Charakters.
Karthago hat während seiner Existenz lediglich Handelsfaktoreien und Handelsstützpunkte besessen und mit den Stämmen des Hinterlands Handelsverträge abgeschlossen (die spanische Herrschaft nach dem 1. Punischen Krieg ist ein untypischer Sonderfall). Lediglich auf Sizilien besaß Karthago im äußersten Westen ein seit langer Zeit bestehendes kleines Territorium, was zu endlosen Auseinandersetzungen mit den Griechen führte, die den Hauptteil der Insel beherrschten.

Als "Imperialismus" kann man das kaum bezeichnen. Es ist die typische Einstellung einer Handelsnation, die friedlich und ungestört Handel treiben möchte. Im Vergleich zur gewaltsamen territorialen Ausbreitung Roms zeigt das einen gewaltigen Unterschied. Von einem "römischen Imperialismus" kann man sicher sprechen, von einem "karthagischen Imperialismus" kaum. Das schließt natürlich nicht aus, dass die Karthager ihre Handelsinteressen militärisch verteidigten, wenn sie sie bedroht sahen.

Re: Rom und Karthago: verschiedene Mentalitäten

von Ruaidhri » 17.08.2015, 14:11

Mal zwischendurch an Dietrich, Carlos und den Spartaner:
Danke für die interessante, fundierte Diskussion!
" Unterschiedliche Mentalitäten" ist ein etwas schwieriger Begriff, ist Euch aber blendend gelungen, aus verschiedenen Perspektiven darzulegen, was damit gemeint sein kann! :clap:

Re: Rom und Karthago: verschiedene Mentalitäten

von dieter » 17.08.2015, 11:58

Lieber Spartaner,
bei diesen Tatsachen, die Du schreibst, ist zu vermuten, dass Karthago nicht anders reagiert hätte als Rom. Hat nicht zur selben Zeit als Persien Hellas angriff Karthago Sizilien angegriffen und ist dort von Syrakus geschlagen worden :?:

Re: Rom und Karthago: verschiedene Mentalitäten

von Spartaner » 16.08.2015, 19:23

Dietrich hat geschrieben:
Wir haben Gelegenheit, die Geschichte Karthagos über einen Zeitraum von rund 600 Jahren zu verfolgen. Weder gibt es in dieser Zeit einen karthagischen Imperialismus noch ist ein Bestreben feststellbar, große Territorien zu erobern und sie zu einer "Weltmacht" zusammenzufügen. Ganz anders Rom, das nach 600 Jahren bereits Vorderasien, Nordafrika und große Teile Europas unter seine Herrschaft gebracht hatte.
Zusammen mit den Persern und im Dienste als persische Vasallen hatten sie schon öfters versucht große Territorien (antike Griechenland) zu erobern und auch die Seeherrschaft weit über ihr Einfluss- Gebiet zu erweitern und sich als treue Vassallen fremder Grossmächte Vorteile zu erschleichen. Im Kampf gegen die Griechen stellten sie den Hauptanteil der persischen Flotte und ihr Ziel war ganz eindeutig imperialistischen Charakters. In Karthago selbst gab es zudem eine riesigen Militärhafen nur für Militäschiffe. In ihn fanden bis zu 200 Schiffe Platz. Geplant war der Hafen nicht nur zur Verdeitigung, sondern ganz eindeutig um Krieg zu führen. Der hafen wurde von den Römern komplet zerstört, um die Gafahr eiens neuen Angriffe zu Wasser für immer zu verhindern. Rom fühlte sich als Nachfolgemacht der Griechen. Die Phönizier eher als Vertreter- Macht der Perser.

Re: Rom und Karthago: verschiedene Mentalitäten

von CARLOS » 16.08.2015, 18:11

"Karthago und Rom waren mentalitätsgeschichtlich zwei verschiedene Welten. Während Karthago zeit seiner Existenz an einer harmonisch interagierenden Staatenwelt interessiert war, mit der es einträglich Handel treiben und entsprechende Freundschaftsverträge schließen konnte, hatte Rom von Anfang an einen Verdrängungseffekt und das Ziel, seine territoriale Machtbasis kräftig auszudehnen.

"Dieses Ziel lag Karthago fern, das stets eher an Frieden als an Krieg interessiert war. Krieg war für die Staatsführung Karthagos ineffektiv, forderte hohe Kosten und störte den friedlichen Handel. Erst wenn Karthagos Handelsinteressen massiv bedroht waren, setzte es militärische Mittel ein. Einen Gegener zu vernichten oder ihn mit Stumpf und Stiel auszurotten, lag Karthago fern. Der heutige Feind konnte morgen schließlich ein guter Handelspartner sein." Dietrich 14.8.2015im Eroffnungsposting


Lieber Dietrich, das ist m. E. richtig. Aber es sind eben nicht nur Mentalitätsunterschiede darin verborgen sondern auch geopolitische Faktoren, die die Herrschaftsbildung fördern. Eine Handelsnation hat andere Interessen als eine auf agrarischem Besitz basierende Bauernrepublik, die Rom ursprünglich war. Für die Handelsnation ist die Beherrschung der Handelsverbindungen entscheidend und die Bereitschaft der Partner zur Zusammenarbeit.

Rom dagegen will eine direkte unmittelbare Absicherung seiner Eroberungen anderer Städte (die gegenüber Rom u. a. nicht weniger aggressiv waren). Das ist entscheidend wichtig. Die Unterworfenen allerdings wurden in eine abgestufte Abhängigkeit gebracht und blieben politisch abhängig, aber behielten ihre Freiheit, hatten die Möglichkeit römisches Bürgerrecht zu erlangen. Bei ethnischer Gleichförmigkeit ist dies System dazu noch swehr sehr flexibel und schlagkräftig, verleiht Rom Stärke.

