Unsichere Lage in Thailand

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Re: Unsichere Lage in Thailand

von ehemaliger Autor K. » 24.05.2014, 11:42

Seit Abschaffung der absoluten Monarchie 1932 hat das Militär in Thailand 19 x geputscht, aber immer nach einiger Zeit die Macht wieder an zivile Politiker abgegeben. Wie sie allerdings diesmal die Lage beruhigen wollen, ist unklar. Die ehemalige Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra, sie wurde inzwischen verhaftet, ist nach wie vor beliebt und der Shinawatra Clan und seine Anhänger, die Rothemden, haben bisher alle Wahlen gewonnen. Neuwahlen würden sie wieder an die Macht zurückbringen.

Das weiß auch die Opposition der Gelbhemden, hinter denen vor allem die alten Eliten in Bangkok stehen unter Führung von Suthep Thaugsuban. Der hatte ja in den vergangenen Monaten durch Dauerdemonstrationen seiner Anhänger den Militärputsch provoziert und auf ihn gehofft. Bei Wahlen hätte er allerdings keine Chancen, deshalb will er auch die parlamentarische Demokratie abschaffen und durch einen „Volksrat“ ersetzen. Der König soll einen Ministerpräsidenten ernennen und der soll dann 400 „moralisch integre“ Mitglieder für diesen Rat bestimmen. Wahrscheinlich spekuliert Thaugsuban darauf, dass er dieser Ministerpräsident wird und er anschließend seinen Clan in die Regierung holen kann. Das wird aber möglicherweise einen Aufstand der „Rothemden“ und einen Bürgerkrieg provozieren. Es bleibt abzuwarten, wie die Militärs sich in Zukunft verhalten werden. Möglicherweise bleiben sie eine ganze Weile an der Macht, da die zivilen Organisationen anscheinend derzeit nicht regierungsfähig sind.

Etwas Gutes hat der Ausnahmezustand und die Ausgangsperre von 22.00 Uhr bis 5.00 morgens: Es wird etwas ruhiger in der Stadt. Ich bin öfters in Bangkok gewesen und dies ist eine der fürchterlichsten Städte der Welt. Abgesehen von einigen Tempelbezirken ist nicht viel zu sehen, es ist heiß und schwül und frühmorgens beginnt ein totales Verkehrschaos. Spätestens um 10.00 Uhr herrscht ein völliges Durcheinanders, nichts geht mehr, die Stadt verwandelt sich in einen riesigen Parkplatz. Überall wird geschrien, gehupt, es ist wie in Dantes Inferno. Das soll jetzt etwas besser sein.

Re: Unsichere Lage in Thailand

von dieter » 24.05.2014, 10:03

Lieber Barbarossa,
das klingt jetzt sicherlich arogant, aber wenn die Opposition nicht akzeptiert, dass sie die Wahl verloren hat, dann ist das Land nicht reif für eine Demokratie. :roll:

Re: Unsichere Lage in Thailand

von Barbarossa » 24.05.2014, 09:51

Im Moment versuchen sie es. Das Problem ist nur, dass die Parteien einfach unversöhnlich zerstritten sind. Gewinnt eine Partei die Wahl, akzeptiert die jeweils andere die Regierung nicht und es kommt zu Kravall. Wie man das lösen kann weiß ich auch nicht. Vielleicht die Parteien auflösen und nur Einzelpersonen zur Wahl zulassen in einem reinen Direktwahlsystem?
Was anderes fiele mir da jetzt nicht ein.

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Re: Unsichere Lage in Thailand

von dieter » 24.05.2014, 09:43

Lieber Barbarossa,
glaubst Du, dass das Militär die ordnente Kraft sein kann :?: In einer Demokratie müßte die Opposition abwarten, bis Wahlen sind und versuchen auf legalen Wege die Macht zu erringen. :wink:

Militär-Putsch in Thailand

von Barbarossa » 23.05.2014, 17:12

Das Militär hat gestern Nachmittag (Donnerstag) nun doch die Macht in Thailand übernommen, wie Armeechef Prayuth Chan-ocha in einer Fernsehansage verkündete. Gleichzeitig wurde eine Ausgangssperre verhängt, die zwischen 22 und 5 Uhr im gesamten Land gelte. Auch das verhängte Kriegsrecht bleibe in Kraft, welches bewaffneten Soldaten unter anderem erlaubt, Kundgebungen zu stoppen und Menschen ohne Haftbefehl festzunehmen. Zugleich wurde zusichert, „alle Ausländer in Thailand zu schützen“. Es ist nun schon der 12. Staatsstreich dieser Art in Thailand.
Der Schritt sein notwendig geworden, weil Versöhnungsgespräche zwischen den zerstrittenen politischen Lagern gescheitert seien. Die verfeindeten Lager hatten sich am Mittwoch erstmals zu einem Runden Tisch getroffen, den das Militär einberufen hatte. Da dieses erste Treffen keine konkreten Ergebnisse gebracht hatte, kam es am Donnerstag zu einem weiteren Treffen, das allerdings ebenfalls ergebnislos verlief.

