von Dietrich » 28.07.2015, 12:37
Ausgangspunkt der Kreuzzüge war bekanntlich das Hilfeersuchen des byzantinischen Kaisers Alexios I. Komnenos, da die türkischen Seldschuken nach der Schlacht bei Mnzikert 1071 ganz Kleinasien überschwemmten und bis vor die Tore Konstantinopels vordrangen.
Leider ist das Hilfeersuchen nicht erhalten geblieben und sein ungefährer Wortlaut nur aus anderen zeitgenössischen Quellen bekannt. Im Kern führten die byzantinischen Gesandten dem christlichen Abendland die Gefahr einer islamischen Überfremdung vor Augen und kündigten seine Eroberung durch muslimische Heere an. Zugleich dramatisierten sie den Zustand der Grabeskirche und die Zugangsmöglichkeit christlicher Pilger. Daraus wurde dann eine Befreiung der Heiligen Stätten, was ein ideelles und kein finanzielles Projekt war - auch wenn ein Teil der Kreuzfahrer durchaus sehr profane Ziele verfolgte.
Militärisch und finanziell konnte der Kaiser angesichts der bedrängten Lage keine Zusagen machen. Was er aber anbot war eine Vereinigung der orthodoxen Ostkirche mit der römisch-katholischen. - Der Erste Kreuzzug und auch die folgenden brachten Byzanz Entlastung und lockerten den Druck der Seldschuken auf die Ostgrenze.
Interessant ist, was Papst Urban II. in der uns überlieferten Kreuzzugspredigt von 1095 als Gründe für die Befreiung der Heiligen Stätten angibt:
1. Das "Volk der Franken" (Franzosen) ist Gottes auserwähltes Volk, herausgehoben von anderen Völkern durch die Wertschätzung der katholischen Kirche (das lässt sich wohl als Lobhudelei abbuchen!)
2. Die "frremden und gottesfernen" Araber haben das Land Jerusalem besetzt, durch Mord, Raub und Brand entvölkert und die Gefangenen umgebracht oder entführt.
3. Kirchen der Christen wurden zerstört, entweiht oder zu Moscheen gemacht.
4. Sodann werden die Ritter aufgefordert, die "Reiche der Heiden" zu zerstören, neues Land statt der kleinen heimischen Ländereien zu gewinnen und das "gottlose Vok" der Araber zu unterwerfen.
5. Erst ganz zum Schluss wird darauf hingewiesen, dass Jerusalem als "Mittelpunkt der Erde" ein "zweites Paradies der Wonne" werden kann und der Ort natürlich als christliche Königsstadt, die der Erlöser verherrlicht hat, ihre Befreiung ersehnt. "Vergebung der Sünden" und "nie welkender Ruhm" wird dafür vom Papst versprochen.
Natürlich handelt es sich hier um kriegerische Propaganda, aber auch um ein bestimmtes religiöses Selbstverständnis der Epoche. Es hochinteressant, einmal einen Blick in solche originalen Quellen zu werfen, um ein Gespür für die Atmosphäre zu gewinnen, in der die christlichen Ritter ihren Kreuzzug unternahmen. Sichtbar wird besonders, dass Hass sowohl auf christlicher als auch arabischer Seite gepredigt wurde, oftmals mit, noch öfter ohne besseres Wissen!
Es ist kaum möglich und vielleicht müßig zu beurteilen, wer nun ein fundamentaleres Recht auf das Heilige Land hatte. Das Römische Reich eroberte die Regionen Syrien, Judäa und Ägypten seit etwa 30 v. Chr.-ca. 100 n. Chr, wobei nach Untzergang Westroms das Oströmischen Reich bzw. Byzanz die Herrschaft ausübte. Als die Araber die Region im 7. Jh. eroberten, wurden sie vielfach als Befreier begrüßt, da der einheimischen vorderasiatischen Bevölkerung das politische System von Byzanz, das seine Provinzen finanziell ausbeutete, verhasst war. Zudem erwiesen sich die Araber vielfach als tolerant, verlangten von Christen und Juden - den "Leuten des Buchs" - lediglich eine Kopfsteuer und ließen sie problemlos zum Islam übertreten.
Ein "rechtlicher Anspruch" der Kreuzritter aufs Heilige Land ist also zumindest zweifelhaft und religiöse Motive - oft auch Fanatismus - mischten sich mit sehr weltlichen Hoffnungen auf Land, Reichtum und Ruhm. Man kann dies nur konstatieren, denn angesichts der damaligen Zeit wäre es unhistorisch, heutige moralische Maßstäbe anzulegen. Das gilt sowohl für Christen als auch Araber!
Politisch-militärisch blieben die Kreuzzüge ohnehin folgenlos, denn bekanntlich konnte sich die kleine Schar der Ritter ohne ständigen Zuzug aus Europa nicht gegenüber der ansässigen arabischen Bevölkerung durchsetzen. Folgenreicher war hingegen ein Kulturstrom von Ost nach West - besonders in der Technik und den Naturwissenschaften sowie der Literatur - was aber wohl in erster Linie über Italien und das muslimische Spanien nach Europa einströmte.