Roms Senat bestand in der Republik aus praktischen Politikern. Das hat naürlich auch mit Mentalität etwas zu tun. Der Mentalität einer bäuerlichen Gesellschaft, die am Althergebraachten hängt, der Sitte der Vorfahren (mores) achtet. Was erstaunt, ist die große Flexibilität, mit der später zur Zeit der Revolution und der großen Eroberungen die römische Gesellschaft andere Denkweisen (griechische Philosophie, Literatur) übernahm. Der Vorteil für die Unterworfenen übrigens , Föderati und Bundesgenossen etc., war die Pax Romana, der gesicherte Friede und Recht und Ordnung.

Karthagos Herrschaft war die indirekte Herrschaft einer Handelsnationm, um nicht den Ausdruck Hegemonie zu verwenden. Roms Herrschaft war direkt, hegemonial, ohne dass es die Unterworfenen erdrückend zu spüren bekamen. Rom war in vieler Hinsicht (z. B. Religion) liberal. Die Römer hatten nie den Drang anderen Vlökern ihre Religion und Götter aufzudrängen. Sie sammelten vielmehr fremde Gottheiten ein wie Briefmarken und stellten sie im Pantheon auf. Sehr praktisch, denn wer konnte wissen, ob diese Gottheiten nicht den Römern Schaden zufügen konnten? Vorsichtig und umsichtig war man auch. Die Römer waren bis zum ersten punischen Krieg ein Bauernvolk. Sie lernten den Flottenbau von den Karthagern.

Nicht vergesse werden darf die herausragend günstige zentrale geopolitische Lage Roms, einmal in Italien, dann zentral im Mittelmeerraum. In Italien etwas oberhalb der Tibermündung gelegen an einer alten Salzstraße (via salaria) geschützt dadurch vor Einfällen fremder Seevölker. Der Hafen Ostia war eine Bastion. Militärisch gesehen genießen sieim Mittelmeerraum den Vorteil der inneren Linie, ideal eigentlich für hegemoniale Ambitionen. Über die alten Handelsrouten war Rom mit dem Innern Italiens verbunden und musste diese Routen kontrollieren, konnte den inneriteritalischen Handel kontrollieren. Andere Städte haben vermutlich gegen die Römer dagegen rebelliert.

Die Etrusker hatten in den Anfängen Roms großen Einfluss (Tarquinier waren wohl etruskischer Herkunft). Über sie hatten Rom Kontakt mit Gebieten jenseits des Meeres. Kleingriechenland in Süditalien rundete den kulturellen Kosmos der Kulturen in der Nähe Roms ab. Rom war eigenständig aberkulturell nicht hermetisch abgeschlossen von der Außenwelt, auf die Übernahme fremder Einflüsse vorbereitet. Eine Stärke Roms.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
PS: Habe bemerkt, das mein letzter Beitrag nicht ausgedruckt wurde. Hoffentlich klappt es jetzt

Re: Rom und Karthago: verschiedene Mentalitäten

von Dietrich » 16.08.2015, 17:13

Ruaidhri hat geschrieben: Das ist wohl mit der entscheidende Faktor gewesen.
Man mag da durchaus "verschiedene Mentalitäten" vermuten, die zu anderer Organisation und Strukturen, aber auch unterschiedlichen Zielen führten.
Das straffere Herrschafts- und Militärsystem hat sicher einen großen Teil zur Überlegenheit Roms beigetragen.

Wichtig erscheint mir aber noch ein anderer Aspekt. Die Punier/Phönizier waren eine winzige Bevölkerungsgruppe inmitten anderer Völker. Sie unterschieden sich ethnisch, sprachlich und religiös völlig von den angrenzenden Bevölkerungsgruppen und Stämmen. Das war bei Rom völlig anders. Abgesehen von wenigen Ausbahmen (z.B. Etrusker, Griechen auf Sizilien) waren alle Stämme Italiens Italiker mit gleichen oder verwandten italischen Sprachen und ähnlichen religiösen und kulturellen Riten.

Man muss sich wundern, dass sich die kleine Schar der Punier überhaupt einige Jahrhunderte behaupten konnte. Das spricht für eine elastische Staatsführung, die existenzbedrohende Kriege vermied in Anbetracht der äußerst schmalen punischen Bevölkerungsbasis. Zu den Punischen Kriegen wurde der karthagische Staat von Rom gezwungen, denn für Karthago bestand keine Veranlassung, einen Krieg gegen Rom zu eröffnen.

Re: Rom und Karthago: verschiedene Mentalitäten

von Ruaidhri » 16.08.2015, 16:34

Dietrich hat geschrieben:Mir scheint die innere Stabilität Roms, sein Herrschaftssystem, der ausschlaggebende Faktor gewesen zu sein im Kampf gegen Karthago.
oder Carlos:
Das römische Herrschaftssystem in Italen (Bundesgenossen) war elastisch genug alle Krisen zu überstehen. Entscheiden dürfte bei mSieg über Hannibal auch gewesen sein, dass Karthago auf Söldner setzte im Gegensatz zu Rom.

Mir scheint die innere Stabilität Roms, sein Herrschaftssystem, der ausschlaggebende Faktor gewesen zu sein im Kampf gegen Karthago.
Das ist wohl mit der entscheidende Faktor gewesen.
Man mag da durchaus "verschiedene Mentalitäten" vermuten, die zu anderer Organisation und Strukturen, aber auch unterschiedlichen Zielen führten.

Nach oben