Artikel lesen: >> Nach monatelangen Unruhen - Militär verhängt Ausgangssperre <<

Re: Unsichere Lage in Thailand

von Barbarossa » 21.05.2014, 13:24

Tja, ich weiß nicht. Das Militär scheint die einzige Kraft im Land zu sein, die sowohl in der Lage als auch willens ist, die Ruhe im Land zu bewahren. Schlimm genug ist das.

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Re: Unsichere Lage in Thailand

von dieter » 21.05.2014, 12:46

Lieber Barbarossa,
hoffentlich kommt es in Thailand nicht zu einer Militärdiktatur. :roll:

Kriegsrecht in Thailand verhängt

von Barbarossa » 20.05.2014, 22:11

Das thailändische Militär hat das Kriegsrecht im Land verhängt. Ausdrücklich wird von Seiten des Militärs betont, es handle sich nicht um einen Putsch und die Regierung bliebe im Amt. In einer Fernsehansprache hieß es, man wolle lediglich "Frieden und Ordnung für alle Menschen wiederherstellen". Dennoch mußten zehn Fernsehsender den Betrieb einstellen.
Die offizielle Begründung erscheint dem objektiven Beobachter vorgeschoben, denn derzeit gibt es keine größeren Unruhen.
Allerdings wurde am 7. Mai Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra vom Obersten Gericht des Amtes enthoben. 

Artikel lesen:
>> 07.05.2014: Amtsenthebung - Gericht setzt Thailands Regierungschefin ab <<
>> 20.05.2014: Kriegsrecht in Thailand - Die Generäle übernehmen das Kommando <<

Re: Unsichere Lage in Thailand

von dieter » 10.12.2013, 14:31

Lieber Karlheinz,
ein Zurück zur Diktatur darf es nicht geben. :roll:

Re: Unsichere Lage in Thailand

von ehemaliger Autor K. » 10.12.2013, 11:45

Machtkampf der Eliten geht weiter
Der Club der Millionäre von Bangkok hat zumindest vorübergehend einen Teilsieg errungen, von dem aber unklar ist, ob der Schuss nicht vielleicht nach hinten losgeht. Der Führer der Opposition, Sethup Thaugsubar, rief zum Sturz der korrupten Shinawatra Clique auf, dabei ist er selbst in zahlreiche Korruptionsskandale verwickelt und ein steinreicher Mann. Er bekämpfte das Amnestiegesetz der Ministerpräsidentin, mit dem diese ihren Bruder nach Thailand zurückholen wollte. Das Gesetz wurde jetzt rückgängig gemacht. Das ist für Sethup aber insofern unklug, da er selbst unter Mordanklage steht, denn in seiner Zeit als Premierminister 2010 wird er für den Tod von 92 Demonstranten verantwortlich gemacht. Das Amnestiegesetz hätte auch ihn begnadigt. Jetzt steht die Anklage wieder und nun muss er nach der Macht greifen, um sich selbst zu befreien.

Mit einem theatralischen Auftritt hat Ying Luck Shinawatra das Parlament aufgelöst und für Februar 2014 Neuwahlen angesetzt. Die könnte sie durchaus gewinnen. Sethup ist deshalb auch gar nicht an Wahlen interessiert, er fordert einen „Volksrat“. Die Mitglieder dieses Rates sollen vom König ernannt werden und die parlamentarische Demokratie möchte er abschaffen. Viele gehen davon aus, dass er die Unruhen weiter vorantreiben wird, um einen Militärputsch zu provozieren. Das Land wird nicht zur Ruhe kommen.

Die Rivalitäten und die Cliquenkämpfe der Oberschichten werden Thailand noch in den Abgrund treiben. Sie haben einen zerstörerischen Prozess der Selbstzerfleischung eingeleitet, dessen Ende nicht abzusehen ist.

Re: Unsichere Lage in Thailand

von dieter » 10.12.2013, 10:02

Ein geschickter Trick der Ministerpräsidentin, die weiß, dass bei Neuwahlen sie gewinnt, da die arme Landbevölkerung auf ihrer Seite ist. :wink:

Re: Unsichere Lage in Thailand

von Barbarossa » 10.12.2013, 07:46

:arrow: "Dürfen wir nicht mehr in Thailand bleiben?" - Yingluck richtet sich weinend ans Volk

Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra hat nun angkündigt, dass es Neuwahlen geben wird und rief die Demonstranten auf, die Proteste zu beenden. Doch denen genügt das offenbar noch nicht - sie wollen die ganze Familie Shinawatra aus der thailändischen Politik herausdrängen. Anderenfalls könnte es zu einer Wiederwahl der derzeitigen Ministerpräsidentin kommen, die nach wie vor Rückhalt in der Landbevölkerung hat. Angesichts dieser radikalen Forderungen der Opposition verlor Yingluck Shinawatra offensichtlich die Nerven...

