von Renegat » 01.12.2014, 11:54
Renegat hat geschrieben:Für die Generation der BRD-Geborenen mag da was dran sein. Wenn man aber eine Generation weiter zurückgeht, wird es noch komplizierter. Einige Vertreter der in der NS-Sozialisierten habe ich noch kennengelernt. Deren großes, positives Interesse für die Indianer hat mich immer gewundert. Das kann nicht nur an Karl May gelegen haben? Schon diese Generation kam nämlich mit dem Relativierungsargument, mir sind da dunkel sehr krude Verknüpfungen erinnerlich.
Kann es sein, dass schon in der Hitlerjugend die Judenvernichtung als nicht so schlimm propagiert wurde, verglichen mit der Vernichtung der getreu nach Karl May "edlen" Indianer?
Lia hat geschrieben: Karl May hatte ich auch im Hinterkopf. Ob dessen Schilderungen rassistischen- oder aus seiner Sicht unchristlichen Umgangs der weißen Eroberer mit den Indianern allerdings wesentlich zur Holocaust- Relativierung beigetragen hat, weiß ich nicht, könnte dennoch als Steinchen im Mosaik der Relativierung und Verdrängung angenommen werden.
Verdrängung in anderer Form war/ ist jedoch die Umkehrung auch. Als Deutsche(r) nicht sagen zu dürfen, dass es Genozid überall auf der Welt gab und gibt, ohne gleich in die Schublade gesteckt zu werden, in die man nun nachweislich nicht gehört.
Hattest du den Eindruck, das als Deutsche nicht sagen zu dürfen, Lia?
Kommt wahrscheinlich darauf an, mit wem man spricht. Spricht man mit einem US-Amerikaner über Rassismus, wird man sich eine Entgegnung a´la "aber die Deutschen haben die Juden vergast" gefallen lassen müssen, wenn man oberlehrerhaft über den Indianergenozid oder den aktuellen Rassismus gegen Schwarze und Latinos argumentiert.
Sprach man zu BRD-Zeiten mit einem Angehörigen der NS-Generation hat man anders argumentiert, da das Relativierungsargument, was letztlich einer Verteidigungs- und Verdrängungshaltung entsprach, vom Diskussionspartner kam. Die NS-Generation war schließlich gleichzeitig die Eltern- und Großelterngeneration der BRD-Geborenen. Da wurde manches kontrovers im Generationenkonflikt bearbeitet, der Holocaust auf jeden Fall. Anderes, die kleinen Aussagen, wurden übernommen, wie z.B. das Karl May-Weltbild.
Renegat hat geschrieben:Der Holocaust wird auch deshalb meist als Maßstab genommen, weil er der UN direkt vor Augen stand, als 1948 die Völkermordkonvention beschlossen wurde. Er war mow Anlaß dieser Übereinkunft, wurde an die Menschenrechte angehängt.
Lia hat geschrieben:Der Maßstab allerdings ist falsch, eine neuerliche Relativierung, in der Rückbetrachtung wie für Gegenwart und die Zukunft.
Wie denn bewiesen ist.
Man wird immer den zeitnahen Genozid heranziehen und ihn mit dem tagesaktuellen vergleichen. Jeder Genozid ist anders gelagert, sowohl von Ursachen, Absichten und Mitteln. Wir gucken ja gerade einem weiteren zu.
[quote="Renegat"]Für die Generation der BRD-Geborenen mag da was dran sein. Wenn man aber eine Generation weiter zurückgeht, wird es noch komplizierter. Einige Vertreter der in der NS-Sozialisierten habe ich noch kennengelernt. Deren großes, positives Interesse für die Indianer hat mich immer gewundert. Das kann nicht nur an Karl May gelegen haben? Schon diese Generation kam nämlich mit dem Relativierungsargument, mir sind da dunkel sehr krude Verknüpfungen erinnerlich.
Kann es sein, dass schon in der Hitlerjugend die Judenvernichtung als nicht so schlimm propagiert wurde, verglichen mit der Vernichtung der getreu nach Karl May "edlen" Indianer? [/quote]
[quote="Lia"] Karl May hatte ich auch im Hinterkopf. Ob dessen Schilderungen rassistischen- oder aus seiner Sicht unchristlichen Umgangs der weißen Eroberer mit den Indianern allerdings wesentlich zur Holocaust- Relativierung beigetragen hat, weiß ich nicht, könnte dennoch als Steinchen im Mosaik der Relativierung und Verdrängung angenommen werden.
Verdrängung in anderer Form war/ ist jedoch die Umkehrung auch. Als Deutsche(r) nicht sagen zu dürfen, dass es Genozid überall auf der Welt gab und gibt, ohne gleich in die Schublade gesteckt zu werden, in die man nun nachweislich nicht gehört. [/quote]
Hattest du den Eindruck, das als Deutsche nicht sagen zu dürfen, Lia?
Kommt wahrscheinlich darauf an, mit wem man spricht. Spricht man mit einem US-Amerikaner über Rassismus, wird man sich eine Entgegnung a´la "aber die Deutschen haben die Juden vergast" gefallen lassen müssen, wenn man oberlehrerhaft über den Indianergenozid oder den aktuellen Rassismus gegen Schwarze und Latinos argumentiert.
Sprach man zu BRD-Zeiten mit einem Angehörigen der NS-Generation hat man anders argumentiert, da das Relativierungsargument, was letztlich einer Verteidigungs- und Verdrängungshaltung entsprach, vom Diskussionspartner kam. Die NS-Generation war schließlich gleichzeitig die Eltern- und Großelterngeneration der BRD-Geborenen. Da wurde manches kontrovers im Generationenkonflikt bearbeitet, der Holocaust auf jeden Fall. Anderes, die kleinen Aussagen, wurden übernommen, wie z.B. das Karl May-Weltbild.
[quote="Renegat"]Der Holocaust wird auch deshalb meist als Maßstab genommen, weil er der UN direkt vor Augen stand, als 1948 die Völkermordkonvention beschlossen wurde. Er war mow Anlaß dieser Übereinkunft, wurde an die Menschenrechte angehängt.[/quote]
[quote="Lia"]Der Maßstab allerdings ist falsch, eine neuerliche Relativierung, in der Rückbetrachtung wie für Gegenwart und die Zukunft.
Wie denn bewiesen ist.[/quote]
Man wird immer den zeitnahen Genozid heranziehen und ihn mit dem tagesaktuellen vergleichen. Jeder Genozid ist anders gelagert, sowohl von Ursachen, Absichten und Mitteln. Wir gucken ja gerade einem weiteren zu.