Ausgangspunkt der Kreuzzüge war bekanntlich das Hilfeersuchen des byzantinischen Kaisers Alexios I. Komnenos, da die türkischen Seldschuken nach der Schlacht bei Mnzikert 1071 ganz Kleinasien überschwemmten und bis vor die Tore Konstantinopels vordrangen.
Leider ist das Hilfeersuchen nicht erhalten geblieben und sein ungefährer Wortlaut nur aus anderen zeitgenössischen Quellen bekannt. Im Kern führten die byzantinischen Gesandten dem christlichen Abendland die Gefahr einer islamischen Überfremdung vor Augen und kündigten seine Eroberung durch muslimische Heere an. Zugleich dramatisierten sie den Zustand der Grabeskirche und die Zugangsmöglichkeit christlicher Pilger. Daraus wurde dann eine Befreiung der Heiligen Stätten, was ein ideelles und kein finanzielles Projekt war - auch wenn ein Teil der Kreuzfahrer durchaus sehr profane Ziele verfolgte.
Militärisch und finanziell konnte der Kaiser angesichts der bedrängten Lage keine Zusagen machen. Was er aber anbot war eine Vereinigung der orthodoxen Ostkirche mit der römisch-katholischen. - Der Erste Kreuzzug und auch die folgenden brachten Byzanz Entlastung und lockerten den Druck der Seldschuken auf die Ostgrenze.
Interessant ist, was Papst Urban II. in der uns überlieferten Kreuzzugspredigt von 1095 als Gründe für die Befreiung der Heiligen Stätten angibt:
[b]1.[/b] Das "Volk der Franken" (Franzosen) ist Gottes auserwähltes Volk, herausgehoben von anderen Völkern durch die Wertschätzung der katholischen Kirche (das lässt sich wohl als Lobhudelei abbuchen!)
[b]
2.[/b] Die "frremden und gottesfernen" Araber haben das Land Jerusalem besetzt, durch Mord, Raub und Brand entvölkert und die Gefangenen umgebracht oder entführt.
[b]
3. [/b]Kirchen der Christen wurden zerstört, entweiht oder zu Moscheen gemacht.
[b]4.[/b] Sodann werden die Ritter aufgefordert, die "Reiche der Heiden" zu zerstören, neues Land statt der kleinen heimischen Ländereien zu gewinnen und das "gottlose Vok" der Araber zu unterwerfen.
[b]5.[/b] Erst ganz zum Schluss wird darauf hingewiesen, dass Jerusalem als "Mittelpunkt der Erde" ein "zweites Paradies der Wonne" werden kann und der Ort natürlich als christliche Königsstadt, die der Erlöser verherrlicht hat, ihre Befreiung ersehnt. "Vergebung der Sünden" und "nie welkender Ruhm" wird dafür vom Papst versprochen.
Natürlich handelt es sich hier um kriegerische Propaganda, aber auch um ein bestimmtes religiöses Selbstverständnis der Epoche. Es hochinteressant, einmal einen Blick in solche originalen Quellen zu werfen, um ein Gespür für die Atmosphäre zu gewinnen, in der die christlichen Ritter ihren Kreuzzug unternahmen. Sichtbar wird besonders, dass Hass sowohl auf christlicher als auch arabischer Seite gepredigt wurde, oftmals mit, noch öfter ohne besseres Wissen!
Es ist kaum möglich und vielleicht müßig zu beurteilen, wer nun ein fundamentaleres Recht auf das Heilige Land hatte. Das Römische Reich eroberte die Regionen Syrien, Judäa und Ägypten seit etwa 30 v. Chr.-ca. 100 n. Chr, wobei nach Untzergang Westroms das Oströmischen Reich bzw. Byzanz die Herrschaft ausübte. Als die Araber die Region im 7. Jh. eroberten, wurden sie vielfach als Befreier begrüßt, da der einheimischen vorderasiatischen Bevölkerung das politische System von Byzanz, das seine Provinzen finanziell ausbeutete, verhasst war. Zudem erwiesen sich die Araber vielfach als tolerant, verlangten von Christen und Juden - den "Leuten des Buchs" - lediglich eine Kopfsteuer und ließen sie problemlos zum Islam übertreten.
Ein "rechtlicher Anspruch" der Kreuzritter aufs Heilige Land ist also zumindest zweifelhaft und religiöse Motive - oft auch Fanatismus - mischten sich mit sehr weltlichen Hoffnungen auf Land, Reichtum und Ruhm. Man kann dies nur konstatieren, denn angesichts der damaligen Zeit wäre es unhistorisch, heutige moralische Maßstäbe anzulegen. Das gilt sowohl für Christen als auch Araber!
Politisch-militärisch blieben die Kreuzzüge ohnehin folgenlos, denn bekanntlich konnte sich die kleine Schar der Ritter ohne ständigen Zuzug aus Europa nicht gegenüber der ansässigen arabischen Bevölkerung durchsetzen. Folgenreicher war hingegen ein Kulturstrom von Ost nach West - besonders in der Technik und den Naturwissenschaften sowie der Literatur - was aber wohl in erster Linie über Italien und das muslimische Spanien nach Europa einströmte.