Artikel lesen: hier klicken

Re: Unsichere Lage in Thailand

von Barbarossa » 06.12.2013, 00:09

Danke, für diesen interessanten Einblick, Karlheinz.

Re: Unsichere Lage in Thailand

von dieter » 05.12.2013, 15:41

Lieber Karlheinz,
ein berückendes Bild was Du m zeichnest. :roll:

Re: Unsichere Lage in Thailand

von ehemaliger Autor K. » 05.12.2013, 13:54

Machtkampf noch nicht entschieden

Der neue Machtkampf in Thailand ist noch nicht endgültig entschieden, aber der Opposition wird es wahrscheinlich nicht gelingen, die Ministerpräsidentin Ying Luck Shinawatra zu stürzen. Der Shinawatra Clan ist eine der reichsten Familien in Thailand, mehrere Milliarden schwer und selbstverständlich korrupt. Ihnen dies aber vorzuwerfen ist lächerlich, denn in Asien sind alle Regierungen korrupt. Die Korruption ist hier seit vielen Jahrhunderten ein wichtiger Bestandteil des politischen Systems und durchdringt alle Bereiche. Es ist selbstverständlich, die Beamten zu „beschenken“ und es ist „normal“, dass diese sich ungeniert aus der Staatskasse bedienen. Niemand erwartet im Ernst ehrliche Politiker. Über Korruption klagen nur die, die im Moment keinen Anteil an ihr haben, die derzeit zu weit von den Fleischtöpfen entfernt sind und dies als Nachteil empfinden. Gelder aus Korruptionsgewinnen fließen teilweise an die Bevölkerung zurück, denn die Politiker müssen ebenfalls Geschenke an ihre Klientel verteilen.

Der Bruder der jetzigen Ministerpräsidentin, Thaksin Shinawatra, wurde 2006 vom Militär gestürzt und flüchtete ins Ausland, denn er hatte zu offen die Staatsfinanzen geplündert. Die Familie hat ihre Basis im Nordosten des Landes und finanzierte dort soziale Projekte, um ihre Klientel zu stützen und ihre eigene Macht zu vergrößern. Dies missfiel den alten Oligarchien in Bangkok, die befürchteten, dass zu viel Geld in die Provinz floss, Geld, das sie selber haben wollten. Unterstützt wurden sie von der Mittelschicht, die gleichfalls um ihre Pfründe bangte.

Nach dem Rücktritt der Militärs übernahmen die alten Eliten wieder die Macht, doch der Shinawatra-Clan gab nicht auf. Sie mobilisierten die Landbevölkerung im Nordosten, steckten ihre Anhänger in rote Hemden und ließen sie durch Bangkok marschieren. Die herrschenden Familien nahmen die Herausforderung an und verpassten ihren Anhängern gelbe Hemden. Das Ergebnis waren blutige Straßenschlachten, die Thailand 2010 an den Rand des Bürgerkrieges führen. Bei den Wahlen 2011 gewann die jetzige Ministerpräsidentin. Ihr ungeschickter Schachzug, durch ein Amnestiegesetz die Rückkehr ihres Bruders aus dem Ausland zu erzwingen, führte zu heftigen Protesten. Die Oligarchien nutzten die günstige Gelegenheit und läuteten eine neue Runde im Kampf gegen den bei ihnen verhassten Shinawatra Clan ein. Das Ergebnis können wir derzeit im Fernsehen beobachten.

Die Ereignisse zeigen, wie weit Thailand noch von einer modernen Demokratie entfernt ist. Die Parteien sind in Asien nur politische Instrumente mächtiger Familienclans, die mit ihnen ihre Machtkämpfe austragen. Wie einst im Feudalismus mobilisieren sie ihre jeweiligen Anhänger und führen sie gegenseitig in die Schlacht. Die Thailänder sollten sich fragen, ob es sich lohnt, für den einen Club der Milliardäre gegen den anderen Club der Milliardäre in den Kampf zu ziehen, um sich die Schädel einzuschlagen. Das Land hat bei diesen Kämpfen zwischen den Cliquen der Oberschicht nicht viel zu gewinnen, aber sehr viel zu verlieren.
Thailand braucht politische Parteien, die sich aus den Tentakeln dieser Kraken befreien können, um zu wirklichen Volksparteien zu werden.

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